„Die Wiener Tschechen haben in einer so einzigartigen Weise das Antlitz Wiens mitgeformt und so auch das Bild Österreichs mitgestaltet, dass ich kaum ein anderes Beispiel auf diesem alten Kontinent kenne, das einem ähnlichen Integrationsprozess der Völker unterworfen wäre.“
Dr. Bruno Kreisky, am 28. März 1977.
Das der Arbeit vorangestellte Zitat von Dr. Bruno Kreisky weist auf den beträchtlichen Einfluss der Tschechischen Minderheit auf das Wien der Jahrhundertwende hin. Selbst wenn heute nur mehr weniges auf die einstige Bedeutung der Wiener Tschechen schließen lässt, leben sie in den Vorurteilen gegen Ausländer und in der sozialen Situation der türkischen und jugoslawischen Arbeitsmigranten weiter. Im Wien des 21. Jahrhunderts, wo das Ausländerwahlrecht auf Bezirksebene zur Debatte steht, gewinnt selbst die Geschichte der Wiener Tschechen eine bisher ungeahnte Aktualität. Auch der persönliche Zugang zur Thematik spielte bei unserer wissenschaftlichen Arbeit keine unbedeutende Rolle. Die Erforschung der Wiener Tschechen wurde nicht zuletzt für eines unserer Gruppenmitglieder zu einer Beschäftigung mit seiner eigenen Geschichte.
In der folgenden Arbeit möchten wir den Leser durch das Wien der Jahrhundertwende führen. Berufsstruktur, Wohnungsnot, Familienstrukturen und Nationalitätenkonflikt sind nur einige wichtige Anhaltspunkte, an welcher wir die Geschichte der Wiener Tschechen rekonstruieren wollen. Eine ausführliche Studie würde wohl den gebotenen Rahmen dieser Arbeit überschreiten und erscheint uns deshalb auch nicht als zielführend.
Beginnen möchten wir mit einem kurzen Abriss zur Entwicklung der tschechischen Zuwanderung, ein notweniger Einstieg, um die Problematik der Fragestellung in den nachfolgenden Kapiteln angemessener ausbreiten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 PROLEGOMENA
- 2 DIE TSCHECHISCHE ZUWANDERUNG NACH WIEN
- 2.1 Dimension und Entwicklung der Immigration – „die Zahl als Schlüssel zum Problem“
- 2.2 Geographische Herkunft
- 2.3 Die Bevölkerungsstruktur der Einwanderer
- 2.4 Ursachen der Immigration
- 2.4.1 Push-Faktoren
- 2.4.2 Pull-Faktoren
- 2.5 Die räumliche Verteilung der Wiener Tschechen
- 3 WOHNVERHÄLTNISSE UND BERUFSTÄTIGKEIT
- 3.1 Wohnen der Zuwanderer in der Kaiserzeit
- 3.2 „Ziegelbehm“ und Schuster – Berufstätigkeit der Wiener Tschechen
- 4 NACHWORT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Geschichte der tschechischen Zuwanderung nach Wien um 1900. Sie beleuchtet die Dimensionen und Ursachen der Immigration, die Wohnverhältnisse und die Berufstätigkeit der Wiener Tschechen. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Lebensumstände dieser Minderheit in der damaligen Zeit zu zeichnen.
- Dimension und Entwicklung der tschechischen Einwanderung nach Wien
- Ursachen der Immigration (Push- und Pull-Faktoren)
- Soziale und räumliche Integration der Wiener Tschechen
- Wohnverhältnisse und Berufstätigkeit der tschechischen Zuwanderer
- Die Rolle der tschechischen Minderheit im Wiener Gesellschaftsleben
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt einen einleitenden Überblick über die Bedeutung der tschechischen Minderheit für Wien um 1900 und die Aktualität der Thematik. Kapitel 2 befasst sich mit der Dimension und Entwicklung der tschechischen Zuwanderung nach Wien, einschließlich der geographischen Herkunft der Einwanderer, der Bevölkerungsstruktur und der Ursachen der Migration. Kapitel 3 beleuchtet die Wohnverhältnisse und die Berufstätigkeit der Wiener Tschechen, die Herausforderungen und Chancen in diesen Bereichen.
Schlüsselwörter
Wiener Tschechen, Immigration, Wien, Jahrhundertwende, Minderheiten, Integration, Assimilation, Wohnverhältnisse, Berufstätigkeit, Nationalitätenkonflikt, Soziale Verhältnisse, Geschichte Wiens.
- Quote paper
- Johannes Mattes (Author), 2003, Das Leben der Wiener Tschechen um 1900, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55904