Auf den Zusammenhang zwischen Intelligenz und Problemlösen wurden die Psychologen erst Anfang der 80er Jahre aufmerksam, als vor allem im deutschsprachigen Raum das Lösen von komplexen Problemen untersucht wurde. Eine kleine Stadt oder eine Werkstatt wurde vom Computerprogramm simuliert und es wurden nicht nur die Leistungen der Probanden in der Rolle des Bürgermeisters bzw. des Managers untersucht, sondern auch die Korrelationen der Leistungen mit ausgewählten Persönlichkeitsmerkmalen, u.a. mit der Intelligenz.
Die besonders niedrig ausfallende Korrelation zwischen der Problemlösefähigkeit und der Intelligenz sorgte für unglaubliche Überraschung und Verwirrung und löste eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen aus, die allerdings nicht unbedingt größere Klarheit verschaffen konnten.
Dietrich Dörner, einer der bedeutendsten deutschen Psychologen, der auf dem Gebiet der Forschung zum Thema Intelligenz und Problemlösen eine besondere Rolle spielt, kommt sogar zur Schlussaussage, dass zwischen der Intelligenz und der Fähigkeit Probleme zu lösen, kein Zusammenhang besteht.
Demzufolge taucht eine Reihe von Fragen auf:
Ist Dörners These, Intelligenz hätte mit Problemlösefähigkeit nur wenig zu tun, tatsächlich berechtigt? Auf welche Fakten stützt sich seine These? Kann sie durch spätere Forschungsergebnisse bestätigt oder widerlegt werden?
Ebenso ist zu fragen, auf welchen Ursachen die fehlende Korrelation beruht? Welche Anforderungen stellen einerseits die IQ-Tests und anderseits die komplexen Probleme an die Probanden? Ist es überhaupt gerechtfertigt die Leistungen der Probanden in IQ-Tests mit ihren Leistungen beim Lösen von komplexen Problemen zu vergleichen?
Welche konkreten Ergebnisse liefert die Forschung und wie sehen die Zukunftsaussichten aus?
Um die eben gestellten Fragen beantworten zu können, wird folgende Vorgehensweise gewählt:
Anfangs wird auf die o.e. provozierende These von Dörner eingegangen.
In Kapitel 2.2 wird das Lohhausen-Paradigma von Dörner vorgestellt. Es werden ausführlich der Aufbau des Szenarios und die Aufgaben der Probanden beschrieben. Ebenso wird analysiert, welche Ergebnisse das Lohhausen-Paradigma liefert, die Dörner zu seiner These führten.
In 4. Kapitel wird der neue Ansatz in der Intelligenz-Problemlöse-Forschung von Professor Hermann Rüppell vorgestellt. QI statt IQ heißt das neue originelle Konzept der qualitativen Informationsverarbeitung (QI).
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Dörner: Intelligenz und Problemlösen
- 2.1 Problemdefinition
- 2.2 Lohhausen-Paradigma
- 2.2.1 Ergebnisse des Lohhausen-Paradigma
- 2.3 Diskussion der Ergebnisse des Lohhausen-Paradigma
- .oder warum sich kein Zusammenhang zwischen IQ-Tests und Problemlösen zeigt?
- 3. Schneiderwerkstattproblem (SWS)
- 3.1 SWS & Putz-Osterloh und Lüer
- 3.1.1 Ergebnisse
- 3.2 SWS & Funke
- 3.2.1 Ergebnisse
- 3.3 SWS & Hussy
- 3.3.1 Ergebnisse
- 3.4 Zusammenfassende Betrachtung
- 3.1 SWS & Putz-Osterloh und Lüer
- 4. Rüppell: QI statt IQ
- 4.1 GIN & CHIPS - Modell
- 4.1.1 Das Konzept der produktiven Intelligenz
- 4.1.2 GIN — Die Struktur der produktiven Intelligenz
- 4.1.3 CHIPS — Die Prozesse der produktiven Intelligenz
- 4.1.4 GIN & CHIPS — Der Struktur-Prozess-Aspekt der produktiven Intelligenz
- 4.1.5 Die Lehre der produktiven Intelligenz
- 4.1.5a Die Lehre der Mikrooperationen
- 4.1.5b Die Lehre der handlungsanalogen Schemata
- Die Konzepte des handlungsanalogen-bildunterstützten Schemas (HABUS) und des Simultan-Vergegenwärtigers
- 4.1.5c Ein Lehr- und Lernmodell für die Ausbildung der CHIPS „
- 4.2 Der DANTE-Test
- 4.2.1 Analogie-Empfänglichkeit (AE)
- 4.2.2 Selektive Elaboration (SE)
- 4.2.3 Koordinationskapazität (KK)
- 4.2.4 Strukturierungsflexibilität (SF)
- 4.2.5 Synergetisches Denken (SD)
- 4.2.6 Operationalisierung der Qualitäten des erfinderischen Denkens
- 4.2.7 Entwurf des DANTE-Tests
- 4.3 Zusammenfassende Betrachtung
- 4.1 GIN & CHIPS - Modell
- 5. Die Diskussion der bisherigen Befunde
- 6. Internetbeiträee zum Thema der Intelligenz- und Problemlöseforschune
- 6.1 Komplexes Problemlösen, Funke
- 6.2 Determinanten komplexen Problemlösens, Wittman, Süß & Oberauer
- 6.3 Erfassung fächerübergreifender Problemlösekompetenzen in PISA, Baumert et al.
- 7. Schlusswort
- 8. Literaturverzeichnis
- 9. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit untersucht die Beziehung zwischen Intelligenz und Problemlösen. Sie befasst sich mit der kontroversen These von Dietrich Dörner, der behauptet, dass Intelligenz nur einen geringen Einfluss auf die Fähigkeit zum Problemlösen hat. Die Arbeit analysiert die Forschungsergebnisse zu dieser Thematik, insbesondere die Ergebnisse des Lohhausen-Paradigmas und des Schneiderwerkstattproblems. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Anforderungen, die von Intelligenztests und komplexen Problemsituationen an die Probanden gestellt werden. Darüber hinaus stellt die Arbeit das Konzept der produktiven Intelligenz von Hermann Rüppell vor, das die Qualitäten der Informationsverarbeitung (QI) in den Vordergrund stellt. Das GIN & CHIPS-Modell wird erläutert, das die Struktur und Prozesse der produktiven Intelligenz beschreibt. Schließlich wird der DANTE-Test vorgestellt, der zur Erfassung und Förderung von erfinderischem Denken entwickelt wurde.
- Die Beziehung zwischen Intelligenz und Problemlösen
- Dörners These: Intelligenz und Problemlösen sind nur schwach korreliert
- Die Rolle von Intelligenztests und komplexen Problemsituationen
- Das Konzept der produktiven Intelligenz und die Qualitäten der Informationsverarbeitung (QI)
- Der DANTE-Test als Instrument zur Erfassung und Förderung von erfinderischem Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die provokante These von Dörner, der behauptet, dass Intelligenz nur einen geringen Einfluss auf die Fähigkeit zum Problemlösen hat. Es wird die Problemdefinition von Dörner erläutert und das Lohhausen-Paradigma vorgestellt, das die Versuchspersonen in die Rolle des Bürgermeisters einer simulierten Kleinstadt versetzt. Die Ergebnisse des Paradigmas zeigen eine geringe Korrelation zwischen der Intelligenz der Probanden und ihrer Leistung im Umgang mit der komplexen Problemsituation. Dörner diskutiert die Ursachen für diese fehlende Korrelation und analysiert die unterschiedlichen Anforderungen, die von Intelligenztests und komplexen Problemen an die Probanden gestellt werden.
Kapitel 3 widmet sich dem Schneiderwerkstattproblem (SWS), einer vereinfachten Version des Lohhausen-Paradigmas. Es werden die Ergebnisse von Putz-Osterloh & Lüer, Funke und Hussy vorgestellt, die das SWS unter verschiedenen Bedingungen untersucht haben. Die Studien zeigen, dass die Transparenz der Problemsituation einen Einfluss auf die Korrelation zwischen Intelligenz und Problemlösen hat. Hussy konzentriert sich auf die Rolle der Verarbeitungskapazität (K) als wichtigen Faktor für den Erfolg im Problemlösen. Die Ergebnisse der Studien zum SWS sind jedoch heterogen und lassen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu.
Kapitel 4 stellt das Konzept der produktiven Intelligenz von Hermann Rüppell vor. Rüppell und seine Mitarbeiter argumentieren, dass die Qualitäten der Informationsverarbeitung (QI) eine wichtige Rolle beim Problemlösen spielen. Das GIN & CHIPS-Modell wird vorgestellt, das die Struktur und Prozesse der produktiven Intelligenz beschreibt. Das GIN-Modell beschreibt die Struktur der produktiven Intelligenz als ein Netzwerk von handlungsanalogen Schemata. Das CHIPS-Modell stellt die Strategien der komplexen Informationsverarbeitung dar. Die Arbeit erläutert, wie die produktive Intelligenz durch den Einsatz von handlungsanalogen-bildunterstützten Schemata (HABUS) und dem Simultan-Vergegenwärtiger gefördert werden kann. Das ALLS, ein adaptives Lehr- und Lernsystem, wird vorgestellt, das die Ausbildung von CHIPS unterstützt. Schließlich wird der DANTE-Test vorgestellt, der auf den Qualitäten des erfinderischen Denkens basiert und die Fähigkeit zum Denken in Analogien misst. Der Test besteht aus drei Phasen, die den Prozess des erfinderischen Denkens simulieren.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der vorgestellten Studien und stellt fest, dass die Forschung zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und Problemlösen keine eindeutigen Ergebnisse liefert. Die Arbeit analysiert die Ursachen für die fehlende Korrelation und diskutiert die Bedeutung des QI-Konzepts und des DANTE-Tests als neue Ansätze in der Intelligenzforschung.
Kapitel 6 präsentiert drei Internetbeiträge zum Thema Intelligenz und Problemlösen, die einen aktuellen Blick auf die Forschung bieten. Funke (2004) diskutiert die Rolle der Transparenz und die Notwendigkeit, die Anforderungen von Intelligenztests an die Anforderungen komplexer Problemsituationen anzupassen. Wittmann, Süß und Oberauer (1996) betonen die Bedeutung von Faktoren wie Arbeitsgedächtnis, problemrelevantem Vorwissen und Persönlichkeitseigenschaften für den Erfolg im Problemlösen. Baumert et al. (o.J.) stellen das Konzept der fächerübergreifenden Problemlösekompetenzen in PISA vor und diskutieren die Bedeutung von bereichsspezifischem Wissen und schlussfolgerndem Denken für den Erfolg im Problemlösen.
Kapitel 7 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt fest, dass die These von Dörner, Intelligenz habe nur einen geringen Einfluss auf die Fähigkeit zum Problemlösen, nicht eindeutig bestätigt oder widerlegt werden kann. Die Arbeit betont die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Beziehung zwischen Intelligenz und Problemlösen besser zu verstehen. Der DANTE-Test wird als ein vielversprechendes Instrument zur Erfassung und Förderung von erfinderischem Denken vorgestellt, das neue Erkenntnisse in der Intelligenzforschung liefern könnte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Intelligenz, Problemlösen, Lohhausen-Paradigma, Schneiderwerkstattproblem, produktive Intelligenz, Qualitäten der Informationsverarbeitung (QI), GIN & CHIPS-Modell, DANTE-Test, erfinderisches Denken, Analogie-Empfänglichkeit, selektive Elaboration, Koordinationskapazität, Strukturierungsflexibilität, synergetisches Denken. Die Arbeit beleuchtet die Beziehung zwischen Intelligenz und Problemlösen, analysiert die Ergebnisse von Studien zum Lohhausen-Paradigma und dem Schneiderwerkstattproblem und stellt das Konzept der produktiven Intelligenz von Hermann Rüppell vor. Der DANTE-Test wird als ein Instrument zur Erfassung und Förderung von erfinderischem Denken vorgestellt.
- Quote paper
- Irena Wüsthoff (Author), 2006, IQ als Fähigkeit zum Problemlösen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56028
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