Viele Rezensionen des Films ‚Der Blaue Engel’ rücken Lola Lola als Femme Fatale in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Zeichnen sie als kalte, berechnende und laszive Frau, der die Männer erliegen. Mit dieser Anziehungskraft soll sie auch Professor Rath in den sozialen Abstieg aus Leid und Demütigung gerissen haben. Die vorliegende Arbeit möchte eine Gegenposition zu diesen Charakterisierungen einnehmen - Professor Rath nicht als Opfer der Femme Fatale, sondern als Schuldner des eigenen Leidens betrachten, nach seiner Verantwortlichkeit für den sozialen Abstieg bis hin zum Tod fragen und ihn als bewussten Akteur, als Masochist beleuchten. Grundlage der Arbeit ist Gilles Deleuzes Literaturanalyse der Romane Sacher-Masochs. Diese theoretische Definition der Merkmale des Masochismus wird auf den Film übertragen. Ziel dieses Vergleichs ist die Beantwortung der Frage, ob Professor Rath ein Masochist und somit selbst für seinen sozialen Abstieg und Tod verantwortlich ist.
Der folgende Interpretationsansatz ist dabei aber nicht als absolut zu verstehen. Andere Ansätze sollen durch ihn nicht verneint werden. Vielmehr soll er diese ergänzen, denn nicht alle Merkmale und Eigenschaften des Films können mit dem Ansatz des Masochismus erklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Definition des Masochismus nach Gilles Deleuze
- Die Grundlagen des Masochismus: Fantasie, Fetischismus und Verneinung
- Die Rolle der Frau im Masochismus
- Vertrag und Gesetz – Schmerz und Lust
- Ästhetik und Zeit
- Der Masochismus im Film, Der Blaue Engel'
- Die Mutter-Kind-Beziehung zwischen Lola Lola und Professor Rath
- Die Verneinung der Phalluslosigkeit Lola Lolas und der Fetisch im Film
- Die Verneinung des Vaters als Macht- und Gesetzesinstanz
- Der Vertrag und die Eigenverantwortlichkeit Professor Raths
- Lola Lola, das masochistische Frauenideal
- Die Verneinung der sexuellen Lust und die Befriedigung durch Schmerz
- Das Ziel: Die Symbiose mit der Mutter
- Der Abschluss
- Das Filmende: Ende der masochistischen Fantasie
- Zusammenfassung der masochistischen Merkmale des Films
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Figur des Professor Rath in Marlene Dietrichs Film "Der Blaue Engel" unter dem Blickwinkel des Masochismus. Anhand der Theorie Gilles Deleuzes, die sich auf die Romane Sacher-Masochs stützt, wird analysiert, ob Professor Rath aufgrund seiner masochistischen Prädisposition für seinen sozialen Abstieg und Tod selbst verantwortlich ist.
- Die Analyse des Masochismus nach Gilles Deleuze
- Die Rolle der Mutter-Kind-Fantasie im Masochismus
- Die Verneinung des Vaters und der sexuellen Lust im Masochismus
- Die Bedeutung des Fetischismus im masochistischen System
- Die Interpretation der Figur Professor Rath als Masochist
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Vorbemerkung, die die gängige Interpretation von Professor Rath als Opfer der Femme Fatale Lola Lola in Frage stellt und eine alternative Perspektive aufzeigt: Professor Rath als verantwortlicher Akteur, der seinem eigenen Leid entgegenstrebt.
Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen des Masochismus nach Gilles Deleuze. Es werden die zentralen Elemente wie Fantasie, Fetischismus und Verneinung sowie die Rolle der Frau im Masochismus beleuchtet.
Kapitel 3 überträgt die theoretischen Erkenntnisse auf den Film "Der Blaue Engel". Die Beziehung zwischen Lola Lola und Professor Rath wird im Kontext der Mutter-Kind-Fantasie und der Verneinung des Vaters analysiert. Der Vertrag zwischen den beiden Figuren und Professor Raths Eigenverantwortung werden untersucht.
Schlüsselwörter
Masochismus, Gilles Deleuze, Sacher-Masoch, "Der Blaue Engel", Marlene Dietrich, Professor Rath, Lola Lola, Femme Fatale, Mutter-Kind-Fantasie, Verneinung, Fetischismus, Vertrag, Schuldner, sozialer Abstieg, Tod.
- Arbeit zitieren
- Judith Biedermann (Autor:in), 2005, Der Masochismus im Film 'Der Blaue Engel' - Ist Professor Rath für seinen sozialen Abstieg bis hin zum Tod selbst verantwortlich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56358