Die Stellung der Frauen in der Öffentlichkeit. Aussagen der Frauenzeitschriften von Marianne Ehrmann und Sophie von la Roche im ausgehenden 18. Jahrhundert


Seminararbeit, 2002

27 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Einführung in die Thematik
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit

2. Geschichtlicher Hintergrund
2.1 Bedeutung der Publizistik für die Gesellschaft
2.2 Zur Stellung der Frauen

3. Der gelehrte Frauenjournalismus
3.1 Bedeutung der Frauenzeitschriften
3.1.1 Artikulationsmöglichkeiten für Frauen
3.1.2 Anregung zu Bildung
3.1.3 Identitätskonstruktion
3.1.4 Beteiligung an weiblicher Öffentlichkeit
3.2 Aufbau und Gestaltung von Frauenzeitschriften

4. Bedeutende Zeitschriften
4.1 Moralische Wochenschriften
4.1.1 Merkmale der Moralischen Wochenschriften
4.1.2 Funktionen
4.2 Sophie von La Roche
4.3 Marianne Ehrmann

5. Zeitschriftenproduktion in Wien

6. Conclusio

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Wie kann ich verstehen, wer ich bin und woher ich komme, wenn ich nichts über meine Vergangenheit weiß?

Wie kann man die heutigen gesellschaftlichen Verflechtungen kritisch betrachten, wenn man ihre Anfänge und Entwicklungsstadien nicht kennt?

Wie kann Frau Publizistik studieren bzw. sich ernsthaft mit dem Thema Zeitungswissenschaften auseinander setzen, wenn sie nichts über die Anstrengungen ihrer VorgängerInnen weiß?

Die Antworten auf diese Fragen scheinen einleuchtend:

Ohne unsere Geschichte sind wir nichts.

Einige Menschen scheinen sich dieses Umstandes bewusst zu sein, versuchen daher, aus ihrer Vergangenheit Schlüsse auf die Gegenwart zu ziehen und von den Erlebnissen ihrer Vorfahren zu lernen.

Im Bereich des Zeitungswesens haben wir das Glück, noch einige Zeitschriften und Zeitdokumente aus dem 18.Jahrhundert vorzufinden, die uns Zeugnis über die damaligen Gegebenheiten geben können.

Warum aber gerade die Beschäftigung mit dem 18.Jahrhundert? Welches Ereignis rechtfertigt die heute unternommenen Anstrengungen sämtlicher Geschichtswissenschafter, sich mit diesem Jahrhundert beginnend der Zeitungsgeschichte zu widmen?

Bei der Beantwortung dieser Fragen bediene ich mich der Worte Habermas, der die für uns wichtigen Punkte treffend expliziert:

„In Deutschland hat sich bis zum Ende des 18.Jahrhunderts »eine kleine, aber kritisch diskutierende Öffentlichkeit « herausgebildet.“ (...) es „...entsteht gleichsam aus der Mitte der Privatsphäre heraus ein relativ dichtes Netz öffentlicher Kommunikation. Der sprunghaft ansteigenden Zahl der Leser entspricht eine erheblich erweiterte Produktion von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, die Zunahme der Schriftsteller, der Verlage und Buchhandlungen, die Gründung von Leihbibliotheken und Lesekabinetten, vor allem von Lesegesellschaften als der sozialen Knotenpunkte einer neuen Lesekultur.“[1]

1.1 Einführung in die Thematik

In der Einleitung wurde bereits die Wichtigkeit der Geschichtswissenschaft mit ihrer identitätsbildenden und kritischen Funktion (Vergangenheitsbewältigung) angesprochen. Ausschlaggebend für die Auswahl meines Themas waren sowohl oben genannter Umstand als auch die Frage nach der Einbeziehung der Frauen in die „kritisch diskutierende Öffentlichkeit“ der Männer unter den damaligen patriarchalischen Gegebenheiten.

Frauen stellen täglich Öffentlichkeit her, wobei Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Kommunikationsprozess, in dem gesellschaftliche Wirklichkeitskonstruktionen entworfen werden, verstanden wird.[2] Dadurch sind sie aktiv an der Setzung, Konsolidierung und Veränderung von gesellschaftlichen Normen und Regeln beteiligt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gewannen die „Klatsch und Tratsch – Geschichten“ der Frauen immer mehr an Bedeutung, was in eine Erweiterung der traditionellen weiblichen Handlungssphäre in den politischen Raum mündete.

Zu der tatsächlichen Frauenöffentlichkeit (Treffen im Park, im Stiegenhaus, Kaffeekränzchen,...) gesellt sich mit der Zeit die symbolische Öffentlichkeit (Frauen nützen Informations- und Kommunikationstechnologien). Da das weibliche Geschlecht nun einmal andere Medienpräferenzen als das männliche hat, modifizieren Medien ihr Angebot entsprechend: An Frauen adressierte, von Frauen herausgegebene Zeitschriften erscheinen immer häufiger auf dem Medienmarkt des ausgehenden 18.Jahrhundert.

Eine Auseinandersetzung mit diesen zeitgenössischen Frauenjournalen vermag, einen guten Einblick in die Möglichkeiten und Begrenzungen weiblicher Lebensbedingungen zu dieser Zeit zu geben.

Als zeitlichen Rahmen werde ich die Jahre 1750 bis 1848 – demnach die Periode des „Schriftstellerischen Journalismus“[3] - ins Auge fassen, wobei mein Hauptaugenmerk dem ausgehenden 18.Jahrhundert gewidmet sein wird. Diese zeitliche Eingrenzung findet seine Begründung in dem Umstand, dass die Veränderung von Wertvorstellungen (vorangetrieben durch die Publizistik) zu jenem Zeitpunkt relativ kontinuierlich verlief und von einer homogenen Bevölkerungsschicht getragen wurde[4]. Zudem lässt sich besonders im 18.Jahrhundert eine Intensivierung der öffentlichen Kommunikation feststellen, wie auch das Entstehen einer

Medienvielfalt und die Ausweitung des Leserkreises. All diese Kriterien weisen auf eine Umwälzung der bis dahin vorherrschenden Verhältnisse im Zeitungswesen hin und machen die Beschäftigung mit dem 18.Jahrhundert derart interessant.

Welcher Art waren diese Zeitschriften, welche Artikel finden sich in ihnen, wie waren sie inhaltlich und formal gestaltet?

Auch Frauen haben Artikel geschrieben, sogar eigene Zeitschriften herausgegeben. Wer waren diese Frauen, die es in dieser von Männern dominierten Zeit gewagt haben, in der Öffentlichkeit aufzutreten?

1.2 Zielsetzung

Aufgabe meiner Seminararbeit wird u.a. die Beantwortung oben genannter Fragen sein, um ein wenig Licht in die Wirren des 18. und 19. Jahrhunderts und ihres Zeitungswesens zu bringen.

Wie konnten Frauen damals an der Öffentlichkeit teilnehmen? Welche Themen beschäftigten sie, behandelten sie vorwiegend in Frauenzeitschriften? Welche Erkenntnisse kann man heute aus den damaligen Ereignissen ziehen?

1.3 Aufbau der Arbeit

Für eine theoretisch fundierte Bearbeitung ist eine genauere Betrachtung der im Zusammenhang mit Zeitschriften im 18.Jahrhundert relevanten Begriffe unabdingbar. Aus diesem Grund stehen im Folgenden die Individuen, die am Kommunikationsprozess teilnehmen -Autoren, Leser und Angesprochene-, im Mittelpunkt der Untersuchung, zudem werden die Funktionen des zu untersuchenden Gegenstandes (in diesem Fall wären dies Frauenzeitschriften) wie auch die Sozialkategorien –Moral und Philosophie; Frauenzimmer; Erziehung; Ehe; Mode; Sprache; Kunst und Theater[5] -, die damals thematisiert wurden, ihren Eingang in diese Arbeit finden.

An den Anfang meiner Arbeit möchte ich einen kurzen Überblick über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, denen die publizistisch tätigen Frauen im 18.Jahrhundert gegenüberstanden, stellen.

In einem zweiten Schritt werde ich den Aufbau der Zeitschriften und die darin behandelten Themen untersuchen, wobei der Begriff „Frauenzeitschriften“ näher erläutert wird.

In der Folge soll der Bestand der Frauenzeitschriften zu selbiger Zeit besprochen werden, wobei ich mich im Speziellen mit dem Leben und Schaffen von Marianne Ehrmann und Sophie von LaRoche auseinander

setzen möchte, die meiner Meinung nach ein gutes Beispiel als Herausgeberin einer Frauenzeitschriften abgeben.

Zu guter Letzt soll das erworbene Wissen und mögliche Auswirkungen der Entwicklung im 18.Jahrhundert auf die heute vorherrschende Medienstruktur besprochen werden.

2. Geschichtlicher Hintergrund

Wie schon zuvor erwähnt, wird in dieser Arbeit die Zeit 1750 bis 1848 in Augenschein genommen. Derka[6] bezeichnet diese Zeit als „Periode des schriftstellerischen Journalismus“ und versteht darunter die durch eine neue Zeitschriftenkultur geprägte Zeit. „Sie bringt den Typ des publizistisch - schriftstellerischen Journalisten hervor, der sich aus der fürstlichen Patronage löst und als Herausgeber bzw. Mitarbeiter der zahlreichen Zeitschriften weniger durch aktuelle Berichterstattung als durch Abhandlungen über literarische, philosophische, pädagogische und politische Themen zur öffentlichen Meinung beitragen will.“[7]

Zu dieser Zeit wird die Frau erstmals als Vernunftwesen entdeckt und Frauenbildung als generelles Anliegen erkannt. Man könnte diese langsam fortschreitende Entwicklung der weiblichen Stellung auch als Grauzone zwischen „nicht mehr nur privatem und noch nicht öffentlichem“ Raum bezeichnen.

[...]


[1] Habermas (1999), S.13.

[2] Vgl. Klaus (1998), S.97f.

[3] Derka (1995), S.89.

[4] Vgl. Herrmann (1987), S.10.

[5] Vgl. Herrmann (1987), S.25, 26.

[6] Vgl. Derka (1995).

[7] Derka (1995), S.89.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Stellung der Frauen in der Öffentlichkeit. Aussagen der Frauenzeitschriften von Marianne Ehrmann und Sophie von la Roche im ausgehenden 18. Jahrhundert
Hochschule
Universität Wien
Veranstaltung
Seminar Mädchen- und Frauenzeitschriften 18. -20 Jahrhundert
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V54604
ISBN (eBook)
9783638497664
ISBN (Buch)
9783638663366
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Darstellung, Frauenzeitschriften, Jahrhundert, Aussagen, Stellung, Frauen, Augenmerk, Marianne, Ehrmann, Sophie, Roche, Seminar, Mädchen-, Frauenzeitschriften, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Barbara Murth (Autor:in), 2002, Die Stellung der Frauen in der Öffentlichkeit. Aussagen der Frauenzeitschriften von Marianne Ehrmann und Sophie von la Roche im ausgehenden 18. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54604

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