„Das ist Peter sein neues Auto! Seine alte Karre hat er wegen dem Motorschaden verschrotten lassen.“ Dies sind zwei im täglichen Leben aufgeschnappte Sätze, ohne Zweifel für jedermann verständlich. Dem Sprachwissenschaftler treiben sie jedoch Sorgenfalten auf die Stirn: Schließlich enthält jeder Satz einen grammatischen Fehler. Diese beiden Fehler haben eine Gemeinsamkeit - sie hängen beide mit der (in)korrekten Verwendung der Kasus zusammen. Während die Wendung „wegen dem“ bzw. „wegen den“ mittlerweile fast vollständig in den Sprachgebrauch übergegangen ist, vom Duden als „umgangssprachlich korrekt“ bezeichnet wird und selbst so manchem Nachrichtensprecher korrekt erscheint, lässt der Fehler im ersten Satz („Peter sein Auto“) noch etwas mehr aufhorchen. „Hätte es nicht ,Peters Auto’ heißen müssen?“, fragt man sich insgeheim. Aber letztendlich sieht man darüber hinweg, man hat den Satz ja inhaltlich verstanden, und stolpert irgendwann einmal selbst über diese ungrammatische Wendung...
Diese Hausarbeit im Rahmen des Hauptseminars „Textgrammatische Arbeit in der Schule“ soll insbesondere der Frage nachgehen, aus welchen Gründen die inkorrekte Verwendung des Kasus, im Speziellen des Genitivs, in der deutschen (Alltags-)Sprache so stark Einzug gehalten hat und der Genitiv immer mehr dem Dativ weichen muss. Dieses Phänomen tritt schließlich nicht nur bei den oben genannten Exempeln auf auch „statt dem“, „das Auto von Peter“ und vieles weiteres mehr stellen Beispiele für die Umgehung des Genitivs und die (falsche) Heranziehung des Dativs dar. Liegt es daran, dass die Bildung des Genitivs als so kompliziert angesehen wird? Klingt der Genitiv („wegen des Motorschadens“) vielleicht mittlerweile zu hochgestochen? Außerdem möchte ich diskutieren, ob es - auch im Hinblick auf den Schulunterrichtsinnvoll ist, diese Fehler strikt zu korrigieren und den Schülern abzugewöhnen: Wird dadurch vielleicht sogar ein ganz natürlicher Sprachveränderungsprozess gestört oder ist es eventuell schon zu spät, diesen zu stoppen? Ist jeder Fehler auch wirklich ein Grammatikfehler, oder gilt es hier zu differenzieren?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist ein Grammatikfehler?
- Systemfehler
- Stilnormfehler
- Typische Fehler genau betrachtet
- Schülerfehler
- Fehler in Medien und im Alltag
- Sprache im Wandel: Beispiel Kasus
- Der Dativ — „Feind" von Genitiv und Akkusativ?
- Natürliche Veränderung oder Verfall?
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, warum die inkorrekte Verwendung des Kasus, insbesondere des Genitivs, in der deutschen Alltagssprache so stark Einzug gehalten hat und der Genitiv immer mehr dem Dativ weichen muss. Die Arbeit analysiert verschiedene Arten von Grammatikfehlern und beleuchtet, ob es sinnvoll ist, diese Fehler strikt zu korrigieren und den Schülern abzugewöhnen. Neben der Analyse von Schülerfehlern werden auch Fehler in Medien und im Alltag betrachtet, um den Einfluss von Medien auf die Sprache zu untersuchen. Die Arbeit diskutiert auch die Frage, ob die Tendenz zum Dativ als natürlicher Prozess der Sprachveränderung oder als Verfall der deutschen Sprache zu sehen ist.
- Unterscheidung von Systemfehlern und Stilnormfehlern
- Analyse typischer Grammatikfehler in Schüleraufsätzen, Medien und im Alltag
- Besonderer Fokus auf Kasusfehler, insbesondere den Rückgang des Genitivs
- Diskussion des sprachlichen Wandels und seiner Folgen für den Grammatikunterricht
- Bewertung der Tendenz zum Dativ als natürlicher Prozess oder als Verfall
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der inkorrekten Kasusverwendung in der deutschen Sprache dar und erläutert die Zielsetzung der Hausarbeit. Im zweiten Kapitel werden die verschiedenen Arten von Grammatikfehlern, nämlich Systemfehler und Stilnormfehler, genauer definiert. Das dritte Kapitel analysiert verschiedene typische Fehler, die sowohl von Schülern als auch in Medien und im Alltag vorkommen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Kasusfehlern, insbesondere auf dem Rückgang des Genitivs. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem sprachlichen Wandel am Beispiel des Kasus und diskutiert die Frage, ob die Tendenz zum Dativ als natürlicher Prozess der Sprachveränderung oder als Verfall der deutschen Sprache zu sehen ist. Das Resümee fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Implikationen für den Grammatikunterricht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Grammatikfehler, Systemfehler, Stilnormfehler, Kasus, Genitiv, Dativ, Sprachwandel, Sprachverfall, Grammatikunterricht, Schüleraufsätze, Mediensprache, Alltagssprache.
- Quote paper
- Jonas Swelim (Author), 2005, Grammatik- oder Stilnormfehler? Kritische Betrachtung typischer Grammatikfehler mit Schwerpunkt auf Kasusfehlern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56184
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