Degradation mediterraner Böden


Hausarbeit, 2005

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einführung

2) Versuch einer allgemeinen Charakterisierung der Erosionsproblematik im mediterranen Raum

3) Bodentypen und deren Vergesellschaftungen im Mittelmeerraum

4) Die wichtigsten Degradationsformen der Böden des mediterranen Raumes

5) Ursachenklärung

6) Maßnahmen zur Einschränkung der Degradationsprozesse

7) Schwierigkeiten und Grenzen bei der Anwendung bodenschützender Aktivitäten

8) Ausblick

9) Literaturliste

1. Einführung

Diese Hausarbeit sucht eine Annäherung an die Degradationserscheinungen im Mittelmeerraum, insbesondere unter Berücksichtigung der dort anzutreffenden Böden mit den daraus resultierenden ökologischen, ökonomischen sowie sozio- kulturellen Problemen.

Die Böden des mediterranen Raumes unterliegen schon seit Jahrhunderten starker Erosion, einerseits aufgrund der diese begünstigende Landesnatur mit ihren klimatischen und petrographischen Voraussetzungen, andererseits aber auch als Folge menschlichen Siedelns und Wirtschaftens, wobei ein sich ständig verstärkender Druck auf den Landschaftshaushalt durch Überweidung, Ackerumbruch oder Versiegelung dessen Potentiale an seine Grenzen drängte (vgl. BLAIKIE u. BROOKFIELD 1987, S.122ff).

Sind solche Grenzen einmal durchbrochen, ergeben sich vielfältige Folgeprobleme, deren Rückführungen meist erheblich schwierig, bzw. irreversibel sind. So wäre z.B. Überweidung mit der daraus resultierenden Degradation der Pflanzendecke durch Einhegung rückgängig zu machen, ein flächenhafter Abtrag eines durch Viehfraß entblößten Hanges kann jedoch nur schwerlich wieder mit dem erodierten Substrat wiederbedeckt werden. Inwieweit die Anteile jener Faktoren in der Vergangenheit und gegenwärtig gewichtet waren, bzw. sind und welcher Tendenz sie in Zukunft folgen werden, wird als Kernthematik dieser Hausarbeit zu klären versucht. Hierbei soll vor allem das Phänomen der Desertifikation erörtert werden, welches sich zwar ursprünglich nur auf Randwüstenregionen bezog, sich jedoch später auch auf den mediterranen Raum übertrug. Dem folgt zunächst eine Darstellung jüngerer multinationaler Projekte, die sich um eine Verbesserung bzw. Vermeidung der Erosionsphänomene bemühen. Dabei sind besonders querschnittsorientierte Projekte hervorzuheben, welche auf möglichst umfassende Verbesserungen auf allen Ebenen, sei es auf der ökologischen, ökonomischen, sozialen oder politischen abzielen. Die daraus resultierenden Erfolge zeigen einen gangbaren Weg in die Zukunft auf.

Das sich in der Praxis selbstverständlich Schwierigkeiten ergeben, insbesondere im Zuge integrativen, komplexen Managements, welches auf schnelle, umfassende Akzeptanz und Umsetzungsbereitschaft weiter Bevölkerungsteile angewiesen ist, soll jedoch nicht verschwiegen werden.

Zum Schluss versucht ein kurzer Ausblick Möglichkeiten und Grenzen aufzuzeigen, die langfristig einen gangbaren Weg hin zu einem wirksamen Bodenschutz weisen könnten.

2. Versuch einer allgemeinen Charakterisierung der Erosionsproblematik im mediterranen Raum

Landdegradation innerhalb der an das Mittelmeer angrenzenden Regionen ist kein neues Problem, ja es wurde schon zu römischer Siedlungsperiode beklagt, in der starke Eingriffe in den Landschaftshaushalt durch massive Rodungstätigkeit zur Bau- und Brennholzgewinnung Ackerflächenausweitung und Hangterrassierung die Bodenstabilität nachhaltig beeinträchtigten (vgl. TOMASELLI 1977). Darüber hinaus sind sogar Hinweise erforscht, die von vorgeschichtlichen Erosionsphänomenen in großen Dimensionen zeugen. Besonders betroffen waren hiervon Altsiedlungsgebiete mit nomadisierenden Völkern, deren Vieh schon in vorrömischer Zeit die Vegetation erheblich degradierte. Hinzu kommt der Zerfall der berühmten antiken Feldbausysteme wie Dammbewässerungsanlagen und Hangterrassen, die bei Aufgabe und Verfall als starke Erosionsbeschleuniger in den betroffenen Gebieten fungierten.(vgl. BLAIKIE u. BROOKFIELD 1987, S.123).

Daneben muss aber auch berücksichtigt werden, dass die Mediterranregion schon aufgrund ihrer klimatischen und geomorphologischen Voraussetzungen potentiell hoch erosionsanfällige Flächen besitzt, deren Gewichtung im Vergleich zu den anthropogenen Einflüssen diskutiert wird. Hierhin gehören insbesondere saisonale Starkregenereignisse als klimatischer Faktor neben dem hohen Anteil an stark geneigten Flächen als geomorphologischer Faktor (vgl. HIGGS u. VITA-FINZI 1966).

Jedoch verschärfte sich erst in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit für das Phänomen Bodenerosion, da Häufungen medienwirksamer katastrophaler Erdrutsch- Schlammstrom- und Überschwemmungsereignisse in zuvor nie bezeugten Ausmaßen die Gemüter erregten. Schleichend aber nicht weniger katastrophal verhielt sich zudem die Versalzungsproblematik küstennaher Intensivkulturen. Die rasche touristische Erschließung küstennaher Gebiete mit Landflucht- und Suburbanisationsbewegungen besonders seit den 70-er Jahren führten zu flächenextensiven Versiegelungen und chemischen Belastungen durch Industrie und Abwässer der dortigen Böden. Damit erlangte das Erosionsphänomen neben den rein landschaftlich- landwirtschaftlichen Problemen eine deutliche sozio- ökonomische Komponente, die eine größere Akzeptanz vieler gegenwärtig laufender Programme zur Analyse und Problembehandlung der Landdegradation im Mittelmeerraum ebnete (vgl. GENTILE, A. R. et al. 2000, S.10) .

Mit dem Begriff der Desertifikation trat eine neue, weniger spektakuläre, dafür aber um so gefährlichere Komponente hinzu, welcher zuvor nur auf Randwüstengebieten angewandt wurde, nun aber auch die mediterranen Regionen bedrohte. Dieses Phänomen induzierte schließlich den Beschluss einer gesetzlichen Grundlage zum Schutze erosionsgefährdeter Böden. Dieses Ziel wurde auf der „FAO/ Umweltprogramm der Vereinten Nationen- Expertenrunde“ in Rom 1974 erstmals formuliert, jedoch erst nach der Rio- Deklaration 1992 durch das internationale Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD 1994) festgesetzt. Damit brachte man erstmalig ausdrücklich dem Bodenschutz dienende Ziele auf gesetzliche Grundlage, wobei jedoch in der Agenda 21 der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung der Boden auch gegenwärtig nicht explizit als wichtige natürliche schutzbedürftige Ressource erwähnt wird (vgl. GENTILE, A.R. et al. 2000, S.25).

Dies hat zur Folge, dass Schutzprogramme nur geringe finanzielle und logistische Unterstützung staatlicherseits erhalten und damit auf die Eigeninitiative lokaler Akteure angewiesen sind.

Gegenstand dieser Betrachtung, der Boden selber, soll im folgenden Abschnitt näher in Form verschiedener Bodentypen beleuchtet werden, wobei deren typenspezifische potentielle Erosionsanfälligkeit Berücksichtigung findet.

3.Bodentypen und deren Vergesellschaftungen im Mittelmeerraum

Die dem Mittelmeer angrenzenden Gebiete zählen zur subtropischen Winterregenzone auf den Westseiten der Kontinente, welche nach Köppen/ Geiger zu den Csa, bzw. den Csb- Klimaten gerechnet werden. Charakteristisch für diese Klimazonen sind winterliche Starkregen neben sommerlicher Trockenheit mit Hitze und anhaltenden Dürreperioden.

Petrographisch dominieren rund ums Mittelmeer Kalksteine und Mergel, die von einer äolischen Komponente feiner Schluffe und Tone bedeckt, bzw., durchsetzt sind. Die von langen Gebirgsketten umrahmte Region besitzt einen hohen Anteil an geneigten Flächen neben fast nicht vorhandenen Ebenen. Das Relief weist große Höhenunterschiede mit lebhafter Struktur auf, was sich stark erhöhend auf die potentielle Erosionsgefährdung auswirkt (vgl. JAHN, R. 1997, S.1-6).

Unter natürlichen Wuchsbedingungen würde als zonale potentielle natürliche Vegetation der immergrüne Hartlaubwald mit dominierender Steineiche (Quercus ilex) viele Gebiete erobern. Nach intensiver Überweidung durch Nomadentum und gegenwärtig noch praktizierter Transhumanz sowie übermäßiger Holzexploitation degradierte der geschlossene Wald über die höherwüchsige Macchie und die kleinwüchsige Garrigue zur Thymian- Steppe und stellenweise schließlich zur Felstrift (vgl. JAHN, R. 1997, S.7f).

Die Bodenbildung umfasst unter Berücksichtigung der klimatischen Faktoren die Prozesse der Lessivierung und –besonders auf Kalkgestein- Rubefizierung, die Verbraunung und Carbonatisierung. Diese Gebiete vermitteln deshalb von der hauptsächlich nördlich daran anschließenden Luvisol- Zone zu den auf südlicheren Breiten vorherrschenden Tropenböden. (vgl. EITEL, B.2001, S.146f).

Als Ausdruck dieser Prozesse dominieren auf Kalkgestein Chromic Luvisols, die an Hangfüßen sowie auf Mergeln von Cambisols abgelöst werden, da hier die Rubefizierung aufgrund der höheren Bodenfeuchte neben den Lessivierungsprozessen zurücktreten. Auf stärker geneigten Flächen in den Gebirgsregionen trifft man besonders auf stark degradierten Hängen auf Calcic Leptosols die entweder initiale Stadien darstellen oder exhumierte Kalkkrusten gekappter Böden sind und deshalb ebenfalls von initialen Bodenbildungsprozessen betroffen werden. Im Gegensatz dazu stehen die sehr tiefgründigen und intensiv verwitterten Rhodic Nitisols aus vulkanischem Gestein mit den typischen diffusen Übergängen des tonigen Bt- Horizontes (vgl. EITEL, B. 2001, S. 146f).

Abb. 1: Bodentypenverbreitung im Mittelmeerraum

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.fao.org: Map of World Soil Resources (2003)

Im Folgenden sollen typische Toposequenzen verschiedener Ausgangssubstrate an idealisierten Hängen in Abhängigkeit von ihrer Relieflokalisation und dem Mediterranklima einen anschaulichen Überblick über die Bodenlandschaft des Mittelmeerraumes vermitteln.

Toposequenz auf Mergeln und weichen Kalken

Diese Substrate bilden den größten Anteil des Mediterranraumes mit der höchsten potentiellen Erosionsanfälligkeit ihrer Bodenbildungen. Weit verbreitet sind diese besonders in Andalusien, Nordalgerien und Marokko (vgl. EITEL, B. 2001, S.153).

Aus den weichen, vorwiegend durch tertiäre Sedimente gebildeten Gesteinen formte die Erosion wellig- hügelige Landschaften mit relativ geringer Reliefenergie. Dennoch ist die Erosionsgefährdung aufgrund schneller Substratwechsel in den Horizonten mit tonigen Stauschichten als natürlichem Faktor neben der langen Besiedelungszeit als anthropogenem Faktor sehr ausgeprägt. Die häufigen Umlagerungsprozesse bedingen deshalb an Oberhängen das Vorherrschen jung entwickelter Böden, v.a. Calcaric Regosols und auf Hangkuppen weiterentwickelteren Calcaric- bzw. Eutric Cambisols. Resultierend aus den vertikal häufig wechselnden Substraten und infolge der gehemmten Drainage, wodurch es zur Entstehung von sekundär ausgefällten Kalkkrusten kommen kann, ist das Vorkommen staunasser Bodentypen in Tallagen sowie in Dellen sehr verbreitet. Hier finden sich Bodenvergesellschaftungen mit dominierend hydromorphen Merkmalen. Dazu zählen Eutric planosols, Stagni- Haplic Calcisols oder von Grundwasser beeinflussten Gleyic Calcisols und – Luvisols (vgl. JAHN, R. 1997, S.14).

Der Rubefizierungsprozess tritt hinter der Verbraunung zurück, da auch in Hanglage das häufig tiefgründige und weniger stark geklüftete Gestein gegenüber den massigen Kalken höhere Bodenfeuchtegehalte besitzt. Chromic Luvisols treten dennoch vereinzelt in gut drainierter Lage von Hangkuppen auf (vgl. EITEL, B. 2001, S. 154).

Abb. 2: Bodentoposequenz einer mediterranen Mergellandschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: EITEL, B. (2001)

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Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Degradation mediterraner Böden
Hochschule
Universität Trier  (Fachbereich VI Geographie/ Geowissenschaften Abteilung: Bodenkunde)
Veranstaltung
Bodenschutz
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V56757
ISBN (eBook)
9783638513623
ISBN (Buch)
9783656787297
Dateigröße
1736 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Degradation, Böden, Bodenschutz
Arbeit zitieren
Dirk Janßen (Autor:in), 2005, Degradation mediterraner Böden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56757

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