Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Wirtschaftspolitik Chinas von 1949, dem Beginn der Ära Mao Zedong, bis heute, dem Ende der Ära Jiang Zemin.
Ein wesentliches Ziel dieser Arbeit ist es dabei, die einzelnen wirtschaftspolitischen Entwicklungsepochen darzustellen und Antworten auf die historische Kausalität der Entwicklung zu geben. Zugleich soll der Weg der chinesischen Reformen nachgezeichnet und die zentralen Problemstellungen herausgearbeitet werden, die sich im Zuge des Transformationsprozesses zur sogenannten „sozialistischen Marktwirtschaft“ ergeben.
Kapitel 8. versucht die aktuelle wirtschaftspolitische Lage Chinas zu skizzieren, um die Arbeit mit der Einschätzung der politischen und wirtschaftlichen Zukunftsaussichten der Volksrepublik China abzuschließen.
Grundsätzliche Fragestellungen dieser Arbeit:
Welche wirtschaftspolitischen Strategien gab es in der VR China von 1949 bis heute ?
Welche Auswirkungen hatte die chinesische Wirtschaftspolitik in den einzelnen Epochen ?
Wie wurde der chinesische Transformationsprozeß eingeleitet und welche Geschwindigkeit hatte bzw. hat er?
Kam es im Zuge der Transformation zu einer Transformationskrise und welche Auswirkungen hatte sie?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Fragestellung
2. Die wirtschaftliche Entwicklung der VR China zwischen 1949 und
3. Der Große Sprung (1958-1960)
4. Die erste Reformperiode (1960 bis 1965)
5. Die Wirtschaft in der Kulturrevolution (1966-1969)
6. Die erste Phase der Reform und Öffnungspolitik (1978-1984)
7. Die Reform- und Öffnungspolitik der VR China nach 1984
8. Fazit und Ausblick
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung und Fragestellung
Ich möchte mich in dieser Arbeit mit der Wirtschaftspolitik Chinas von 1949, dem Beginn der Ära Mao Zedong, bis heute, dem Ende der Ära Jiang Zemin, beschäftigen.
Ein wesentliches Ziel meiner Arbeit ist es dabei, die einzelnen wirtschaftspolitischen Entwicklungsepochen darzustellen und Antworten auf die historische Kausalität der Entwicklung zu geben. Zugleich soll der Weg der chinesischen Reformen nachgezeichnet und die zentralen Problemstellungen herausgearbeitet werden, die sich im Zuge des Transformationsprozesses zur sogenannten „sozialistischen Marktwirtschaft“ ergeben.
In Kapitel 8. versuche ich die aktuelle wirtschaftspolitische Lage Chinas zu skizzieren, um meine Arbeit mit dem Versuch der Einschätzung der politischen und wirtschaftlichen Zukunftsaussichten der Volksrepublik China abzuschließen.
Grundsätzliche Fragestellungen:
- Welche wirtschaftspolitischen Strategien gab es in der VR China von 1949 bis heute ?
- Welche Auswirkungen hatte die chinesische Wirtschaftspolitik in den einzelnen Epochen ?
- Wie wurde der chinesische Transformationsprozeß eingeleitet und welche Geschwindigkeit hatte bzw. hat er?
Kam es im Zuge der Transformation zu einer Transformationskrise und welche Auswirkungen hatte sie?
2. Die wirtschaftliche Entwicklung der VR China zwischen 1949 und 1957
Die Zeit bis 1952 diente der Wiederherstellung der durch Kriegsschäden in der VR China schwer mitgenommenen Wirtschaft. Der Großgrundbesitz wurde enteignet und das Land an die Bauern verteilt. Auch die Großindustrie wurde enteignet und von der Regierung als Grundlage der volkseigenen Industrie übernommen. Die Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes waren hoch, und am Ende dieser Periode war das Vorkriegsniveau im wesentlichen wieder erreicht.
Der mit sowjetischer Hilfe geplante und durch sowjetisch-chinesische Joint ventures unterstützte erste Fünfjahresplan (1953-1957) ging einher mit der Vergenossenschaftlichung der Landwirtschaft (Gründung von LPG) und der Verstaatlichung der noch verbliebenen Privatindustrie. Auch der Handels- und Finanzapparat wurden verstaatlicht. Die zentrale Planung erfaßte alle Bereiche der Wirtschaft, noch verbliebene Marktelemente waren am Ende dieser Periode ausgeschaltet. Die Schwerindustrie wurde bevorzugt und konnte erfolgreich aufgebaut werden. Wenn chinesische Wirtschaftspolitiker Ablauf und Ergebnisse dieser Planperiode betrachten, sprechen sie auch vom „Goldenen Zeitalter“. Der Aufbau neuer Industriebetriebe nach der erprobten, relativ einfachen sowjetischen Technologie ging reibungslos vonstatten.
Die mit hohen Investitionen verbundene schwerindustrielle Zwangsindustrialisierung nach sowjetischen Muster und die staatliche Kommandowirtschaft mit festgelegten Preisen gaben keine Antworten für die rückständige Agrargesellschaft. Die Übererfüllung des Ersten Fünfjahresplanes sorgte zwar für Fortschrittseuphorie in der Partei- und Regierungszentrale, zeugte aber bereits von schwerwiegenden Systemdefekten:
Im „Wirtschaftswunderjahr“ 1956 wuchs die Industrieerzeugung um 31%, die Agrarproduktion aber nur um 4,9% (vgl. Weggel Teil 5, 1988; S.284). Die Zuwachsrate der Kapitalinvestitionen lag im Vergleich zum Vorjahr bei 62%. Diese Investitionen konnten nur durch Konsumverzicht geleistet werden, und das in einem Agrarland, in dem der Großteil der Landbevölkerung in bitterer Armut lebte und es auch in den Städten an fast Allem mangelte.
Die mit der eingeschlagenen Politik erzeugten wirtschaftlichen und sozialen Schieflagen sind an dem Investitionsverhältnis zwischen Industrie und Landwirtschaft ablesbar, das sowohl im ersten, als auch im zweiten Fünfjahresplan (1958-1962), bei 6:1 lag. Das Verhältnis zwischen Schwer- und Leichtindustrie betrug 7:1 (vgl. Awater, 1998; S.59).
Durch die Übernahme des sowjetischen Systems der zentralistischen Kommandowirtschaft war ein System in der VR China etabliert worden, in dem einige wenige Parteikader und Bürokraten in der Pekinger Zentrale versuchten, die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu steuern, welches agrarisch geprägt war und die Ausmaße eines Kontinents hat. Die knappen Ressourcen flossen in den Aufbau der städtischen Wirtschaft, während durch das staatlich festgelegte Preissystem die Preise für Agrargüter und damit auch die Einkommen der Bauern niedrig gehalten wurden. Dadurch verschlechterte sich die ökonomische Lage der breiten Masse der auf dem Land lebenden und in der Landwirtschaft tätigen Menschen und es kam in der Folge zu einer Landflucht, wodurch sich die Einwohnerzahl in den meisten urbanen Siedlungen zwischen 1953 und 1958 verdoppelte (vgl. Weggel 5, 1988; S.212).
3. Der Große Sprung (1958-1960)
Um den hohen Migrationsdruck abzubauen und die überaus angespannten Beziehungen zwischen der Partei und den verarmten Bauern zu verbessern, die mit der Zwangskollektivierung und der Bildung von Volkskommunen auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt waren, war eine Verbesserung der sozialen Lage der Bauern unbedingt notwendig. Mao Zedong erkannte in der Förderung der ländlichen Industrialisierung das entscheidende Instrument zur Anhebung des Lebensstandards und der Lebensqualität auf dem Land. Mit dieser Auffassung ließ er die sich verschlechternde Ernährungssituation und die wachsenden Probleme in der Agrarproduktion außer acht.
Strategie Maos war es, das sowjetische Modell der Schwerindustrialisierung auf die ländlichen Gebiete zu übertragen. Die Konzentration der Entwicklungsanstrengungen auf den Aufbau von riesigen, auf einige wenige urbane Siedlungen beschränkten Stahlwerken sollte dabei zugunsten einer weiten Streuung und Dezentralisierung der Stahlstandorte aufgegeben werden. Hiervon versprach sich Mao eine breitere Verteilung der positiven Einkommenseffekte, die die schwerindustrielle Industrialisierung für die städtische Arbeiterschaft mit sich gebracht hatte. Diese Politik sollte unter der Bezeichnung „Großer Sprung nach vorn“ weltweite Berühmtheit erlangen. Die Vermeidung weiterer Landflucht mit ihren destabilisierenden Wirkungen wie einer zunehmenden Verschlechterung der Versorgung mit Nahrung, Arbeit und Wohnung in den Städten setzte zwar die Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen, nichtagrarischen Sektor voraus, vor allem aber brauchten die drängenden Probleme im Agrarsektor eine Lösung, ohne den sich eine ländliche Industrialisierungsstrategie nicht erfolgreich durchführen lassen konnte. Statt das agrarwirtschaftliche Kollektivsystem zu reformieren, wurden im Rahmen der Volkskommunen Brigadebetriebe gegründet, die die Industrieproduktion aufnehmen sollten.
Die Entwicklungs- und Industrialisierungsstrategie , die dem „Großen Sprung“ zugrunde lag, war zunächst nicht vollkommen einseitig auf die schwerindustrielle Entwicklung fixiert. Mao erkannte die Notwendigkeit erhöhter Investitionen in der Landwirtschaft und der Leichtgüterindustrie an. Im Laufe des „Großen Sprungs“ wurde dieses Vorhaben genauso zunehmend mißachtet, wie die geplante parallele Erhöhung von Agrar- und Industriegüterproduktion.
Tabelle 1: Ergebnisse des „Großen Sprungs“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nach L. Awater, 1998, S.111
Wie aus Tabelle 1 ersichtlich, waren von 1958 bis 1960 exorbitante Steigerungen bei der Produktion von Roheisen, Stahl, Kohle und bei Zement zu verzeichnen. Dagegen sank die Produktion von Getreide, Schweinefleisch, Ölpflanzen und Baumwolle dramatisch.
Die katastrophale Versorgungssituation der Bevölkerung zeigt sich ganz deutlich durch den Pro-Kopf-Getreidekonsum und die täglich verfügbare Kalorienmenge.
Tabelle 2: Pro-Kopf-Getreidekonsum und täglich verfügbare Kalorienmenge
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nach C. Riskin, 1987, S.128
Das Niveau der täglich verfügbaren Kalorienmenge in den Jahren 1960 und 1961 war selbst im Vergleich zu anderen von Hungersnöten heimgesuchten Entwicklungsländern überaus niedrig. Das absolute Minimum von 1900 Kalorien pro Tag wurden in den Jahren 1959-1963 nicht erreicht, wobei auch nationale Durchschnittswerte von knapp 2000 Kalorien pro Tag als Indizien für verbreiteten Hunger und chronische Unterernährung in den ärmeren Regionen des Landes zu werten sind.
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- Quote paper
- Ole Mathies Hackfurth (Author), 2004, VR China: Wirtschaftspolitik von Mao bis Jiang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55075
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