Der Mensch und mit ihm die Menschheit als Ganzes sind durch Umweltzerstörung, Überbevölkerung, technische und politische Katastrophen bedroht. Wer oder was dafür verantwortlich ist, wird oft diskutiert. Der einzelne Mensch wird dabei häufig entlastet. Zwar ist er, zumindest in der westlichen Welt, Nutznießer von Technik, Wissenschaft und industrieller Massenproduktion und hat einen Lebensstandard, den sich in früheren Epochen nicht einmal Fürsten leisten konnten. Für die zerstörerischen Folgen jedoch wird er häufig als Opfer, weniger als Verantwortlicher gesehen. Eher werden anonyme Organisationen und verselbständigte Funktionen-Systeme der modernen Gesellschaft verantwortlich gemacht.
Verantwortung wird gerne bei der erst besten Gelegenheit abgewälzt. Es ist wie bei einem Überfall auf der Straße: Je mehr Augenzeugen es gibt, desto weniger fühlt sich der einzelne verant-wortlich einzugreifen. Soziologen haben dieses Phänomen "Ver-antwortungsabschiebungoder -diffusion"(„diffusion of responsibility“) genannt. Grundsätzlich schwindet die im Einzelmenschen allgemein vorhandene Fähigkeit, in einer Notsituation verantwortlich, mutig und selbstlos zu helfen, in dem Maße wie die Zahl der Zeugen zunimmt. Bereits ab einer Gruppengröße von sechs Personen läßt die aktive Hilfsbereitschaft drastisch nach. Beruht diese Lähmung darauf, daß jeder vom anderen den ersten Schritt erwartet?
Die Zeugen der Zerstörung unserer Überlebensbasis, der Tier-, Pflanzen- und Mineralreiche, sind wir alle. Die Erde als Mutter allen Lebens und mit ihr die Menschheit sind ernsthaft bedroht.
Doch die meisten Erdenbürger lassen ihre Verantwortlichkeit etwa über die Massenmedien diffundieren. Worauf beruht nun die Bedrohlichkeit, die offenbar vom Menschen ausgeht, und ihn gleichzeitig selber bedroht? Was sind mögliche Gründe für sein selbstzerstörerisches Verhalten? Welche Möglichkeiten hat der Mensch angesichts der Bedrohtheit noch, verantwortlich zu handeln? Welche Grundregeln müßte er dabei beachten?
Der vorliegende Beitrag geht in zwei Schritten auf diese Fragen ein. Im ersten Teil werden Symptome und Gründe der Bedrohtheit anhand von vier Merkmalen skizziert und dazu korrespondierend im zweiten Teil vier Merkmale eines verantwortlichen Menschen aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- MERKMALE DER BEDROHTEN WELT
- Systematische Entleiblichung
- Spaltung von Natur und Geist
- Anthropozentrismus
- Sinnverlust
- MERKMALE FÜR DEN VERANTWORTLICHEN MENSCHEN
- Wert- und Sinnorientierung
- Erfahrung der Einheit
- Einflußmöglichkeiten des einzelnen
- Bewahrung und Vermehrung der Lebenschancen aller
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Bedrohtheit der Menschheit und der Frage, wie der Mensch angesichts dieser Bedrohung verantwortlich handeln kann. Er analysiert die Ursachen der Bedrohtheit und beschreibt Merkmale eines verantwortlichen Menschen.
- Die systematische Entleiblichung der Lebenswelt
- Die Spaltung von Natur und Geist
- Der Anthropozentrismus
- Der Verlust von Sinn
- Die Notwendigkeit einer neuen Ethik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Textes stellt die Bedrohtheit der Menschheit durch Umweltzerstörung, Überbevölkerung und technische Katastrophen dar. Der Autor kritisiert die Tendenz, die Verantwortung für diese Bedrohung auf anonyme Organisationen und Funktionssysteme abzuwälzen und argumentiert, dass der einzelne Mensch ebenfalls verantwortlich ist.
Im ersten Teil des Textes werden vier Merkmale der bedrohten Lebenswelt beschrieben: die systematische Entleiblichung, die dualistische Spaltung von Geist und Natur, der Anthropozentrismus und der Sinnverlust. Der Autor zeigt auf, wie die moderne Welt durch Technik und Wissenschaft zunehmend von der Leiblichkeit abgekoppelt ist und wie diese Entwicklung zu einer Entfremdung von der Natur und einem Verlust von Sinn führt.
Im zweiten Teil des Textes werden vier Merkmale eines verantwortlichen Menschen aufgezeigt: die Wert- und Sinnorientierung, die Erfahrung der Einheit des Wirklichen, die Einflußmöglichkeiten des einzelnen und die Bewahrung und Vermehrung von Lebenschancen aller. Der Autor argumentiert, dass der Mensch trotz der bedrohlichen Merkmale der heutigen Welt noch verantwortlich handeln kann, wenn er sich an umfassendere Werte orientiert, die Einheit des Wirklichen erfährt und seine Einflußmöglichkeiten nutzt, um die Lebenschancen aller zu bewahren und zu vermehren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bedrohtheit der Menschheit, die Verantwortung des Menschen, die Entleiblichung der Lebenswelt, die Spaltung von Natur und Geist, den Anthropozentrismus, den Sinnverlust, die Wert- und Sinnorientierung, die Erfahrung der Einheit, die Einflußmöglichkeiten des einzelnen und die Bewahrung und Vermehrung von Lebenschancen aller. Der Text befasst sich mit der Notwendigkeit einer neuen Ethik, die die Lebenschancen aller Lebewesen berücksichtigt und die Folgen des menschlichen Handelns für das Ganze in den Blick nimmt.
- Quote paper
- Dr. Mathias Schüz (Author), 1995, Der Mensch zwischen Bedrohtheit und Verantwortlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56072
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