E. T. A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann, die Ende 1816 im ersten Band der Nachtstücke erschienen ist, unterscheidet sich von der phantastischen Literatur seiner Zeit. Bei ihm kommt es zu einem - jedoch nicht völlig offensichtlichen - "′Einbruch′ des Unerhörten in die reale Welt der handelnden Personen" , wenn man diese Definition der Phantastik gelten läßt. Doch darüber hinaus thematisiert er die Reaktionen der Charaktere auf diesen Einbruch, dieses Aufreißen der Grenzen der Realität.
Dieser Aufsatz soll vor allem klären, zu welchen Interpretationsmustern die objektiven Figuren anhand der schauerlichen und phantastischen Erscheinung des Sandmannes tendieren und welcher Nutzen aus der nicht aufgelösten Identitätsfrage der doppelbödigen Gestalt Coppelius/Coppola gezogen wird. Dazu wird zu klären sein, welche Stellung der Sandmann in Nathanaels Bewußtsein hat, was Coppelius/Coppola beabsichtigt, und welche Aufschlüsse im Text und in der Sekundärliteratur zur Charakteristik und Herkunft dieser Gestalt gegeben werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Sandmann als mythische Reminiszenz Nathanaels
- Bedeutung des Wortes 'Sandmann' im 18. und 19. Jahrhundert
- Experimente des Coppelius/ Coppola
- Determinismus, Indeterminismus oder Fatalismus?
- Coppelius/ Coppola- Ambiguität eines Doppelgängers
- Auswirkungen des Sandmannes auf Nathanaels Wahrnehmung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Aufsatz analysiert die dramaturgische Funktion der Doppelgestalt Coppelius/Coppola in E. T. A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" und untersucht, wie diese Figur die Interpretationsmuster der Figuren in der Geschichte beeinflusst. Der Aufsatz beleuchtet die Rolle des Sandmannes in Nathanaels Bewusstsein und analysiert die Absichten von Coppelius/Coppola.
- Die mythische Reminiszenz des Sandmannes in Nathanaels Kindheitserinnerungen
- Die Ambiguität der Doppelgestalt Coppelius/Coppola und ihre Bedeutung für die Interpretation der Geschichte
- Die Auswirkungen des Sandmannes auf Nathanaels Wahrnehmung und seine psychische Entwicklung
- Die Frage nach Determinismus, Indeterminismus oder Fatalismus in der Erzählung
- Die Verbindung von realen und phantastischen Elementen in der Erzählung und deren Bedeutung für die Charakterentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Aufsatzes beleuchtet die mythische Reminiszenz des Sandmannes in Nathanaels Kindheitserinnerungen. Der Fokus liegt auf der Analyse des ersten Briefes, in dem Nathanael seinen Freund Lothar über seine Begegnung mit Coppelius informiert. Dieser Brief zeigt die starke Präsenz der Figur in Nathanaels Erinnerung und unterstreicht ihre Bedeutung für seine Entwicklung.
Die folgenden Kapitel widmen sich der Bedeutung des Wortes "Sandmann" im 18. und 19. Jahrhundert und untersuchen die Experimente des Coppelius/Coppola. Dabei wird die Ambiguität der Doppelgestalt hervorgehoben und die Frage nach Determinismus, Indeterminismus oder Fatalismus in der Erzählung behandelt.
Schlüsselwörter
E. T. A. Hoffmann, "Der Sandmann", Doppelgestalt, Coppelius/Coppola, Sandmann, Ambiguität, Mythische Reminiszenz, Determinismus, Indeterminismus, Fatalismus, Phantastik, Realität, Wahrnehmung, psychische Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Nils Göbel (Autor:in), 2001, Produktivität durch Ambiguität. Die dramaturgische Funktion der Doppelgestalt Coppelius/Coppola in E. T. A. Hoffmanns Erzählung - Der Sandmann -, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5536