Patienten mit einer Binge Eating Disorder (BED) empfinden vor Beginn eines Essanfalls einen unwiderstehlichen Drang zu essen, welcher den nachfolgenden Essanfall mit hoher Wahrscheinlichkeit auslöst. Dieser Drang wird auch ‚Food craving’ genannt. Das ‚Food craving’ und die Essanfälle werden aus lerntheoretischer Sicht durch konditionierte Stimuli, die den Essanfällen vorangehen, kontrolliert und ausgelöst. Der Geruch und der Anblick begehrter Nahrung sind zwei wichtige Vertreter möglicher konditionierter Stimuli. Das ‚Food craving’ bezieht sich meistens auf Nahrungsmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt. In dieser Studie wird der Einfluss visueller und olfaktorischer Nahrungsmittelstimuli verschiedenen Fettgehalts (niedrig-hoch) und verschiedener Geschmacksrichtung (salzig-süss) auf die subjektive Bewertung des ‚Food craving’, der Valenz und des Arousals (körperliche Aktivierung) sowie auf psychophysiologische Masse, die Aussagen über die physiologische Komponente des ‚Food craving’ zulassen (EDA, EMG und Herzrate), untersucht. Die Resultate zeigen, dass Stimuli süsser Nahrungsmittel stärkeres subjektives ‚Food craving’ bewirken als Stimuli salziger Nahrungsmittel. Entgegen bisheriger Befunde werden Stimuli fettreicher Nahrungsmittel negativer empfunden (subjektiv wie auch psychophysiologisch) und lösen stärkeres subjektiv empfundenes Arousal aus als Stimuli fettarmer Nahrungsmittel. Dies wird dahingehend interpretiert, dass sich BED-Patientinnen begehrte fettreiche Nahrungsmittel aus Angst vor Gewichtszunahme verbieten, was wiederum einen Frustrationszustand auslöst, der sich in negativer Valenz und hohem Arousal bezüglich fettreicher Nahrung äussert. Weiter fanden sich höhere subjektive Bewertungen bezüglich des ‚Food craving’ bei visuellen im Vergleich zu olfaktorischen Stimuli. Dies lässt sich möglicherweise auf Unterschiede in der Assoziationsfähigkeit besagter Stimuli mit dem Geschmack eines Nahrungsmittels im orbitofrontalen Kortex zurückführen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund
- Die Binge Eating Disorder (BED): Ein kurzer Überblick
- ‚Food craving’: Die emotionale Reaktion auf konditionierte Stimuli
- ‚Cue reactivity’-Messung: Die psychophysiologische Messung des ‚Craving’
- Zucker und Fett: Der sichere Weg zum ‚Food craving’
- Visuelle und olfaktorische Stimuli als Auslöser des ‚Craving’
- BED und Übergewicht
- Valenz und Arousal: Die grundlegenden Dimensionen der Emotionen
- Fragestellungen und Hypothesen
- Methode
- Stichprobe
- Untersuchungsdesign
- Duftprofil
- Bilderprofil
- Die Faktoren Geschmacksrichtung und Fettgehalt
- Gemessene Variablen
- Psychophysiologische Variablen
- Subjektive Ratingvariablen
- Materialien
- Ablauf der Untersuchung
- Datenreduktion
- Statistische Analyse
- Ergebnisse
- Diskussion
- Visuelle versus olfaktorische Nahrungsmittelstimuli
- Zucker und Fett und deren Einfluss auf das ‚Food craving’
- Der Zusammenhang zwischen ‚Food craving’ und Übergewicht
- Grenzen der Studie und Zukunftsperspektiven
- Literaturverzeichnis
- Anhang A-F
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht den Einfluss visueller und olfaktorischer Nahrungsmittelstimuli auf das „Food craving“ bei Patientinnen mit Binge Eating Disorder (BED). Die Arbeit zielt darauf ab, die physiologischen und subjektiven Reaktionen auf Stimuli unterschiedlicher Geschmacksrichtungen (süß, salzig) und Fettgehalte zu analysieren und dabei den Zusammenhang zwischen „Food craving“, Übergewicht und der Effektivität konfrontativer Therapieansätze zu beleuchten.
- Die Rolle von visuellen und olfaktorischen Stimuli beim Auslösen von „Food craving“
- Der Einfluss von Zucker und Fettgehalt auf die Intensität des „Food craving“
- Der Zusammenhang zwischen „Food craving“, BED und Übergewicht
- Psychophysiologische Korrelate des „Food craving“
- Implikationen für die Therapie der BED
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Binge Eating Disorder (BED) als eine klinisch relevante Essstörung, die oft mit Übergewicht und anderen psychischen Problemen einhergeht. Sie führt das Konzept des „Food craving“ als unwiderstehlichen Drang zu essen ein, der Essanfällen oft vorausgeht und lerntheoretisch durch konditionierte Stimuli erklärt wird. Die Studie untersucht die Auswirkung visueller und olfaktorischer Nahrungsmittelstimuli auf das „Food craving“ bei übergewichtigen Frauen mit BED, um Erkenntnisse für die Verbesserung konfrontativer Therapieansätze zu gewinnen. Der Fokus liegt auf der Identifizierung von auslösenden Stimuli und der Analyse der Rolle von Zucker und Fettgehalt dabei.
Theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die BED, definiert und erklärt das „Food craving“ aus lerntheoretischer Perspektive, und beschreibt die Rolle von konditionierten Stimuli (visuell und olfaktorisch), Zucker, und Fett. Es wird der Zusammenhang zwischen BED und Übergewicht detailliert beleuchtet, und die grundlegenden Emotionsdimensionen Valenz und Arousal werden im Kontext des „Food craving“ erläutert. Das Kapitel legt die theoretische Grundlage für die Forschungsfragen und Hypothesen der Studie.
Methode: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der Studie, einschließlich der Stichprobenbeschreibung, des Untersuchungsdesigns (mit Duft- und Bilderprofilen), der gemessenen Variablen (psychophysiologische und subjektive Ratings), der verwendeten Materialien, des Ablaufs der Untersuchung, der Datenreduktion und der statistischen Analyse. Es liefert ein klares Bild der Durchführung der empirischen Untersuchung und ihrer methodischen Grundlage.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Einfluss visueller und olfaktorischer Nahrungsmittelstimuli auf das „Food craving“ bei Patientinnen mit Binge Eating Disorder (BED)
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht den Einfluss visueller und olfaktorischer Nahrungsmittelstimuli auf das „Food craving“ bei Patientinnen mit Binge Eating Disorder (BED). Der Fokus liegt auf der Analyse der physiologischen und subjektiven Reaktionen auf Stimuli unterschiedlicher Geschmacksrichtungen (süß, salzig) und Fettgehalte sowie dem Zusammenhang zwischen „Food craving“, Übergewicht und der Effektivität konfrontativer Therapieansätze.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Rolle visueller und olfaktorischer Stimuli beim Auslösen von „Food craving“, dem Einfluss von Zucker und Fettgehalt auf die Intensität des „Food craving“, dem Zusammenhang zwischen „Food craving“, BED und Übergewicht, den psychophysiologischen Korrelaten des „Food craving“ und den Implikationen für die Therapie der BED.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen theoretischen Hintergrund, die Beschreibung der Methode, die Darstellung der Ergebnisse, eine Diskussion der Ergebnisse und ein Literaturverzeichnis sowie Anhänge. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Was wird im Kapitel „Theoretischer Hintergrund“ behandelt?
Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Binge Eating Disorder (BED), definiert und erklärt das „Food craving“ aus lerntheoretischer Sicht, beschreibt die Rolle konditionierter Stimuli (visuell und olfaktorisch), Zucker und Fett. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen BED und Übergewicht und erläutert die Emotionsdimensionen Valenz und Arousal im Kontext des „Food craving“. Es bildet die Grundlage für die Forschungsfragen und Hypothesen.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Studie verwendet ein Untersuchungsdesign mit Duft- und Bilderprofilen, um die Reaktionen auf verschiedene Nahrungsmittelstimuli zu erfassen. Es werden sowohl psychophysiologische Variablen als auch subjektive Ratingvariablen gemessen. Das Kapitel „Methode“ beschreibt detailliert die Stichprobe, die Materialien, den Ablauf der Untersuchung, die Datenreduktion und die statistische Analyse.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse der Studie werden im entsprechenden Kapitel präsentiert, wobei ein Schwerpunkt auf den Unterschieden in den Reaktionen auf visuelle und olfaktorische Stimuli, den Einfluss von Zucker und Fettgehalt sowie den Zusammenhang zwischen „Food craving“, BED und Übergewicht liegt. Details zu den konkreten Befunden sind im Text der Masterarbeit nachzulesen.
Was wird in der Diskussion behandelt?
Die Diskussion befasst sich mit der Interpretation der Ergebnisse, insbesondere im Hinblick auf den Vergleich visueller und olfaktorischer Stimuli, den Einfluss von Zucker und Fett, den Zusammenhang zwischen „Food craving“ und Übergewicht sowie den Grenzen der Studie und zukünftigen Forschungsperspektiven.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit Essstörungen, insbesondere der Binge Eating Disorder, befassen, sowie für Therapeuten und alle, die an der Entwicklung und Verbesserung von Therapieansätzen für BED interessiert sind.
- Arbeit zitieren
- Andrea Mühleisen (Autor:in), 2005, 'Food Craving' bei der Binge Eating Disorder: Subjektive und psychophysiologische Reaktionen auf olfaktorische und visuelle Nahrungsmittelstimuli, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55567