Leseprobe
Inhalt
Einleitung
1. Buchdruck
1.1 Druckerzeugnisse
1.2 Rezipienten
2. „Die schöne Magelone“
2.1 Warbecks Übersetzung
2.2 Warbecks Publikum
2.3. Funktion der Magelone-Übersetzung Warbecks
3. Druck der Magelone durch Spalatin
3.1 Druck
3.2 Vorrede Spalatins
3.3 Publikumswandel
4. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Der Hausarbeit liegt der 1527 vom Französischen ins Deutsche übersetzte Roman der „Schönen Magelone“ von Veit Warbeck zugrunde, der 1535 von Georg Spalatin in Druck gegeben wurde. Anhand dessen soll untersucht werden, inwiefern sich der Text und das Publikum durch den Medienwechsel vom handgeschriebenen zum gedruckten Buch verändert. Dabei wird der durch den Druckauftraggeber Spalatin geschriebene „sendbrieff“ von besonderem Interesse sein.
Zunächst erfolgt eine theoretische Darlegung der Verbreitung und Bedeutung des Buchdrucks. Dabei wird auch darauf eingegangen, was als Erstes gedruckt wurde und wer die Rezipienten waren.
Auf dieser theoretischen Grundlage basierend werde ich mir Warbecks Übersetzung speziell unter den Gesichtspunkten des Publikums und der Funktion anschauen.
Im Anschluß daran soll der gedruckte Text und Spalatins Vorrede im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. Auch hier werde ich mich sowohl mit dem Publikums- und dem damit einhergehenden Funktionswandel als auch mit Spalatins Umdeutung des Textes beschäftigen, um dann ein Ergebnis zu bekommen, inwiefern der Medienwechsel den Text bzw. dessen Rezeption verändert.
1. Buchdruck
Mit der Erfindung des Buchdrucks um 1450 von Johannes Gutenberg beginnt die Geschichte des gedruckten Buches, welche eine enorme Bedeutung für die Entwicklung des spätmittelalterlichen Geistesleben einnimmt.
Gutenberg entwickelte eine Druckerpresse, bei der bewegliche, stetig wiederverwendbare Matrizen ein gleichmäßiges, zunächst den Handschriften nachempfundenes, ab etwa 1480 durch normierte Typen zunehmend rationalisierteres Drucken ermöglichten. Durch die mehrmalige Verwendbarkeit der Lettern und der Einführung eines arbeitsteiligen Produktionsverfahrens konnten nun in kurzer Zeit identische Exemplare beliebig vervielfältigt werden.
Diese revolutionäre Erfindung breitete sich sehr schnell in Europa aus: „In den gut 250 Druckorten bis 1500 erschienen nach neueren Berechnungen etwa 27.000 Druckwerke in etwa 20 Millionen Exemplaren, davon knapp ein Drittel in Deutschland.“[1]
Zunächst waren die ersten Drucke sehr kostspielig, und es bestand ein hoher handwerklicher Aufwand. Dennoch waren sie gegenüber der Handschriftenproduktion ein großer Fortschritt hinsichtlich der Rationalisierung. Mit zunehmender Weiterentwicklung wurde die Produktion preiswerter, und die Handschriften bekamen mehr und mehr einzig Repräsentationscharakter.
1.1 Druckerzeugnisse
Der Schwerpunkt der Buchproduktion lag zunächst auf billigen Kleindrucken, wie Kalender, Ablaßbriefe, Donaten, kirchliche und weltliche Amtsdrucksachen. Daneben wurden jedoch auch kostspielige, aufwendige, umfangreiche Werke lateinischer Gebrauchsliteratur angefertigt. Da aufgrund der zunächst hohen Herstellungskosten die Drucker ein großes verlegerisches Risiko trugen, wurden wenige Werke zeitgenössischer Autoren verlegt, denn bei diesen Werken waren die „Erfolgschancen weit schwieriger einzuschätzen [...] als die des breiten Bestandes lateinischer Fachliteratur, [und so] bedeutete etwa für die wichtigen Werke des hoch- und spätmittelalterlichen Bestandes deutscher Dichtung die Erfindung des Buchdrucks paradoxerweise nicht eine Erweiterung, sondern eine Verengung des Angebotes“.[2] Man widmete sich neben der Fachliteratur älteren, tradierten Texten, „die handschriftlich vorlagen, und überarbeitete sie für den Druck noch einmal“.[3] Zu solchen Überarbeitungen gehörte unter anderem auch die Auflösung der Gattungen vom höfischen Versroman in Prosa. Neben einem verbesserten Lesefluß kommt hier auch ein ökonomischer Grund zum Tragen: in der ungebundenen, freien Rede der Prosa paßt mehr Text auf eine Seite und daraus folgt eine billigere Herstellung.
[...]
[1] Wittmann: Geschichte Buchhandel, S. 26.
[2] Ebd. S. 41.
[3] Hahn: Volksbücher, S. 226.