der erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Jener Terminus der „Formenlehre“ (altgr.µορϕη=Form/Gestalt; λογοξ=Lehre)fand zunächst in Biologie und Mathematik Verwendung, bevor er für die Beschreibung und Untersuchung von Gestalt und Flexion der Wörter in die Linguistik übernommen wurde. Doch warum entwickelte sich ein Wissenschaftsbereich, der sich mit dem Verhalten der Wörter beschäftigt? Nehmen wir das Verbgostarals Beispiel: Definiert man das Wort (palavra) als kleinste Einheit im Satz, die einen realen oder abstrakten Begriff versprachlicht, scheint dies ohne Zweifel auch auf unser Beispiel zuzutreffen. Verändert sich unser Infinitiv aber hin zu einer personalisierten Form, beispielsweise zugostas,stehen wir vor folgendem Problem: ist durch die Veränderung der Personalendung nun ein neues Wort geschaffen worden, oder ist es das Selbe geblieben?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Die Aufgabe der Morphologie
2. Phoneme, Morpheme, Morphemanalyse
3. Allomorphe und Homonyme
4. Morphologische Prozesse
4.1. Die lexikale Morphologie
4.2. Die flexionale Morphologie
5. Resümee
Verwendete Literatur
1. Einleitung: Die Aufgabe der Morphologie
Spricht man im Rahmen der Linguistik von der Morphologie, verwendet man damit einen Begriff, der erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Jener Terminus der „Formenlehre“ (altgr. morjh =Form/Gestalt; logox =Lehre) fand zunächst in Biologie und Mathematik Verwendung, bevor er für die Beschreibung und Untersuchung von Gestalt und Flexion der Wörter in die Linguistik übernommen wurde.
Doch warum entwickelte sich ein Wissenschaftsbereich, der sich mit dem Verhalten der Wörter beschäftigt? Nehmen wir das Verb gostar als Beispiel: Definiert man das Wort (palavra) als kleinste Einheit im Satz, die einen realen oder abstrakten Begriff versprachlicht, scheint dies ohne Zweifel auch auf unser Beispiel zuzutreffen. Verändert sich unser Infinitiv aber hin zu einer personalisierten Form, beispielsweise zu gostas, stehen wir vor folgendem Problem: ist durch die Veränderung der Personalendung nun ein neues Wort geschaffen worden, oder ist es das Selbe geblieben?
Das Wort embora, beispielsweise, kann im Portugiesischen sowohl einen Gegensatz im Sinne des deutschen „obwohl“ ausdrücken, im anderen Falle aber auch die Bedeutung „weg“ annehmen (Bsp.: eu vou embora = ich gehe weg). Hier wird dieselbe sprachliche Einheit für zwei verschiedene abstrakte Begriffe verwendet; Liegen demnach also auch zwei verschiedene Wörter vor? Hier zeigt sich die Unzulänglichkeit der oben genannten Definition. Es muss also einen anderen Ansatz geben, Wörter zu untersuchen und zu bestimmen.
Eben diesen Ansatz verfolgt die Morphologie. Im Folgenden werden die Theorien und Aufgabenbereiche Ebendieser erläutert.
2. Phoneme, Morpheme, Morphemanalyse
Einen Lösungsansatz zum „Wortproblem“ lieferte Martinet mit seiner Theorie der zweifachen Gliederung (dupla articulação) der Sprache: Zum einen besteht jede Sprache aus einem Inventar von Phonemen, deren Quantität zwischen 25 und 50 variiert. Sie sind die kleinsten sprachlichen Einheiten, und können daher nicht weiter zerteilt werden (Bsp. /r/, /m/, /a/, /o/). Aus der Kombination von Phonemen entstehen wiederum Morpheme (Martinet: Moneme[1] ), die kleinsten sprachlichen Einheiten mit eigener Bedeutung[2]. Auch sie können nicht weiter zerteilt werden, jedenfalls nicht ohne Bedeutungsverlust.
Beispiel: Aus den oben angeführten Phonemen lassen sich die Morpheme / amor und /Roma/ zusammensetzen, des Weiteren /mor-/ und /or-/ als Stämme von den Verben morar und orar.
Da diese beiden Verben in Stamm und Endung zerlegbar sind, können sie demnach keine Morpheme sein. Untersuchen wir das Wort morar genauer: wie bereits erwähnt, setzt es sich aus dem unveränderlichen Stamm mor- und der Infinitivendung –ar zusammen . Ersteres stellt im morphologischen Zusammenhang das lexikalische Morphem dar (bei Martinet: Lexem), da es „Sachverhalte oder Gegenstände der Realität“[3], anzeigt und im Lexikon aufgeführt sein kann. Es ist Bedeutungsträger und kann unabhängig im Satz stehen, ist also „wortfähig“[4]. Letzteres wird „grammatikalisches Morphem“ (Martinet: Morphem) genannt; Es ist dabei stets von einem Morphem abhängig, oder anders gesagt, nicht wortfähig. So kommt beispielsweise der Infinitivendung –ar isoliert keine Bedeutung im Satz zu. Erst in Verbindung mit einem passenden Verbum kann sie ihre Funktion erfüllen. Dabei wird zwischen Flexionsmorphemen, welche die grammatischen und syntaktischen Beziehungen zwischen den Morphemen anzeigen, und wortbildenden Morphemen (-ante, --oso) unterschieden. Auf diese Unterscheidung werde ich Kapitel 4 näher eingehen.
Demnach werden Wörter also aus mehreren Morphemen zusammengesetzt. Um ihre Bestandteile untersuchen zu können, werden sie mit Hilfe der Corpusanalyse segmentiert.
Beispiel: pescadores tem barcos
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit Hilfe von Corpusanalysen kann der Aufbau unbekannter Sprachen erforscht werden, indem aus mehreren Morphemen zusammengesetzte Wörter in ihre Bestandteile aufgelöst und ihrer grammatikalischen Funktion zugeordnet werden. Dies soll an folgendem Beispiel aus der Maya-Sprache Kekchi (Guatemala) verdeutlicht werden[5]:
[...]
[1] Pelz, S.103
[2] Fiorin, S.63
[3] Pelz, S.102
[4] Bünting, S.99
[5] Pelz, S.105
- Quote paper
- Anonymous,, 2006, Einführung in die Morphologie. Morphologische Prozesse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54825
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