UROLITHIASIS
Untersuchung des Ernährungsverhaltens bei Personen mit Urolithiasis am Beispiel von Patienten des Allgemein Öffentlichen Krankenhauses der Landeshauptstadt St. Pölten.
Urolithiasis ist eine Erkrankung, die bereits seit dem Altertum bekannt ist. Schon in ägyptischen Mumien konnten Nieren- und Blasensteine nachgewiesen werden. Seit den letzten 25 Jahren tritt das Harnsteinleiden immer öfter auf. Am häufigsten sind Erwachsene im Alter zwischen dem 30sten und 50sten Lebensjahr betroffen. 50% aller Steinpatienten sind Rezidivbildner. Die alleinige Therapie durch Harnsteinzertrümmerung, Auflösung, Extraktion oder operative Entfernung ist daher nicht genug.
Um Urolithiasis wirksam behandeln zu können, muss mehr Wert auf Steinverhütung bzw. Steinprophylaxe gelegt werden. Eine Heilung des Steinleidens durch Diät ist nicht möglich. Mittels Steinanalyse und Kenntnis der Steinpathogenese ist es durch gezielte diätetische Maßnahmen möglich, eine erneute Steinbildung zu verzögern oder zu verhindern. Durch konsequente Anwendung prophylaktischer Maßnahmen lässt sich die Rezidivrate von 50% auf 10% senken.
Im ersten Teil der Arbeit werden Entstehung und Behandlung von Harnsteinen sowie die Prophylaxemöglichkeiten beschrieben. Im zweiten Teil wird mittels Fragebogen und anhand von Laborparametern das Ernährungsverhalten, Schlafgewohnheiten, Freizeitverhalten und das Ernährungswissen von Harnsteinpatienten, des A. Ö. Krankenhauses St. Pölten, überprüft.
In der Arbeit werden folgende Fragen analysiert und diskutiert:
Sind Harnsteinpatienten übergewichtig?
Essen Harnsteinpatienten, deren Harn-pH zu sauer ist, zu viel tierisches Eiweiß?
Trinken Harnsteinpatienten zu wenig?
Gibt es Zusammenhänge zwischen der Lokalisation von Harnsteinen und der bevorzugten Schlafposition?
Wie gut ist der Wissensstand von Harnsteinpatienten im Bezug auf notwendige Ernährungsmaßnahmen?
Das Datenmaterial wurde computerunterstützt ausgewertet. Hypothesen wurden mittels Konfidenzintervall oder Chi-Quadrat Test überprüft.
Inhaltsverzeichnis
Tabellen-, Abbildungs-, Grafik-, Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Harntrakt - Lage und Anatomie
2.1. Allgemeines
2.2. Die Niere
2.2.1. Nierenrinde
2.2.2. Nierenmark und Nierenbecken
2.2.3. Das Nephron
2.3. Ableitende Harnwege
3. Der Harn
3.1. Entstehung des Harns
3.2. Zusammensetzung des gesunden Harns
4. Harnsteine
4.1. Einteilung
4.1.1. Einteilung aufgrund der Zusammensetzung, Morphologie und Häufigkeit verschiedener Steintypen
4.1.2. Einteilung aufgrund der Lokalisation
4.2. Ursachen der Harnsteinentstehung
4.2.1. Theorien der Harnsteinbildung
4.2.2. Fördernde und hemmende Steinbildungsfaktoren
4.3. Einflussfaktoren, Ernährungstherapie und Prophylaxe für verschiedene Steintypen
4.3.1. Allgemeines
4.3.2. Verschiedene Steinarten
4.4. Diagnoseverfahren
4.5. Therapie
5. Empirische Arbeit
5.1. Fragestellung der Arbeit
5.2. Studiendesign
5.2.1. Auswahl der Probanden
5.2.2. Erhebungsmethode
5.2.3. Stichprobengröße und Altersverteilung
5.2.4. Datenauswertung
5.3. Hypothesen und ihre Ergebnisse
5.3.1. Hypothese A, Harnsteinpatienten sind übergewichtig
5.3.2. Hypothese B, Ernährungsverhalten von Steinpatienten
5.3.3. Hypothese C, Flüssigkeitszufuhr
5.3.4. Hypothese D, Harnsteinlokalisation
5.4. Weitere Ergebnisse
5.4.1. Familienbelastung
5.4.2. Rezidivsteinbildner
5.4.3. Informationsgrad der Probanden
5.4.4. Trinkverhalten
5.4.5. Nahrungsmittelverzehr und Diät
5.4.6. Sport
5.4.7. Harnwerte
5.4.8. Serumwerte
5.5. Interpretation und Diskussion der Ergebnisse
5.6. Empfehlungen
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Harnwert, Quelle: [17], Urologe(A), Weiterbildung, Seite 350
Tab. 2 Harnsteintypen, Quelle: [6], Harnsteinleiden, Seite 9
Tab. 3 Mineralstoffgehalt verschiedener Mineralwässer, Quelle: [18], Internet
Tab. 4 Häufigste Kombinationen bei Mischsteinen, Quelle: [8], Ernährungs Umschau, Seite 15
Tab. 5 Normalwerte – Serum, Quelle: Zentrallabor, KH St. Pölten, April 2002
Tab. 6 BMI-Werte, Quelle: [11], Ernährungsmedizin, Seite 15
Tab. 7 Familienangehörige mit Harnsteinproblemen
Tab. 8 Häufigkeit und Zeitabstand von Harnsteinentfernungen
Tab. 9 Verzehrshäufigkeit verschiedener Getränke
Tab. 10 Verzehrshäufigkeit verschiedener Lebensmittel
Tab. 11 Serumwerte der Probanden
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Lage der Nieren, Quelle: [2], Der Mensch, Seite 286
Abb. 2 Frontalschnitt einer Niere, Quelle: [2], Der Mensch, Seite 287
Abb. 3 Nephron, Quelle: [2], Der Mensch, Seite 288
Abb. 4 Tubulusapparat, Quelle: [2], Der Mensch, Seite 289
Abb. 5 Wasserresorption und –ausscheidung, Quelle: [3], Taschenatlas der Physiologie, Seite 137
Abb. 6 Lokalisation von Harnsteinen, Quelle: [6], Harnsteinleiden, Seite 5
Grafikverzeichnis
G. 1 Altersverteilung 1, Streudiagramm
G. 2 Altersverteilung 2, Männer/Frauen
G. 3 BMI - Verteilung der Stichprobe
G. 4 BMI – Verteilung Männer/Frauen
G. 5 Harn-pH der Stichprobe
G. 6 Eiweißaufnahme bei Probanden mit behandlungspflichtigem saurem Harn
G. 7 Trinkmenge von Harnsteinpatienten
G. 8 Steinlokalisation
G. 9 Informationsgrad von Patienten
G. 10 Getränke die täglich oder häufig getrunken werden
G. 11 Verwendung verschiedener Mineralwässer
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Urolithiasis ist eine Erkrankung, die bereits seit dem Altertum bekannt ist. Schon in ägyptischen Mumien konnten Nieren- und Blasensteine nachgewiesen werden. In indischen Schriften gibt es Aufzeichnungen über Harnsteinkranke seit dem 3. Jahrtausend vor Christus.
Seit den letzten 25 Jahren tritt das Harnsteinleiden immer öfter auf. Von allen urologischen Patienten sind etwa 20% Harnsteinpatienten.
50% aller Steinpatienten sind Rezidivbildner, das heißt, es kommt immer wieder zu Steinbildungen. Die alleinige Therapie durch Harnstein-zertrümmerung, Auflösung, Extraktion oder operativer Entfernung ist daher nicht genug.
Um Urolithiasis wirksam behandeln zu können, muss mehr Wert auf Steinverhütung bzw. Steinprophylaxe gelegt werden. [6]
Um festzustellen, inwieweit die Patienten selbst über prophylaktische Maßnahmen Bescheid wissen, wurde diese Diplomarbeit geschrieben.
Die Diplomarbeit besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden Entstehung und Behandlung von Harnsteinen sowie die Prophylaxe-möglichkeiten beschrieben. Im zweiten Teil wird das Ernährungsverhalten von Harnsteinpatienten analysiert.
2. Harntrakt - Lage und Anatomie
2.1. Allgemeines
Der Harntrakt besteht aus der rechten und linken Niere (Ren), zwei Harnleitern (Ureter), einer Harnblase (Vesica urinaria) und einer Harnröhre (Urethra). Der Harntrakt ist ein Ausscheidungsweg für wasserlösliche Nebenprodukte des Stoffwechsels und für verschiedene chemische Substanzen. Die Nieren sind dabei die Filterorgane. Weiters regulieren sie den Wasserhaushalt und das Säure-Basengleichgewicht des Körpers. Sie haben wichtige Funktionen im Stoffwechsel (z.B. Proteinabbau, Glukoneogenese). Die Nieren sind auch Produktionsort verschiedener Hormone.
2.2. Die Niere
Die Nieren eines gesunden Erwachsenen sind jeweils etwa 11 cm lang, 4 cm dick und 7 cm breit. Das Gewicht einer Niere beträgt ca. 120 bis 200 g. Schwankungen treten je nach Ernährungsgewohnheiten und körperlicher Konstitution auf. So ist es zum Beispiel möglich, dass bei einer sehr eiweißreichen Kost die Niere das doppelte ihres Ausgangsgewichts erreicht. Bei überwiegend kohlenhydratreicher Ernährung können die Nieren kleiner werden. Ursache ist das Ansteigen bzw. Absinken der notwendigen Filtrationsleistung. An jeder Niere unterscheidet man einen oberen und unteren Pol, Vorder- und Hinterfläche, äußeren und inneren Rand. Der innere Rand ist eingezogen, dadurch erhält die Niere ihr typisches „bohnenförmiges“ Aussehen. Am inneren Rand treten alle Gefäße ein bzw. aus (Blut- und Lymphgefäße, Nerven, Harnleiter). Diese Ein– bzw. Austrittsstelle bezeichnet man als Nierenhilus.
Die Nieren liegen im Retroperitonealraum. Der obere Nierenpol liegt näher der Wirbelsäule als der untere. Dem oberen Nierenpol sitzt die hormonproduzierende Nebenniere auf. Beide Nieren liegen unterhalb des Zwerchfells, im Übergangsbereich von der Brust- zur Lendenwirbelsäule. Die rechte Niere liegt etwas tiefer, da sie vom darüberliegenden rechten Leberlappen nach unten gedrückt wird. Da die Nieren von einer dicken Fettschicht (Capsula adiposa) umgeben sind, die bei normaler Körpertemperatur halbflüssig ist, sind sie relativ gut verschiebbar. Zu einer Lageänderung der Nieren kommt es in Abhängigkeit von Atmung, Körperhaltung und Ernährungszustand. In Position gehalten werden sie durch die versorgenden Gefäße, auf denen sie seitlich aufgehängt sind. Daher kann es auch durch Blutdruck-änderungen zu einer geringen Lageänderung der Nieren kommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Von außen nach innen besteht die Niere aus einer Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa), der Nierenrinde (Cortex renalis), dem Nierenmark (Medulla renalis) und dem Nierenbecken (Pelvis renalis). Die funktionelle Baueinheit der Niere wird Nephron genannt. Ein Nephron besteht aus Nierenkörperchen und Tubulusapparat. [1] [2]
2.2.1. Nierenrinde
Die Nierenrinde erscheint makroskopisch als homogenes Gewebe. Sie ist mit vielen kugeligen Strukturen, den Nierenkörperchen durchsetzt. Der Durchmesser eines Nierenkörperchens liegt zwischen ± bis ¼ mm. Die Anzahl der Nierenkörperchen liegt bei etwa einer Million pro Niere. [1] [2]
2.2.2. Nierenmark und Nierenbecken
Makroskopisch erscheint das Mark längsgestreift. Die Längsstreifung wird durch viele parallel laufende Tubulusabschnitte und Blutgefäße hervorgerufen. Das Mark bildet keine zusammenhängende Schicht, sondern ist in einzelne Lappen (Lobus renalis), den Nierenpyramiden gegliedert. In jeder Niere befinden sich zwischen 8 und 20 Mark-pyramiden. Die Pyramiden sind durch Säulen aus Nierenrinden-gewebe (Columna renalis) voneinander getrennt. Die Spitzen der Pyramiden (Papilla renalis) zeigen nach innen und enden jeweils in einem eigenen Nierenkelch. Diese Kelche vereinigen sich zum Nierenbecken. Form und Größe des Nierenbeckens sind sehr variabel. Das Nierenbecken kann rundlich (ampullär) oder verzweigt (dendritisch) ausgebildet sein, auch Mischformen sind möglich. Nierenkelche und Nierenbecken sind mit einer Schicht glatter Muskulatur umgeben. Es kommt ständig zu peristaltischen Bewegungen, die den Harn in die Harnleiter transportieren. [1] [2]
2.2.3. Das Nephron
Ein Nephron besteht aus Nierenkörperchen (Glomerulum) und Tubulusapparat. Das Nieren-körperchen besteht aus einem Knäuel von 30 bis 60 parallelen, porenreichen Kapillaren die von der Bowman-Kapsel überzogen sind. Eintritts- und Austrittsstelle der Kapillaren in die Bowman-Kapsel ist der Gefäßpol. Das eintretende Gefäß bezeichnet man als Vas afferens, das austretende als Vas efferens.
Der Ursprung des Vas afferens ist die Arteria interlobularis, die aus einem Ast der Arteria renalis kommt. Im Glomerulum findet kein Gasaustausch statt. Das bedeutet, dass sich im Vas efferens arterielles Blut befindet. Das Vas efferens teilt sich in ein Haargefäßnetz, das sich um Tubulusapparat und Sammelrohr windet. Hier findet der Gasaustausch statt. Über die Vena interlobularis gelangt das nun sauerstoffarme Blut in die Vena renalis.
Gegenüber dem Gefäßpol des Nephrons liegt der Harnpol, hier beginnt der proximale Tubulus. Der erste Anteil wird als Hauptstück bezeichnet. Der Beginn des Haupt-stücks (Tubulus contortus proximalis) ist geschlängelt und gehört noch zur Nierenrinde, der folgende gerade Anteil des Hauptstücks (Tubulus rectus proximalis) gehört schon zum Nierenmark. Anschließend folgen der dünne ab- und aufsteigende Ast des proximalen Tubulus (Tubulus attenuatus), sowie der dicke aufsteigende Ast. Diese Anteile bilden zusammen die Henle-Schleife. Anschließend beginnt ein weiterer gewundener Abschnitt, der distale Tubulus (Tubulus contortus distalis), der sich aber schon wieder in der Nierenrinde befindet. An einer Stelle nimmt er Kontakt mit dem Gefäßpol des eigenen Glomerulums auf und bildet so den juxtaglomerulären Apparat. Dem Ende des distalen Tubulus folgt das Überleitungssegment, an dieses wiederum schließt das Sammelrohr (Tubulus renalis colligens), das ebenfalls im Nierenmark liegt, an. Die Sammelrohre laufen parallel zu den Henle-Schleifen in Richtung Nierenbecken. Da mehrere Tubuli in ein Sammelrohr einmünden, gibt es davon weit weniger als Nierenkörperchen. Weiters vereinigen sich mehrere Sammelrohre zu größeren Papillargängen (Ductus papillares) und münden in das Nierenbecken. [1] [2]
2.3. Ableitende Harnwege
Von jedem Nierenbecken führt entlang des großen Lendenmuskels (Musculus psoas major) ein Harnleiter in die Harnblase. Die Eintrittsstelle der Harnleiter in die Harnblase liegt schräg an deren Hinterwand. Jeder Harnleiter ist ca. 30 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 4 – 7 mm. Jeder Harnleiter besitzt in seinem Verlauf drei physiologische Engstellen: gleich am Beginn, wo das Nierenbecken in den Harnleiter übergeht, etwa in der Mitte an der Kreuzungsstelle mit dem Beckenrand und den Iliakalgefäßen, und an dessen Einmündungsstelle in die Harnblase. Beim Mann verläuft der Samenleiter (Ductus deferens) entlang der Hinterwand der Harnblase und kreuzt den Harnleiter auf dem Weg zum Inguinalkanal. Die Harnleiter besitzen eine bindegewebige Hülle (Tunica adventitia) mit den versorgenden Blutgefäßen und Nerven, weiters Längs- und Ringmuskelschichten (Stratum longitudinale und Stratum circulare). Ausgekleidet sind die Harnleiter mit einem sehr widerstands-fähigen Übergangsepithel (Epithelium transitionale). Durch die Muskelschichten kommt es zu peristaltischen Wellen, dadurch wird der Harn aktiv in die Harnblase transportiert (ca. 1 bis 4 mal pro Minute).
Die Harnblase liegt am Boden der Bauchhöhle. Ihre Wand ist teilweise mit dem Bauchfell verwachsen. Seitlich füllt die Harnblase den gesamten Beckenraum zwischen den beiden Hüftgelenkspfannen aus. Bei der Frau grenzt ihre Rückseite an Scheide und Uterus. Beim Mann findet man an der Rückseite der Harnblase die beiden Samenblasen und den Mastdarm. Das Blasendach wird vom Bauchfell bedeckt und ist frei beweglich. Der Blasengrund (Fundus) ist fest mit dem Bindegewebe des kleinen Beckens und den inneren Sexualorganen verwachsen. Am Blasengrund münden seitlich hinten die beiden Harnleiter ein, etwas weiter vorne entspringt die Harnröhre. Den Bereich zwischen diesen zwei Einlass- und der Auslassöffnung bezeichnet man als Blasendreieck (Trigonum vesicae). Ausgekleidet ist die Blase mit einer Schleimhaut (Tunica mucosa) und widerstandsfähigem Übergangsepithel (Epithelium transitionale). Die Schleimhaut ist in Falten gelegt, mit zunehmender Blasenfüllung wird sie immer glatter. Lediglich im Harnblasendreieck ist die Schleimhaut immer glatt. Die nächste Schicht besteht aus glatter Muskulatur (Tunica muscularis), dem Harnblasenauspresser (Musculus detrusor vesicae). Der Harnblasenauspresser gliedert sich in eine innere Längsschicht (Stratum longitudinale internum), mittlere Ringschicht (Stratum circulare) und äußere Längsschicht (Stratum longitudinale externum). Die äußerste Schicht der Harnblase ist eine bindegewebige Hülle mit Blutgefäßen (Tunica adventitia). Durch Kontraktion der Harnblasenmuskulatur werden die Harnleiteröffnungen abgeklemmt. Verschlossen wird die Harnblase durch den oberen (unwillkürlichen) Verschluss, der aus Muskelschlingen am Blasenausgang besteht, und dem unteren (willkürlichen) Verschluss, der aus dem Harnröhrenschließmuskel im Beckenboden besteht.
Das maximale Volumen der Harnblase eines Erwachsenen beträgt ca. 800 - 1000 ml. Normalerweise wird sie nur bis zu einem Drittel (270 – 300 ml) gefüllt. Harndrang besteht ab einem Füllgrad von etwa 200 - 400 ml. Bei Maximalfüllung kann der Harndrang nicht mehr willkürlich unterdrückt werden.
Die Harnröhre der Frau beginnt an der Spitze des Blasendreiecks, ist ca.
3 - 5 cm lang und mündet in die Vulva. Das Ende der weiblichen Harn-röhre ist der äußere Harnröhrenmund (Ostium urethrae externum). Die männliche Harnröhre ist etwa 20 – 25 cm lang und beginnt ebenfalls an der Spitze des Blasendreiecks. Sie gliedert sich in 3 Abschnitte: prostatischer Teil in der Vorsteherdrüse (Prostata), membranöser Teil im Beckenboden und spongiöser Teil im Harnröhrenschwellkörper.
Die männliche Harnröhre dient nicht nur als Harnweg, sondern auch als Samenweg. Daher unterscheidet sie sich wesentlich von der Harnröhre der Frau. Der erste Abschnitt (prostatischer Teil) der Harnröhre ist von der Prostata umgeben. In diesem Teil münden die Ausführungsgänge der Prostata (Ductus prostatici) und die Spritzkanäle (Ductus ejaculatorius). Im dritten Teil (spongiöser Teil) münden die Ausführungsgänge der Cowper-Drüse (Ductus glandulae bulbo-urethralis) und der Harnröhrendrüsen (Glandulae urethrales). Das Ende der männlichen Harnröhre ist der äußere Harnröhrenmund (Ostium urethrae externum) an der Spitze des Penis. [1] [2]
3. Der Harn
3.1. Entstehung des Harns
Blut wird im Glomerulum gefiltert. Treibende Kraft der Filtration ist der Blutdruck. Die hohe Filterleistung der Nieren wird durch die große Filterfläche (viele Nephrone) und die relativ hohe Durchlässigkeit der glomerulären Kapillaren erreicht. Die Kapillarschlingen des Glomerulums sind so beschaffen, dass Wasser, Salze, Einfachzucker, Mineralstoffe und ähnliche Substanzen hindurchtreten können. Eiweiße und Blutkörperchen können aufgrund ihrer Größe durch das feine Porensystem des Glomerulums nicht durchdringen und werden somit zurückgehalten (Eiweiß im Urin deutet daher stets auf einen Nierenschaden hin). Die Durchlässigkeit des glomerulären Filters ist für sehr kleine Moleküle (< 4,5 nm) auch ladungsabhängig. Neutrale oder positiv geladene Moleküle werden im Vergleich zu negativ geladenen Teilchen mit gleichem Durchmesser wesentlich besser durchgelassen.
Etwa 10% der durch die Nieren fließenden Flüssigkeitsmenge (Gesamtmenge ca. 1700 l Blut pro Tag) wird als Primärharn (Ultrafiltrat) abgepresst. Pro Tag gelangen so etwa 150 bis 170 Liter Primärharn ins Tubulussystem des Nephrons. Das sehr große Volumen des Primärharns ist vermutlich durch seine Funktion erklärbar. Diese riesige Menge an Lösungsmittel erlaubt es auch schlecht wasserlöslichen und nur in Spuren vorhandenen Substanzen, den Organismus zu verlassen.
Im Tubulussystem wird der Harn konzentriert, Substanzen die im Glomerulum ausgeschieden wurden, für den Organismus aber notwendig sind, werden wieder ins Blut rückresorbiert. Im proximalen Tubulus werden nahezu 100% der filtrierten Zucker und Aminosäuren und etwa zwei Drittel der gefilterten Mineralsalze rückresorbiert. Mit den Mineralsalzen fließt auch viel Wasser ins Blut zurück. Am Ende des proximalen Tubulus sind noch etwa 30 Liter Primärharn vorhanden. Die Konzentration von harnpflichtigen Substanzen hat sich etwa auf das Dreifache erhöht. Ausgelöst und reguliert wird die Rückresorption durch aktive Natriumresorption ins Blut. Dadurch entsteht ein osmotischer Druckunterschied zwischen Blut und Primärharn, es kommt zu einem Wasserausstrom aus dem Tubulus, der gelöste Stoffe (vor allem Chlorid) mit ins Blut transportiert. Der absteigende Teil der Henle-Schleife ist gut wasserdurchlässig, hier gelangt ebenfalls viel Flüssigkeit zurück ins Blut. Auslöser für den Wasserrückstrom ist hier ebenfalls die Osmolaritätsdifferenz zwischen Primärharn und Umgebung.
Die endgültige Zusammensetzung und Menge des Harns wird im Überleitungssegment und im Sammelrohr geregelt. Die Regulation erfolgt über eine aktive Natriumresorption, die durch das Nebennieren-rindenhormon Aldosteron gesteuert wird. Je höher der Aldosteronspiegel im Blut ist, desto mehr Natrium wird rückresorbiert, somit kommt es auch zu einer erhöhten Wasserrückresorption. Weiters wird der Wasserausstrom aus dem Sammelrohr auch durch das antidiuretische Hormon (ADH), das im Hypothalamus gebildet wird, geregelt. Steigt der ADH-Spiegel im Blut an, wird mehr Wasser rückresorbiert und weniger ausgeschieden. Die endgültige Urinausscheidung liegt zwischen 500 ml und 2000 ml pro Tag.
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- Quote paper
- Johann Grassl (Author), 2002, Urolithiasis - Untersuchung des Ernährungsverhaltens bei Personen mit Urolithiasis , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55102
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