„Politik gehört nicht in der Hörsaal“1 so Max Weber in seinem Vortrag über „Politik als Beruf“ am 28. Januar 1919 an der Universität Wien. Jedoch sind Politik und Wissenschaft in einem hohen Maße voneinander abhängig. Heutzutage wird viel darüber diskutiert, wie und wo man qualifizierten Politikernachwuchs rekrutieren kann und wo eben dieser bestmöglich ausgebildet wird. In Zeiten hoher Politikverdrossenheit und immer stärker werdender Kritik an den aktuellen politischen Führungspersönlichkeiten ist es sicherlich interessant zu erfahren, welche Qualitäten ein Berufspolitiker laut Weber und Weizsäcker mitbringen muss und wie sein Verhältnis von Ethik zu Politik zu beurteilen ist.
In seinem Werk schreibt Weber über die Grundvoraussetzungen, die benötigt werden, um sein Leben dem Beruf der Politik widmen zu können. Warum wird man Politiker? In wie weit beeinflusst der Wille und die Motivation den Wunsch, Politik zu betreiben.? Und was ist eigentlich Politik? Webers klassischer Vortrag versucht, auf möglichst viele dieser „Sinnfragen“ einzugehen und diese zu erläutern. Auf der anderen Seite ist es natürlich interessant, neben einem klassisches Werk einer prägenden Figur wie die des Max Webers auch modernere, zeitbezogenere Ansichten eines gestandenen und erfahrenen Politikers zu analysieren, der die heutige Zeit und die aktuellen Entwicklungen in der Politik berücksichtigt. Hierzu habe ich einen Artikel vom ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gewählt. In seiner Essay „Standhalten, wo man weglaufen will“ schreibt auch er über Grundvoraussetzungen für Menschen, die sich der Politik als Beruf verschrieben haben.
[...]
1 Vgl.: Weber, Max: Politik als Beruf. Reclam. 2002. S. 13.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1) Vorstellung der Autoren der beiden Vergleichstexte
1.1) Max Weber
1.2) Richard von Weizsäcker
1.3) Die Personen im Vergleich
2) Zeitliche und zentrale Einordnung der Texte
3) Inhalt der Texte
3.1) Max Weber: „Politik als Beruf“
3.2) Von Weizsäcker: „Standhalten, wo man weglaufen will“
4) Eingrenzung des Analysebereichs
5) Hauptvergleich
5.1) Macht und Partei
5.2) Qualitäten eines Berufspolitikers
6) Fazit
Literaturangaben
Einleitung
„Politik gehört nicht in der Hörsaal“[1] so Max Weber in seinem Vortrag über „Politik als Beruf“ am 28. Januar 1919 an der Universität Wien. Jedoch sind Politik und Wissenschaft in einem hohen Maße voneinander abhängig. Heutzutage wird viel darüber diskutiert, wie und wo man qualifizierten Politikernachwuchs rekrutieren kann und wo eben dieser bestmöglich ausgebildet wird. In Zeiten hoher Politikverdrossenheit und immer stärker werdender Kritik an den aktuellen politischen Führungspersönlichkeiten ist es sicherlich interessant zu erfahren, welche Qualitäten ein Berufspolitiker laut Weber und Weizsäcker mitbringen muss und wie sein Verhältnis von Ethik zu Politik zu beurteilen ist.
In seinem Werk schreibt Weber über die Grundvoraussetzungen, die benötigt werden, um sein Leben dem Beruf der Politik widmen zu können. Warum wird man Politiker? In wie weit beeinflusst der Wille und die Motivation den Wunsch, Politik zu betreiben.? Und was ist eigentlich Politik? Webers klassischer Vortrag versucht, auf möglichst viele dieser „Sinnfragen“ einzugehen und diese zu erläutern. Auf der anderen Seite ist es natürlich interessant, neben einem klassisches Werk einer prägenden Figur wie die des Max Webers auch modernere, zeitbezogenere Ansichten eines gestandenen und erfahrenen Politikers zu analysieren, der die heutige Zeit und die aktuellen Entwicklungen in der Politik berücksichtigt. Hierzu habe ich einen Artikel vom ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gewählt. In seiner Essay „Standhalten, wo man weglaufen will“ schreibt auch er über Grundvoraussetzungen für Menschen, die sich der Politik als Beruf verschrieben haben. Auch er versucht sich darin, zentrale Aspekte der Politik zu kennzeichnen und kommt dabei zu teils anderen Ansichten im Vergleich zu Max Webers früheren Werkes. Da Weizsäcker somit nicht immer mit den Analysen Webers übereinstimmt, wird es sicherlich ganz interessant werden, beide Werke und ihre Grundgedanken miteinander zu vergleichen und zu analysieren und am Ende einen Vergleich zwischen beiden Werken zu erstellen. Haben sich im Laufe fast eines Jahrhunderts nach Veröffentlichung des Weber Textes grundlegende Ansichten über zentrale Aspekte der Politik verändert? Und hat man groß dazugelernt? Oder ist Max Webers Werk etwa ein immer aktueller Leitfaden für Menschen, die sich der Politik als Beruf verschrieben haben?
In meiner nun folgenden Hausarbeit wird es sich also um eine vergleichende Essay der Werke von Max Weber („Politik als Beruf“) auf der einen, und Richard von Weizsäcker („Standhalten, wo man weglaufen will“)auf der anderen Seite handeln. Beginnen werde ich zunächst mit kurzen Bibliographien beider Autoren, um so etwas über die geschichtlichen Hintergründe in Erfahrung zu bringen, was sicherlich hilfreich ist, um gewisse Standpunkte und Meinungen analysieren zu können. Dazu werde ich versuchen, die Texte auch historisch einzuordnen und einen gesellschaftlichen Hintergrund zu erstellen. Nach diesem kurzen Überblick über das Leben der beiden Verfasser werde ich im zweiten Teil beide Texte kurz zusammenfassen, um einen groben Überblick über den Inhalt der Texte zu vermitteln. Diese knappe Zusammenfassung wird keinerlei Vergleichsmomente enthalten und dient lediglich der Übersicht und soll einen Überblick über den abstrakten Inhalt vermitteln. Im dritten Teil meiner Arbeit werde ich den Untersuchungsbereich näher definieren und Analyseaspekte stärker eingrenzen, um so gezielt auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten in beiden Werken eingehen zu können, um sie so dem Leser zu besser zu erläutern. Der Hauptteil meiner Essay befasst sich deshalb im vierten Abschnitt mit dem Hauptvergleich der zuvor eingegrenzten Untersuchungsbereiche; Was sind die zentralen Punkte der Politik nach Weber und Weizsäcker? In welchem Verhältnis steht Macht zur Politik? Wie verhalten sich Ethik und Politik? Hierbei werde ich mich hauptsächlich an Max Webers Vortrag über „Politik als Beruf“ orientieren und seine Thesen mit denen von Richard von Weizsäcker vergleichen, um sowohl übereinstimmende als auch abweichende Argumente zu analysieren und zu bewerten. Im fünften und letzten Teil meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem abschließenden Fazit in dem ich versuchen werde, meine eigene Meinung über zuvor erarbeitete Aspekte mit einfließen zu lassen, um so zu einer abschließenden Bewertung beider Texte zu kommen.
1) Vorstellung der Autoren der beiden Vergleichstexte
1.1) Max Weber
Da mein Hauptaugenmerk auf dem Werk von Max Weber beruht, werde ich deshalb auch mit einer kurzen Zusammenfassung des Lebens des als „Mitbegründer der deutschen Soziologie“ bekannten[2] Verfassers des Vortrages “Politik als Beruf“ beginnen.
Max Weber wird am 21.April 1864 in Erfurt als Sohn des Juristen und späteren Abgeordneten der Nationalliberalen Partei Max Weber sen. und dessen Frau Helene (geb. Fallenstein) geboren. Schon sein Vater zählte somit also zur eher gelehrten und gebildeten Schicht und Max Weber wuchs mit guten Bildungsaussichten bei seinen Eltern auf. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass er nach seinem Abitur auch die Akademikerlaufbahn einschlägt und von 1882 bis 1886 Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte studiert und schließlich 1889 in Jura promoviert. Nach seiner Heirat 1893 mit Marianne Schnitger wird er 1894 zum Professor für Nationalökonomie an die Universität Freiburg berufen und 3 Jahre später an die Universität Heidelberg. Unmittelbar während des I. Weltkrieges und nach dessen Ende ist Weber sehr politisch und sozial angagiert. Er fordert ein „Durchstehen des Krieges und gleichzeitig auch eine Parlamentarisierung Deutschlands“[3] und ist 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) was auf eine durchaus angagierte Politikertätigkeit schließen lässt, da er ebenfalls nach Kriegsende an den Friedensverhandlungen des Versailler Vertrages teilnimmt und eine Art Beratertätigkeit ausübt. Zudem muss man, betrachtet man den Karriereweg des Max Weber erwähnen, dass er unmittelbar nach seinem Abschluss und während der Hochphase seines Schaffens direkt mit den Ereignissen und Folgen des Ersten Weltkrieges zu tun hatte. So propagiert er in seinem Vortrag über „Politik als Beruf“ immer wieder Durchhalteparolen und fordert das deutsche Volk zu Unterstützung auf. Den Hauptteil seiner Studien und Vorträge bzw. Werke bezog Weber jedoch eindeutig auf die Soziologie und ökonomische Fragen, beides in enger Verbindung. Nicht zuletzt deshalb analysierte er Grundfragen der Gesellschaft und seine „Begriffsbildungen werden bis heute in der Soziologie und in der Politikwissenschaft oft als Grundlage genommen“[4], zum Beispiel seine Definitionen von Macht und Herrschaft, welche auch für meinen späteren vergleich in Betracht gezogen werden.
Nach unzähligen Publikationen, Vorträgen und Arbeiten stirbt Max Weber am 14.Juni 1920 in München an den Folgen einer Lungenentzündung, ausgelöst durch die spanische Grippe.
1.2) Richard von Weizsäcker
Die zweite Person, die ich in meiner Arbeit mit Max Weber vergleichen werde, ist der ehemalige Bundespräsident Deutschlands, Richard von Weizsäcker. Weizsäcker wurde als Sohn von Ernst von Weizsäcker und Marianne Graevenitz in Stuttgart geboren. Sein Vater war Diplomat wodurch Weizsäcker schon früh mit Politik in Kontakt kam und zusammen mit seinem Eltern und seinen drei Geschwistern während seiner Kindheit in vielen verschiedenen Städten lebte. 1937 absolviert Weizsäcker sein Abitur in Berlin und reißt danach zu renommierten Universitäten in Europa wie Oxford und Grenoble um sich weiterzubilden. Vom Beginn und den Folgen des II. Weltkrieges wurde jedoch auch der junge Weizsäcker nicht verschont. So wurde seine Akademikerlaufbahn im Herbst 1938 jäh unterbrochen, da er zum Wehrdienst eingezogen wurde. Er nahm am Polenfeldzug und am Unternehmen Barbarossa teil. Während seines Kriegsdienstes versäumte es Richard von Weizsäcker jedoch auch nicht, sich militärisch weiterzubilden und nahm in Folge dessen verschiedene Führungspositionen in der Reichsarmee ein. So war er bis zum Kriegsende zum Oberleutnant und Regimentsadjutant aufgestiegen. Sein zwar kurzzeitiger jedoch umso geplanterer Werdegang innerhalb der Reichsarmee lässt meiner Meinung nach deshalb auch auf einen zielstrebigen und angagierten Charakter schließen, denn Weizsäcker bekleidete schon früh in seinem Leben (auch aufgrund seines akademischen und familiären Hintergrundes) Führungspositionen. Sein Vater wiederum wurde nach Ende des Krieges der Kriegsverbrechen angeklagt und vor Gericht gebracht und auch zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Somit hatte der Krieg und seine Folgen starken Einfluss auf Weizsäckers Leben. Nachdem Weizsäcker an der Front verwundet und deshalb zurück in die Heimat geschickt wurde, nahm er 1945 sein Studium der Geschichte und Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen wieder auf. 1950 und 1953 beendete er dieses Studium mit dem ersten beziehungsweise zweiten juristischen Staatsexamen. Nach seiner 1955 erfolgten Promotion zum Dr. jur. nahm Richard von Weizsäcker wissenschaftliche Hilfskraft-Tätigkeiten in der freien Wirtschaft an und erweiterte somit stetig seinen Wissenshorizont, der nun nicht mehr nur geisteswissenschaftlich sondern auch wirtschaftlich/ökonomisch geprägt war.
Sein politischer Werdegang begann jedoch schon 1954, als der junge Weizsäcker in die Christlich-Demokratische Union (CDU) eintrat und war auch hier eine dominierende Figur, denn er war von 1966 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Generell kann man ihm eine prägende Rolle innerhalb der CDU zuordnen. So bekleidete er in seiner politischen Laufbahn zahlreiche parteiinterne und öffentliche Ämter, die sicherlich ihren Höhepunkt in seiner Wahl zum Bundespräsidenten gipfelten. So war er beispielsweise noch Bürgermeister von Berlin (1981-1983) und mehrmaliges Mitglied des deutschen Bundestages[5].
1.3) Die Personen Weber und Weizsäcker im Vergleich
Nach diesem kurzen Überblick über die Lebensläufe und Laufbahnen der beiden Autoren werde ich versuchen, eben diese zu Vergleichen um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu analysieren. Die Ergebnisse dieses Vergleiches sollen mir dann später dabei helfen, die Werke beider Autoren einander gegenüberzustellen und besser zu bewerten.
[...]
[1] Vgl.: Weber, Max: Politik als Beruf. Reclam. 2002. S. 13.
[2] Vgl.: www.wikipedia.org/wiki/max_weber. Abgerufen am 9.10.2005, 13.34 Uhr. (künftig zitiert: www.wikipedia.org)
[3] Vgl.: Ebd.
[4] Vgl. : www.wikipedia.org, a a O.
[5] Vgl.: www.wikipedia.org, a.a.O.
- Arbeit zitieren
- Patrick Lubjuhn (Autor:in), 2005, Max Weber vs Richard von Weizsäcker: Politik als Beruf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56911
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