Ein öffentliches, akkusatorisches Strafverfahren, welches vor einer unabhängigen Justiz geführt wird, ist ein wesentlicher Bestandteil jedes modernen freiheitlich-demokratischen Rechtssystems. Selten spiegelt sich das Verhältnis zwischen dem einzelnen Bürger und dem Staat so deutlich wider, wie im Strafprozess.
Wann und wie hat sich unser modernes Strafverfahrensrecht entwickelt? Auf welchen Wurzeln beruht es? Wie vollzog sich der Wandel vom Prozessrecht der Straftat zum Prozessrecht des Straftäters?
Gegenstand dieser Arbeit soll es nicht sein, eine möglichst umfassende historische Entwicklung des Strafverfahrens auf deutschem Boden darzustellen. Vielmehr besteht die Aufgabe darin, die Entwicklung des deutschen Strafprozesses vom frühen 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und die großen Veränderungen zu skizzieren, die diesem in der Zeit unterlief. Dabei soll weniger die pure Ereignisgeschichte dargestellt werden. Es sollen vielmehr Rechtsentwicklungen und Rechtsgedanken im Kontext ihrer Zeit dem Leser begreiflich, sowie deren Einfluss auf die Rechtsprechung und Gesetzgebung aufgezeigt werden.
Aus diesem Grund soll im Folgenden herausgearbeitet werden, wann und woher das Gedankengut kam, welches den deutschen Strafprozess seit der Entstehung der Constitutio Criminalis Carolina bis ins Kaiserreich des 19. Jahrhunderts hinein einem konstanten Entwicklungsprozess unterzog, auf dem letztlich unser modernes Strafverfahrensrecht beruht.
Der Vollständigkeit halber wird die strafprozessuale Entwicklung im 20. Jahrhundert am Ende der Arbeit knapp skizziert.
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Inhaltsverzeichnis
- A. Aufgabenstellung
- B. Die Frühzeit
- I. Die Rezeption
- II. Die Peinliche Gerichtsordnung
- III. Der Gemeine deutsche Strafprozess
- C. Die Aufklärung
- I. Die strafprozessuale Entwicklung der Aufklärung in Frankreich und Italien
- II. Die strafprozessuale Entwicklung der Aufklärung in Deutschland
- III. Das Strafverfahrensrecht Preußens unter Friedrich dem Großen
- IV. Die Preußische Kriminalordnung vom 11. Dezember 1805
- D. Die rechtsstaatlich-liberale Epoche
- I. Das französische Prozessrecht als Vorbild
- II. Die Prozessreform in den deutschen Staaten
- E. Die Entstehung der RStPO
- F. Die Entwicklung des Strafprozesses im 20. Jahrhundert
- G. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung des deutschen Strafverfahrensrechts vom frühen 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Im Fokus steht die Erläuterung der Rechtsentwicklungen und -gedanken im Kontext ihrer Zeit, sowie deren Einfluss auf die Rechtsprechung und Gesetzgebung.
- Wandel vom Prozessrecht der Straftat zum Prozessrecht des Straftäters
- Einfluss der Constitutio Criminalis Carolina auf das deutsche Strafverfahrensrecht
- Entwicklung des Strafverfahrensrechts im Kontext der Aufklärung
- Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit für die Entwicklung des Strafverfahrensrechts
- Einfluss des französischen Prozessrechts auf die deutsche Rechtsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
A. Aufgabenstellung
Das Kapitel erläutert die Zielsetzung der Arbeit und beschreibt den zeitlichen und inhaltlichen Fokus der Untersuchung. Es wird die Bedeutung eines öffentlichen, akkusatorischen Strafverfahrens für freiheitlich-demokratische Rechtssysteme hervorgehoben.
B. Die Frühzeit
I. Die Rezeption
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Missständen und Mängeln im deutschen Strafprozess gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Er beleuchtet die weit verbreitete Anwendung der Folter und die Dominanz des inquisitorischen Verfahrens. Das Kapitel stellt den Mangel an wissenschaftlicher oder systematischer Entwicklung im deutschen Prozessrecht fest und beschreibt die Situation, die zur Gründung des Reichskammergerichts im Jahre 1495 führte.
II. Die Peinliche Gerichtsordnung
III. Der Gemeine deutsche Strafprozess
C. Die Aufklärung
I. Die strafprozessuale Entwicklung der Aufklärung in Frankreich und Italien
II. Die strafprozessuale Entwicklung der Aufklärung in Deutschland
III. Das Strafverfahrensrecht Preußens unter Friedrich dem Großen
IV. Die Preußische Kriminalordnung vom 11. Dezember 1805
D. Die rechtsstaatlich-liberale Epoche
I. Das französische Prozessrecht als Vorbild
II. Die Prozessreform in den deutschen Staaten
E. Die Entstehung der RStPO
F. Die Entwicklung des Strafprozesses im 20. Jahrhundert
Das Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die strafprozessuale Entwicklung im 20. Jahrhundert. Dieser Abschnitt soll die Untersuchung im Kontext der weiteren Geschichte des deutschen Strafverfahrensrechts einordnen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen des deutschen Strafverfahrensrechts wie der Entwicklung des Strafprozessrechts im Kontext der Aufklärung, dem Wandel vom Prozessrecht der Straftat zum Prozessrecht des Straftäters, der Bedeutung des Rechtsstaatsprinzips sowie der Einflussnahme des französischen Prozessrechts auf die deutsche Rechtsentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Karsten Leffrang (Autor:in), 2002, Geschichtliche Grundlagen des deutschen Strafverfahrensrechts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5678