Soweit Heines Zeitgenossen den „Almansor“ zur Kenntnis nahmen, fühlten sie sich überwiegend durch die Aufwertung der Mauren provoziert. Sowohl in Rezensionen als auch bei der einzigen Aufführung in Braunschweig kamen kritische Stimmen zu Wort. In der Restaurationszeit wirkte schon der Vergleich der Christen und der Mauren Ärgernis erregend wie in folgender Rezension von Willibald Alexis: „Wehmut mag jeden unparteyischen Leser, der Gefühl für Poesie und Geschichte hat, ergreifen, beym Untergang eines noch in seinen letzten Zügen schön glänzenden Reiches. Verdiente es aber, dass man ihm Elegien nachsendet, wenn auch die Motive Ferdinands und Isabellas, eben so wenig als die von ihnen angewandten Mittel durchaus zu billigen sind?“
Die Tragödie „Almansor“, die 1823 im Verlag Dümmler unter dem Titel „Tragödien nebst lyrischem Intermezzo“ gemeinsam mit Heines zweitem Drama „William Ratcliff“ erschien, gehört im europäischen Raum nicht zu den bekanntesten Produkten Heines. In der Heine-Forschung nimmt die Tragödie nur eine bescheidene Stellung ein. Wenn im Rahmen der "Almansor-Forschung" über die formale Schwäche und die "Schulmäßigkeit" des Stücks im Allgemeinen Übereinstimmung herrscht2, so macht sich im Hinblick auf dessen Hauptintention eine Meinungsverschiedenheit bemerkbar. Denn in der Regel wird diese dramatische Dichtung aufgrund ihrer Entstehungszeit und ihrer Thematik in enger Verbindung mit zwei Erlebnissen des jungen Heine gesehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Heines Poesie-Orient
- Die Funktion des Poesie-Orients bei Heine
- Das Spanienbild zur Zeit Heines
- Die Beschäftigung mit dem spanisch-arabischen Orient
- „Almansor", eine Maurenromanze
- Heines Beschäftigung mit dem Islam
- Das Liebesmotiv und seine arabische Quelle
- Die Inquisitionsliteratur
- Die Chorstelle und ihre Funktion
- Die Konfessionsproblematik im „Almansor"
- Gesellschaftliche und biographische Einflüsse auf das Werk
- Heines biographische Motivation zum „Almansor"
- Gesellschaftspolitische Umstände
- Religiöse Unruhen zu Entstehungszeit des "Almansor"
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Heinrich Heines Drama „Almansor" im Kontext seiner Beschäftigung mit dem spanisch-arabischen Orient. Der Fokus liegt auf der Frage, wie Heine den Orient in seinem Werk verarbeitete und welche Rolle er für seine poetische Weltanschauung spielte.
- Heines Orientbild
- Der Einfluss arabischer Literatur auf Heines Werk
- Die Rolle des Islam in Heines Drama
- Die Konfessionsproblematik im „Almansor"
- Die gesellschaftspolitischen und biographischen Einflüsse auf das Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Rezeption Heines „Almansor" und stellt die Forschungslücke heraus, die die vorliegende Arbeit schließen möchte. Anschließend wird Heines "Poesie-Orient" beleuchtet, der sich aus familiären Erzählungen, der Märchensammlung "1001 Nacht" und der romantischen Sehnsucht nach dem Fernen speist.
Im zweiten Kapitel wird das Spanienbild zur Zeit Heines erörtert, das von der Wiederentdeckung und Neubewertung des muslimischen Spaniens geprägt war. Herder sah in den Arabern die "Lehrer Europas", die durch ihren Einfluss die Kultur und die Sprache Europas bereicherten.
Das dritte Kapitel widmet sich Heines Beschäftigung mit dem spanisch-arabischen Orient im Hinblick auf sein Drama „Almansor". Es werden Heines Quellen, wie die "Historia de los Vandos de los Zegries y Abencerrages" von Gines Perez de Hita und die Liebesgeschichte von „Medschun und Leila" des persischen Dichters Dschami, analysiert. Heine verarbeitete in seinem Drama die Konfessionsproblematik und die Intoleranz der Inquisition, die er in Werken wie "Histoire du Cardinal Ximenes" von Esprit Flechier und "Briefe über Inquisitionsgericht und Ketzerveffolgung in der römischen Kirche" von Heinrich Cramer studierte. Die Chorstelle im dritten Akt des Dramas, die die Geschichte der Muslimherrschaft in Spanien resümiert, wird als ein wichtiges Medium zur Vermittlung von Heines Sympathien für die maurischen Figuren interpretiert.
Das vierte Kapitel untersucht die gesellschaftlichen und biographischen Einflüsse auf Heines Werk. Heines unglückliche Liebe zu seiner Kusine Amalie, die er in der Liebesgeschichte zwischen Almansor und Zuleima verarbeitet, wird als ein wichtiger Motiv des Dramas betrachtet. Die gesellschaftspolitischen Umstände der Zeit, die von einem überbetonten christlich-religiösen und deutsch-germanischen nationalistischen Geist geprägt waren, spiegeln sich in der Konfessionsproblematik des Dramas wider. Heine thematisiert die Judenfeindlichkeit und die "Hep-Hep-Bewegung" und setzt sich für Toleranz und religiöse Emanzipation ein.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den spanisch-arabischen Orient, Heinrich Heines "Poesie-Orient", "Almansor", die Maurenromanze, den Islam, das Liebesmotiv, die Inquisitionsliteratur, die Konfessionsproblematik, die gesellschaftspolitischen und biographischen Einflüsse auf das Werk, die "Hep-Hep-Bewegung" und die religiöse Emanzipation.
- Quote paper
- Tatjana Lemke (Author), 2003, Poesie-Orient versus realer Orient. Heinrich Heines Beschäftigung mit dem maurischen Spanien am Beispiel des Dramas Almansor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55400
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