Unterrichtsreihe zum Thema 'Gottesfrage'


Unterrichtsentwurf, 2005

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Unterrichtsstunde- Gottesbilder
2.1. Eigenes Gottesbild- Gott im eigenen Leben
2.2. Einbettung in den weiteren Verlauf der Unterrichtsreihe
2.3. Arbeitsblatt: Verschiedene Antworten auf die Frage nach Gott
2.4. Ziel der Unterrichtsstunde- Gott wird als wandelbar erfahren

3. Unterrichtsstunde- Gottes Wesen ist Liebe
3.1. Ziel der Unterrichtsstunde
3.2. Kreatives Schreiben

4. Unterrichtsstunde- Theodizee I
4.1. Der Begriff Theodizee

5. Unterrichtsstunde- Theodizee II

6. Unterrichtsstunde- Verschiedene Formen des Wahrnehmens, Erlebens
6.1. Sinnesübung- Riechen
6.2. Eine Atemübung (nach E. Müller)
6.3. Atmung bei der Meditation
6.4. Gedanken bei der Meditation
6.5. Stilleübung

7. Unterrichtsstunde- Gott im Raum erfahren I

8. Unterrichtsstunde- Gott im Raum erfahren II

9. Unterrichtsstunden in der tabellarischen Übersicht

10. Anhang Arbeitsblatt

11. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die folgende Unterrichtsreihe, zum Thema „Gottesfrage“ für die Sekundarstufe II an Berufskollegs, wurde für den Bildungsgang „Erzieher/ Erzieherin“ konzipiert. Sie enthält einige Übungseinheiten, die die Schülerinnen und Schüler auch in ihrer späteren Berufspraxis, in der Arbeit mit Kindern, umsetzten können.

2. Unterrichtsstunde- Gottesbilder

2.1. Eigenes Gottesbild- Gott im eigenen Leben

Zunächst stellt die Lehrkraft die Frage:

- „Wie sieht Ihr eigenes Gottesbild aus?
- Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie von Gott reden?“

(Zum Beispiel: In welchen Bildern und Symbolen sprechen Sie von Gott, hat sich eventuell Ihre Rede von Gott in unterschiedlichen biographischen Phasen verändert?)

Entsprechend des Lehrplans Evangelische Religionslehre für Berufskollegs[1] ist es hierbei wichtig „dem berechtigten Autonomieanspruch der Jugendlichen auch im Religiösen genügend Raum zu geben“, so dass ihre eigenen Vorstellungen und Gefühle zur Gottesfrage Raum bekommen können.

Didaktische Überlegungen:

Die Schülerinnen und Schüler nehmen ihre eigenen Gefühle wahr und lernen sich in die Gefühle der Mitschülerinnen und -schüler einzufühlen. Mutmachende gemeinsame Lernerfahrungen werden somit ermöglicht. Auch im weiteren Unterrichtsverlauf liegt der Fokus auf dem Erfolg in kleinen Schritten. Dazu bedarf es einer offenen, die Empathie fördernden Lernatmosphäre und Lerngruppen.[2]

Methode: Brainstorming

Unterrichtsgespräch

Medien Tafel, Schülerkladde

2.2. Einbettung in den weiteren Verlauf der Unterrichtsreihe

Durch die Voranstellung des eigenen Gottesbildes setzen die Schülerinnen selbst thematische Schwerpunkte aus ihrem eigenen Erleben heraus. Dies wird für die weitere Gestaltung der Unterrichtsreihe aufgenommen. Auch sich hieraus kristallisierende Ambivalenzen und Fragestellungen werden aufgegriffen und in den weiteren Verlauf miteinbezogen.

Ziel dieser Einheit ist es, dass die Schülerinnen und Schüler über die eigenen Gottesvorstellungen nachdenken, sich an Gottesvorstellungen erinnern die sie als Kind hatten und erkennen, dass persönliche Gottesvorstellungen einem biographischen Wandel unterliegen. Ebenso wird die Kommunikationsfähigkeit und die Empathie, der Schülerinnen und Schüler gefördert, indem sie von Gottesvorstellungen anderer erfahren und sich mit ihnen austauschen.

2.2. Gottesbild in Alltag und Gesellschaft- „Gott sei Dank“ – Gott in der Alltagssprache entdecken

Die Lehrkraft beginnt mit der Fragestellung:

- „Ausgehend von Ihren eigenen Vorstellungen, welche Sprachmuster und Bilder zu Gott kennen Sie außerdem und begegnen Ihnen (im Alltag)?“

Didaktische Überlegungen:

Die Schülerinnen und Schüler werden sich ihren und anderen religiösen Gefühlen bewusst, die ihnen in der Alltagssprache, in Bildern, Symbolen und Bekenntnissen begegnen, und verbalisieren sie.

Hierzu wird in einer Gruppenarbeit gemeinsam eine Plakatwand gestaltet. Die Schülerinnen und Schüler notieren ebenso ihre eigenen Gedanken und Bilder zu Gott.

2.3. Arbeitsblatt: Verschiedene Antworten auf die Frage nach Gott

Anhand einiger exemplarischer Bibelstellen, die biblische Rede von Gott widerspiegeln, wird das Bild Gottes in der Bibel näher beleuchtet. Hierzu bekommen die Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt, das sie bis zur nächsten Stunde lesen und bearbeiten sollen.[3]

„Der Religionsunterricht kommt“ somit „zum eigenen Profil, wenn“ sich „die Pole Lebenserfahrung und Überlieferung“ gegenseitig bereichern und beleuchten können; auch indem sich diese beiden „Größen zu einer gemeinsamen Thematik wechselseitig infrage stellen und sich in einem dialektischen Prozess beeinflussen.“[4] (Dialogisches Prinzip/ Problemorientierter Unterricht).

2.4. Ziel der Unterrichtsstunde- Gott wird als wandelbar erfahren

Die Schülerinnen und Schüler gewinnen eine offene Einstellung gegenüber der Frage nach Gott. Sie wissen von der Vielfalt des Sprechens von Gott, wie es sich in der Dreieinigkeit Gottes und dem Leben aus der Rechtfertigung ausdrückt.

Sie erfahren, wie Menschen heute verantwortlich von Gott sprechen, und finden Unterstützung bei der Suche nach einer eigenen Position.

3. Unterrichtsstunde- Gottes Wesen ist Liebe

Die Lehrkraft beginnt die Unterrichtsstunde mit der Frage:

- „Wie zeigt sich die Liebe in Ihrem eigenen Leben? Was ist Ihnen wichtig, wenn sie von „Liebe“ sprechen? Wie verbinden Sie Gott und Liebe?“

Didaktische Überlegungen:

Auch hier äußern die Schülerinnen und Schüler zunächst eigene Erfahrungen zu der Fragestellung und kommen untereinander in ein Gespräch. Durch den zentralen Begriff ,,Liebe “ setzen sich die Schülerinnen und Schüler zunächst mit ihrem eigenen Verständnis von Liebe auseinander, um dann im zweiten Schritt dieses eigene Verständnis von Liebe mit der Liebe Gottes zu vergleichen.

3.1. Ziel der Unterrichtsstunde

- über die persönliche Bedeutung von Liebe im eigenen Leben sprechen
- über den Zusammenhang von Liebe und Gott nachdenken
- den Unterschied zwischen menschlicher und göttlicher Liebe erkennen

Die Schülerinnen und Schüler werden an die Vorstellung herangeführt, dass göttliche Liebe nicht zwingt, sondern den Menschen lockt. Gott möchte uns zur Liebe und zum Guten hinziehen, die Freiheit bleibt jedoch erhalten. Denn die Liebe ist stets gewaltlos und kann daher nicht zwingen.

3.2. Kreatives Schreiben

Dazu wird Ihnen ein Arbeitsblatt ausgeteilt, das den Anfang eines Gedichtes von Matthias Claudius[5],,Die Liebe“ enthält.

Die Liebe:

Die Liebe hemmt nichts;

sie kennt nicht Tür noch Riegel

Und dringt durch alles sich;

sie ist ohne Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel,

Und schlägt sie ewiglich.

Nun werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert selbst ein Gedicht zur Liebe zu schreiben. Hierbei können sie einerseits das Gedicht von Matthias Claudius weiter schreiben oder eigenständig ein Gedicht verfassen. Am Ende der Stunde können diejenigen Schülerinnen und Schüler, die möchten ihr Gedicht vortragen. Die Lehrkraft sammelt am Ende der Stunde alle Gedichte ein, um sie in einer Gedichtsmappe zu sammeln. Hierfür schreibt sie die Gedichte mit dem Computer ab um eine Anonymität zu gewährleisten. Diese Gedichtsammlung verbleibt im Klassenraum und kann in anderen Unterrichtsreihen ergänzt werden.

Methode: Kreatives Schreiben

Medien: Text des Gedichtes von Matthias Claudius

4. Unterrichtsstunde- Theodizee I

Zunächst fragt der Lehrer die Schülerinnen und Schüler nach Eigenschaften Gottes.

Folgende Begriffe werden, wenn nicht durch die Schüler und Schülerinnen genannt durch den Lehrer ergänzt:

- Liebe
- Allmacht
- Allwissenheit

Anschließend zeigt der Lehrer Fotos von Katastrophen, Unglücken etc. und lässt die Schülerinnen und Schüler kommentieren, was auf den Bildern zu sehen ist.

Der Lehrer fragt die Schülerinnen und Schüler: „Wenn Sie sich die an der Tafel stehenden Begriffe ansehen, wie passen diese zu den gezeigten Fotos?“

Der Lehrer nimmt die Ausführungen der Schülerinnen und Schüler auf und erläutert das Thema dieser und der nächsten Stunde: Theodizee.

Er erklärt den Begriff, die Entstehungszeit und die Bedeutung des Begriffes Theodizee, wie folgt:

4.1. Der Begriff Theodizee

(v. griech. theos θεός = Gott + díke δίκη = Gerechtigkeit)

wurde von G. W. Leibniz Ende des 17. Jahrhunderts geprägt. Die Grundform einer Theodizee legte er im Jahre 1710 mit seinen „Essais de Theodicee“ vor.

Damit wird der Versuch der Rechtfertigung Gottes angesichts der Anklagen, die gegen ihn erhoben werden wegen des Zustandes der Welt, deren Schöpfer und Erhalter er gemäß der Aussage des Glaubens ist bezeichnet, (aus theologischer Sicht stellt sich sofort die Frage, ob es für den Menschen überhaupt zulässig ist und möglich sein kann, Gott anzuklagen), oder wie die Allmacht, Liebe und Allwissenheit Gottes mit der Existenz des Bösen in der Welt vereinbar ist.[6]

5. Unterrichtsstunde- Theodizee II

Der Lehrer teilt das Gedicht von Kurt Marti: „Dem Herrn unserem Gott...“ aus und liest es laut vor

dem herrn unserem Gott

hat es ganz und gar nicht gefallen

daß gustav e. lips

durch einen verkehrsunfall starb

erstens war er zu jung

zweitens seiner frau ein zärtlicher mann

drittens zwei kindern ein lustiger vater

viertens den freunden ein guter freund

fünftens erfüllt von vielen ideen

was soll jetzt ohne ihn werden?

was ist seine frau ohne ihn?

wer spielt mit den kindern?

wer ersetzt einen freund?

wer hat die neuen ideen?

dem herrn unserem gott

hat es ganz und gar nicht gefallen

daß einige von euch dachten

es habe ihm solches gefallen

im namen dessen der tote erweckte

im namen des toten der auferstand:

wir protestieren gegen den tod von gustav e. lips[7]

Anschließend wird mit den Schülerinnen und Schülern das Gedicht besprochen.

Der Lehrer fragt sie, ob das Ergebnis des Schülergespräches auch auf andere Bereiche zu übertragen sei. Hierbei wird auch an die Diskussion zu den Fotos der letzten Stunde angeknüpft.

Die Schülerinnen und Schüler sollten zu der Einsicht kommen, dass man Gott nicht für den Tod Gustav E. Lips verantwortlich machen kann.

Die Schülerinnen und Schüler sollten ebenfalls verstehen, dass auch Naturkatastrophen durchaus von Menschen vorangetrieben werden und die Konzentrationslager von Menschen geleitet wurden, die im Auftrag anderer Personen handelten (Gott kann nicht für alles verantwortlich gemacht werden).

[...]


[1] Ministerium für Schule, Jugend und Kinder: Berufskolleg; Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung; Lehrplan Evangelische Religionslehre, S.11

[2] Ministerium für Schule, Jugend und Kinder: Berufskolleg; Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung; Lehrplan Evangelische Religionslehre, S.10f

[3] siehe 10. Anhang S.23

[4] Ministerium für Schule, Jugend und Kinder: Berufskolleg; Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung; Lehrplan Evangelische Religionslehre, S.12

[5] Claudius, Matthias: Das Deutsche Gedicht, vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, S. 111

[6] Härle, Wilfried: Dogmatik, 2. Auflage, Berlin, New York 2000, S. 439f

[7] Marti, K.: Leichenreden, S.23

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsreihe zum Thema 'Gottesfrage'
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Veranstaltung
Didaktisch relevante Grundbegriffe der Dogmatik und ihre Behandlung im Religionsunterricht
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V55508
ISBN (eBook)
9783638504355
ISBN (Buch)
9783638598637
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Enthält: Einleitung, Unterrichtsstunde- Gottesbilder, Eigenes Gottesbild - Gott im eigenen Leben, Arbeitsblatt: Verschiedene Antworten auf die Frage nach Gott, Ziel der Unterrichtsstunde- Gott wird als wandelbar erfahren, Unterrichtsstunde - Gottes Wesen ist Liebe, Kreatives Schreiben, Unterrichtsstunde- Theodizee, Tabellarische Übersicht
Schlagworte
Unterrichtsreihe, Thema, Gottesfrage, Didaktisch, Grundbegriffe, Dogmatik, Behandlung, Religionsunterricht
Arbeit zitieren
Anja Klein (Autor:in), 2005, Unterrichtsreihe zum Thema 'Gottesfrage', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55508

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