Die psychischen Folgen, die der zweite Weltkrieg nicht nur bei den Opfern, sondern auch bei den Tätern hinterlassen hat, sind heute - und dies war nicht immer so - unbestritten.
Dass jedoch auch die zweite und dritte Generation von den Verbrechen der NS-Zeit zum Teil schwerwiegende Psychosen davongetragen haben, konnte erst in neueren Untersuchungen festgestellt werden. Die Traumatisierungen, die die Elterngeneration durch die Schrecken des Krieges erlitten hat, scheinen sich in meist abgewandelter Form auch auf die nachfolgenden Generationen übertragen zu haben. Das Konzept der Transposition, also der Übertragung, wurde in diesem Zusammenhang entwickelt, um psychische Schäden der Kinder von Überlebenden besser erkennen und behandeln zu können. Dabei stellt sich zuallererst die Frage, welche psychischen Spuren die NS-Verbrechen bei den Tätern und den Opfern hinterlassen haben, um daran anschließend die psychischen Schäden zu untersuchen, die eine solche Elterngeneration an ihre Kinder weitergegeben bzw. übertragen hat. Da kurz nach Ende des Krieges die weit verbreitete Meinung herrschte, dass durch die Beendigung einer traumatischen Situation eine hierdurch hervorgerufene Gesundheitsstörung ebenfalls bald zu Ende gehen würde, gibt es aus dieser Zeit und auch aus den folgenden Jahren kaum Untersuchungen über die unmittelbaren psychischen Auswirkungen, die der Krieg nicht nur bei den Opfern, sondern auch bei den Tätern hatte. Außerdem herrschte nach Kriegsende auf beiden Seiten das Bedürfnis die schrecklichen Ereignisse zu verdrängen oder totzuschweigen, wodurch eine Verarbeitung des Erlebten praktisch unmöglich wurde.
Klein und Kogan schrieben in ihren Untersuchungen zu diesem Thema, dass „ der Pakt der schamvollen Stille zwischen den Überlebenden und der Welt aus der Notwendigkeit der Opfer [entsteht], zu vergessen und der Notwendigkeit der Welt, zu verleugnen.“
Durch verschiedene psychologische Untersuchungen weiß man jedoch, dass gerade das Verdrängen und Verschweigen eines traumatischen Erlebnisses zu schwerwiegenden Psychosen führen können.
Inhaltsverzeichnis
- Traumatisierung/Transposition
- Vorbemerkungen
- Traumatisierung der Opfer und die Auswirkungen auf die zweite Generation
- Traumatisierung der Täter und die Auswirkungen auf die zweite Generation
- Traumatisierung/Transposition im, Vorleser'
- Die Rolle des Vaters
- Traumatisierung bei Hanna
- Traumatisierung bzw. Transposition bei Michael
- Das Prinzip der Schuld als Transposition
- Didaktische Aspekte des, Vorlesers'
- Traumatisierung in,weiter leben'
- Vorbemerkungen
- Traumatisierung der Ich-Erzählerin
- Das Prinzip des Verschweigens
- Das Prinzip der Schuld
- Didaktische Aspekte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Auswirkungen der Traumatisierung durch den Zweiten Weltkrieg auf Opfer und Täter sowie die Weitergabe dieser Traumata an die zweite Generation. Dabei werden die Romane ,Der Vorleser' von Bernhard Schlink und ,Weiter leben' von Ruth Klüger unter fachdidaktischem Aspekt analysiert.
- Die psychischen Folgen des Zweiten Weltkriegs für Opfer und Täter
- Die Übertragung von Traumata auf die zweite Generation
- Das Konzept der Transposition und seine Anwendung in den Romanen
- Die Rolle von Schuld und Verdrängung bei der Verarbeitung von Traumata
- Didaktische Aspekte der beiden Romane
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die weitreichenden psychischen Folgen des Zweiten Weltkriegs, die sowohl Opfer als auch Täter nachhaltig prägten. Es wird deutlich, dass die Traumatisierung nicht mit dem Ende des Krieges endete, sondern sich in abgewandelter Form auf die nächste Generation übertrug. Das Konzept der Transposition wird als Instrument zur Erklärung dieser Weitergabe von Traumata eingeführt.
Kapitel zwei fokussiert auf die Trauma-Thematik im Roman ,Der Vorleser'. Die Traumatisierung der Figuren Hanna und Michael sowie die Rolle des Vaters im Kontext der NS-Vergangenheit werden analysiert. Der Fokus liegt auf dem Konzept der Schuld und der Auswirkungen auf die Figuren.
Kapitel drei befasst sich mit der Traumatisierung in Ruth Klügers Roman ,Weiter leben'. Der Text beleuchtet die psychischen Belastungen der Ich-Erzählerin, die als Kind des Holocaust in der Nachkriegszeit aufwuchs. Dabei werden die Mechanismen des Verschweigens und der Schuld sowie deren Auswirkungen auf die Persönlichkeit der Ich-Erzählerin untersucht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind die Traumatisierung durch den Zweiten Weltkrieg, die Transposition von Traumata auf die zweite Generation, die Rolle von Schuld und Verdrängung, sowie die didaktische Analyse der Romane ,Der Vorleser' und ,Weiter leben'. Die Textarbeit greift außerdem zentrale Konzepte wie posttraumatische Belastungsstörungen, Überlebensschuld, Survivor-Syndrom und die psychischen Folgen des Holocaust auf.
- Arbeit zitieren
- Jana Marquardt (Autor:in), 2004, Das Prinzip der Traumatisierung in den Romanen 'Der Vorleser' von Bernhard Schlink und 'weiter leben' von Ruth Klüger unter fachdidaktischem Aspekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57160