Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung von einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft zu zwei souveränen deutschen Mannschaften und Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Dies bedeutet, dass der Frage nachgegangen werden soll, unter welchen Bedingungen die Olympiamannschaft, zusammengesetzt aus BRD- und DDR-Sportlern, in den Jahren 1952-1964 existieren und agieren konnte, und welche politischen bzw. sportpolitischen Faktoren im Jahre 1966 zu einer Spaltung geführt haben. Im Folgenden sollen die politischen Ziele der Institutionen und Organisationen, die an der Zusammenstellung der jeweiligen Olympiamannschaft beteiligt waren, dargestellt werden und im Hinblick auf die deutsch-deutsche Frage zur Zeit des Kalten Krieges diskutiert werden. Ergo sollen auf Regierungsseite die Aktivitäten der BRD und der DDR sowie auf der Sportebene die Tätigkeiten der beiden NOKs und des IOC hinsichtlich des Zustandekommens oder Nicht-Zustandekommens einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft beleuchtet werden.
Es ist davon auszugehen, dass es nur geringen bis keinen Kontakt unter den beiden Regierungen gegeben hat, weshalb die Frage zu erörtern sein wird, inwiefern das IOC zum Spielball oder Vermittler zwischen den Regierungen wurde. Auf der anderen Seite soll untersucht werden, welchen Einfluss die Regierungen auf ihre Nationalen Olympischen Komitees nehmen konnten, um über sie wiederum ihre höchsteigenen politischen Ziele und Vorstellungen durchzusetzen. Da von meiner Seite ganz selbstverständlich die politischen Ziele der Regierungen und des Sports erwähnt werden, soll an dieser Stelle ausdrücklich betont werden, dass seit Gründung der beiden deutschen Staaten und den an das IOC gerichteten Aufnahmegesuchen des BRD-NOK sowie des DDR-NOK stets eine Verquickung von Sport und Politik existiert hat, die je nach politischer Leitlinie in unterschiedlich starker Ausprägung in den Vordergrund getreten ist. Als Forschungsfrage formuliert könnte es wie folgt lauten: Äußert sich - und wenn ja, wie äußert sich - das politische Gebaren der Sportorganisationen (IOC/NOK) und der beiden Regierungen in der Präsentation des Spitzensports auf internationalem Parkett bzw. olympischer Ebene?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Entwicklung von einer gesamtdeutschen zu zwei deutschen Olympiamannschaften und ihr erstes Auftreten bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968
- 2.1 Der Stellenwert des Spitzensports in Ost- und Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
- 2.2 Die Bemühungen der bundesdeutschen Regierung um eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft im Gegensatz zu den Bestrebungen der DDR-Regierung nach Eigenstaatlichkeit auf olympischer und völkerrechtlicher Ebene
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entstehung von zwei deutschen Olympiamannschaften und beleuchtet den politischen Hintergrund dieser Entwicklung. Dabei werden die Bestrebungen der BRD und der DDR, die Rolle des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und die Einbindung des Sports in die Politik des Kalten Krieges untersucht.
- Die Entstehung von zwei deutschen Olympiamannschaften und die Gründe für die Spaltung der gesamtdeutschen Mannschaft
- Die Rolle des Sports in der Politik des Kalten Krieges und die Nutzung des Sports zur Demonstration von Stärke und zur ideologischen Propaganda
- Die politischen Ziele der BRD und der DDR im Zusammenhang mit der Zusammensetzung der Olympiamannschaften
- Der Einfluss des IOC auf die Entwicklung der beiden deutschen Mannschaften und die Vermittlungsrolle zwischen den beiden deutschen Staaten
- Die Verquickung von Sport und Politik in der Präsentation des Spitzensports auf internationalem Parkett
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor und skizziert den Forschungsstand zum Thema Sport im geteilten Deutschland. Kapitel 2 beleuchtet die Entwicklung von einer gesamtdeutschen zu zwei deutschen Olympiamannschaften und analysiert die politischen und sportlichen Faktoren, die zu dieser Spaltung führten. Dabei werden die politischen Ziele und Bestrebungen der BRD und der DDR sowie die Rolle des IOC und der beiden Nationalen Olympischen Komitees (NOK) untersucht.
Schlüsselwörter
Olympische Spiele, geteiltes Deutschland, Kalter Krieg, Sportpolitik, Ost-West-Konflikt, Deutschlandpolitik, Nationale Olympische Komitees, Internationales Olympisches Komitee, Hallstein-Doktrin, Diplomaten im Trainingsanzug.
- Quote paper
- Daniela Weingartz (Author), 2006, Sport im geteilten Deutschland - Die Entstehung zweier deutscher Olympiamannschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54743