Beschaffungsmarktforschung als Instrument zur Risikominimierung der internationalen Beschaffung


Studienarbeit, 2005

36 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitende Betrachtung
1.1 Problemstellung
1.2 Gang der Untersuchung
1.3 Begriffliche Definitionen

2. Die internationale Beschaffung
2.1 Beschaffungsformen
2.2 Organisationen
2.3 Beweggründe für die internationale Beschaffung
2.4 Risiken der internationalen Beschaffung
2.5 Beschaffungsobjektauswahl
2.6 Total Cost of Ownership

3. Beschaffungsmarktforschung
3.1 Aufgaben und Zielsetzungen
3.2 Organisationsformen
3.3 Ablauf der Beschaffungsmarktforschung
3.3.1 Objektauswahl
3.3.2 Methoden
3.3.3 Länderanalyse
3.3.4 Marktanalyse
3.3.5 Verarbeitung und Darstellung
3.3.6 Beschaffungsfrühwarnsysteme

4. Fazit und Ausblick

Quellenverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitende Betrachtung

1.1 Problemstellung

„Die Welt ist zehn Jahre alt“[1], so war der Titel einer Anzeige, die das amerikanische Brokerhaus Merrill Lynch in mehreren Wirtschaftzeitungen am elften Oktober 1998 schaltete. Mit dem Fall des eisernen Vorhangs 1989 öffneten sich die Märkte für einen weltweiten Handels- und Kapitalverkehr. Damit hatte sich der Kapitalismus durchgesetzt. Der Teilnahme am globalen Wirtschaftsgeschehen stand den Unternehmen nun nichts mehr im Wege.[2] Diese Entwicklung beschritt auch Deutschland. Im Jahr 2004 wurde die Bundesrepublik wieder Exportweltmeister. Betrachtet man die Struktur der Handelsbilanz etwas genauer, ist erkennbar, dass immer noch 60% der importierten Waren aus der EU stammen.[3] Als asiatischer Importhandelspartner steht erst an sechster Stelle China.[4] Eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Masai Deutschland GmbH im Jahr 2002 zeigte, dass erst 21% der befragten Unternehmen zwischen 5% und 10% ihres Beschaffungsvolumens in sog. Low-Cost-Countries[5] realisieren.[6] Dies verdeutlicht den enormen Nachholbedarf deutscher Unternehmen auch auf Märkten mit kulturellen Unterschieden Sachgüter und Dienstleistungen zu beschaffen.[7]

Das Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein mit Hilfe der Beschaffungsmarktforschung grundlegende Erkenntnisse über Beschaffungsmärkte zu erlangen, um objektive, beschaffungsrelevante Entscheidungen treffen zu können und eventuelle Hemmschwellen gegenüber anderen Beschaffungsmärkten abzubauen. Dabei sollen die Potentiale aber auch die Risiken der internationalen Beschaffung aufgezeigt werden.

1.2 Gang der Untersuchung

Zunächst werden in Kapitel eins die elementaren Begriffe der Studienarbeit definiert.

Das zweite Kapitel umfasst die Bereiche Beschaffungsformen, die Neustrukturierung des Einkaufs, die Potentiale und Risiken der internationalen Beschaffung und die Objektauswahl. Zusätzlich verschafft Kapitel zwei einen Überblick über die - im Zusammenhang mit der internationalen Beschaffung - entstehenden Kosten.

Das dritte Kapitel benennt Möglichkeiten, eventuelle Risiken bei der internationalen Beschaffung, bereits im Vorfeld durch systematische Beschaffungsmarktforschung auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Studienarbeit schließt mit einem kurzen Ausblick auf das Thema der Diplomarbeit ab.

1.3 Begriffliche Definitionen

Zu Beginn werden die Unterschiede zwischen Global Sourcing und internationale Beschaffung aufgezeigt, da sie häufig simultan verwendet werden. Global Sourcing wird als eine strategische, an den Erfolgspotentialen orientierte Funktion charakterisiert. Im Gegensatz dazu ist die internationale Beschaffung operativ ausgerichtet. Bezüglich des Umfangs erstreckt sich Global Sourcing auf alle Funktionsbereiche eines Unternehmens. Die internationale Beschaffung hingegen konzentriert sich nur auf den Bezug von Sachgütern (Rohstoffe, Hilfs- und Betriebsstoffe, Einzelteile, Baugruppen, Handelswaren, Anlagen).[8]

Beschaffungsmarktforschung wird definiert als „die planmäßige, systematisch-methodische Ermittlung, Interpretation und Bereitstellung von Informationen, die der Sicherung und Optimierung der Beschaffungsaufgaben dienen.“[9]

2. Die internationale Beschaffung

2.1 Beschaffungsformen

Internationale Güterbeschaffung kann in unterschiedlichster Weise erfolgen.

Li beschreibt in einem Portfolio[10] vier unterschiedliche Stufen der internationalen Beschaffung, wobei nach dem Grad des Kapitaleinsatzes und der Managementleistungen differenziert wird. Dabei wird in direkten Import, Vertragsproduktion, Einkaufsvertretungen und Direktinvestitionen unterschieden.[11] Piontek beschreibt die Beschaffungsformen ausführlicher. Er teilt die Beschaffungsaktivitäten in die vier folgenden Kategorien ein: Import, vertragliche Kooperation ohne Kapitalbeteiligung, ausländische Beschaffungsmarktbearbeitung mit direkter Kapitalbeteiligung sowie Verbundgeschäfte. Die Kategorie Import umfasst den direkten und indirekten Import sowie Importkooperationen[12]. Intensiver wird die Beschaffungsaktivität bei Franchise-Verträgen[13], Management-Verträgen, Contract manufacturing[14]. Zur dritten Kategorie gehören die Einkaufsniederlassungen (IPO[15] ), Tochtergesellschaften und das Joint Venture[16]. Als Sonderformen werden Verbundgeschäfte aufgeführt, wie z.B. Gegengeschäfte, Bartergeschäfte[17], Rückkaufgeschäfte[18], Junktimgeschäfte[19], Offset[20], Switch[21] und die Kompensation[22].[23]

2.2 Organisationen

Um die Ziele der internationalen Beschaffung realisieren zu können, müssen im Unternehmen zuerst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Deshalb ist es notwendig die Organisation des Einkaufs zu überdenken.

Internationale Konzerne stehen vor der Entscheidung sich zentral oder dezentral zu organisieren. Göltenboth, Piontek und Perlitz unterscheiden die drei Ausprägungsformen „ethnozentrisches, polyzentrisches und geozentrisches Beschaffungsmanagement“.[24]

Beim ethnozentrischen Beschaffungsmanagement übernimmt der Zentraleinkauf der Muttergesellschaft alle strategischen Entscheidungen. Die Tochtergesellschaften verrichten lediglich operative Aufgaben.

Bei der zweiten Variante - dem polyzentrischen Beschaffungsmanagement - übernimmt die Muttergesellschaft eine beratende und koordinierende Funktion. Sie gibt die Richtlinien in Bezug auf die Beschaffungspolitik, die Beschaffungsziele, etc. vor.

Die geozentrische Form zeichnet sich dadurch aus, dass die Tochtergesellschaften mit dem größten Materialbedarf einer Materialgruppe stellvertretend für die Muttergesellschaft, die Verträge mit den Lieferanten abschließen und für alle Tochtergesellschaften die Materialien einkaufen.[25]

Innerhalb des Unternehmens müssen sich die Einkäufer den wachsenden Anforderungen stellen. Das komplexere Aufgabengebiet verlangt eine Entlastung von operativen Aufgaben.[26] Die strategische Beschaffungsabteilung kann als Linien- oder Stabstelle bzw. als Matrixorganisation gebildet bzw. reorganisiert werden.[27]

2.3 Beweggründe für die internationale Beschaffung

Es gibt vielfältige Gründe, weshalb sich Unternehmen dazu entschließen Güter weltweit zu beschaffen.[28]

Das Hauptkriterium für eine weltweite Beschaffung sind die geringeren Einstandspreise gegenüber lokalen Anbietern. Dieses Argument wird umso bedeutender, da immer mehr Industrieunternehmen dazu übergehen ihre Fertigungstiefe zu verringern. Niedrigere Einstandspreise können aus geringeren Lohn- und Lohnnebenkosten, längeren Arbeitszeiten, weniger restriktiven Umweltschutzauflagen, geringerer Steuerbelastung oder eigenen Rohstoffvorkommen resultieren.[29] Begünstigt durch Freihandelszonen, in denen der Import und Export zollfrei ist, können ebenfalls Kostenvorteile gegenüber dem heimischen Markt erzielt werden.[30] Unternehmen, die einen hohen prozentualen Materialanteil am Umsatz haben, können bereits durch minimale Einsparungen im Beschaffungsbereich erhebliche Renditesteigerungen realisieren.[31]

Ein weiteres Motiv ist die größere Markttransparenz auf dem Weltmarkt, die zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen den Lieferanten führt. Die lokalen Lieferanten werden somit einem gewissen Preisdruck ausgesetzt und das nachfragende Unternehmen erhält mehr Auswahlmöglichkeiten. Die Machtposition monopolistischer Anbieter wird geschwächt und die Abhängigkeit von lokalen Anbietern gesenkt.

Auch saisonale Schwankungen auf dem heimischen Markt können von ausländischen Anbietern aufgefangen werden und damit die Versorgungssicherheit gewährleisten.[32]

Die Unternehmung erhält erstmals die Möglichkeit die Märkte zu analysieren und sich mit landesspezifischen Anforderungen in Bezug auf politische, wirtschaftliche oder mentale Gegebenheiten vertraut zu machen. Der Einkauf ist hier „Türöffner“ für erste absatzpolitische Aktivitäten. Werden auf dem neu erschlossenen Beschaffungsmarkt eigene Produkte abgesetzt, können Wechselkursschwankungen kompensiert werden.[33]

2.4 Risiken der internationalen Beschaffung

Unternehmen müssen sich den Risiken stellen, die mit ausländischen Beschaffungsmärkten verbunden sind.[34]

Politisch-rechtliche Risiken sind solche, die unmittelbar mit der Stabilität des politischen Systems und der eigentlichen Politik zusammenhängen. Ständige Regierungswechsel mit einhergehenden wechselnden staatlichen Vorschriften lassen keine Planungssicherheit der ansässigen Unternehmen zu. Politische Unruhen oder Bürgerkriege können letztendlich zur Beschlagnahmung der Waren führen. Unterschiedliche Rechtssysteme, sofern rechtliche Rahmenbedingungen überhaupt bestehen sowie deren praktische Anwendung, können erhebliche Schwierigkeiten bereiten.

Verträge, in denen die Bezahlung in ausländischer Währung vereinbart wurde, unterliegen einem Wechselkursrisiko. Man kann also nur schwer prognostizieren, ob ein Beschaffungsgut teurer oder günstiger wird.[35]

Qualitätsrisiken resultieren aus einer anderen Interpretation von Qualität, unzureichender Kommunikation zwischen Abnehmer und Lieferant, mangelnder Ausbildung der Arbeitskräfte oder technologisch rückständiger Maschinen.[36]

Werden Güter von anderen Kontinenten bezogen, ist die logistische Abwicklung wesentlich umfangreicher, als bei einem Lieferanten vor Ort. Die Entfernung zwischen den Marktpartnern ist wesentlich größer. Das bedeutet, es müssen längere Transportzeiten in Kauf genommen werden, was auch von der Infrastruktur des jeweiligen Landes abhängig ist. Zusätzlich müssen an der Grenze Zollformalitäten abgewickelt werden, was zu Wartezeiten und somit zu Lieferverzögerungen führen kann. Auch der Gefahrenübergang beim Transport muss geregelt werden.

Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen werden von sozio-kulturellen Faktoren beeinflusst. Die Sitten und Wertvorstellungen sind von Land zu Land verschieden. Ohne Kenntnis der Mentalität anderer Kulturen wird die Abwicklung von Geschäften schwieriger. Fehlende Sprachkenntnisse erschweren die Geschäftstätigkeit zusätzlich.[37]

[...]


[1] Niehoff, 2001, S.1

[2] vgl. Niehoff, 2001, S.1

[3] Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, o. Jg.; siehe Abbildung 1 im Anhang

[4] Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, o. Jg.; siehe Abbildung 2 im Anhang

[5] Low-Cost-Country: Land, in dem ein niedriges Lohnniveau herrscht

[6] vgl. Koppelmann, S.15

[7] vgl. Gruschwitz, 1993, S. 103; siehe Abbildung 3 im Anhang

[8] vgl. Arnold, 1997, S. 113ff; vgl. Boutellier/Locker, 1998, S.139

[9] Hirschsteiner, 2002, S. 177

[10] Portfolio: Stammt ursprünglich aus der Finanzwelt; Zusammenstellung von Wertpapieren, das nach

bestimmten Kriterien bewertet, eine optimale Verzinsung des an der Aktienbörse investierten Kapitals

erbringen sollte.

[11] vgl. Li, 1998, S. 29

[12] Importkooperationen: Zusammenschluss mehrer Unternehmen mir gleichen Bedürfnissen bündeln ihr

Einkaufsvolumen.

[13] Franchise-Verträge: ausländischer Franchisegeber räumt inländischen Franchisenehmer gegen Bezahlung die

Nutzungsrechte seines Markennamens ein.

[14] Contract manufacturing: Teile der Fertigung werden an ausländische Lieferanten vergeben.

[15] IPO: International Purchasing Office

[16] Joint Venture: Kooperation von zwei Unternehmen, die ein drittes, rechtlich selbständiges Unternehmen

gründen.

[17] Bartergeschäft: Tauschhandel, d. h. Tausch von Ware gegen Ware; es finden keine Geldbewegungen statt.

[18] Rückkaufgeschäft: langfristige Bezahlung mit Investitionsgütern hergestellter Waren.

[19] Junktimgeschäft: Vereinbarung zweier Staaten, bei dem sich der exportierende Staat verpflichtet, die

Wirtschaft des importierenden Staats zu fördern.

[20] Offset: Großlieferungen werden mit umfangreicher, industrieller Kooperation und Entwicklung im Importland

verbunden.

[21] Switch: Handelsvertrag zwischen zwei Staaten bei dem Waren und Dienstleistungen ausgetauscht werden.

Differenzen werden durch einen Dritten ausgeglichen und er erhält dafür Devisen.

[22] Kompensation: Handelsgeschäft, bei dem die Ware mit Geld und Güter bzw. Dienstleistungen beglichen

wird.

[23] vgl. Piontek, 1993, S. 37ff; vgl. Piontek, 1997, S. 82ff

[24] Perlitz, 2004, S. 349

[25] vgl. Göltenboth, 1997, S.164ff; siehe Abbildung 4 im Anhang; vgl. Piontek, 1993, S.30ff;

vgl. Perlitz, 2004, S. 349ff

[26] vgl. Menze, 1993, S. 334ff

[27] vgl. Boutellier/Locker, 1998, S. 142ff

[28] vgl. Arnold, 1997, S. 115; siehe Abbildung 5 im Anhang

[29] vgl. Vahrenkamp, 2005, S. 210; vgl. Piontek, 1993, S.11

[30] vgl. Mair, 1995, S. 156

[31] vgl. Menze, 1993, S. 44;

[32] vgl. Piontek, 1993, S.11

[33] vgl. Gruschwitz, 1993, S. 96

[34] vgl. Wannenwetsch, 1997, S. 116; siehe Abbildung 6 im Anhang

[35] vgl. Arnolds/Heege/Tussing, 1998, S. 272ff

[36] vgl. Krokowski, 1998 , S.16

[37] vgl. Arnolds/Heege/Tussing, 1998, S. 272ff

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Beschaffungsmarktforschung als Instrument zur Risikominimierung der internationalen Beschaffung
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, früher: Berufsakademie Karlsruhe
Note
1,9
Autor
Jahr
2005
Seiten
36
Katalognummer
V55897
ISBN (eBook)
9783638507332
ISBN (Buch)
9783656796688
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Das Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein mit Hilfe der Beschaffungsmarktforschung grundlegende Erkenntnisse über Beschaffungsmärkte zu erlangen, um objektive, beschaffungsrelevante Entscheidungen treffen zu können und eventuelle Hemmschwellen gegenüber anderen Beschaffungsmärkten abzubauen. Dabei sollen die Potentiale aber auch die Risiken der internationalen Beschaffung aufgezeigt werden.
Schlagworte
Beschaffungsmarktforschung, Instrument, Risikominimierung, Beschaffung
Arbeit zitieren
Marcus Schäufele (Autor:in), 2005, Beschaffungsmarktforschung als Instrument zur Risikominimierung der internationalen Beschaffung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55897

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