Risikoverhalten, Jugendkriminalität und Männlichkeit (JGG, StGB)


Seminararbeit, 2002

32 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Risikoverhalten, Jugendkriminalität und Männlichkeit

A. Einführung

B. Jugendentwicklung und „Männlichkeit“
I. Stress bei Jugendlichen
1. Begriff Stress
2. Jugendspezifische Situation
3. Geschlechtsspezifische Situation
a. Körperliche Entwicklung
b. Männliche Sozialisation
aa. Begriff „Sozialisation
bb. Ideal: Männlichkeit
cc. Bedeutung der Sozialisation
dd. Stresspotential
II. Stresslösung
1. Persönliche Auseinandersetzung
2. Gruppendynamik
III. Stressausgleich

C. Risikoverhalten
I. Modellvorstellung
II. Formern des Risikoverhaltens
1. Gesundheitlich
2. Ökonomisch
3. Ökologisch
4. Juristisch
III. Verknüpfungen
IV. Charakter der Handlungsformen
a. Internalisierendes Verhaltensweisen
b. Externalisierendes Verhaltenweisen
aa. Eigenschaften
(I). Persönlich
(II). Sozial
bb. Entwicklung

D. Kriminalität
1. Selbstgewählter Rücktritt
2. Strafrechtliche Konsequenz
a. Voraussetzung Strafmündigkeit
b. Sonderregelung des JGG
aa. Grundsätze
bb. Rechtsfolgen nach Jugendstrafrecht
c. Verwirklichte Straftatbestände
aa. Diebstahldelikte
bb. Sachbeschädigung und Körperverletzung
cc. Verkehrs- und sonstige Delikte

E. Prävention und Therapie
1. Prävention
2. Therapie

F. Fazit

Risikoverhalten, Jugendkriminalität und Männlichkeit

A. Einführung

Die zweite Lebensdekade bedeutet für viele Menschen einen Höhepunkt bei der Ausübung von Risikoverhalten. Risikoverhalten umfasst grundsätzlich alle Handlungen, die einerseits die Erfüllung eines selbstgesetzten Ziels oder Wunsches versprechen, andererseits aber mit Gefahr verbunden sind. Jugendliche, also die Altersgruppe der 14-18 Jährigen, erweisen sich grundsätzlich als risikobereiter als andere Altersgruppen.[1] Für einen Teil der Teenager wird Risikoverhalten, was auch strafbares Verhalten einschließt, sogar zur fast alltäglichen Lebensroutine. Speziell auf männliche Heranwachsende trifft diese Feststellung zu, hier zeigt sich ein erheblicher Unterschied zu gleichaltrigen Mädchen. Oft sind die ernsten Konsequenzen, die aus dem riskanten Verhalten folgen für den einzelnen nicht oder erst zu spät zu bemerken.[2] Besonders schmerzhaft wird es, wenn durch Selbstgefährdung Zukunftsperspektiven verstellt werden oder eine Gefahr für Gesundheit, Freiheit und soziale Akzeptanz entsteht.

Manchen fällt es schwer, ihr eigenes Risiko-Handeln einzugrenzen und rechtzeitig aufzuhören. Sie werden gewalttätig, stehlen oder konsumieren Drogen und tragen als Konsequenz Gesundheitsschäden, Strafe und Ächtung durch die Mitmenschen.

Diese Untersuchung soll klären, worin im einzelnen Risikoverhalten besteht. Ferner, wird aufgezeigt, warum gerade männliche Jugendliche hierfür anfällig sind und wie versucht wird dem Phänomen von gesellschaftlicher Seite entgegenzusteuern.

B. Jugendentwicklung und „Männlichkeit“

„Risikoverhalten“ bezeichnet allgemein gefährliche Verhaltensweisen, genauer die Bereitschaft, Risiken einzugehen und dem entsprechend riskant zu handeln. Wie diese Haltung entsteht, ist abhängig von diversen unterschiedlichen Faktoren. Hilfreich für die Erklärung von Risikoverhalten ist deshalb ein mehrdimensionales, multidisziplinäres Erklärungsmodell. Hier kommt auch geschlechtsspezifischen Aspekten besondere Bedeutung zu.

Die Annahme ist, dass Jugendliche in ihrer körperlichen und sozialen Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen besonderen Stresssituationen ausgesetzt sind. Sie wählen demnach riskantes Verhalten, um sich aus dieser Lage zu befreien und in „Abenteuern“ Stresslösung und Ausgleich zu finden.

I. Stress bei Jugendlichen

Stress gilt in besonderem Ausmaß als Auslöser jugendlich riskanten Verhaltens. Insofern kommt dem Phänomen in dis

1. Begriff „Stress“

Der Begriff „Stress“ wurde durch eine Untersuchung von Walter Bradford Cannon aus dem Jahr 1914 geprägt. Wesentlich weiter entwickelt wurde die Idee durch Hans Selye seit 1926.[3] Seitdem erlangte „Stress“ auch wachsende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und ging sogar in den allgemeinen Sprachgebrauch über. Die wissenschaftliche Beschreibung weist Stress als dreifaktorielles, d.h., biologisches, psychisches und soziales Geschehen aus. Dieses Geschehen besteht in psychosozialen Belastungspotentialen, auf die das Stress-Opfer in einem Belastungs-Bewältigungs-Prozess reagiert. Stress wirkt demnach als Anspannung, die als unangenehm empfunden wird, und von der sich die betroffene Person lösen will.[4]

2. Jugendspezifische Situation

Jugendliche erfahren aufgrund der erheblichen Veränderungen in ihrem Leben häufig Stresssituationen. Mit der Pubertät beginnt für sie ein sukzessiver Wandel des Körpers wie des Selbstverständnisses und der sozialen Wirkung auf ihr Umfeld. Die Unbefangenheit und Geborgenheit im Schutz der Eltern geht verloren, die neue Position ist zunächst unklar und von Unsicherheiten in Empfinden, Status und Verhalten geprägt. Häufig summieren sich Probleme in den einzelnen Bereichen. Als stressfördernd können wirken: Unerwartete Konfrontation mit Erwartungshaltungen aus der „Erwachsenenwelt,“ plötzliches Herauswachsen aus der verantwortungsfreien Kinderwelt, Angst, die kindliche Naivität zu verlieren.[5] Die meisten Jugendlichen akzeptieren das Regelwerk der Erwachsenen. Versuchen sie dieses nachzuahmen, wie es die Erwachsenen von ihnen erwarten, bleibt ihnen deren Anerkennung dennoch oft verwehrt. Eltern und Umfeld verkennen zumeist die Entwicklung des Kindes. Andererseits häufen sich auch innerfamiliäre Streitigkeiten bis hin zur Trennung der Eltern, wenn die Eltern das Gefühl bekommen, „die Kinder seien aus dem gröbsten heraus.“ Die Familie kann ihre Rückhalt-Funktion für den Jugendlichen verlieren. Zum Teil projizieren Eltern auch Wünsche und Hoffnungen auf ihre Kinder, die für diese lebensfern und unerreichbar erscheinen. Sie fordern zum Beispiel unerreichbare Leistungen in Schule oder Sport. Die Jugendlichen fühlen sich schlimmstenfalls völlig überfordert, d.h. mit psychosozialen Belastungen konfrontiert, die sie daran hindern, sich weiter auf befriedigende Weise mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen.

Als Folge wird das Ausbleiben von Erfolgserlebnissen beklagt. Der eigene Zustand wird als Mangel an persönlichem Glück, Zufriedenheit, Fröhlichkeit oder Freiheit beschrieben. Dieses Mangelgefühl ist noch weiter steigerbar im Erleben anomischer Gefühle wie Hilflosigkeit, Überdrüssigkeit, Schuld, Angst, Traurigkeit, Einsamkeit, Sinnlosigkeit, Ungerechtigkeit oder Unzufriedenheit. Belastungsgefühle wie Erschöpfung, Überforderung, Anspannung breiten sich aus. Aggressionen in Form von Wut, Zorn oder Ärger stellen sich ein. Statistisch sind diese unerwünschten Effekte bei Jungen häufiger als bei Mädchen nachweisbar.[6]

3. Geschlechtsspezifische Situation

Im Kontext von Stress ist auch zu untersuchen, ob Jungen und Mädchen sich psychisch grundsätzlich unterschiedlich entwickeln und ob sie auf unterschiedliche Weise erzogen werden. Dies kann Anwort darauf geben, ob es spezifisch männliche Stressphänomene oder einen spezifisch männlichen Umgang mit Stress gibt und wie sich dieser in einem solchen Fall äußert.

a. Körperliche Entwicklung

Fraglich erscheint zunächst, ob verstärktes Empfinden von Ärger und Zorn (Im Gegensatz zu Verletzlichkeit und Ängstlichkeit auf der anderen Seite), nicht auch als biologische Voraussetzungen des männlichen ( bzw. weiblichen) Geschlechts angenommen werden darf. Angeborene geschlechtsspezifische Unterschiede bei charakterlichen und geistigen Eigenschaften werden von der Forschung mittlerweile aber nur noch vereinzelt nachgewiesen. Die Feststellung eindeutiger, unangreifbarer Ergebnisse ist selten. Manche Studien Stellen die These vom sprachlichen Talent bei Mädchen, männlichen Vorteilen im räumlichen Denken oder eben einem erhöhten Aggressionspotential bei Jungen auf. Es werden jedoch mehr und mehr widersprüchliche Ergebnisse veröffentlicht. Selbst etablierte Annahmen werden wieder angreifbar.[7]

Die körperliche Entwicklung eines jungen Menschen ist zweifelsfrei Ursache für die Entstehung von Stress. Im Ergebnis sind jedoch geschlechtsspezifische Unterschiede und Stresspotentiale in der Entwicklung junger Menschen weitaus stärker von deren Sozialisation als von deren körperlichen Voraussetzungen abhängig.

[...]


[1] Raithel , 2001, S.11

[2] Raithel, ZSE, 2001, 133, 134

[3] Mayer, 1989, 227 ff.

[4] Mayer, 1989, 227, 228

[5] Helfferich, ZSE 1997, 148, 156

[6] Mansell/Hurrelmann, S.178

[7] Hagemann-White, 1984, S.20

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Risikoverhalten, Jugendkriminalität und Männlichkeit (JGG, StGB)
Hochschule
Universität Münster  (Strafrecht)
Veranstaltung
Seminar Kriminologie
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2002
Seiten
32
Katalognummer
V5485
ISBN (eBook)
9783638133432
Dateigröße
854 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inkl. 4-seitigem Referatshandout. 630 KB
Schlagworte
Risikoverhalten, Jugendkriminalität, Männlichkeit, StGB), Seminar, Kriminologie
Arbeit zitieren
Sebastian Zellmer (Autor:in), 2002, Risikoverhalten, Jugendkriminalität und Männlichkeit (JGG, StGB), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5485

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