Seit 1985 galt Bolivien zunächst als hoffnungsvolles Beispiel eines Entwicklungslandes, das sich trotz vieler Probleme als relativ stabile Demokratie erwies und strukturelle Reformen zur Entwicklung des Landes anging. Langfristig erfolgreich war dieser Weg wohl nicht, macht Bolivien doch seit 2000 vor allem wegen einer Welle immer wieder eskalierender, auch blutiger, Unruhen von sich reden. Auf dem Höhepunkt der Proteste wurde der Präsident Sánchez de Lozada im Oktober 2003 aus Amt und Land verjagt. Diese Proteste werden oft als größte Krise Boliviens seit Wiedereinführung der Demokratie 1982 und als Gefahr für diese bezeichnet, vor allem aber werden sie in ihrem Charakter fast ausschließlich als Ausschreitungen dargestellt.
Diese Arbeit wird versuchen, die Auseinandersetzungen in einem etwas anderen Licht und mit ihren Ursachen und Folgen umfassender zu betrachten. Die zentrale These der Arbeit lautet, dass sich Bolivien in einem Transformationsprozess der Demokratisierung befindet, der als Antwort auf die Krise deren Ursachen bekämpfen soll.
Zur Argumentation wird zunächst Boliviens Ausgangslage anhand der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Situation, der besonderen Phase der Reformen Mitte der 90er Jahre sowie anhand der Stellung der Indígenas als wichtiger Bevölkerungsgruppe der Gesellschaft dargestellt. Darauf aufbauend werden im dritten Abschnitt die Ursachen, die Akteure und deren Forderungen in den Protesten seit 2000 genauer untersucht, um den Charakter der Aufstände erkennen zu können. Dabei wird in der sozialen und politischen Exklusion großer Bevölkerungsteile die Hauptursache der Unruhen identifiziert. Im vierten Abschnitt werden die bereits erfolgten und möglichen absehbaren politischen Folgen der Proteste mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Debatte um eine Erneuerung der Demokratie in Bolivien analysiert, sowie die Anforderungen an den Transformationsprozess aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass eine Demokratisierung im Sinne einer Integration bisher marginalisierter Schichten und ihrer Kulturen die Voraussetzung für ein stabiles und friedliches Bolivien ist. Abschließend wird die These überprüft und ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zustand von Boliviens Gesellschaft und Politik
- Sozialer und wirtschaftlicher Kontext
- Politische Strukturen
- Die Doppelte Transformation – Reformen 1993-1997
- Indígenas in Politik und Gesellschaft
- Krise der Demokratie - Proteste und Unruhen seit 2000
- Die Ursachen: Exklusion, Coca, Gas und Indígenas
- Die Oppositionsbewegung am Beispiel zweier Protagonisten: Evo Morales und Felipe Quispe (El Mallku)
- Neue Akteure und Akteursstrukturen
- Politische Veränderungen als Folge der Krise
- Politische Projekte der neuen Regierung
- Referendum zum Gas
- Kommunalwahl mit neuem Wahlgesetz
- Verfassunggebende Versammlung
- Eine neue Demokratie für Bolivien
- Politische Projekte der neuen Regierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Krise der Demokratie in Bolivien seit dem Jahr 2000 und argumentiert, dass der Transformationsprozess der Demokratisierung als Antwort auf die Krise deren Ursachen bekämpfen soll.
- Analyse der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Situation in Bolivien
- Untersuchung der Ursachen und Folgen der Proteste seit 2000, mit Fokus auf die Exklusion großer Bevölkerungsgruppen
- Bedeutung der Indígenas als wichtige Bevölkerungsgruppe
- Analyse der politischen Veränderungen als Folge der Proteste
- Diskussion der Notwendigkeit einer Demokratisierung für ein stabiles und friedliches Bolivien
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: Bolivien befindet sich in einem Transformationsprozess der Demokratisierung als Antwort auf die Krise.
- Kapitel 2 beschreibt den Zustand von Boliviens Gesellschaft und Politik, indem es den sozialen und wirtschaftlichen Kontext, die politischen Strukturen, die Reformen der 1990er Jahre und die Rolle der Indígenas beleuchtet.
- Kapitel 3 analysiert die Ursachen, die Akteure und deren Forderungen in den Protesten seit 2000. Die soziale und politische Exklusion großer Bevölkerungsteile wird als Hauptursache identifiziert.
- Kapitel 4 untersucht die politischen Folgen der Proteste, mit Fokus auf die Debatte um eine Erneuerung der Demokratie in Bolivien. Die Integration bisher marginalisierter Schichten und ihrer Kulturen wird als Voraussetzung für ein stabiles und friedliches Bolivien dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Demokratisierung, Krise der Demokratie, Exklusion, Indígenas, Proteste, soziale und politische Transformation, Bolivien.
- Quote paper
- Christof Mauersberger (Author), 2005, Die Krise der Demokratie Boliviens: Demokratisierung als Antwort?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57058