Das der Arbeit vorangestellte Zitat des deutschsprachigen Schriftstellers und Philosophen Ernst Bloch kehrt auf anschauliche Weise die Ambivalenz zwischen Hegels Abneigung gegen utopische Zukunftskonzeptionen und seiner postumen Einflussnahme auf die Theorie des Marxismus um. Es wäre zu einfach, würde man behaupten, nach Hegels Tod sei die deutsche philosophische Klassik zusammengebrochen, habe sich die Philosophie in den Niederungen des Positivismus und Materialismus verloren und sei erst nach 1871 wieder aufgestiegen. Die Schüler Hegels genossen noch einige Zeit den Vorzug für die Besetzung der Lehrstühle vor anderen. An den meisten deutschen Universitäten wurde Hegels Philosophie gelehrt, und in der scharfen Antithese seiner Gegner blieb Hegel der heftig umkämpfte und doch unbestrittene Herr der Philosophie des 19. Jahrhunderts.
Der preußische Staatsphilosoph gibt uns bei genauem Lesen tatsächlich nur wenig Anlass ihn als einen Konservativen zu klassifizieren. Es erweist sich aus meiner Sicht als nicht unbedingt konservativ, das Rationale, ein absolutes System im Wirklichen zu sehen, besonders weil es sich hier um eine aktive Rationalität handelt, die das Wirkliche umformt. Natürlich war Hegel kein Revolutionär. Die These, dass das Rationale wirklich wird, machte es jedoch unmöglich für ihn an der herkömmlichen konservativen Haltung seiner Zeit teilzunehmen, die an traditionellen und etablierten Wertsystemen festhielt. Was sich bei Hegel als konservativ oder wenigstens nicht revolutionär darstellt, hat seinen Ursprung in der Vorstellung, dass die Rationalität des Wirklichen nicht die Rationalität des Menschen, sondern die des Geistes ist. Ebenso lehnte Hegel revolutionäre Aktivitäten deshalb ab, weil aus seiner Sicht die Geschichte einen Entwicklungspunkt erreicht habe, auf dem keine Revolutionen mehr notwendig seien, denn die Grundlagen für das Sinnbild des rationalen Staates, Preußen, waren bereits geschaffen.
Inhaltsverzeichnis:
- Zur Einführung
- Die Relevanz des Hegel'schen Denkens für die Gegenwart
- Zum Begriff der „Dialektik“
- ,,Alles lebt in der Gottheit\" oder der Weltgeist
- Hegels Geschichtskonzeption
- Die Vernunft in der Geschichte
- Theodizee
- Fortschritt im Bewusstsein des Geistes
- Die Geschichte als dialektische Bewegung
- Die Lehre von den welthistorischen Individuen oder ,, die List der Vernunft“"
- ,,Die ewige Gegenwart“ oder Hegels Zeitverständnis
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte:
Die Seminararbeit befasst sich mit der philosophischen Arbeit Georg Wilhelm Friedrich Hegels und insbesondere mit seiner komplexen Vorstellung von Zeit und Geschichte. Sie soll die Relevanz des Hegel'schen Denkens für die Gegenwart aufzeigen und die wichtigsten Aspekte seiner Geschichtsphilosophie beleuchten.
- Hegels Verständnis von Dialektik und seine Rolle in der Geschichtsentwicklung
- Das Konzept des Weltgeistes und seine Bedeutung für die menschliche Geschichte
- Die Rolle der Vernunft in der Geschichte und das Verhältnis von Vernunft und Wirklichkeit
- Hegels Auffassung von Fortschritt und die dialektische Bewegung der Geschichte
- Hegels Zeitverständnis und die Bedeutung der „ewigen Gegenwart“
Zusammenfassung der Kapitel:
Die Einführung befasst sich mit der Relevanz des Hegel'schen Denkens für die Gegenwart und erläutert den Begriff der Dialektik. Die Arbeit stellt den Weltgeist als zentrale Figur in Hegels Philosophie vor.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit Hegels Geschichtskonzeption. Er untersucht die Rolle der Vernunft in der Geschichte, erörtert das Thema der Theodizee und beleuchtet den Fortschritt im Bewusstsein des Geistes.
Darüber hinaus wird die Geschichte als dialektische Bewegung beschrieben und die Lehre von den welthistorischen Individuen, auch bekannt als „die List der Vernunft“, erläutert.
Schlüsselwörter:
Die Seminararbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen der Hegel'schen Philosophie, insbesondere auf die Konzepte von Zeit und Geschichte. Die Arbeit behandelt die Dialektik, den Weltgeist, die Vernunft in der Geschichte, den Fortschritt, die dialektische Bewegung und die „ewige Gegenwart“.
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- Johannes Mattes (Author), 2004, Zeit und Geschichte bei Hegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55893