Von großem Interesse für Theorie und Praxis der Immobilienökonomie ist die Erklärung des Verhaltens der Marktteilnehmer als Reflex von Entscheidungsprozessen. Grundlage von Entscheidungsprozessen bilden unter anderem Prognosemodelle und das Wissen über die Gegebenheiten des Markts. Empirische Beobachtungen belegen allerdings, dass her-kömmliche Erklärungsmodelle oft nur lückenhaft in der Lage sind das reale Geschehen an Immobilienmärkten zu beschreiben oder das Versagen von Prognosen zu erklären. In die-sem Kontext werden als wichtige aktuelle Forschungsschwerpunkte der Immobilienöko-nomie unter anderem der „Einfluss makro- und mikroökonomischer Faktoren auf die Im-mobilie“ und „Prognosemethoden für Märkte, Mieten und Renditen“ genannt. Hinzu kommt die Integration von „Behavioral Real Estate“, einem verhaltenswissenschaftlich ausgerichteten Forschungsgebiet aus dem amerikanischen Bereich. Ein wichtiger Aus-gangspunkt für obige Forschungsansätze sind Modelle zur Beschreibung von Immobilien-märkten, deren Untersuchung Gegenstand dieser Arbeit sein soll.
Das Konzept der Evolutionsökonomik stellt einen alternativen Versuch dar, dass gesamte wirtschaftliche Geschehen durch Anwendung evolutionstheoretischer Prinzipien erklärbar zu machen. Das wirtschaftliche Grundproblem sei das Unwissen und nicht die Knappheit, wie bei herkömmlichen Theorien. Die Evolutionsökonomik beinhaltet interdisziplinäre Aspekte, indem sie Erkenntnisse von beispielsweise Evolutionstheorie und Systemtheorie integriert. Die Theorie versucht im Kern den permanenten wirtschaftlichen Wandel auf Basis des Variations-, Selektions-, Bewahrungs- Paradigmas als Folge von Phänomenen wie Singularität, Irreversibilität, Pfadabhängigkeit und Viabilität vom fundamentalen Un-wissen der Akteure ausgehend zu erklären. Einige Verfechter der Evolutionsökonomie sehen in diesem Ansatz sogar das Potential zu einem universellen Erklärungsmodell zu gelangen, welches in der Lage ist, ökonomische Erkenntnisse aus anderen Theorien als Spezialfälle zu integrieren. Im Umkehrschluss eröffnet sich so die Möglichkeit der Ent-wicklung einer evolutorischen Beschreibung von Immobilienmärkten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Analyse von Stand und Entwicklung von Immobilienmarktmodellen
- Merkmale der Immobilienökonomie
- Immobilien als Wirtschaftsgüter
- Auseinandersetzung mit Zielen und Aufgaben
- Immobilienmarktmodelle
- Teilmärkte als Betrachtungsgegenstand der Immobilienökonomie
- Strukturelle Besonderheiten von Immobilienmärkten
- Ansätze zur Abgrenzung von Immobilienmärkten
- Betrachtung von Marktinterdependenzen
- Entwicklungsgeschichte von Immobilienmarktmodellen
- Volkswirtschaftlich geprägte Ansätze
- Interdisziplinär geprägte Ansätze
- Kritische Würdigung
- Diskrepanz zwischen Modell und Realität
- Problematisierung theoretischer Ansätze
- Evolutionsökonomische Betrachtung der Immobilienökonomie
- Einordnung der Evolutionsökonomik in den wissenschaftlichen Kontext
- Entwicklungsgeschichte
- Wissenschaftstheoretische Vorüberlegungen
- Merkmale der Evolutionsökonomik
- Zielsetzung und Betrachtungsgegenstand
- Grundlegende Annahmen
- Problematisierung von Information und Wissen
- Reflexion immobilienökonomischer Merkmale in der Evolutionsökonomik
- Elemente und Aktoren
- Prozesse
- Strukturen
- Neue Sichtweise von Immobilienmärkten
- Märkte als Ergebnis
- Viabilität und Marktgleichgewicht
- Folgerungen für Immobilienmarktmodelle
- Evolutorische Immobilienmarktmodelle
- Merkmale evolutorischer Marktmodelle
- Immobilienmärkte als evolvierende Netzwerke
- Anwendung des Nelson-Winter Modells
- Potentialvergleich von evolutorischen und herkömmlichen Modellen
- Diskrepanz von Modell und Realität
- Diskussion des Leistungsvermögens
- Beiträge für ausgewählte Forschungsschwerpunkte
- Einfluss mikro- und makroökonomischer Faktoren auf Immobilien
- Prognosemethoden für Märkte, Mieten und Renditen
- Grenzen evolutorischer Immobilienmarktmodelle
- Stellenwert in der Immobilienökonomie
- Diskussion von Aufwand und Nutzen
- Ausblick
- Einordnung der Evolutionsökonomik in die Immobilienökonomie
- Analyse der Merkmale und Annahmen der Evolutionsökonomik
- Entwicklung von evolutorischen Immobilienmarktmodellen
- Vergleich des Leistungsvermögens von evolutorischen und traditionellen Modellen
- Diskussion der Grenzen und des Potenzials evolutorischer Immobilienmarktmodelle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit der Implikation der Evolutionsökonomik in die Beschreibung von Immobilienmärkten. Sie untersucht, inwiefern evolutionsökonomische Konzepte und Ansätze neue Perspektiven auf die Funktionsweise von Immobilienmärkten eröffnen und zu einer verbesserten Modellierung dieser Märkte beitragen können.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit ein. Kapitel 2 analysiert den Stand der Immobilienmarktmodellierung und beleuchtet sowohl die traditionellen, volkswirtschaftlich geprägten Ansätze als auch die interdisziplinären Modelle. Kapitel 3 widmet sich der Evolutionsökonomik und erläutert ihre Kernelemente, ihre grundlegenden Annahmen und ihre Relevanz für die Immobilienökonomie. In Kapitel 4 werden evolutorische Immobilienmarktmodelle vorgestellt und mit traditionellen Modellen verglichen. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion der Grenzen und des Potenzials evolutorischer Modelle.
Schlüsselwörter
Immobilienökonomie, Evolutionsökonomik, Immobilienmarktmodelle, Netzwerke, Viabilität, Marktgleichgewicht, Nelson-Winter Modell, Prognosemethoden, Mikro- und Makroökonomische Faktoren.
- Arbeit zitieren
- Björn Jacobi (Autor:in), 2005, Implikation der Evolutionsökonomik in die Beschreibung von Immobilienmärkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56855