Begräbnisse zogen sich wie ein roter Faden durch das Leben von Emily Dickinson. Generell war der Tod im 19. Jahrhundert noch präsenter, die Menschen starben in jüngerem Alter. So erlebte auch Dickinson bereits in jungen Jahren das Sterben einiger ihr wichtiger Menschen (Ferlazzo 41). Vor allem aber grenzte das Familienanwesen an einen Friedhof, so dass Dickinson in regelmäßigen Abständen Trauergemeinden an ihrem Fenster vorbeiziehen sah (Ferlazzo 42). Wenn Dickinson auch fast 600 Gedichte dem Thema Tod widmete (Ferlazzo 41), ist "I felt a Funeral, in my Brain" nicht primär als eine Auseinandersetzung mit dem Tod zu verstehen; das Begräbnis dient hier lediglich als Metapher für einen sich vollziehenden Nervenzusammenbruch (vgl. Ferlazzo 91). Lange Zeit wurde diese Lesart von Kritikern gescheut, da sie befürchteten, ein schlechtes Licht auf die Künstlerin zu werfen, wenn sie ihr keine vollkommene geistige Gesundheit ausstellen würden (Ferlazzo 77). Theodora Ward argumentierte sogar wissenschaftlich falsch, dass "the insane cannot explain themselves".5 Da sich die Spannung von Strophe zu Strophe intensiviert und schließlich im letzten Vierzeiler entlädt, ist es sinnvoll, dieses Werk chronologisch anzugehen. Besonderen Wert lege ich hierbei auf die Klanganalyse, die sich in Anbetracht der vielen akustischen Merkmale und Stilmittel geradezu aufdrängt.
- Arbeit zitieren
- Michael Helten (Autor:in), 2002, Emily Dickinson's "I felt a Funeral, in my Brain" - Hearing a Plank in Reason Break, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57018