Kinderarmut in Deutschland


Hausarbeit, 2006

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsklärung Armut

3. Kinderarmut in Deutschland
3.1 Armutsbetroffenheit und Armutsrisiko
3.2 Einflussfaktoren auf die Lebenslage von armen Kinder
3.3 Ein kindbezogenes Armutskonzept
3.4 Kindliche Bewältigungsstrategien von Armut
3.5 Präventionsmaßnahmen gegen Kinderarmut
3.5.1 Kinderzuschlag
3.5.2 Vereinbarkeit Familie und Arbeitswelt
3.5.3 Armutsprävention durch Bildung
3.5.4 Familienleistungsausgleich und Steuerpolitik für Familien

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Armut hat in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft stark an Beachtung gewonnen, steht aber noch immer zu sehr im Hintergrund. Besonders Kinderarmut ist ein Thema, das fast nie eigenständig betrachtet wird, sondern meist nur im Zusammenhang mit der gesamten Familie.

Auch ich habe mich bisher kaum mit dem Thema Armut beschäftigt, mir sind lediglich Dokumentationen von hilfebedürftigen Erwachsenen bekannt, jedoch nicht von Kindern. Bei der Thematik Kinderarmut musste ich bislang ausschließlich an Kinder der „Dritten Welt“ denken. Dies möchte ich mit meiner Hausarbeit ändern.

Für meine berufliche Zukunft kann ich mir das Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe gut vorstellen, deshalb hoffe ich auch hier, durch meine Hausarbeit erstes theoretisches Wissen zu erlangen. Während meines Studiums möchte ich das bereits Erlernte weiter ausbauen und mich auch in meiner Bachelorarbeit mit diesem Thema auseinander setzen.

In meiner Hausarbeit werde ich zunächst wichtige Begriffe der Armut klären, um anschließend auf die Kinderarmut in Deutschland einzugehen. Hierbei nehmen die Bewältigungsstrategien und Präventionsmaßnahmen den größten Stellenwert ein.

2. Begriffsklärung Armut

Im Folgenden beziehe ich mich auf die Begriffsklärungen von Walter Hanesch. Nach Walter Hanesch ist in Deutschland bis heute keine eindeutige Definition von Armut gefunden wurden. Bei weltweiten Untersuchungen steht die „absolute Armut“ im Vordergrund, sie definiert sich durch ein Existenzminimum. Dem entgegen steht die „Armut im Wohlstand“ wie sie in Industrie und Dienstleistungsgesellschaften auftritt. „Armut im Wohlstand“ ist ein relativer Armutsbegriff. Bei dem der Lebensstandard der Armen im Verhältnis zum durchschnittlichen Lebensstandart der betrachteten Gesellschaft gesehen (vgl. Hanesch 2005: 99). Armut lässt sich also einerseits an den ökonomischen Verhältnissen, andererseits an der Art der Lebenslage erkennen. Ersteres zielt auf das Einkommen als einzige wirtschaftliche Ressource ab, hierbei werden andere wirtschaftliche Faktoren wie nichtgeldliche Zuwendungen oder Vermögensbestände außer Acht gelassen (vgl. a.a.O.: 100). „Als arm i.S. der relativen Einkommensarmut gilt, wessen Haushaltseinkommen ein bestimmten Prozentsatz des durchschnittlich verfügbaren (bedarfsgewichteten) Haushaltseinkommen unterschreitet“ (ebd.).

Um eine Armutsmessung anhand eines Lebenslagenansatzes durchzuführen, wird eine Auswahl wichtiger Lebensbereiche, wie etwa die Versorgung mit Bedarfsgütern des täglichen Lebens, mit Bildung, Arbeit, Wohnraum, Leistungen des Gesundheitswesens oder auch die Teilnahme am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben betrachtet. Für diese jeweiligen Bereiche müssen Merkmale und Unterversorgungsschwellen festgelegt werden, um die Mängel in den einzelnen Bereichen feststellen zu können (vgl. ebd.).

3. Kinderarmut in Deutschland

Im Folgenden gehe ich auf die Kinderarmut in Deutschland ein, auf die Bewältigungsstrategien und auf Präventionsmaßnahmen der Bundesregierung.

3.1 Armutsbetroffenheit und Armutsrisiko

Um Armutsbetroffenheit und Armutsrisiko von Kindern in einem Mengenbegriff darstellen zu können, werden in Deutschland zwei Bezugsgrößen betrachtet: Einerseits das Einkommen der Familienhaushalte, andererseits die tatsächliche Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt. Im 1. Halbjahr 2003 unterlagen rund 15% der Haushalte mit Kindern unter 16 Jahre einem Armutsrisiko, dies ergab die Auswertung der Einkommens- und Verbraucherstichprobe (vgl. Holz 2005: 90). Des Weiteren ergab eine Vergleichsstudie von 30 Staaten, dass in Deutschland 1,5 Millionen Kinder unter 18 Jahren in relativer Armut aufwachsen, das sind mehr als ein Zehntel der hier in Deutschland lebenden Kinder (vgl. a.a.O.: 91) . Ein weiterer wichtiger Punkt ist, das Ende 2003 rund 1,1 Millionen Minderjährige Sozialhilfe bekommen haben. Dies entspricht einer Quote von 7,2%, somit fällt der Bedarf gemessen an der Gesamtbevölkerung (3,4%) mehr als doppelt so hoch aus (vgl. ebd.). Die nationalen und internationalen Datenauswertungen der Armutsrisiken in Deutschland, weisen zwar unterschiedliche Prozentwerte aus, kommen aber in ihren wesentlichen Aussagen zu den gleichen Ergebnissen:

- Die einzelnen Gruppen der Bevölkerung sind unterschiedlich von Armut und dem Armutsrisiko betroffen. Herausstechend hierbei sind Familien mit Kindern, wobei man ein besonderes Augenmerk auf Familien mit mehr als drei Kindern, Familien von Alleinerziehenden und Familien mit Migrationhintergrund haben muss, da diese einem überdurchschnittlichen Armutsrisiko unterliegen (vgl. ebd.).
- Hauptrisiken, die zur Kinderarmut führen können, sind (Langzeit-) Arbeitslosigkeit, Niedrigeinkommen, Alleinerziehen und Migrationshintergründe. Kinder aus Familien, die diese Besonderheiten aufweisen, sind beträchtlich stärker armutsgefährdet (vgl. ebd.).
- Seit 2000 hat sich das Armutsrisiko vor allem bei unter 18-Jährigen und bei Paaren mit Kindern verstärkt (vgl. Tab. 1) (vgl. a.a.O.: 92).

Tab. 1: Armutsquote relativer Einkommensarmut nach sozio-demographischen Merkmalen (a.a.O.: 92)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Die Auswertung der verschiedenen Daten zeigt, dass Kinder weitaus häufiger als Erwachsene arm und armutsgefährdeter sind. Zudem zeigt die Auswertung dieser Daten, dass Kinder, die in Familien mit nur einem Elternteil aufwachsen, häufiger in relativer Armut leben und meist einen längeren Zeitraum arm bleiben. Ein wichtiger Faktor der Kinderarmut in Deutschland sind die Zuwandererfamilien, bei denen sich in den 1990er Jahren der Anteil armer Kinder von 5% auf 15% erhöht hat (vgl. a.a.O.: 92 f).

„Dieser Anstieg liegt weit über dem Durchschnitt und trägt maßgeblich zum Gesamtanstieg von Kinderarmut in Deutschland bei“ (a.a.O.: 93).

3.2 Einflussfaktoren auf die Lebenslage von armen Kinder

Die tatsächlichen Lebenslagen und die zukünftigen Lebenschancen der armen Kinder werden von vier wesentlichen Ursachen beeinflusst, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Lebenssituation in der Familie, dem privaten Umfeld und der professionellen Unterstützung (vgl. a.a.O.: 94 f). Im Folgenden werde ich diese näher erläutern. Ein wichtiger Punkt der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist die Arbeitsmarktlage, da durch hohe Arbeitslosigkeit ein vermehrtes Armutsrisiko für Familien besteht. Kinder und Jugendliche sind in vielerlei Hinsicht negativ von der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern betroffen. Zum einen müssen sie materielle Einschnitte innerhalb der Familie hinnehmen, zum anderen werden sie direkt und indirekt mit den Folgeproblemen, die durch die Arbeitslosigkeit der Eltern entstehen, konfrontiert. Weitere wichtige Faktoren, die sich auf die Lebenslage von armen Kindern und deren Familien auswirken können, sind familien- und sozialpolitische Regelungen, sowie die Bildungspolitik (vgl. a.a.O.: 95). Die Lebenssituation der Familie ist von dem Einkommen, den materiellen Ressourcen und den sozialen und kulturellen Kompetenzen der Eltern abhängig. Mit den materiellen Ressourcen ist beispielsweise die Wohnsituation oder -umgebung gemeint (vgl. ebd.). Ebenso wichtig sind Unterstützungen, die Familien aus ihrem privaten Umfeld erhalten, sie stärken das Selbsthilfepotenzial und durch Hilfestellungen von Verwandten und/oder Nachbarn kann vieles ausgeglichen werden, was das Armutsrisiko stärken könnte (vgl. ebd.). Durch professionelle Unterstützung, zum Beispiel Erziehungs- und Schuldnerberatung, kann dem Armutsrisiko entgegen gewirkt werden. Professionelle Hilfen für Familien und Kinder spielen hier eine wichtige Rolle, einen besonderen Stellenwert haben hier die Kindertagesstätten und Schulen. Je nachdem wie in den einzelnen Einrichtungen mit der Problematik der Armut umgegangen wird, können Folgewirkungen der Armut positiv wie auch negativ beeinflusst werden (vgl. ebd.). „Ein ressourcen- und lebenslagenorientiertes, mehrdimensional angelegtes Konzept wie das beschriebene ermöglicht es, die Lebenssituation, die Entwicklungsmöglichkeiten, die inner- und außerfamiliären Sozialisationsbedingungen sowie Teilhabe- und Lebenschancen armer wie nicht-armer Kinder besser zu erfassen und differenzierter einzuschätzen, als dies „traditionelle“ erwachsene-, haushalts- oder familienbezogene Konzepte tun können“ (a.a.O.: 95 f).

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Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Kinderarmut in Deutschland
Hochschule
Hochschule Fulda
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
22
Katalognummer
V56778
ISBN (eBook)
9783638513760
ISBN (Buch)
9783638664875
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderarmut, Deutschland
Arbeit zitieren
Dennis Becker (Autor:in), 2006, Kinderarmut in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56778

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