Cogito ergo sum - einer der meist zitiertesten Saetze in der Geschichte der Philosophie! Ein einfacher Satz mit enormer Sprengkraft und vielen Komplikationen.
Dieses Buch setzt sich dezidiert mit der Radikalisierung des methodischen Zweifels auseinander. Nur der methodische Zweifel kann zu klaren und distinktiven Wahrheiten fuehren. Was aber ist unter klaren und distinktiven Wahrheiten zu verstehen?
Die Einbettung in den historischen Kontext ist dem Autor besonders wichtig. Descartes Weg aus der Scholastik, sein Umgang mit Autoritaten und die (Umgehung der) Grenzen des Zweifels in seiner Zeit werden ebenso aufgezeigt wie der Disput ueber den Philosophen, ob er progressiver Wissenschaftler oder reformatorischer Scholastiker war.
In der methodischen Auseinandersetzung mit dem Cogito werden die verschiedenen Formulierungen und Vorlaeufer der gebraeuchlichsten Form ebenso untersucht wie die Besonderheiten und mitschwingenden Bedeutungen jedes einzelnen Satzteiles.
Entgegen aelteren Forschungsmeinungen wird im Cogito kein enthymematischer Syllogismus gesehen und der Begriff von Sein und Zeit im Cogito neu bestimmt.
Diese Ueberlegungen fuehren direkt zu Descartes' Trennung von res cogitans und res extensa und seiner Idee des angeborenen Wissens. Beide Bereiche stehen im Kern des cartesianischen Gedankengebaeudes, bedeuten einen grossen Fortschritt fuer die Philosophie seiner Zeit und sind doch - vor allem im Hinblick auf das Cogito-Argument - bruechig. Wie sind diese Praemissen des Cogito-Arguments aufgebaut, funktioniert das Argument auch ohne sie?
Als Ausblick wird eine Zusammenfuehrung gewagt, die Descartes zu Lebzeiten nicht vergoennt war. Wie steht die heutige Theologie nach Jahrhunderten der Ablehnung dem Cogito gegebenueber?
In der Summe ist die Auseinandersetzung mit der cartesianischen Radikalität - nach Karl Jaspers - die Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher und philosophischer Gewissheit und doch noch viel mehr: Die abendlaendische Philosophie am Scheideweg.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1.0 Das Wesen des methodischen Zweifels bei Descartes
- 1.1 Der Weg zum methodischen Zweifel
- 1.2 Die Radikalisierung des methodischen Zweifels
- 1.3 Was ist klare und distinktive Wahrheit?
- 2. Descartes im Kontext seiner Zeit
- 2.1 Die Grenzen des Zweifels in Descartes' Epoche
- 2.2 Die Scholastik
- 2.3 Descartes und die Autoritäten
- 2.4 Neue Wissenschaft oder neue Scholastik?
- 3.0 Die Arten der Intuition und Deduktion bei Descartes
- 4.0 Von der Radikalisierung des Zweifels zum Cogito, ergo sum
- 5.0 Die Struktur des Cogito-Arguments
- 5.1 Die verschiedenen Formulierungen des Cogito
- 5.2 Die Vorläufer des Cogito, ergo sum
- 5.3 Kein enthymematischer Syllogismus
- 5.4 Die Besonderheiten des Cogito
- 5.5 Das "Ich" im Cogito
- 5.6 Das "ergo" im Cogito-Argument
- 5.7 Der Seinsbegriff im Cogito-Argument
- 5.8 Der temporale Aspekt des Cogito, ergo sum
- 6.0 Descartes' Trennung zwischen res cogitans und res extensa
- 7.0 Das angeborene Wissen
- 8.0 Das Cogito, ergo sum und die heutige Theologie
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Verwendung des "Cogito, ergo sum" in den "Meditationes" und im "Discours" von René Descartes. Ziel ist es, den methodischen Zweifel bei Descartes zu analysieren und die Struktur des Cogito-Arguments zu untersuchen. Darüber hinaus wird die Sichtweise der Theologie auf das Cogito im Kontext der Zeit Descartes' und in der Gegenwart beleuchtet.
- Die Entwicklung des methodischen Zweifels bei Descartes
- Die Bedeutung des Cogito-Arguments für die Philosophie
- Der Zusammenhang zwischen dem Cogito und der Theologie
- Die Auswirkungen des Cogito auf die zeitgenössische Philosophie
- Die Kritik an Descartes' Philosophie und der Interpretation des Cogito
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Relevanz des Cogito-Arguments. Das erste Kapitel analysiert den methodischen Zweifel bei Descartes und die Schritte, die ihn zur Formulierung des Cogito führten. Im zweiten Kapitel wird Descartes' Philosophie im Kontext der Scholastik und der damaligen wissenschaftlichen Diskussionen betrachtet. Das dritte Kapitel beleuchtet die Rolle der Intuition und Deduktion in Descartes' Philosophie. Das vierte Kapitel untersucht den Weg von der Radikalisierung des Zweifels zum Cogito-Argument. Das fünfte Kapitel analysiert die Struktur des Cogito-Arguments und seine verschiedenen Formulierungen. Das sechste Kapitel beleuchtet die Trennung zwischen res cogitans und res extensa. Das siebte Kapitel widmet sich dem Thema des angeborenen Wissens. Das achte Kapitel schließlich beleuchtet die heutige Sichtweise der Theologie auf das Cogito. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Methodischer Zweifel, Cogito, ergo sum, Descartes, Meditationen, Discours, Scholastik, Theologie, res cogitans, res extensa, angeborenes Wissen, Intuition, Deduktion, Philosophie, Geschichte der Philosophie, Wissenschaft, Erkenntnistheorie, Metaphysik.
- Arbeit zitieren
- Simon Hollendung (Autor:in), 2001, Descartes Verwendung des "Cogito ergo sum" in den "Meditationes" und im "Discours", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54628