Exegese von Mk 5,21-43: Die Auferweckung der Tochter des Jairus und die Heilung einer kranken Frau


Hausarbeit, 2005

25 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Textabgrenzung

3. Übersetzung

4. Kompositionsanalyse

5. Narrative Analyse

6. Gattungsanalyse

7. Traditionskritik8

8. Pragmatische Analyse

9. Fazit

10. Literaturverzeichni

1. Einleitung

Thema dieser Arbeit ist die Exegese der Bibelstelle Mk 5,21-43 – die Heilung der Tochter des Jairus und die Heilung einer blutflüssigen Frau. Diese Perikope habe ich als Thema gewählt, weil mich die Wunder- und Heilungsgeschichten in der Bibel schon als Kind fasziniert haben und durch diese Hausarbeit die Möglichkeit besteht, sich einmal näher mit der genannten Thematik zu beschäftigen und neue Einblicke zu gewinnen, wie urchristliche Erzählungen aus heutiger Sicht exegetisch fundiert zu betrachten sind.

Dabei haben mir die exegetischen Methoden geholfen, die ich in dem Proseminar, aus dem heraus diese Arbeit entstanden ist, erlernt habe. Daran anlehnend bin ich folgendermaßen vorgegangen: Auf die anfängliche Textabgrenzung folgt eine eigene wörtliche Übersetzung des griechischen Texts. Diesen griechischen Text habe ich nicht noch mal explizit in diese Arbeit aufgenommen, sondern verweise auf das „Novum Testamentum Graece“, in dem dieser zu finden ist. Auf die Übersetzung folgt die Untersuchung des Textes mit verschiedenen exegetischen Methoden, die sich für die Perikope Mk 5,21-43 anbieten. Hierbei werden eigene Ergebnisse mit Positionen der Sekundärliteratur, auf die durch Fußnoten hingewiesen wird, ins Gespräch gebracht.

Zunächst wird natürlich die Textkomposition zu untersuchen sein, um davon ausgehend die Aktantenstruktur in Form einer narrativen Analyse beschreiben zu können. Daraus lassen sich dann auch Schlüsse im Hinblick auf die Gattung des Textes ziehen. Hierbei steht vor allem die Frage im Vordergrund, wie die Heilung der Tochter des Jairus und die Heilung der an Blutfluss leidenden Frau sich mit anderen Wundergeschichten vergleichen lassen und ob daraus allgemeintypische Elemente von Wundergeschichten gefolgert werden können. Danach wird es die Aufgabe der Traditionskritik sein, kulturspezifische Aspekte, die der Autor eingebracht hat, zu erklären – sicherlich ein wichtiger Schritt, wenn man in unserer heutigen Gesellschaft einen gut 2000 Jahre alten Text verstehen will, so wie der Autor es damals beabsichtigte. Hat man all diese Methodenschritte gemacht, ist es möglich in Form einer pragmatischen Analyse die Absicht des Textes zu charakterisieren. Diese ist Voraussetzung für das abschließende Fazit, dessen Ziel es sein muss, den Grundgedanken der vorliegenden Perikope klar zu benennen.

2. Textabgrenzung

Der kirchlichen Überlieferung nach ist das Markus-Evangelium von Johannes Markus aus Jerusalem, einem Verwandten Barnabas, verfasst worden. Dieser Johannes Markus hat Barnabas und Paulus auf der ersten Missionsreise begleitet – deshalb werden die Erzählungen des Paulus als Grundlage des Evangeliums gesehen. Später war Markus, so wird berichtet, Sekretär und Dolmetscher Petri in Rom. Dort ist dann auch das Markus-Evangelium um circa 70 nach Christus verfasst worden.[1]

Das Markus-Evangelium ist folgendermaßen aufgebaut: Mk 1,1-15 ist der Prolog, Mk 1,16-8,26 wird als das vollmächtige Wirken Jesu überschrieben, wobei untergliedert werden kann in Mk 1,16-3,6 , wo es um das vollmächtige Auftreten Jesu und den Beginn der Auseinandersetzungen um seine Vollmacht geht, und Mk 3,7- 6,56, wo es um die Lehr- und Wunderwirksamkeit Jesu, also dessen Heilswirken und dessen scheidende Wirkung, geht. Eingeschoben ist in Mk 4,1-34 die Gleichnisrede und in Mk 7,1-8,26 findet die Abgrenzung vom Pharisäismus und die Zuwendung zu den Nichtisraeliten statt. Der zweite große Teil ist die Passion des Gottessohnes: Der Weg ins Leiden und die Kreuzesnachfolge der Jünger, die Zuspitzung der Auseinandersetzungen in Jerusalem und natürlich die Leiden, der Tot und die Auferstehung Jesu Christi.[2]

Der ausgewählten Perikope, Mk 5,21-43, die also mitten in dem Teil des Evangeliums, in dem es um die Lehr- und Wunderwirksamkeit Jesu geht, steht, gehen andere Wunder- und Heilungsgeschichten voraus, wie beispielsweise die „Die Heilung des Besessenen von Gerasa“ direkt vor Mk 5,21-43 und vorher noch „Die Sturmstillung“. In gewisser Weise findet also eine Steigerung hin zu der in Mk 5,21-43 statt findenden Totenerweckung statt.

Um die dieser Arbeit zu Grunde liegende Perikope abzugrenzen, muss man spätestens bei Markus 5,1 anfangen, denn hier setzt Jesus zum Gegenüber des Meeres über, an dem er seit Mk 4 lehrte. Dort findet dann im Land der Gerasener die „Heilung des Besessenen“ statt. In Mk 5,21 überquert Jesus dann wiederum das Meer, mit dem übrigens der See Genesareth gemeint sein dürfte, und verlässt somit wieder das Land der Gerasener – der Beginn einer neuen Perikope. Diese endet mit Vers 43 und gleichzeitig damit auch das Kapitel 5 – ein Zeichen dafür, dass auch hier eine neue Perikope beginnt. Dafür spricht auch ein weiterer Ortswechsel zu Beginn von Mk 6, wo Jesus in seine Vaterstadt geht.

Auch die Verse 42 und 43 in Mk 5 selbst bilden schon eine Art Chorschluss, denn wie später noch näher zu erörtern sein wird, enden viele (Wunder-)Geschichten in der Bibel mit einer Schlussformel wie „Und sie waren von Sinnen (sofort) mit großem Entsetzen.“. So beispielsweise auch Mk 5,20 („alle staunten“), dem Chorschluss der „Heilung des Besessenen von Gerasa“.

3. Übersetzung

21 Und als Jesus im Boot ans andere Ufer hinüber gefahren war, kam eine große
Volksmenge bei ihm zusammen und er war am Meer.
22 Und es kommt einer der Synagogenvorsteher, genannt Jairos, und sehend ihn, fällt
er zu seinen Füßen
23 und er bittet ihn sehr, sagend: Meine Tochter liegt im Sterben; kommend leg ihr die Hände auf, damit sie gerettet werde und lebe.
24 Und er ging mit ihm weg. Und es folgte ihm eine große Volksmenge und sie bedrängten ihn.
25 Und eine Frau, die zwölf Jahre im Blutfluss war
26 und behandelt worden war von vielen Ärzten und verausgabend (dafür) ihr Ganzes
und keinen Nutzen habend, sondern mehr zum Schlimmeren kommend,
27 hörend über Jesus, kommend in der Volksmenge, berührte sein Gewand von hinten.
28 Denn sie sagte: Wenn ich auch nur seine Gewänder berühre, werde ich gerettet werden.
29 Und sofort vertrocknete die Quelle ihres Blutes und sie erkannte am Leib, dass sie von der Plage geheilt ist.
30 Und sofort sagt Jesus, erkennend bei sich die von ihm ausgegangene Kraft, sich umwendend in der Volksmenge: Wer berührte mich an den Gewändern?
31 Und seine Schüler sagten ihm: Du siehst die Volksmenge, dich bedrängend, und sagst: Wer berührte mich?
32 Und er schaute herum zu sehen, wer dies getan hatte.
33 Aber die Frau, sich fürchtend und zitternd, wissend, was mit ihr geschehen ist, kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.
34 Der aber sagte ihr: Tochter, dein Glaube hat dich gerettet; geh fort in Frieden und sei geheilt von deiner Plage!
35 Noch während er redet, kommen vom Synagogenvorsteher Sagende: Deine Tochter starb; Warum noch bemühst du den Lehrer?
36 Jesus aber, überhörend das gesagte Wort, sagt dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht, glaube allein!
37 Und er ließ keinen mit sich folgen, außer Petros und Jakobos und Johannes, den Bruder von Jakobos.
38 Und sie kommen in das Haus des Synagogenvorstehers, und er sieht eine Aufruhr und Weinende und Heulende sehr,
39 und hineingehend sagt er ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind starb nicht, sondern schläft.
40 Und sie verlachten ihn. Er aber, hinauswerfend alle, nimmt den Vater des Kindes mit und die Mutter und die mit ihm (Seienden) und geht hinein, wo das Kind war.
41 Und ergreifend die Hand des Kindes sagt er ihr: Talitha kum, was übersetzt heißt: Mädchen, dir sage ich, steh auf!
42 Und sofort stand das Mädchen auf und ging umher; denn es war zwölf Jahre alt. Und sie waren von Sinnen (sofort) mit großem Entsetzen.
43 Und er trug ihnen auf sehr, dass niemand dies erfahre und sagte, dass ihr zu essen gegeben werde.

4. Kompositionsanalyse

Mk 5,21-43 besteht aus zwei Heilungsgeschichten, nämlich der Auferweckung der Tochter des Jairus und als Einschub der Heilung der blutflüssigen Frau. Die Verse 21-24 leiten die Haupterzählung, also die Auferweckung der Tochter des Jairus ein. Die eigentliche Einleitung der Perikope stellt hierbei Vers 21 durch die Ortsangabe dar, während die Verse 22-24 eher eine Hinführung zur Auferweckungserzählung sind. Diese Einleitung in die Heilung der Tochter des Jairus findet im ersten Absatz des Verses 24 ihren Abschluss: „Und er (Jesus) ging mit ihm weg.“. Ab der Mitte des Verses 24 „Und es folgte ihm eine große Volksmenge und sie bedrängten ihn.“ folgt als Einschub die Erzählung der kranken Frau. Die Konjunktion „und“ ist hierbei ein wichtiges Mittel der Verknüpfung und drückt Zusammengehörigkeit aus. Überhaupt dominiert in der vorliegenden Perikope die Konjunktion „und“, andere Konjunktionen treten nur vereinzelt auf.

Der zitierte Satz stellt eine Art Übergang zwischen den beiden Geschichten dar, denn in den Versen 25-34 wird dann die Heilungsgeschichte der blutflüssigen Frau ununterbrochen erzählt: Hierbei stellen die Verse 25 und 26 eine Einleitung in die eingeschobene Geschichte dar, denn in ihnen wird die Schwierigkeit des Krankheitsfalles beschrieben. Die Verse 27 bis 29 sind das Zentrum der Heilungsgeschichte der blutflüssigen Frau, weil in ihnen die Heilung selbst als Vorgang erzählt wird, während es in den Versen 30-34 darum geht, wie die Heilung von den Beteiligten und Umstehenden beurteilt wird, beziehungsweise, wie die verschiedenen Personen reagieren. Dies ist dann auch der Abschluss der eingeschobenen Geschichte der blutflüssigen Frau. Auffällig am Erzählstil ist, dass Markus dem Geschehen immer eine Art Kommentar hinzufügt, so zum Beispiel, als die blutflüssige Frau das Gewand Jesu berührte und Markus die Frau sagen lässt, dass sie gerettet werde, wenn sie auch nur die Kleider Jesu berühre.

In den Versen 35-43 wird die Haupterzählung vollendet, also die Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers geschildert. Dramaturgisch gelungen, wird in Vers 35 mit der Nachricht des Todes der Tochter des Jairus die unterbrochene Erzählung wieder aufgegriffen. Vers 36 schafft die Voraussetzung für die Weitererzählung der Geschichte, denn hier sagt Jesus, dass Jairus vertrauen und glauben solle. So macht er sich in Vers 37 mit seinen engsten Vertrauten auf den Weg zum Haus des Jairus. Dort finden in den Versen 38-40 die Vorbereitungen für die Heilung statt: Jesus nimmt die Totenklage war, erklärt den Umstehenden aber, dass die Tochter des Jairus nur schlafe. Daraufhin wirft Jesus die zum Haus des Synagogenvorstehers Gehörenden hinaus. Dann wird in den Versen 41-42 die Auferweckung beschrieben – der Höhepunkt der Geschichte. Diese wird in Vers 43 mit letzten Anweisungen Jesu vollendet.

[...]


[1] Vgl. Eckey, Wilfried. Das Markusevangelium. Orientierung am Weg Jesu. Ein Kommentar. Neukirchen-

Vluyn 1998, 1-9.

[2] Vgl. Niebuhr, K.-W.. Grundinformation Neues Testament. Eine bibelkundlich-theologische Einführung.

Göttingen 2003, 99.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Exegese von Mk 5,21-43: Die Auferweckung der Tochter des Jairus und die Heilung einer kranken Frau
Hochschule
Universität Münster  (Exegese des Neuen Testaments)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die Methoden der neutestamentlichen Exegese
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V56896
ISBN (eBook)
9783638514637
ISBN (Buch)
9783656816812
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Auferweckung, Tochter, Jairus, Heilung, Frau, Proseminar, Einführung, Methoden, Exegese
Arbeit zitieren
Christoph Braun (Autor:in), 2005, Exegese von Mk 5,21-43: Die Auferweckung der Tochter des Jairus und die Heilung einer kranken Frau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56896

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