Jeder Mensch hat zahlreiche Fähigkeiten, von denen er vom Kindesalter an einige
entwickelt und andere vernachlässigt. Der von Rawls angenommene Aristotelische
Grundsatz (AG) übernimmt dabei die Rolle einer Vorauswahlinstanz, indem er den
Menschen Lust empfinden lässt, wenn er erfolgreich seine Fähigkeiten einsetzt.
Ausgehend von den mannigfaltigen denkbaren menschlichen Gütern, die sich
jeweils in die unterschiedlichsten Richtungen erweitern und vervollkommnen lassen
(man denke an die Mathematik) muss irgendeine Art von Auswahl getroffen
werden. Die Frage ist, welche Faktoren bei der Entscheidung eine Rolle spielen. In
wie weit ist der AG dabei dominierend?
Eine weitere Frage der ich in den folgenden Abschnitten nachgehen möchte ist, ob
der AG tatsächlich ein homogenes gedankliches Konstrukt ist, oder ob seine
Wirkung auf uns als Motivationsprinzip und durch andere als externer Faktor als zwei
unabhängige Elemente angesehen werden können. Über diese Frage werde ich dazu
kommen zu diskutieren, ob die Annahme des AG plausibel ist oder nicht. Rawls
selbst formuliert den Einwand, der AG sehe wie ein philosophisches Prinzip aus, für das
wenig spricht. Die von John Rawls vorgebrachte Verteidigung mit Verweis auf die
Entwicklung von Kindern und die Tatsachen des Alltagslebens ist rein empirisch
und damit nicht sehr überzeugend. Dennoch scheint vieles für ihn zu sprechen.
Wenn der Aristotelische Grundsatz tatsächlich erklären kann, wie Menschen aus sich
selbst heraus Lust am Tätigsein schöpfen und der Quell für gegenseitige
Anerkennung und damit Basis für ein erfolgreiches menschliches Gemeinwesen ist,
spricht auch einiges dafür, dass er in seiner vorgelegten Formulierung richtig ist, und
kann ohne Bedenken zur Aufstellung der Liste der Grundgüter im Urzustand
herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Fragestellung
- 1. Der Aristotelische Grundsatz in der Theorie der Gerechtigkeit
- 1.1. Der Aristotelische Grundsatz und die Wahl eines vernünftigen Lebensplans
- 1.1.1. Der AG und der Grundsatz der Einschließung
- 1.2. Der Aristotelische Grundsatz und das Lernen
- 1.2.1. interne Motivation durch den Aristotelischen Grundsatzes
- 1.2.2. externe Motivation durch den Aristotelischen Grundsatzes
- 1.3. Blockade des Aristotelischen Grundsatzes
- 1.4. Der Aristotelische Grundsatz und die Bestimmung der Grundgüter
- 2. Der Aristotelische Grundsatz in der Nikomachischen Ethik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Aristotelischen Grundsatz (AG) im Kontext von John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit. Ziel ist es, die Rolle und Bedeutung des AG im Rahmen der Wahl eines vernünftigen Lebensplans, der Entwicklung von Fähigkeiten und der Bestimmung der Grundgüter zu analysieren.
- Der Aristotelische Grundsatz als Motivationsprinzip in Rawls' Theorie der Gerechtigkeit
- Die Rolle des AG bei der Auswahl eines vernünftigen Lebensplans
- Der Einfluss des AG auf die Entwicklung und Vervollkommnung von Fähigkeiten
- Die Beziehung zwischen dem AG und den Grundgütern in Rawls' Theorie
- Die Plausibilität des Aristotelischen Grundsatzes als philosophisches Prinzip
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Aristotelischen Grundsatz in Rawls' Theorie der Gerechtigkeit und diskutiert seine Funktion als grundlegendes Motivationsprinzip. Es werden die Argumentationslinien und die Plausibilität des Grundsatzes im Kontext der Wahl eines vernünftigen Lebensplans und der Bestimmung der Grundgüter untersucht.
Das zweite Kapitel analysiert den Aristotelischen Grundsatz in der Nikomachischen Ethik. Es betrachtet die philosophischen Wurzeln des Prinzips und dessen Relevanz im Kontext der ethischen Philosophie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen John Rawls, Theorie der Gerechtigkeit, Aristotelischer Grundsatz, vernünftiger Lebensplan, Fähigkeitenentwicklung, Grundgüter, Motivationsprinzip, Nikomachische Ethik.
- Arbeit zitieren
- Markus Voigt (Autor:in), 2006, John Rawls und der Aristotelische Grundsatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55226