Exegese Micha 3, 5-8


Seminararbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Exegese des Einzeltextes

1. Literarkritik
1.1 Abgrenzung und Stellung des Textes zum Kontext
1.2 Gliederung des Textes
1.3 Einheitlichkeit des Textes

2. Sprachliche Analyse

3. Gattungskritik

4. Überlieferungskritik/ Überlieferungsgeschichte

5. Redaktionskritik/ Redaktionsgeschichte

6. Traditionskritik

7. Bestimmung des historischen Ortes
7.1 Datierung und Lokalisierung des Textstückes
7.2 Das historische Umfeld
7.3 Verfasser und Adressat

8. Wirkungsgeschichte

9. Abschließende Gesamtinterpretation
9.1 Sozialkritik
9.2 JHWHs Forderung
9.3 Strafandrohung
9.4 Heilshoffnung
9.5 Auseinandersetzung mit falschen Propheten

10. Hermeneutische Überlegung

Literaturverzeichnis
I. Wissenschaftliche Literatur
II. Bibelausgaben
III. Internetadressen

Vorwort

Das Buch Micha zählt zu dem Dodekapropheton und ist in die Phase der klassischen Prophetie einzuordnen. Micha (Michael: „Wer ist wie Gott“), ein Prophet aus Moreschet-Gad südwestlich von Jerusalem, der augenscheinlich zur dortigen Bauernschaft gehörte, wirkte ca. 740-705, zeitgleich mit Jesaja, in Jerusalem. Über die historische Person Micha ist weiter nichts bekannt, seiner Herkunft nach ist er aber mit Amos zu vergleichen.

Das Buch wird formal in einen „dreifachen Rhythmus von Gerichts- und Heilsankündigungen“[1] unterteilt. In der Forschung ist auch ein Doppelschema bekannt, die Neueinsätze in 3,1 und 6,1 sprechen jedoch für den Dreier-Rhythmus. Dieses Schema ist nicht natürlich entstanden, auch wird ganzen Teilen die Echtheit abgestritten, so gelten Teile der Kapitel 4-7 als später eingefügt und auch in Kapitel 1-3 werden deuteronomistische Überarbeitungen gesehen.

Inhaltlich prangert das Michabuch die sozialen Missstände an und geht gegen die herrschende Oberschicht vor. Diese hatte zuvor den kleinen Bauern deren Boden weggenommen; zwar mit juristisch einwandfreien Mitteln, aber die Tatsache ignorierend, dass den Bauern der Boden als von Gott her zustehender Erbteil gehört. Micha erwartet daher das Gericht Gottes, wobei er sich das Kommen JHWHs als zerstörerisches Werk vorstellt. Weiterhin ist die Bedeutung der Zionsvorstellung besonders wichtig, welche sich in den Kapiteln 4 und 5 deutlich zeigt. Hier wird der Zion als Heilsgarant in den Mittelpunkt gestellt, die Völker müssen zum Zion wallfahren, von wo das Friedensreich ausgehen wird.[2]

Exegese des Einzeltextes

1. Literarkritik

1.1 Abgrenzung und Stellung des Textes zum Kontext

Das Buch Micha lässt sich in drei Teile gliedern, die jeweils aus Gerichts- und Heilsankündigung bestehen:

1-2 Gerichtsworte an Juda

2,12f Heilswort für Jakob

3-5 Gericht über die Führenden

4+5 Heilsworte

6-7 Gerichtsworte an Juda

7,8-20 Liturgie/ Psalm: Hoffnung auf Vergebung[3]

Da in 1,2-7 gegen Samaria gesprochen wird, hat Micha seine Tätigkeit vor dem Untergang Samarias im Jahr 722 begonnen. Dafür spricht auch die Überschrift in 1,1. Die Klage über Juda in 1,8-16, deren Text schlecht erhalten ist, hat wohl die Ereignisse von 701, den Einfall des Assyrers Sanherib, zum Hintergrund. Jer26,17-19 bezeugt, dass Micha unter König Hiskija, etwa 728-699, den Untergang Jerusalems und des Tempels angekündigt hat, vgl. Mi3,12.[4]

In Micha 3,5-8 wirft Micha den Propheten und Priestern Bestechlichkeit vor. Die beklagten Zustände fordern das Gericht Gottes heraus. Zuvor klagt er durchweg die Oberschicht von Jerusalem und Juda an und beschuldigt sie des Rechtsbruchs in 3,1-4 und 9-12 sowie der Besitzgier in 2,1-3 und 6-11. Aus der Kritik am Jerusalemer Königtum ist wohl der Rückgriff auf die Erwartung eines neuen „David aus Bethlehem“ zu begreifen, wie in 5,1-4 beschrieben. In 6,8 wird kurz die ideale Partnerschaft mit Gott gekennzeichnet.[5]

1.2 Gliederung des Textes

Micha 3,5-8 lässt sich sowohl inhaltlich als auch formal in drei Teile gliedern: Den ersten Teil bildet Vers 5, hier wird die Situation vor dem göttlichen Hintergrund skizziert.

Der zweite Teil besteht aus Vers 6 und Vers 7. Hier verurteilt Micha die (falschen) Propheten und prophezeit ihnen ihren Untergang, als göttliche Folge.

Vers 8 ist als dritter Teil anzusehen, dieser Vers hat einen Überleitungscharakter.[6] Micha stellt sich hier als Alternative zu den vorhandenen Propheten dar und charakterisiert sich selbst als von Gott autorisiert.

1.3 Einheitlichkeit des Textes

Der Text bildet inhaltlich eine Einheit und orientiert sich am Erzählstrang eines Prophetenspruchs. Formal ist der Wechsel zwischen zweiter und dritter Person Plural mit der über die Propheten gesprochen wird zu berücksichtigen sowie in Vers 8 die erste Person Singular mit der Micha sich selbst in den Vordergrund rückt.

2. Sprachliche Analyse

Vers 5 beginnt mit der Einleitungsformel „So spricht der Herr“. Wie bei allen Propheten kann nicht eindeutig festgelegt werden ob JHWH in diesem Augenblick durch den Mund Michas spricht, oder ob Micha stellvertretend für Gott redet und die Botschaft zuvor empfangen hat. Fest steht jedoch, dass Micha die Kunst der Rede sehr gut beherrschte. In dieser Schelt- oder Drohrede[7] ist ein Teil des prophetischen Wortfeldes des Alten Testaments abgedeckt, womit schon beim Überfliegen der grobe Inhalt dieser Passage klar wird. Hierfür einige Beispiele: „So spricht der Herr“, „Propheten“, „Gesichte“, „Wahrsagung“, „Seher“, „Wahrsager“, „Gotteswort“.[8] Es handelt sich in diesem Abschnitt um einen erzählenden, einlinigen Text, dessen Inhalt konkret nachvollziehbar ist. Im Groben: Weil ein Missstand vorhanden ist (1), deshalb wird der Untergang kommen(2), doch es besteht Hoffnung(3).

In Vers 5 wird zunächst mit einem Parallelismus membrorum und zugleich mit einem Chiasmus die grundlegende Situation geklärt, über die Propheten wird in der 3.Person Plural gesprochen. Anschließend wird in Vers 6 mit Hilfe des Parallelismus die Konsequenz aufgezeigt „ die Nacht ohne Gesichte […] die Finsternis ohne Wahrsagung“ Dieser Abschnitt ist besonders mit Naturmetaphorik gespeist, „Nacht“ „Finsternis“ „Sonne“. Hier spricht Micha die Propheten direkt an, die Form wechselt also im ersten Satz von Vers 6 in die 2.Person Plural „euch“. Im zweiten Teil von Vers 6 wird erneut die 3.Person verwendet, “ihnen“. Vers 7 ist inhaltlich eine Erweiterung zu Vers 6, durch die genauere Beschreibung, was den Propheten widerfahren wird, erreicht Micha eine höhere Eindringlichkeit. Auch hier findet sich wieder ein Parallelismus „die Seher sollen zuschanden [werden] und die Wahrsager zu Spott“ Substantiv und Adverbiale stehen jeweils im gleichen Verhältnis zueinander.

Vers 8 bringt einen neuen Ansatz mit sich. Hier spricht Micha von sich in der 1.Person Singular. Er autorisiert seine Position durch den „Geist des Herrn“ hier treten sehr starke Substantive auf, „Kraft“, „Geist des Herrn“, „Recht“, „Stärke“.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sich in Mi3, 5-8 um eine typische Drohrede eines Propheten handelt. Das charakteristische Wortfeld ist abgedeckt und die standardmäßigen Stilmittel wie Parallelismus und Chiasmus werden verwendet. Weiterhin hat der Text die Eigenart ständig die Erzählperspektive zu wechseln.

3. Gattungskritik

Bei Mi3, 5-8 handelt es sich um einen Prophetenspruch, wie beispielsweise auch in 2Kön 1,6. Diese Gattung wird in der prophetischen Sprache sehr häufig benutzt. Sie beginnt meist mit einem legitimierenden Botenspruch: „ So spricht JHWH“ wie es auch hier der Fall ist. Anschließend wird im ersten Teil die gegenwärtige Lage der Angeredeten im Hinblick auf den göttlichen Hintergrund geschildert. Im zweiten Teil wird dann die Folgerung bekannt gegeben, Gottes eingreifendes Handeln kann sowohl als Heils- aber auch als Drohwort eingebracht werden. In einem dritten Teil kann eine abschließende Charakteristik gegeben werden, dieser Teil muss jedoch nicht zwingend vorkommen.[9]

In diesem Textbeispiel treffen Teil eins und zwei sehr gut zu, im dritten Teil charakterisiert Micha sich selbst und erzeugt damit Hoffnung.

[...]


[1] Rösel, Bibelkunde S.86.

[2] Vgl. Rösel, Bibelkunde S.61, 80, 86f.

[3] Rösel, Bibelkunde S.86.

[4] Die Bibel, Einheitsübersetzung, Einleitung zum Buch Micha, S.1051.

[5] Vgl. ebda.

[6] Vgl. Metzner, Kompositionsgeschichte des Michabuches S. 74.

[7] Vgl. Eissfeldt, Einleitung AT S.505.

[8] Vgl. Utzschneider/ Nitsche Arbeitsbuch lit. Bibelauslegung S.94.

[9] Vgl. Bertelsmann, Bibellexikon S.410.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Exegese Micha 3, 5-8
Hochschule
Universität Rostock  (Theologische Fakultät)
Veranstaltung
Exegese AT
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V56457
ISBN (eBook)
9783638511223
ISBN (Buch)
9783656780465
Dateigröße
668 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Micha, Exegese
Arbeit zitieren
Ute Wetterauer (Autor:in), 2005, Exegese Micha 3, 5-8, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56457

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