Zur Bedeutung der Gesundheitswissenschaft für die Pflege


Hausarbeit, 2005

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gesundheit, Krankheit und Altern
2.1 Definition von Gesundheit und Gesundheitsverständnis
2.2 Demographische Situation
2.3 Das Altern
2.3.1 Biologisch - physiologisches Altern
2.3.2 Psychologisches und soziales Altern
2.3.3 Bildung und Einkommen

3. Abgrenzung von Prävention und Gesundheitsförderung

4. Gesundheitsförderung im Alter nach der Ottawa - Charta
4.1 Die Personale Ebene
4.2 Die Verhaltensebene
4.3 Die Verhältnisebene
4.4 Gesundheitsressourcen
4.5 Gesundheitsrisiken

5. Möglichkeiten der Gesundheitsförderung
5.1 Gesundheitsaufklärung und Beratung
5.2 Gesundheitserziehung und Bildung
5.3 Gesundheitstraining und Gesundheitsselbsthilfe

6. Der „Setting“ - Ansatz
6.1 Projekt „Aktive Gesundheitsförderung im Alter“

7. Perspektive

8. Quellenverzeichnis

9. Anhang

1. Einleitung

Zu den Fachdisziplinen der Pflegewissenschaft gehört auch die Gesundheitswissenschaft mit dem Schwerpunkt gesund im Gegensatz zu krank. Es sollen die Aspekte hervorgehoben werden, die den Menschen in der Gesellschaft zu mehr Gesundheit und damit zu Wohlbefinden, Zufriedenheit und auch Arbeits- und Leistungsfähigkeit, sowohl im privaten als auch beruflichen Bereich befähigen.

Die Gesundheitswissenschaft befaßt sich mit entsprechenden Themenkomplexen aus der Gesundheitssoziologie, -psychologie, -pädagogik, -ökonomie mit Sozial- und Umweltmedizin.

Gesundheitswissenschaft kann somit auch als Multidisziplin verstanden werden.

Public Health (öffentliche Gesundheit) gilt als Pendant aus den USA und flankiert den Wissensstand in Europa.

Die Gesundheitspflege wurde bereits bei Florence Nightingale schon erwähnt. Auch wurde Mitte des 19. Jahrhunderts ein Konzept zur öffentlichen Gesundheitspflege mit Möglichkeiten zur Förderung und Erhaltung von Gesundheit bezüglich Hygiene und Wohnbedingungen veröffentlicht, um Infektionskrankheiten zu verhüten (vgl. WALLER, SB 1, S 7). Die Gesundheitswissenschaft steht somit schon länger im Zenit von gesundheitsförderlichem Handeln.

Ein Teilgebiet der Gesundheitswissenschaften befaßt sich mit der Gesundheitsförderung, die angesichts der demographischen Entwicklung und unserer Leistungsgesellschaft immer mehr in den Vordergrund rückt, genauso wie Partizipation und Emanzipation durch die veränderten Bevölkerungsstrukturen. In Zeiten rasanter Weiterentwicklung und Veränderungen ist politischer und persönlicher Handlungsbedarf für Gesundheitsförderung gegeben.

Durch diverse Veränderungen wie Geburtenrückgang, höhere Lebenserwartung, u.a. durch Fortschritte in der Medizin, und Vorruhestand hat sich die demographische Entwicklung verändert. Die Menschen werden älter.

In dieser Hausarbeit sollen unter Berücksichtigung der vorgegebenen Themenpunkte Zusammenhänge und Denkanstöße erörtert werden, wie Gesundheit im Alter gefördert werden kann, Behinderungen reduziert und der alternden Bevölkerung Wege zu Gesundheit, Unabhängigkeit, Selbständigkeit, Mobilität und Lebensfreude gezeigt werden können.

2. Gesundheit, Krankheit und Altern

Da Gesundheit, Altern und Krankheit sich teilweise bedingen bzw. korrelieren, sollen hier nun ein paar wichtige Begriffsbestimmungen erörtert werden, um Antonyme zu vermeiden. In früherer Zeit stand die dichotome Klassifizierung zwischen gesund und krank im Vordergrund, die jedoch einem multidimensionalem Gesundheits-Krankheitskontinuum weichen musste (vgl. ANTONOVSKI, 1997, S. 29). Das bedeutet, die gesamte Biographie und Umwelt des Menschen mit zu berücksichtigen, also auch die fiktiven Schnittstellen (BZgA, 2004, S. 52) mit einzubeziehen.

Im Laufe des Lebens verändert sich die Gesundheit, bzw. der Stellenwert und die Einstellung dazu.

Soziale Ungleichheit (s. Anhang Abb. 1) und Geschlechtsunterschiede wirken ebenfalls auf altersspezifische Gesundheitsrisiken, ebenso das persönliche Netzwerk (s. Anhang Abb. 2), welches qualitativ als soziale Unterstützung dienen kann (emotionale Zuwendung, aber auch materielle Hilfestellung). Verschiebungen von traditionellen Werten sowie veränderte Familienstrukturen und Pluralisierung von Lebensstilen bestimmen die gesellschaftlichen Veränderungstrends (vgl. BRANDENBURG, 2004, S. 50 f.).

Fazit: „Spezifische Lebensgewohnheiten haben unbestritten großen Einfluß auf Morbiditäts- und Mortalitätsraten“ (BRIESKORN – ZINKE, 2004, S. 70).

2.1 Definition von Gesundheit und Gesundheitsverständnis

Gesundheit bedeutet für jeden etwas Anderes, auch wenn fast alle von Gesundheit als unser höchstes Gut reden, so wird es doch unterschiedlich ausgelegt. Die einen beziehen es auf den Körper, andere auf den Geist, genauso kann Gesundheit als Zustand aber auch als Fähigkeit angesehen werden.

Der Medizinhistoriker Heinrich SCHIPPERGRAS sieht „Gesundheit nicht als einen Zustand, sondern als eine Verfaßtheit, es ist ein Weg, der sich bildet, indem man ihn geht“ (zit. nach RIEGE, 1999, S. 11).

Eine gängige ganzheitliche Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) von 1948 lautet: Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.

Gesundheit findet auf allen Ebenen statt.

Da jeder Mensch vielfältig im Leben eingebunden ist, müssen auch die verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Hierzu hat der Kanadier HANCOCK vier zu interagierende Ebenen in seinem „Mandala-Modell der Gesundheit“ geschaffen (s. Anhang Abb. 3). Zu den Ebenen gehören:

- die Humanbiologie,
- die Lebensstile bzw. Lebensweisen,
- die psychosoziale und kulturelle Umwelt,
- die physikalische Umwelt und Biosphäre.

Auch Kultur und Religion prägen den Gesundheitsbegriff und somit hat das Verständnis von Gesundheit auch etwas mit Wertaussagen zu tun.

2.2 Demographische Situation

Derzeit leben in Deutschland etwa 82 Millionen Menschen, davon sind 13 Millionen älter als 65 Jahre (vgl. GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG DES BUNDES, Heft 10, 2002, S. 5 und im Anhang Abb. 4). Die Altersstruktur der Bevölkerung hat sich verschoben.

Dadurch treten tendenziell auch vermehrt chronische Krankheiten und Behinderungen, erhöhte Vulnerabilität (Schädigungen der Organe) sowie Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung auf, die das Alter mit sich bringen.

Neben der körperlichen Gesundheit müssen jedoch auch die psychischen Beeinflussungen bedacht werden.

2.3 Das Altern

Unter dem Altern wird heute nicht nur der biologische Abbauprozeß des Körpers verstanden. Es bedeutet nicht, auch automatisch krank und belastend für die Gesellschaft zu sein. Dem Altern können auch positive Seiten abgewonnen werden wie Selbstbestimmung, Lebenssinn und Freiheit.

2.3.1 Biologisch – physiologisches Altern

Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper mit seinen funktionalen Abläufen, die Vitalkapazität nimmt ab, es finden biochemische Veränderungen statt. Es kommt eher zu Funktionsverlusten oder Schädigungen der Organe. Das Gehör und die Sehfähigkeit nehmen ab, der Stoffwechsel verlangsamt. Jedoch findet diese Veränderung interindividuell und je nach genetischer Veranlagung unterschiedlich statt. Auch Folgen gesundheitsschädigender Lebenseinflüsse zeigen sich im Alter.

Jedoch können durch Training und sensomotorisch gestärkte Funktionsabläufe die Leistungsfähigkeit gefördert und gesteigert werden.

Bei chronischen Krankheiten und Multimorbidität müssen zudem die sozialen Kompetenzen (Humankapital) mit ausgeschöpft werden. Allein die Diagnostik verhilft nicht zu Funktionsfähigkeit und Wohlbefinden (vgl. KOLIP, 2002, S. 212 f.).

2.3.2 Psychologisches und soziales Altern

Im Hinblick auf das Wissen, die Lebenserfahrung, den Umgang mit positiven und negativen Lebenssituationen ist im Alter aber auch mit Stabilität und weiterer Progression zu rechnen. Die psychische Bewältigung diverser durchgestandener Erfahrungen und zukünftiger Belastungen werden besser verarbeitet als in jungen Jahren.

Zwar können die Aufnahmefähigkeit und Informationsverarbeitung verlangsamt sein, die sich beim Lernen und im Kurzzeitgedächtnis abspielen, dafür können die kognitive Leistungsfähigkeit und die Selbständigkeit noch gesteigert werden, entweder durch intrinsische oder extrinsische Motivation.

Auch im sozialen Bereich spielt die Plastizität eine Rolle, die soziale Teilhabe ist anders gewichtet als während der Berufs- oder Erziehungsphase der eigenen Kinder. Die persönlichen Interessen und Bedürfnisse dürfen jetzt nach der Erwerbsphase bewußt wahrgenommen und gelebt werden. Diese Freiheit kann sich in sozialem Engagement und in intergenerationeller Beziehungsarbeit entfalten. Hier sind Aktivitätsmöglichkeiten wie beispielsweise ein Seniorenbüro, die grünen Damen oder Leihgroßeltern zu erwähnen.

2.3.3 Bildung und Einkommen

Wir leben in einer Wissensgesellschaft. In den letzten Jahrzehnten gab es einen deutlichen Trend nach höherem Schulabschluß, damit steigendem Bildungsniveau und anschließenden Höherqualifizierungen. Dies bedeutet auch für das Alter mehr Möglichkeiten zu weiteren Bildungsmöglichkeiten, sowohl auf kultureller, kirchlicher und politischer Ebene.

Wissen und soziale Bildung erhöhen das Gesundheitsverständnis.

Materielle Ressourcen sind auch im Alter für eine positive Gestaltung des Lebensabends notwendig. Hier unterstützt unser Sozialstaat durch die GKV (Gesetzliche Krankenversicherung), Renten und Sozialhilfe die Hilfebedürftigen, WitwerInnen und RentnerInnen. Seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 ist der Anteil der von Armut betroffenen Älteren gesunken, die meist durch gesundheitliche Einschränkungen vorher nicht adäquat unterstützt wurden. Durch den hohen femininen Anteil im Alter und die Singularisierung in der Gesellschaft leben immer mehr Menschen alleine. Heime werden meist erst bei gesundheitlichen Einbußen in Anspruch genommen.

Allgemein läßt sich sagen, daß Menschen mit höherem Bildungsniveau auch mehr für ihre Gesundheit tun und bewußter leben.

3. Abgrenzung von Prävention und Gesundheitsförderung

Die Prävention und die Gesundheitsförderung können als zwei unterschiedliche gesundheitspolitische Konzepte bzw. gesundheitswissenschaftliche Strategien betrachtet werden (vgl. WALLER, SB 6, S.5). Adressaten sind auch die gesunden Menschen.

Während die Prävention auf eine „Verminderung von Risiken“ zielt, setzt die Gesundheitsförderung mehr auf den Aspekt „Vermehrung von Ressourcen“ (vgl. WALLER, SB 6, S.5).

Die Prävention wird als Vorbeugung für gesundheitliche Risiken eingesetzt. Sie wird unterteilt in

- primäre Prävention, z. B. Impfungen, Screenings,
- sekundäre Prävention wie Therapie (Kuration),
- tertiäre Prävention als Rehabilitationsmaßnahmen.

Hier steht der pathogenetische Aspekt im Vordergrund im Hinblick auf krankheitsspezifische Risikofaktoren, also stark defizitorientiert.

Die Gesundheitsförderung in der heutigen Form ist noch relativ jung, in erster Linie ermöglicht sie Selbstbestimmung und hat einen salutogenen Charakter, d.h., sie fördert positiv die Gesundheit, als auch die Gefühle und das Denken.

Hierzu gehören die Ebenen der physischen, natürlichen und sozialen Umwelt, der Gesundheitsdienst, sowie personale Faktoren und Lebensweisen, also Aktivitäten im vormedizinischen Raum (RIEGE, 1999, S. 13).

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Zur Bedeutung der Gesundheitswissenschaft für die Pflege
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V55976
ISBN (eBook)
9783638507912
ISBN (Buch)
9783656805397
Dateigröße
821 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Gesundheitswissenschaft, Pflege
Arbeit zitieren
Margrit Selle (ehemals Bauer) (Autor:in), 2005, Zur Bedeutung der Gesundheitswissenschaft für die Pflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55976

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