Bronislaw Malinowski - Gefangen in seiner Kultur


Hausarbeit, 2003

21 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Bronislaw Kasper Malinowskis Feldforschung

2. Malinowskis privates Tagebuch und dessen Offenbarungen
2. 1. Lädierte Psyche
2. 2. Scheitern seiner Vorsätze
2. 3. Weltflucht

3. Der Wert des Tagebuchs

4. Ein „Kulturschock ?
4. 1. Einsamkeit
4. 2. Kulturelle Schwierigkeiten
4. 3. Gefangener seiner Kultur
4. 4. Malinowskis Beitrag
4. 4. 1. Vorurteile
4. 4. 1. Verdrängung

5. Zusammenfassung

Bibliographie

Einleitung

Das erste Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der von Bronislaw Malinowski durchgeführten Feldforschung in British Neuguinea, während der er eine neue Feldforschungstechnik, die „teilnehmende Beobachtung“ in die Praxis umsetzen wollte. Seine neue Feldforschungstechnik wird, in denen für die Arbeit relevanten Kriterien, erläutert, sowie seine damit verbundenen Hoffnungen. Die nach seinem Aufenthalt veröffentlichen Forschungen lassen ein Gelingen der Vorsätze erkennen.

Kapitel 2 befasst sich mit der Diskrepanz, die bei dem Vergleich des für die Öffentlichkeit gedachten Forschungswerkes Malinowski, den „Argonauten des westlichen Pazifik“ und seinem privaten Tagebuch, auftritt.

Schockierende Offenbarungen seiner Aufzeichnungen zeigen vor allem einen psychisch kranken Menschen, dessen Vorsätze in der Praxis gescheitert sind. Ebenfalls, dass er in vielem Ablenkung suchte um sich so von der Arbeit und seiner Umwelt zu distanzieren.

Eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit scheint sich beim Vergleich seiner öffentlichen und privaten Aufzeichnungen aufzutun.

Da sich Malinowski in einer Ausnahmesituation befand, scheint es auf der Hand zu liegen, in der Situation der Fremde, die Begründung für seine offensichtlich schlechte psychische Verfassung zu suchen.

Kapitel 3 stellt die für einen „Kulturschock" relevanten Symptome, wie Einsamkeit und kulturelle Schwierigkeiten fest.

Kapitel 4 stellt eine andere Sichtweise dar, die eng verknüpft mit dem Begriff der Kultur ist und die davon ausgeht, dass Malinowskis Persönlichkeit und seine unbewussten Vorurteile einen entschiedenen Beitrag geleistet haben.

Es wird sich zeigen, dass Malinowski ein Mensch war, der für einen objektiven Feldforscher, wiedererwartend tiefe Vorurteile gegenüber der einheimischen Bevölkerung hegte.

Die Arbeit zeigt zudem auf, dass Malinowski ein Gefangener seiner eigenen Kultur war.

1 . Bronislaw Kasper Malinowskis Feldforschung

Mit Bronislaw Kaspar Malinowski[1] und der Feldforschung, wurde ein neues Kapitel in der Ethnologie aufgeschlagen, welches die alten Vorstellungen, die im kolonialen Zeitalter über Kultur und die Menschen in derselben gehegt wurden, überwinden sollte.

Das koloniale Zeitalter brachte ein, wie Regina Römhild es nennt, „Sortiermuster“[2] hervor, welches zu einem eurozentrischen und evolutionistischen Weltbild führte.

„Die fremden Menschen am anderen Ende der Welt galten den Europäern als „Barbaren“, als „Wilde“, als „ Naturvölker“.[3] Weil sie im Einklang mit der Natur lebten, wurden sie als ein „Teil der Natur“[4] angesehen und verwiesen mit der ihnen zugesprochenen Ursprünglichkeit auf die Anfänge der Menschheit.[5] Die Entdeckung, dass die „sogenannten Naturvölker eigentlich Kulturvölker“[6] sind, führte zu dem Bedürfnis einer neuen Zugangsweise, der Feldforschung.[7]

Als deren Begründer gilt Malinowski, weil er der Erste war, dem sich Dank einiger glücklicher Umstände die Möglichkeit zu einem längerem Forschungsaufenthalt bot.

Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges nahm der Pionier der Feldforschung an einer Konferenz der British Association for Advancement of Sience in Australien teil und wurde dort vom Krieg überrascht. Er entkam der drohenden Internierung[8], erhielt von der australischen Regierung die Genehmigung für seine Feldforschung und Seligman beschaffte ihm zudem ausreichend finanzielle Mittel, die er für einen längeren Aufenthalt benötigte.[9]

Für die Dauer des 1. Weltkrieges stellte sich Malinowski der Erfahrung und blieb zunächst sechs Monate im südlichen Neuguinea, hauptsächlich in der Gegend von Mailu.

Ein kurzen Besuch auf der Trobriand- Inseln weckte dann sein Interesse, so dass Malinowski, zweimal hintereinander –1915/16 und 1917/18 –, auf Expeditionen von je einem Jahr dorthin zurückkehrte.[10]

Anfang September 1914 begab sich Malinowski auf die feucht tropische Insel Papua Neuguinea, um dort das Leben der Trobriander in „teilnehmender Beobachtung“ zu erforschen. Er hatte vor, die klassische Tradition der so genannten „rocking Arm- Chair- Anthropologie“[11], die gewissermaßen vom Schreibtisch aus operierte, hinter sich zu lassen. Nur „durch das direkte Erleben, das eigene Erleben in die fremde Kultur schien es möglich, die innere Ordnung der fremden Kultur aus der eigenen Erfahrung heraus zu erkennen“.[12] Von „innen heraus“ soll die neue „participant observation“, zu besseren Ergebnissen führen, da die Forscher sich zuvor nur auf Auskünfte aus zweiter Hand beschränkten. Der Inhaber des ersten Lehrstuhls für Sozialanthropologie an der Universität in Liverpool, James Frazer, bezog, wie andere es auch taten, seine Informationen über fremde Völker aus Reiseberichten, Bulletins der Kolonialverwaltung oder von Missionarsgesellschaften und er erachtete es noch als selbstverständlich, keinen näheren Kontakt zu den Eingeborenen zu pflegen.[13]

Die Prinzipien der „teilnehmenden Beobachtung“ beschreibt Malinowski in der Einleitung seines 1922 erschienenen wichtigsten Werk, „Die Argonauten des westlichen Pazifik“. Prämisse für das Unterfangen war es, sich die Sprache der einheimischen Bevölkerung anzueignen[14]. Eine wichtige Forderung der teilnehmenden Methode war es, „daß man sich aus dem Umgang mit anderen Weißen herauslöst und in möglichst engem Kontakt mit den Eingeborenen bleibt.“[15]

Dies war zuvor nicht selbstverständlich. „In den Argonauten schreibt Malinowski:

„Aus diesem Eintauchen in das Leben der Eingeborenen – das ich häufig beschrieben habe, nicht nur um der Forschung willen, sondern weil jeder menschliche Gesellschaft braucht - habe ich das klare Gefühl gewonnen, dass ihr Verhalten, ihre Wesensart in allen Stammesangelegenheiten durchsichtiger und besser verständlich wurden, als sie zuvor waren.“[16]

Sein „Eintauchen in das Leben“ belegen Fotos in den Argonauten. Eines zeigt ihn zum Beispiel vor einem mitten im Dorf aufgeschlagenes Zelt n, indem der Feldforscher, abseits seiner eigenen und ihm gewohnten Kultur, gelebt haben soll.[17]

„Die Notwendigkeit der vollständigen Integration des Forschers in das Alltagsleben des von ihm zu untersuchenden Stammes, erhebt Malinowski in den Argonauten, die Zeugnis vom Gelingen sind, zur Doktrin.[18] Fälschlicherweise wurde die Entdeckung der „teilnehmenden Beobachtung“, die Malinowski den Titel „Begründer der modernen Sozioanthropologie“[19] und zudem viel Anerkennung einbrachte, zumeist ihm zugeschrieben. Tatsächlich legte den Grundstein Franz Boas.[20] Die Öffentlichkeit gelangte 25 Jahre nach dem Tod des Forschers zu einem weniger heroischen Bild Malinowskis, als sie seine privaten Aufzeichnungen in Händen hielten.

2. Malinowskis privates Tagebuch und dessen Offenbarungen

1967 erschien die erste Ausgabe von Malinowskis privaten Feldtagebüchern, unter dem Titel „A diary in strict sense of the term“. Malinowski schrieb sie während seines Forschungsaufenthaltes und ging sicherlich nicht davon aus, dass sie Jemand zu Gesicht bekommen würde. Sie dokumentieren detailliert seine Befindlichkeiten während seines Aufenthaltes und belegen so, dass er sich neben der Erforschung fremder Kulturen vor allem der Erforschung seines Selbst widmete. Das Tagebuch vereint zwei Tagebücher. Im Vorwort spricht seine zweite Valetta Malinowski über den Weg bis zur Veröffentlichung.

[...]


[1] Er wurde am 07.04.1884 in Krakau geboren, promovierte 1908 in Physik und Mathematik und begann nach zwei Jahren weiterführender Studien in Leipzig ein systematisches Studium der Anthropologie. An der London School of Economics and Political Science lernte er u.a. bei C. G. Seligman und Edward Westermarck.

1913 veröffentlichte er sein erstes großes Werk “The Family Among Australien Aborigines

[2] www. wusgermany. de Regina Römhild, Was ist eigentlich Kultur?, S.2

[3] Ebd. , S. 2

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] Vgl. Ebd. , S. 3

[7] Der 1846 im annektierten Teil Polens Geborene galt als österreichischer Staatsbürger und deswegen als Angehöriger einer feindlichen ausländischen Staatsmacht

[8] Er erhielt die nötigen finanziellen Mittel in Form von Stipendien und einer Stiftung des Industriellen Robert Mond, die er der Vermittlung Seligmans verdankte.

[9]

[10] Vgl. Raymond Firth, Einleitung zum Tagebuch, S. 6

[11] Kohl, S. 61

[12] Römhild, S. 3

[13] Kohl, S.56

[14] Da er seinen Aufenthaltsort wechselte benötigte er verschiedene Sprachen. Vor allem bediente er sich hauptsächlich den vier Eingeborenen- Sprachen, Motu, Mailu, Kirwinisch und Pidgin

[15] Malinowski, Argonauten des westlichen Pazifik. , S. 28

[16] Ebd., S. 46

[17] Ebd., S. 39

[18] Kohl, S. 59, 60

[19] Raymond Firth, Tagebuch, S. 4

[20] Raymond Firth schreibt im Vorwort zum Tagebuch, dass Malinowski nach zwei Wochen festgestellt hätte, dass er die Leute zu wenig beobachtete und deren Sprache nicht sprach. „Beide Nachteile versuchte er mit energischem Einsatz zu überwinden, und dieses Bemühen war dann auch der Schlüssel zu seinen späteren Arbeiten Franz Boas, der eigentliche Entdecker, forderte bereits wie er das selbständige Beherrschen der Sprache der Eingeborenen und ebenfalls das Teilnehmen an deren Alltag als Prämisse für wissenschaftliche Feldstudien. Aus Geldknappheit und daraus resultierendem Zeitmangel konnte er allerdings seine Ziele nur teilweise realisieren denn er musste sich, ob er es wollte oder nicht, auf die Informationen der Eingeborenen Informanten verlassen. Seine 13 Feldaufenthalte in British Columbia waren im Vergleich zu der Forschung Malinowskis sehr kurz und beschränkten sich auf höchstens einige Monate. Boas Feldforschung stand unter Zeitdruck, da ihm im die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung standen. Aufgrund dessen war sein Aufenthalt nur begrenzt und er war gezwungen sich auf einen englisch sprechenden Eingeborenen Informanten zu verlassen

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Details

Titel
Bronislaw Malinowski - Gefangen in seiner Kultur
Hochschule
Universität Paderborn
Veranstaltung
Kulturschock
Note
2.0
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V56010
ISBN (eBook)
9783638508162
ISBN (Buch)
9783656792901
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bronislaw, Malinowski, Gefangen, Kultur, Kulturschock
Arbeit zitieren
Kirsten Rackow (Autor:in), 2003, Bronislaw Malinowski - Gefangen in seiner Kultur , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56010

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