Adalbero von Laon leistete zu Beginn des 11. Jahrhunderts mit seinem „Carmen ad Rotbertum regem“ einen wesentlichen Beitrag zur Propagierung der funktionalen Dreiteilung in der gesamten westlichen Christenheit. Mit dem Gedicht beabsichtigte er, König Robert an seine Pflicht zu erinnern, die gottgegebene Gesellschaftsform beizubehalten.
Nach einer Ansprache, in welcher der Bischof auf spöttische Weise das Schwinden der Ordnung darstellte, erklärte er, wie die Einteilung der Gesellschaft tatsächlich beschaffen sein sollte. Drei Stände, ein betender, ein kämpfender und ein arbeitender würden sich gegenseitig ergänzen. Indem sich jede Gruppe innerhalb ihrer Grenzen bescheide, werde Harmonie und Frieden aufrechterhalten. Aufgabe des Königs sei es, auf das Gleichgewicht der Dreiheit zu achten.
Diese Thesen stützte Adalbero mit den Schriften des Pseudo- Dionysius Areopagita, Augustins und Gregors des Großen.
Der Areopagit ist Adalberos Argumentation insofern dienlich, als er auch auf das himmlische Vorbild verweist, nach welchem das Leben auf der Erde zu gestalten sei. Die Ungleichheit zwischen den Ständen ergäbe sich durch unterschiedliche Stadien der Frömmigkeit.
Augustin stimmt mit Adalbero von Laon darin überein, dass er die Ordnung der Gesellschaft als Grundlage für den Frieden sieht und daraus folgert, dass sich jeder die ihm zugewiesene Stellung einzunehmen habe.
Der Bischof von Laon widerspricht zwar der These Gregors des Großen, Arbeit sei eine Gottesstrafe. Ansonsten argumentieren beide jedoch recht ähnlich. Wie auch Adalbero erklärt Gregor der Große die gesellschaftlichen Unterschiede als von Gott gegeben und zieht einen Vergleich zum Himmelreich, wo auch Ungleichheit herrsche.
Somit fand Adalbero von Laon in den Schriften der drei besprochenen Theoretiker wertvolle Unterstützung für die Verteidigung der funktionalen Dreiteilung, die er gefährdet sah. Das von ihm seinem König Robert unterbreitete Gesellschaftsmodell prägte nicht nur die Staatsphilosophie seiner Zeit, sondern hatte großen Einfluss auf die gesamte politische Entwicklung in den ehemaligen karolingischen Herrschaftsgebieten, wo seine Schrift als eine Grundlage für die nationale Monarchie als ideale Staatsform betrachtet wurde. Damit leistete der Bischof einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung dieser Ideologie.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Adalbero von Laons Dreiteilungstheorie im „Carmen ad Rotbertum regem“
- 1. Entstehungssituation des Werks
- 2. Aufbau des Gedichts
- 3. Adalberos Erklärung seines Gesellschaftsmodells
- 4. Adalbero von Laons Quellen
- 4.1 Die beiden Schriften des Pseudo-Dionysius Areopagita
- 4.2 Augustins,,De ordine“
- 4.3 Die „Moralia“ Gregors des Großen
- III. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Dreiteilungstheorie des französischen Bischofs Adalbero von Laon, die er in seinem Gedicht „Carmen ad Rotbertum regem“ (um 1025) darlegte. Ziel ist es, Adalberos Gesellschaftstheorie im Kontext ihrer Entstehungssituation zu betrachten und ihren Einfluss auf die Entwicklung der Ständetheorie im Mittelalter zu beleuchten.
- Die Entstehung der Dreiteilungstheorie im Kontext der nachkarolingischen Monarchien
- Adalberos Gesellschaftsmodell und seine Argumentation
- Die Rolle von Quellen und Vorbildern für Adalberos Dreiteilungstheorie
- Die Auswirkungen der Dreiteilungstheorie auf die gesellschaftliche Ordnung des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt die Dreiteilungstheorie als einflussreiches Konzept im Mittelalter vor und führt den Leser in die Thematik der Arbeit ein.
- II. Adalbero von Laons Dreiteilungstheorie im „Carmen ad Rotbertum regem“: Dieses Kapitel analysiert Adalberos Dreiteilungstheorie im Kontext der Entstehungssituation des Werks. Es beleuchtet Aufbau und Inhalt des Gedichts sowie Adalberos Argumentation für sein Gesellschaftsmodell. Zudem werden die wichtigsten Quellen und Vorbilder Adalberos untersucht, darunter die Schriften des Pseudo-Dionysius Areopagita, Augustinus und Gregor des Großen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte der vorliegenden Arbeit umfassen die Dreiteilungstheorie, das „Carmen ad Rotbertum regem“ von Adalbero von Laon, die Ständetheorie im Mittelalter, nachkarolingische Monarchien, Gesellschaftsordnung, Quellenanalyse und die Schriften des Pseudo-Dionysius Areopagita, Augustinus und Gregor des Großen.
- Quote paper
- Felix Brenner (Author), 2006, Adalbero von Laons Dreiteilungstheorie im 'Carmen ad Rotbertum regem', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56581