Von den Medien gefürchtet, von den Betroffenen als Waffe genutzt – die Gegendarstellung zwingt die Medien zum Abdruck der Ansicht der Betroffenen. Was für Medienmacher eher eine lästige Pflicht ist, empfinden die Bürger als angenehmes Recht. Vor allem, weil die Medien seitens des Gesetzes zu dieser Maßnahme gezwungen werden, sie also nicht in freien Stücken über Inhalt und Form entscheiden können, wird die Gegendarstellung teilweise als krasser Eingriff in die Pressefreiheit gewertet.
Andererseits garantiert diese rechtliche Regelung, dass die Persönlichkeitsrechte der Bürger und Bürgerinnen gewahrt werden und speziell der Aspekt der informationellen Selbstbestimmung garantiert wird.
Auch hat die Existenz der Gegendarstellung eine sichernde Funktion in Bezug zur journalistischen Qualität, regt sie doch die Journalisten zu einer „gründlichen und fairen Recherche“ an. Schließlich muss der Journalist, um einer Gegendarstellung vorzubeugen, beide Parteien zum jeweiligen Fall zu Wort kommen lassen. Letzt genanntes ist ein unumstrittenes journalistisches Qualitätsmerkmal, um eine möglichst objektive und ausgewogene Berichterstattung zu ermöglichen. Nur sorgfältigste Recherche und saubere journalistische Arbeit können die Gefahr eines Gegendarstellungsanspruchs auf ein Minimum senken, wenn auch nicht immer gänzlich ausräumen. Schwierig wird dies vor allem, wenn ein Betroffener von vorneherein keine Stellung zu Vorwürfen nimmt, die seine Person betreffen.
Die Wurzeln der Gegendarstellungen beruhen auf dem französischen Entwurf des „droit de résponse“, der 1831 in Deutschland übernommen wurde und 1874 in den Reichspressegesetzen verankert wurde (Kapitel 2.1). Kennzeichnend für die deutsche Rechtsprechung ist seit dem letztgenannten Zeitpunkt, dass der Anspruch sich ausschließlich gegen Tatsachenbehauptungen richtet.
Während die Reichspressegesetze Bundesländer übergreifend galten, ist die mediale Gesetzgebung heutzutage Ländersache. Allerdings kann sich der Anspruch auf das durch das Grundgesetz gesicherte allgemeine Persönlichkeitsrecht berufen (Kapitel 2.2). Indes kann es durchaus passieren, dass unterschiedliche Landesgerichte die Rechtslage tendenziell unterschiedlich auslegen. Es heißt, einige seien Medien freundlicher, andere Medien feindlicher.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gegendarstellung: Entstehungsgeschichte und Idee
- „Droit de résponse"
- Die Gegendarstellung in Deutschland
- Rechtliche Aspekte des Anspruchs
- Rechtliche Grundlagen
- Der Gegendarstellungsanspruch im Berliner Landespressegesetz
- Rechtliche Grundlagen
- Operationalisierung
- Methode
- Fragestellung und Hypothesen
- Ergebnisse
- Quantitative Auswertung
- Qualitative Auswertung
- Bild
- Tagesspiegel
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Zeitungen
- Anhang
- Gesetzestexte
- Der Gegendarstellungsanspruch im Berliner Landespressegesetz
- Artikel 1 GG
- Artikel 2 GG
- Artikel 5 GG
- Gesetzestexte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Gegendarstellungsanspruch im deutschen Mediensystem und vergleicht die Häufigkeit und den Inhalt von Gegendarstellungen in der Bild-Zeitung und dem Tagesspiegel. Ziel ist es, herauszufinden, ob der Boulevard-Journalismus der Bild-Zeitung aufgrund seiner aggressiven Berichterstattung häufiger von Gegendarstellungen betroffen ist als der klassische Qualitätsjournalismus des Tagesspiegels.
- Der Gegendarstellungsanspruch als rechtliches Instrument zum Schutz des Persönlichkeitsrechts
- Die historische Entwicklung des Gegendarstellungsrechts
- Die Abwägung zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrecht
- Die Auswirkungen unterschiedlicher journalistischer Stile auf die Häufigkeit von Gegendarstellungen
- Die Bedeutung der Gegendarstellung für die journalistische Qualität und die öffentliche Meinungsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Gegendarstellung ein und erläutert die Bedeutung des Anspruchs für den Schutz des Persönlichkeitsrechts und die journalistische Qualität. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Gegendarstellungsrechts, beginnend mit dem französischen „droit de résponse" und der Entwicklung des Anspruchs in Deutschland. Kapitel 3 untersucht die rechtlichen Grundlagen des Gegendarstellungsanspruchs, insbesondere im Kontext des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und der Pressefreiheit. Kapitel 4 beschreibt die Methodik der Untersuchung und die Fragestellungen, die im Zentrum der Arbeit stehen. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Analyse der Gegendarstellungen in der Bild-Zeitung und dem Tagesspiegel. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen und bewertet die Bedeutung des Gegendarstellungsanspruchs für das deutsche Mediensystem.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gegendarstellungsanspruch, Pressefreiheit, Persönlichkeitsrecht, Boulevard-Journalismus, Qualitätsjournalismus, Bild-Zeitung, Tagesspiegel, Medienrecht, Rechtsvergleichung, Empirische Forschung, Journalistische Qualität, Öffentliche Meinungsbildung, Pluralismus.
- Quote paper
- Moritz Förster (Author), 2006, Der Gegendarstellungsanspruch - Ein Vergleich von Bild und Tagesspiegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55465
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