Wenige Minuten, nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder am 22. Mai 2005 Neuwahlen des Bundestages angekündigt hatte, begann im Internet der Wahlkampf. Bürger formierten sich und starteten so genannte Wahlkampf-Weblogs, auf denen die Autoren aus ihrer persönlichen Sicht berichten und eine Alternative zur Berichterstattung der traditionellen Medien bieten wollen. Weblogs, von Einzelpersonen regelmäßig bestückte Internetseiten, erlangen in Deutschland immer mehr politische Bedeutung.
In anderen Ländern wie den USA oder Iran spielen Weblogs dagegen schon seit einiger Zeit eine Rolle bei der Setzung der Themenagenda. Es ist somit wahrscheinlich, dass ihre Verbreitung auch in Deutschland weiter ansteigen wird und sie ihre Bedeutung im Mediensystem erhöhen können. Das Besondere an Weblogs ist, dass jeder Bürger sich in den Kommunikationsprozess eingliedern kann und dort – wegen der Vernetzung von Weblogs untereinander – auch Gehör findet.
Über das Phänomen Weblogs liegen bislang kaum empirische Untersuchungen vor. Experten diskutieren, ob Autoren von Weblogs den Anspruch haben, Journalismus zu betreiben. Wie wird ihr zukünftiges Verhältnis zum traditionellen Journalismus aussehen? Werden sie diesen ergänzen, verändern oder gar verdrängen? Welche Rolle werden sie im Mediensystem spielen? Sind sie Ursache einer Medienrevolution oder „zu 99 Prozent Müll“, wie der Chefredakteur von Spiegel Online Mathias Müller von Blumencron meint?
Ganz entscheidend hängt die Beantwortung dieser Fragen von dem Informationsgehalt für den Leser ab. Nur wenn Rezipienten ein Weblog als glaubwürdig und qualitativ hochwertig ansehen, werden sie dieses zur Information nutzen. An Hand einer Online-Befragung soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, inwieweit Weblogs schon jetzt als glaubwürdig und qualitativ hochwertig beurteilt werden. Mit den Ergebnissen der Umfrage soll ergründet werden, welche Faktoren die Glaubwürdigkeit eines Weblogs beeinflussen, und eine Prognose über die zukünftige Entwicklung der Weblogs gefällt werden. Während zu den Motiven von Weblog-Anbietern erste Untersuchungen vorliegen, blieb die Nutzer-Perspektive bislang weitgehend ausgeklammert. Die vorliegende Arbeit soll dazu erste Ergebnisse liefern.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
-
2 Einführung in das Themenfeld Weblogs
-
2.1 Eigenschaften der Weblogs
- 2.1.1 Definition
- 2.1.2 Technische Besonderheiten
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2.2 Geschichte der Weblogs
- 2.2.1 Die Entstehung eines neuen Medien-Genres
- 2.2.2 Einfluss der US-amerikanischen Blogosphäre
- 2.2.3 Globale Perspektive
- 2.2.4 Deutsche Blogosphäre
- 2.2.5 Statistische Daten
-
2.3 Kategorisierungsversuch
- 2.3.1 Anzahl der Autoren
- 2.3.2 Inhaltliche Kategorisierung
- 2.3.3 Professionalisierungsgrad der Autoren
- 2.3.4 Multimedialität als Kennzeichen
-
2.1 Eigenschaften der Weblogs
-
3 Online-Kommunikation
-
3.1 Weblogs: ein Online-Genre
- 3.1.1 Weblogs als Genre oder Schema
- 3.1.2 Weblogs in Abgrenzung zu anderen Online-Genres
-
3.2 Besonderheiten der Online-Kommunikation
- 3.2.1 Vereinfachter Zugang zur Kommunikation
- 3.2.2 Neue Art der Vermittlung
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3.3 Weblogs und die Online-Kommunikation
- 3.3.1 Herstellung von Öffentlichkeit durch Vernetzung
- 3.3.2 Eine neue Form der Qualitätskontrolle
- 3.3.3 Teilnahme am Kommunikationsprozess
- 3.3.4 Weblogs und journalistische Standards
- 3.3.5 Professionalisierungsgrad
-
3.4 Bürger-journalismus und Journalismus-Diskussion
- 3.4.1 Verwirklichung eines demokratischen Mediensystems?
- 3.4.2 Weblogs und der Journalismus-Begriff
- 3.4.3 Prognose über das Verhältnis von Weblogs und Journalismus
-
3.1 Weblogs: ein Online-Genre
-
4 Glaubwürdigkeit und Qualitätsforschung
-
4.1 Glaubwürdigkeit in der Kommunikationswissenschaft
- 4.1.1 Glaubwürdigkeit im Kommunikationsprozess
- 4.1.2 Ein multidimensionales Konstrukt
- 4.1.3 Glaubwürdigkeit des Internet
-
4.2 Qualitätsforschung
- 4.2.1 Zusammenhang zwischen Glaubwürdigkeit und Qualität
- 4.2.2 Stand der Qualitätsforschung
- 4.2.3 Qualität aus Rezipientensicht
- 4.2.4 Qualität im Internet
-
4.1 Glaubwürdigkeit in der Kommunikationswissenschaft
-
5 Methodenteil
- 5.1 Bisherige Forschungsergebnisse
- 5.2 Frage nach der Glaubwürdigkeit und Qualität von Weblogs
- 5.3 Forschungsfragen und Hypothesenbildung
-
5.4 Wahl der Methode
- 5.4.1 Befragung in der Kommunikationswissenschaft
- 5.4.2 Vor- und Nachteile der Online-Befragung
-
5.5 Operationalisierung
- 5.5.1 Operationalisierung der Konstrukte
- 5.5.2 Aufbau des Fragebogens
- 5.6 Ziehung der Stichprobe
- 5.7 Pretest
- 5.8 Diskurs: Reaktionen der Blogosphäre auf den Fragebogen
-
6 Ergebnisse
- 6.1 Besonderheiten der Stichprobe
- 6.2 Dimensionsreduktion durch Faktorenanalysen
-
6.3 Glaubwürdigkeitsbeurteilungen
- 6.3.1 Glaubwürdigkeit von Weblogs und Online-Magazinen
- 6.3.2 Intramediale Glaubwürdigkeitsunterschiede
- 6.3.3 Abhängigkeit von soziodemografischen Merkmalen
-
6.4 Qualitätsbewertungen
- 6.4.1 Vergleich der Qualitätsurteile
- 6.4.2 Intramediale Qualitätsunterschiede
- 6.4.3 Abhängigkeit von soziodemografischen Merkmalen
-
6.5 Erklärung der Glaubwürdigkeitszuschreibungen
- 6.5.1 Einflüsse auf die Beurteilung der Kompetenz von Weblogs
- 6.5.2 Einflüsse auf die Vertrauenswürdigkeit der Weblogs
- 6.5.3 Einflüsse auf die Glaubwürdigkeit bei Online-Magazinen
- 7 Schluss
- 8 Literaturverzeichnis
- 9 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
- 10 Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit dem Phänomen Weblogs und untersucht, ob diese das Potential haben, eine Medienrevolution einzuleiten. Die Arbeit analysiert die Glaubwürdigkeit und Qualität von Weblogs aus der Sicht der Rezipienten, um zu beurteilen, ob Weblogs als alternative Informationsquellen zum traditionellen Journalismus angesehen werden können.
- Entwicklung und Eigenschaften von Weblogs
- Weblogs im Vergleich zu anderen Online-Genres
- Glaubwürdigkeit und Qualität von Weblogs aus Rezipientensicht
- Einfluss von Weblogs auf das Mediensystem
- Zukünftige Entwicklung von Weblogs
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 bietet eine umfassende Einführung in das Themenfeld Weblogs. Es werden die technischen Besonderheiten, die Definition und die Geschichte der Weblogs beleuchtet, wobei auch die Entwicklung der Blogosphäre in verschiedenen Ländern betrachtet wird. Ein Kategorisierungsversuch von Weblogs nach Anzahl der Autoren, inhaltlicher Kategorisierung, Professionalisierungsgrad der Autoren und Multimedialität rundet das Kapitel ab.
Kapitel 3 widmet sich der Online-Kommunikation im Allgemeinen und beleuchtet die Besonderheiten von Weblogs im Kontext dieser neuen Form der Kommunikation. Es werden die Unterschiede zwischen Weblogs und anderen Online-Genres wie Standard-Webseiten, Mailing Lists, Newsgroups, Chats, Online-Foren, Peer-to-Peer-Angeboten und Wikis aufgezeigt. Darüber hinaus werden die Chancen und Herausforderungen des Bürgerjournalismus im Internet diskutiert.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Glaubwürdigkeit und Qualitätsforschung in der Kommunikationswissenschaft. Es werden die verschiedenen Ebenen der Glaubwürdigkeitsattribution und die Entwicklung des Konstrukts Glaubwürdigkeit in der Forschung beleuchtet. Der Zusammenhang zwischen Glaubwürdigkeit und Qualität sowie die wichtigsten Ergebnisse der bisherigen Qualitätsforschung werden ebenfalls behandelt.
Kapitel 5 stellt den Methodenteil der Arbeit vor. Es werden die Forschungsfragen und Hypothesen formuliert, die im Rahmen der Arbeit untersucht werden sollen. Die Wahl der Methode der standardisierten Online-Befragung wird begründet, die Operationalisierung der Konstrukte Glaubwürdigkeit und Qualität erläutert und die Stichprobenziehung sowie der Pretest beschrieben.
Kapitel 6 präsentiert die Ergebnisse der Online-Befragung. Es werden die Besonderheiten der Stichprobe analysiert und die Glaubwürdigkeits- und Qualitätsbeurteilungen von Weblogs und Online-Magazinen aus der Sicht der Rezipienten untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Weblogs, Blogosphäre, Medienrevolution, Glaubwürdigkeit, Qualität, Online-Kommunikation, Bürgerjournalismus, Journalismus, Rezipienten, Online-Magazine, Faktorenanalyse, Online-Befragung, soziodemografische Merkmale, Mediennutzung, Inhaltsanalyse, Reliance, Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Aktualität, Multimedialität, Quellenangaben, Sprachstil, Kommentarfunktion, Trackback, Bewertungsmöglichkeit, Archiv, Suchfunktion, Werbefreiheit, Transparenz, Interaktivität, Medienlandschaft, Medienwandel, Medienentwicklung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Lisa Sonnabend (Autor:in), 2005, Das Phänomen Weblogs - Beginn einer Medienrevolution? Eine Annäherung an die Beantwortung mit Hilfe einer Analyse der Glaubwürdigkeit und Qualität aus Sicht der Rezipienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55372
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