Leseprobe
INHALT:
1. Definition: Bodenbearbeitung
2. Möglichkeiten der Bodenbearbeitung
3. Ziele der Bodenbearbeitung
4. Aufgaben der Bodenbearbeitung
5. Bodenbearbeitungsverfahren
5.1 Pflügen
5.1.1 Kein Pflugverzicht
5.1.2 Kurzfristiger Pflugverzicht
5.1.3 Vorteile des längerfristigen Pflugverzichts
5.1.4 Nachteile
5.2 Grubbern
5.2.1 Vergleich von Grubbern und Pflügen
5.3 Direktsaat
5.3.1 Vorteile
5.3.2 Nachteile
6. Literatur
1. Definition Bodenbearbeitung
Unter Bodenbearbeitung versteht man den mechanischen Eingriff in das komplexe System Boden. Die Bearbeitbarkeit eines Bodens wird hauptsächlich vom Bodenwassergehalt beeinflusst. In dem Konsistenzbereich zwischen Schrumpfgrenze und Ausrollgrenze ist der Boden am besten bearbeitbar. Der Wassergehalt, der den Übergang zwischen der festen in die halbfeste Phase beschreibt, heißt Schrumpfgrenze, während der Wassergehalt, der den Übergang zwischen der halbfesten und der plastischen (klaren) Phase angibt, Ausrollgrenze genannt wird.
Das große Angebot an Bodenbearbeitungsgeräten ist u.a. auf die unterschiedliche Bodenbearbeitung zurückzuführen. Je nach Standortbedingungen (einschließlich Klima und Witterungsverlauf) und verschiedenen Betriebsgegebenheiten werden die Bodenbearbeitungsgeräte eingesetzt. Zu den Betriebsgegebenheiten zählen die Zeitspannen für die Bodenbearbeitung, die überwiegend von der Fruchtfolge abhängig sind und die Flächenstilllegung u.a.1
2. Möglichkeiten der Bodenbearbeitung
- physikalische Bearbeitung
- chemische Bearbeitung
- biologische Bearbeitung
- technische/mechanische Bearbeitung: Lockern, Mischen und Lockern, Wenden und Lockern, „Krümeln“ (Zertrümmern), Verdichten2
3. Ziele der Bodenbearbeitung
Vorrangiges Ziel der Bodenbearbeitung ist es, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und die Erträge sowie deren Qualität bei reduzierten Stückkosten zu sichern. Ferner muss die Bearbeitung aber auch den Ansprüchen des Bodenschutzes gerecht werden. Für Böden, die durch Bodenerosion und Bodenverdichtungen gefährdet sind und deshalb diese Ziele evtl. nicht erfüllen können, bieten sich drei Lösungsmöglichkeiten an: Änderung der Arbeitsverfahren, Technische Maßnahmen, Befahrbarkeit des Bodens verbessern. Unter Änderung des Arbeitsverfahrens versteht man, dass Arbeitsgänge zusammengefasst, Maschinen und Geräte mit entsprechender Schlagkraft termingerecht eingesetzt, zapfwellengetriebene Geräte etc. bevorzugt werden. Die Verwendung von allradgetriebene Zugmaschinen, die Reduzierung der Radlast und die Vergrößerung der Reifenaufstandsfläche u.a. zählen zu den technischen Verfahren. Um die Befahrbarkeit des Bodens zu verbessern, kann die Bodenbearbeitungsintensität hinsichtlich der Tiefe und Art des mechanischen Eingriffs reduziert werden und Pflanzenreststoffe können auf oder in der Nähe der Bodenoberfläche gelassen werden.3
Weitere Ziele der Bodenbearbeitung, speziell ökologische, sind:
- eine möglichst günstige Beeinflussung der Bodenstruktur/Schaffung eines physikalisch günstigen Bodengefüges in der Ackerkrume mit einem ungestörten Übergang zum Unterboden
- Erhaltung des Humusgehaltes
- Schonung und Förderung des Bodenlebens
- Minderung oder Vermeidung von schädlichen Bodenverdichtungen
- Minderung oder Vermeidung von Bodenerosion4
- mechanische Unkrautbekämpfung (vgl. Haug / Schuhmann / Fischbeck 1990, S. 152)
4. Aufgaben der Bodenbearbeitung
Aus den genannten Zielen lassen sich nun die Aufgaben der Bodenbearbeitung ableiten:
Zunächst ist es Aufgabe der Bodenbearbeitung, ein physikalisch günstiges Bodengefüge im Saatbett, in der Ackerkrume und im Übergang zum Unterboden zu schaffen, damit gute Wachstumsbedingungen für die Kulturpflanze vorliegen. Gleichzeitig und auch später soll durch die Bodenbearbeitung Unkraut und Ausfallgetreide mechanisch bekämpft werden. Dieses kann jedoch auch durch chemische Unkrautbekämpfungsmittel geschehen.5 „Nach der Ernte ist es Aufgabe der Bodenbearbeitung, Ernterückstände, Stalldung und weniger lösliche Nährstoffe einzuarbeiten.“ (Haug / Schuhmann / Fischbeck 1990, S. 152) Diese Aufgaben erfüllen verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren in unterschiedlicher Weise.
5. Bodenbearbeitungsverfahren
Für die Bodenbearbeitung stehen heute eine Vielzahl von Geräten, die entweder gezogen oder von Zapfwellen angetrieben und getrennt oder kombiniert eingesetzt werden, zur Verfügung. Aufgrund unterschiedlicher Steuerungsmöglichkeiten wie z.B. Fahrgeschwindigkeit, Einstellung, z.T. Austausch der Gerätewerkzeuge, Drehzahl bei rotierenden Geräten und Gerätegewicht sowie von Kombinationsmöglichkeiten können die Geräte den Bodenverhältnissen und den pflanzlichen Anforderungen angepasst werden. Sie sind also nicht bestimmten Bodenarten oder -typen zuzuordnen.
Für Deutschland wurde eine Dreiteilung vorgenommen, die Bodenbearbeitungsverfahren grundsätzlich definiert und nach Art, Intensität und Häufigkeit der mechanischen Eingriffe in das Bodengefüge gliedert:
- konventionelle Verfahren: regelmäßiger Pflugeinsatz bei der Grundbodenbearbeitung
- konservierende Verfahren: Pflugverzicht, Einsatz von lockernden und/oder mischenden Geräten, Durchführung von Mulchsaat
- Direktsaatverfahren: Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung
Von reduzierter Bodenbearbeitung spricht man, wenn zur Ersparnis von Arbeitszeit und Kosten mehrere Geräte in einem Arbeitsgang eingesetzt werden. Dieser Einsatz gekoppelter Geräte kommt sowohl bei der konventionellen als auch bei der konservierenden Bodenbearbeitung vor.6
5.1 Pflügen
Mit dem Bodenbearbeitungsverfahren Pflügen hat der Landwirt meist die längste Erfahrung, sodass dieses auch das bevorzugte Verfahren zur Grundbodenbearbeitung ist. Wesentliches Kennzeichen bei der Bodenbearbeitung mit dem Pflug ist die Wendung und Lockerung der Ackerkrume auf Krumentiefe, wodurch gleichzeitig organische Reststoffe (der Vor- oder Zwischenfrucht) und Unkraut in den Boden eingearbeitet werden.
Bei der Pflugarbeit wird also eine von Reststoffen freie Ackeroberfläche hinterlassen, die als Vorraussetzung für die störungsfreie Funktion herkömmlicher Sätechnik dient.7
Gründe für die weite Verbreitung des Pfluges sind die Gewohnheit, Ertragssicherheit, eine von Ernterückständen freie Feldoberfläche, die den Einsatz herkömmlicher Saatbettbereitungsgeräte und Drillmaschinen ermöglicht, das Vergraben von Unkraut und Ausfallgetreide sowie eine nachhaltige Lockerungswirkung. Auf leichteren und mittelschweren Böden lässt sich außerdem durch das Mitführen eines Krumenpackers häufig in einem Arbeitsgang ein saatfertiger Acker bereiten.
Nach ihrer Arbeitsweise werden Pflüge in Beet- und Kehr- bzw. Drehpflüge unterteilt, nach ihrer Anbringung am Trecker in Anhänge-, Anbau- und Aufsattelpflüge und nach ihrer Werkzeugform in Streichblech- und Scheibenpflüge. Am weitesten verbreitet sind Anbau- Drehpflüge mit Streichblechkörpern, überwiegend in drei- oder vierfurchiger Ausführung. Obwohl Drehpflüge schwerer, teurer und schwerzügiger als Beetpflüge sind, haben sie sich wegen ihrer deutlichen arbeitswirtschaftlichen Vorteile durchgesetzt. Geringere Wendezeiten und das Entfallen des Auseinander- und Zusammenschlagen der Beete steigern besonders auf kleineren und unregelmäßig geformten Feldern die Flächenleistung, verbunden mit einer ebeneren Ackeroberfläche und der Möglichkeit, parallel eine Bestellkombination einzusetzen.8
5.1.1 Kein Pflugverzicht
Auf humusarmen Sandstandorten mit hohen Niederschlägen kann nicht auf das Pflügen verzichtet werden, denn der Boden kann sonst fest wie der Unterbau einer Straße werden. Um Dichtlagerungen im Boden zu verhindern, ist das Einpflügen von Ernterückständen in den Boden von entscheidender Bedeutung. Auch auf staunassen- und grundwasserbeeinflussten (undränierten) Böden bei Saatgutvermehrung kann man nicht auf den Pflug verzichten. Wenn bei vergleichbaren Wasserverhältnissen das ungepflügte Grünland in Trockenperioden eher „ausbrennt“ und in Nässeperioden schneller und länger unter Wasser steht als der gepflügte Acker oder wenn die durch den Menschen geschaffene mächtigere Ackerkrume mehr Wasser aufnehmen und speichern kann, muss ebenfalls gepflügt werden.
[...]
1 vgl.: Haug, G. / Schuhmann, G. / Fischbeck, G. (1990): Pflanzenproduktion im Wandel. Neue Aspekte in den Agrarwissenschaften. Weinheim: VCH, S. 150-151.
2 vgl.: Kahnt, Günter (1995): Minimal-Bodenbearbeitung. Stuttgart: Ulmer, S. 20.
3 vgl.: Fördergemeinschaft Integrierter Pflanzenbau (1988): Bodenbearbeitung. Wie Nutzen mehren - wie Gefahren vermeiden. Heft 3/1988. Bonn: Rheinischer-Landwirtschafts-Verlag, S. 7.
4 aus: Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern (1994): Empfehlungen zur standortangepassten Bodenbearbeitung. Hannover: Landwirtschaftskammer, S.2.
5 vgl.: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) (1998): Bodenbearbeitung und Bodenschutz. Schlussfolgerungen für gute fachliche Praxis. Darmstadt: KTBL-Schriften-Vertrieb im Landwirtschaftsverlag GmbH, S. 11.
6 vgl.: Arbeitsgemeinschaft der norddeutschen Landwirtschaftskammern (1994): Empfehlungen zur standortangepassten Bodenbearbeitung. Hannover: Landwirtschaftskammer, S.3-4.
7 vgl.: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) (1998): Bodenbearbeitung und Bodenschutz. Schlussfolgerungen für gute fachliche Praxis. Darmstadt: KTBL-Schriften-Vertrieb im Landwirtschaftsverlag GmbH, S. 11.
8 vgl.: Buchner, Werner / Köller, Karlheinz (1990): Integrierte Bodenbearbeitung. Stuttgart: Ulmer, S. 38-39.