Die Argumentationsstruktur Jugendlicher untersucht anhand der Argumentationstypologie Kienpointners


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

22 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


I. Gliederung

1. Einleitung

2. Alltagslogische Aspekte der Argumentation nach Manfred Kienpointner
2.1. Elementares Argumentationsmuster
2.2. Muster der Alltagsargumentation
2.2.1. Definitionsmuster
2.2.2. Art-Gattung-Muster
2.2.3. Teil-Ganzes-Muster
2.2.4. Vergleichsmuste
2.2.5. Gegensatzmuster
2.2.6. Ursache-Wirkung-Muster
2.2.7. Beispiele: Verallgemeinern und Illustrieren
2.2.8. Autoritätenmuster
2.2.9. Analogienmuster

3. Praktischer Teil
3.1. Das Korpus
3.2. Analyse des Korpus

4. Schlussfolgerung

II. Literaturverzeichnis

III. Anhang

1. Einleitung

Anhand der vorliegenden Arbeit möchte ich im ersten Teil kurz die Theorie Kienpointners in Bezug auf seine Argumentationsanalyse vorstellen und dies mit anschaulichen Beispielen, die teilweise aus den Ausführungen Kienpointners stammen, illustrieren. Dabei werden ich vorerst das zugrundeliegende elementare Argumentationsmuster Kienpointners beschreiben und im Anschluss jeden einzelnen Argumentationstyp darstellen. Dieser Theorieteil ist notwendig, um im zweiten Teil die verwendeten Argumentationstypen kategorisieren zu können.

Im zweiten Teil werde ich eine beobachtete und transkribierte Diskussion Jugendlicher auf die verwendeten Argumente untersuchen. Hierbei interessiert mich, ob die von mir aufgezeichneten Jugendlichen bestimmte Argumentationstypen häufiger benutzen oder ob es Typen gibt, die gar nicht verwendet werden.

2. Alltagslogische Aspekte der Argumentation nach Manfred Kienpointner

2.1. Elementares Argumentationsmuster

Kienpointner versuchte Argumentationen systematisch zu erfassen und sie zu klassifizieren. Zu diesem Zweck führte er jegliche Argumentation auf ein Grundmuster zurück, da sich die Bestandteile nahezu aller alltäglichen Diskussionen auf ein dreiteiliges elementares Argumentationsmuster reduzieren lassen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hierbei ist das Argument die Grundlage, die für oder gegen die strittige These angeführt wird. Als Voraussetzung für eine überzeugende Argumentation muss das Argument haltbar sein, d.h. wahr oder zumindest wahrscheinlich sein.

Die Schlussregel besagt, dass vom Argument auch tatsächlich auf die strittige These geschlossen werden kann. Ein sinnvoller Bezug setzt also das Bestehen einer Schlussregel voraus. Nur in diesem Fall ist das Argument relevant.

Die These ist die strittige Behauptung, die in der Diskussion widerlegt oder begründet werden soll.

Als Beispiel dient hier: Du musst Dich besser und regelmäßiger auf die Klassenarbeiten vorbereiten, sonst wirst du ein schlechtes Zeugnis bekommen.

Es müssen also bestimmte Handlungen X vollzogen werden, weil im Fall ihrer Unterlassung negativ bewertete Folgen eintreten können.

Im folgenden werde ich neun Großklassen der Alltagsargumentation vorstellen, über die jeder Mensch in Diskussionen intuitiv verfügen.

2.2. Muster der Alltagsargumentation

2.2.1. Definitionsmuster

Die Grundlage dieses Musters ist, dass es eine Äquivalenz bezüglich des Inhalts zwischen Definition und Definiertem gibt. Was also für die Definition gilt, gilt auch für das Definierte.

Wer „tolerant“ ist, ist in Fragen der religiösen, politischen oder anderen Überzeugungen bereit, eine andere Anschauung, Einstellung, andere Sitten, Gewohnheiten und anderes gelten zu lassen.

Rechts- und Linksradikale sind in den o.g. Bereichen nicht uneingeschränkt bereit andere Überzeugungen gelten zu lassen.

Demnach sind Rechts- und Linksradikale nicht tolerant.

Problematisch bei dieser Art von Argumentation ist, dass die Beteiligten häufig nicht die gleiche Definitionsgrundlage haben. Hier sollten verlässliche Quellen wie Duden, Fremdwörterbücher oder wissenschaftliche Definitionen zur Hilfe gezogen werden, um eine gemeinsame Basis für die Fortsetzung der Diskussion zu gewährleisten.

Ist dieses sichergestellt sollte geprüft werden, ob die Definition eindeutig ist, also ohne Einschränkungen gültig. Sind diese Voraussetzungen gegeben, ist ein auf Definitionen begründetes Argument sehr wirksam.

2.2.2. Art-Gattung-Muster

Bei dieser Art von Argumentation werden Einzeldinge oder Individuen in Gesamtheiten (Arten) eingeordnet. Diese Gesamtheiten können dann wiederum in noch höhere Gattungen eingeordnet werden, so dass sich immer größere Zusammenhänge ergeben: „So gilt für Sokrates, dass er ein Grieche ist, für alle Griechen, dass sie Menschen sind, für alle Menschen, dass sie Lebewesen sind usw.“[1]

Alle Hunde sind Tiere. Bello ist ein Hund. Also ist Bello ein Tier.

Dieses Argumentationsschema kann, muss aber nicht zu korrekten Konklusionen führen. Bello ist als Hund der Gattung Tier zuzuordnen. Pia ist als Katze ebenfalls dieser Gattung zugehörig, ist aber deshalb noch kein Hund.

Selbst bei korrekten Argumentationsketten kann nicht garantiert werden, dass die Diskussionsteilnehmer überzeugt werden, da -ähnlich der Definitionsmuster- nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Beteiligten die gleichen Vorstellungen der Art-Gattung-Hierarchien haben. Dieses Problem tritt häufig bei moralisch strittigen Themen wie z.B. Abtreibung, politische Einstellung oder Todesstrafe auf. Diese Argumentation funktioniert demnach nur, wenn die vorausgesetzte Art-Gattung-Hierarchie allgemein akzeptiert ist und die bloße Zugehörigkeit zur Stützung der strittigen These ausreicht.

2.2.3. Teil-Ganzes-Muster

In diesem Muster geht es darum, verschiedene Teile zu einem Ganzen zusammenzufassen. Was also für das Ganze gilt, gilt auch für die Teile und umgekehrt.

Die Hardwarekomponenten des Computers sind extrem teuer, also wird der Computer insgesamt sehr teuer sein.

Problematisch ist, dass es nicht immer alle Teile eines Ganzen die zugeschriebene Eigenschaft erfüllen:

Menschen aus Bayern essen gern Weißwurst, also isst unser Nachbar, der Bayer ist, gern Weißwurst.

Teile können somit auch Eigenschaften aufweisen, die das Ganze nicht aufweist. Dieses Argumentationsmuster kann also nur stichhaltig sein, wenn eine Eigenschaft wirklich für das Ganze und alle Teile gilt. Weiterhin sollte ein enger Zusammenhang zwischen dem Ganzen und allen einzelnen Teilen bestehen. Grundsätzlich sind dabei zusätzliche Eigenschaften des Ganzen oder der Teile zu berücksichtigen.

[...]


[1] Kienpointner, M. (1996): Vernünftig argumentieren. Regeln und Techniken der Diskussion. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, S.91.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Argumentationsstruktur Jugendlicher untersucht anhand der Argumentationstypologie Kienpointners
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
22
Katalognummer
V55971
ISBN (eBook)
9783638507875
ISBN (Buch)
9783638688390
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Argumentationsstruktur, Jugendlicher, Argumentationstypologie, Kienpointners
Arbeit zitieren
Stephanie Meyer (Autor:in), 2006, Die Argumentationsstruktur Jugendlicher untersucht anhand der Argumentationstypologie Kienpointners, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55971

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