In der DDR reichte der totalitäre Herrschaftsanspruch der SED bis in alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Dieses „Hineinregieren“ der Staatspartei schloss eine Selbstbestimmung von Organisationen und sozialen Gruppen weitestgehend aus. Dabei wurde der Bereich des Sports von den SED-Funktionären keinesfalls ausgeklammert. Im Gegenteil, der Sport und die ihm zugedachte Rolle im Staat und in der Gesellschaft sind historisch ohne Pendant. Laut Krüger (1993) war der Sport nie zuvor von einem Staat so stark gefördert worden, und noch nie hatte er so ausgeprägt als Stütze eines Regimes gedient, wie dies in der DDR der Fall war (S.173). Für Gallinat (1997) war die politisch instrumentalisierte Körperkultur das am weitesten entwickelte Subsystem der DDR (S.11).
Der Untergang der DDR im Jahre 1990 bedeutete auch für das Subsystem Sport das abrupte Ende seiner Existenz. Seitdem bildete die Geschichte des DDR-Sports mehr als nur einmal den Gegenstand von mal mehr und mal weniger wissenschaftlichen Publikationen. Die Öffnung der ostdeutschen Archive und das gewachsene öffentliche Interesse am DDR-Sport sorgten nach 1989/90 für eine regelrechte Flut von Veröffentlichungen zum DDR-Sportsystem. Drohte dabei zunächst eine Verengung auf die medial reüssierenden Themen „Doping“ und „Stasi“, so gelang es nicht zuletzt durch die Bereitstellung öffentlicher Mittel, eine breitere Forschung zu initiieren. Auf diese Weise konnten gerade in den letzten Jahren auch weniger medienbelastete Bereiche des DDR-Sports (etwa der Alltags- oder der Schulsport) thematisiert werden. Dennoch weist auch der derzeitige Forschungsstand noch unverkennbare Lücken auf. Insbesondere regionale und biografische Arbeiten sowie Forschungen zur Geschichte einzelner Institutionen stehen überwiegend aus. Ein weiteres Defizit besteht u.a. darin, dass neuere Forschungen zum gesamten Komplex des Betriebssports fehlen (vgl. Becker 2001b, S.51-52).
Genau diese Bereiche der DDR-Sportgeschichte bilden die Eckpfeiler der vorliegenden Arbeit: Es wird die Entwicklung einer Magdeburger Betriebssportgemeinschaft (BSG) in den ersten Jahren ihres Bestehens untersucht. In diesem Zusammenhang wird ein besonderes Augenmerk auf den ersten 1. Vorsitzenden der BSG, Hermann Erdwig, gelegt. Den zeitlichen Rahmen der Arbeit bilden im Großen und Ganzen die Jahre 1949 und 1955.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abriss der Sportentwicklung in der SBZ bis zur Gründung des Deutschen Sportausschusses unter besonderer Berücksichtigung der Magdeburger Verhältnisse
- Vorbemerkungen
- Anmerkungen zur Rechtslage des deutschen Sports nach dem Ende des 2. Weltkrieges.
- Der Beginn des organisierten Sports in der SBZ auf kommunaler Ebene
- Der FDJ-Sport als Zwischenlösung
- Die Gründung des deutschen Sportausschusses im Oktober 1948
- Die Sportentwicklung in Magdeburg vom Ende des Krieges bis zur Gründung des Deutschen Sportausschusses
- Die Gründung der BSG Börde - Alte Neustadt und ihre Entwicklung unter der Leitung Hermann Erdwigs.....
- Vorbemerkungen
- Die Gründung der BSG „Börde - Alte Neustadt“ im April 1949.
- Die Organisationsstruktur der BSG Börde – Alte Neustadt
- Die Entwicklung der BSG Börde - Alte Neustadt bis zum Rücktritt Hermann Erdwigs im Dezember 1949
- Die Sportpolitik der DDR von 1950 bis 1955 und deren Auswirkungen auf die Betriebssportgemeinschaften
- Reorganisation des Sports auf Produktionsbasis – der Weg der „BSG Börde“ zur,,BSG Aufbau Börde\"\n
- Die Einrichtung des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport
- Die verstärkte Förderung des Leistungssports ab 1952.
- Die Entwicklung der BSG Aufbau Börde von 1950 bis 1955
- Mitglieder und Sektionen
- Die (Zusammen-)Arbeit von BSG-Führung und Sektionsleitungen
- Die Sportstätten der BSG und das Verdienst Hermann Erdwigs.
- Die Einrichtung und die Arbeit von Schwerpunkten des Leistungssports bei der BSG Aufbau Börde
- Die Gründung des SC Aufbau Magdeburg und deren Auswirkungen auf die BSG Aufbau Börde
- Die BSG Aufbau Börde im Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der DDR
- Vorbemerkungen.……......
- Der Versuch der politischen Instrumentalisierung des Sports – die BSG Aufbau Börde und die Volkskammerwahlen von 1950 und 1954..\n
- Die BSG Aufbau Börde und der 17. Juni 1953 in Magdeburg
- Der Verlauf des 17. Junis in Magdeburg
- Die BSG Aufbau Börde am Vorabend des 17. Junis..\n
- Der 17. Juni im Zusammenhang mit der BSG Aufbau Börde
- Die Auswirkungen der Juni-Ereignisse auf die BSG..\n
- Deutsch-deutsche Sportbeziehungen
- Der gesamtdeutsche Sportverkehr in der Zeit von 1949 bis 1955..\n
- Die gesamtdeutschen Sportbeziehungen der BSG Aufbau Börde..\n
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit befasst sich mit der Geschichte der BSG „Aufbau Börde“ Magdeburg von 1949 bis 1955. Sie beleuchtet die Entwicklung der Sportgemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung ihres Förderers Hermann Erdwig. Der Fokus liegt auf der Entstehung und Entwicklung der BSG im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR.
- Die Sportentwicklung in der SBZ und die Gründung des Deutschen Sportausschusses
- Die Gründung der BSG „Börde - Alte Neustadt“ und ihre Entwicklung unter Hermann Erdwig
- Die Sportpolitik der DDR und deren Auswirkungen auf die Betriebssportgemeinschaften
- Die Entwicklung der BSG „Aufbau Börde“ von 1950 bis 1955, einschließlich der Mitgliederstruktur, Sektionen und Sportstätten
- Die BSG „Aufbau Börde“ im Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einem Abriss der Sportentwicklung in der SBZ bis zur Gründung des Deutschen Sportausschusses. Anschließend wird die Gründung der BSG „Börde - Alte Neustadt“ im April 1949 und ihre Entwicklung unter Hermann Erdwig beschrieben. Im dritten Kapitel wird die Sportpolitik der DDR von 1950 bis 1955 und deren Auswirkungen auf die Betriebssportgemeinschaften beleuchtet. Kapitel vier behandelt die Entwicklung der BSG „Aufbau Börde“ von 1950 bis 1955, einschließlich der Mitgliederstruktur, Sektionen und Sportstätten. Das fünfte und letzte Kapitel widmet sich der Einbettung der BSG „Aufbau Börde“ in die politische und gesellschaftliche Entwicklung der DDR.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Schlüsselbegriffen: Betriebssportgemeinschaft (BSG), Sportentwicklung, DDR-Sportpolitik, Hermann Erdwig, Magdeburg, Leistungssport, politische Instrumentalisierung des Sports, 17. Juni 1953.
- Quote paper
- Sebastian Knobbe (Author), 2005, Die Geschichte der BSG 'Aufbau Börde' Magdeburg von 1949-1955 unter besonderer Berücksichtigung ihres Förderers Hermann Erdwig, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54718