Der Gedanke zu Goethes Reise nach Italien eine Unterrichtseinheit auszuarbeiten, erschien mir erstmals in Weimar, wo ich während den Osterferien dieses Jahres einige Tage meinen Urlaub verbrachte. Als Schlüsselerlebnis ist mir eine nach der Besichtigung des Wohnhauses Goethes am Frauenplan unternommene Wanderung auf den Ethersberg in Erinnerung geblieben. Während des dortigen Besuchs der Gedenkstätte Buchenwald erfuhr ich eine Revision meines Klassiker-Verständnisses.
Die Weimarer Epoche als Initiator des kulturellen Sendungs- und Identitätsbewusstseins der Deutschen schuf den Grundstein für den radikalen bürgerlichen Nationalismus, der sich ab der Märzrevolution des Jahres 1848 von den Leitideen des Liberalismus verabschiedet über den ganzen Kontinent legte. Noch die in den Straßen allseits gegenwärtigen Plakate wie „Auch Goethe hat hier schon gezecht!“ im Hinterkopf machte ich mich an die Dekonstruktion des Mythos „Goethe“.
Die „Italienische Reise“ als postum veröffentlichtes, repräsentatives Programm der Weimarer Klassik mit symbolisch-gesetzmäßigem Charakter diente dem gealterten Goethe als Mittel zur Selbststilisierung. Im Zentrum der „Italienischen Reise“ steht nicht das Land selbst, sondern wird als Spiegel benutzt, um die Veränderungen des provinziellen Politikers und Verfassers des Werthers zum Olympier und Weltbürger darzustellen. Gerade anhand seiner Reise nach Italien lassen sich auch für die Schüler die eklatanten Brüche in Goethes Leben erkennen und führen zu einem modernen, relativierten Klassikerbild. Besonders in einer Medienkultur von heute ist es für junge Menschen entscheidend kritisch hinter die Kulissen dieser Scheinwelt zu blicken und die Instrumente der Verklärung und Idealisierung zu hinterfragen. Ziel meines Unterrichts soll nicht sein eine grundlegende Abneigung gegen die Literatur der Klassik zu entwickeln, vielmehr versuche ich den Blick und die Erkennungsgabe der Schüler zu schärfen und sie hin zu einer vorurteilsfreien Lektüre zu führen. Ein verbotener Blick hinter die Regie von Goethes Leben erweist sich für die Jugendlichen dabei oft reizvoller, als man zuerst glauben mag.
Die Schwierigkeit und Gradwanderung meines Vorhabens ist mir durchaus bewusst, natürlich muss für den Unterricht die Kenntnis der Epoche des „Sturm und Drang“ als Vorraussetzung gelten. Ohne diesen Zugang wäre es nicht möglich, die Italienische Reise für die Jugendlichen verständlich aufzubereiten.
Inhaltsverzeichnis
- Prolegomena
- Zur Einführung
- Didaktische Bedingungen
- Goethe in der Schule — Zum Problem der Kanonisierung
- Mittelfristige Planung
- Dauer der Unterrichtsfrequenz und Thema
- Unterrichtsplanung und Lernbereiche
- Unterrichtsmittel und -organisation
- Didaktische Analyse
- Gestaltung einer Unterrichtseinheit
- Thema/Stoff und Inhaltsstruktur
- Lernziele
- Unterrichtsphasen
- Unterrichtsorganisation und —mittel
- Sonstige Didaktische Überlegungen
- Nachwort
- Bibliographie
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Gestaltung einer Unterrichtseinheit zu Goethes Reise nach Italien für die siebte Klasse eines wirtschaftskundlichen Realgymnasiums mit neusprachlichem Schwerpunkt. Die Arbeit zielt darauf ab, eine praxisbezogene, motivierende und didaktisch fundierte Einheit zu entwickeln, die den Schülern einen neuen Zugang zu Goethes Werk und seiner Persönlichkeit ermöglicht.
- Die Bedeutung von Goethes Reise nach Italien als Schlüsselerlebnis für seine Entwicklung und sein Werk
- Die Auseinandersetzung mit dem Problem der Kanonisierung von Klassikern im Deutschunterricht
- Die Vermittlung von literaturhistorischen Zusammenhängen und die Entwicklung von Lesekompetenz
- Die Förderung von Sprachkompetenz und Kreativität durch verschiedene Unterrichtsformen
- Die Analyse von Goethes Selbststilisierung und die Auseinandersetzung mit Manipulationstechniken in der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich den Prolegomena, in denen der Autor seine Motivation für die Bearbeitung des Themas „Goethes Reise nach Italien" erläutert. Er beschreibt seine persönlichen Erfahrungen während eines Besuchs in Weimar und hinterfragt kritisch die Kanonisierung von Goethe in der Schule.
Im zweiten Kapitel werden die didaktischen Bedingungen der Unterrichtseinheit definiert. Der Autor beschreibt die Klasse, ihre Stärken und Schwächen, sowie den aktuellen Stand des Lehrplans. Er geht auf die Problematik der Kanonisierung von Klassikern im Deutschunterricht ein und bezieht sich dabei auf verschiedene literaturwissenschaftliche Positionen.
Das dritte Kapitel behandelt die mittelfristige Planung der Unterrichtseinheit. Der Autor beschreibt die Dauer der Unterrichtseinheit, die Themenstellung und die einzelnen Lernbereiche. Er erläutert die Unterrichtsmittel und -organisation, sowie die didaktische Analyse der Unterrichtseinheit.
Im vierten Kapitel wird die Gestaltung einer Unterrichtseinheit im Detail dargestellt. Der Autor beschreibt das Thema, die Lernziele, die Unterrichtsphasen, die Unterrichtsmittel und -organisation, sowie weitere didaktische Überlegungen.
Das fünfte Kapitel stellt ein Nachwort dar, in dem der Autor seine Motivation für die Gestaltung der Unterrichtseinheit zusammenfasst und auf die Schwierigkeit der Kanonisierung von Goethe eingeht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Goethes Reise nach Italien, die Weimarer Klassik, die Kanonisierung von Klassikern im Deutschunterricht, die didaktische Gestaltung einer Unterrichtseinheit, die Vermittlung von literaturhistorischen Zusammenhängen, die Förderung von Sprachkompetenz und Kreativität, die Analyse von Goethes Selbststilisierung und die Auseinandersetzung mit Manipulationstechniken in der Sprache.
- Quote paper
- Johannes Mattes (Author), 2003, Unterrichtseinheit zu Goethes Reise nach Italien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55891
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