Einleitung
Das Ziel der folgenden Arbeit besteht darin zu klären, ob es sich bei den geistlichen Stömungen des Hochmittelalters um religiöse Bewegungen oder häretische Massenphänomene handelte.
Diese Fragestellung wird anhand drei exemplarischer Gruppen untersucht: den Geißlern, den Katharern und den Dominikanern.
Es werden zunächst jedoch zwei Begriffe, welche für diese Arbeit eine wesentliche Rolle spielen, näher betrachtet: Häresie und religiöse Bewegung. Basierend auf diesen Definitionen wird, nach erfolgter Erläuterung der jeweiligen Gruppen, die oben genannte Frage beantwortet.
Die drei geistlichen Strömungen werden nach verschiedenen Aspekten untersucht: ihrem Ursprung, ihrer sozialen Zusammensetzung, ihren Organisationsformen und Tätigkeiten, sowie ihren Lehren.
Die Quellenlage für die Untersuchung dieses Themas ist reich an Primär- und Sekundärquellen. Es werden jedoch hauptsächlich Sekundärquellen verwendet, aufgrund meines Unvermögens einen grösseren Umfang an lateinischen Werken zu übersetzen. Hinzu kommt die Stofffülle des Themas, so dass ich zur sachlichen Begrenzung gezwungen bin.
Die vorliegende Arbeit beschränkt sich bei der Schilderung der katharischen Lebensweise auf das Languedoc als eines der grossen dualistischen Zentren. Die Katharer selbst hinterliessen wenige schriftliche Quellen. Die Basis für die Geschichtswissenschaft bilden zwei katharische Rituale(1) , zwei katharische Selbstzeugnisse ( Liber de duobus principiis und Maniofestatio heresis catarorum ), der sogenannte Traité inédit(2) und eine Übersetzung des Neuen Testamentes in die provençalische Landessprache. Andere Quellen für historische Untersuchungen sind Inquisitionsprotokolle und Beobachtungen antikatharisch eingestellter Kleriker.(3)
Die im Folgenden dargestellten Erkenntnisse über die Katharer gewann ich aus der Lektüre von M. Erbstösser, einem marxistischen Historiker, sowie von dem französischen Historiker M. Roquebert und M. Hanssler.
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1 Das provençalische Rituel de Lyon und das lateinische Rituel de Florence.
2 Dieser wurde entnommen von dem Liber contra manichaeos des Durandus von Huesca.
3 HANSSLER, M., Katharismus in Südfrankreich. Struktur der Sekte und inquisitorische Verfolgung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ( Berichte aus der Geschichtswissenschaften ) Aachen 1997, S.28-30
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinitionen
- Häresie
- Religiöse Bewegung
- Geistliche Strömungen
- Die Katharer
- Die Geißler
- Die Dominikaner
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, ob die geistlichen Strömungen des Hochmittelalters als religiöse Bewegungen oder häretische Massenphänomene zu klassifizieren sind. Dies geschieht anhand einer exemplarischen Betrachtung der Geißler, Katharer und Dominikaner. Zunächst werden die Begriffe „Häresie“ und „religiöse Bewegung“ definiert. Anschließend werden die drei Gruppen anhand ihres Ursprungs, ihrer sozialen Zusammensetzung, ihrer Organisation und Lehren analysiert.
- Definition von Häresie und religiöser Bewegung im Kontext des Mittelalters
- Analyse der Katharer im Languedoc
- Untersuchung der Geißlerbewegung
- Beurteilung der Dominikaner im Kontext religiöser Bewegungen
- Bewertung der geistlichen Strömungen als häretische Massenphänomene oder religiöse Bewegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt das Ziel der Arbeit: die Klärung der Frage, ob die geistlichen Strömungen des Hochmittelalters religiöse Bewegungen oder häretische Massenphänomene waren. Die Arbeit untersucht exemplarisch die Geißler, Katharer und Dominikaner. Die methodische Vorgehensweise umfasst die Definition der zentralen Begriffe "Häresie" und "religiöse Bewegung" sowie die anschließende Analyse der drei Gruppen anhand verschiedener Aspekte wie Ursprung, soziale Zusammensetzung, Organisation und Lehren. Die begrenzte Quellenlage, insbesondere die Schwierigkeit der Übersetzung lateinischer Primärquellen, wird ebenfalls angesprochen. Der Fokus auf das Languedoc bei der Beschreibung der Katharer und die Nutzung von Sekundärliteratur bei den Geißlern werden begründet.
Begriffsdefinitionen: Dieses Kapitel definiert die Schlüsselbegriffe „Häresie“ und „religiöse Bewegung“. „Häresie“ wird etymologisch aus dem Griechischen hergeleitet und im Kontext des Mittelalters als eigensinnige Auslegung der Heiligen Schrift im Gegensatz zur römischen Kirche interpretiert. Die Entwicklung des Begriffs und sein Wandel im 11. Jahrhundert werden diskutiert, inklusive der pejorativen Wandlung und der Notwendigkeit einer klaren Definition durch Thomas von Aquin. Der Umgang mit Häresie wird als abhängig von der Gestalt der Kirche und der jeweiligen Toleranzbereitschaft dargestellt. Die Bedeutung der Häresien für die Entwicklung der Kirche wird anhand der Aussagen von Rahner erläutert. Der Begriff „religiöse Bewegung“ wird aus soziologischer, philosophischer und geschichtswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet, wobei die verschiedenen Definitionsansätze hervorgehoben werden.
Geistliche Strömungen: Dieses Kapitel untersucht die Katharer, Geißler und Dominikaner. Es analysiert ihren Ursprung, ihre soziale Zusammensetzung, ihre Organisationsformen und Tätigkeiten sowie ihre Lehren. Die Quellenlage für jede Gruppe wird ebenfalls berücksichtigt, wobei die Herausforderungen bei der Untersuchung der Katharer aufgrund der spärlichen schriftlichen Quellen und die Fokussierung auf Sekundärquellen bei den Geißlern erläutert werden. Die Darstellung der Dominikaner stützt sich auf die Arbeiten von Hinnebusch und Vicair, wobei auch der Einfluss von Grundmann und Wehrli-Johns erwähnt wird.
Schlüsselwörter
Häresie, religiöse Bewegung, Katharer, Geißler, Dominikaner, Hochmittelalter, Inquisition, Glaubensabweichung, soziale Bewegungen, religiöse Ideologien, katholische Kirche, Sekten, Irrlehren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Geistliche Strömungen des Hochmittelalters
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht geistliche Strömungen des Hochmittelalters, insbesondere die Katharer, Geißler und Dominikaner. Das zentrale Thema ist die Klassifizierung dieser Strömungen: Sind sie als religiöse Bewegungen oder als häretische Massenphänomene zu betrachten?
Welche Begriffe werden definiert und warum?
Die Arbeit beginnt mit der Definition der Schlüsselbegriffe „Häresie“ und „religiöse Bewegung“. Dies ist notwendig, um eine fundierte Analyse der untersuchten Gruppen zu ermöglichen und eine klare Abgrenzung der jeweiligen Merkmale zu schaffen. Die Definition von „Häresie“ berücksichtig den historischen Kontext des Mittelalters und die Entwicklung des Begriffs über die Zeit. „Religiöse Bewegung“ wird aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet.
Welche Gruppen werden untersucht und wie?
Die Arbeit analysiert die Katharer, Geißler und Dominikaner. Die Analyse umfasst den Ursprung jeder Gruppe, ihre soziale Zusammensetzung, ihre Organisationsformen, ihre Lehren und Tätigkeiten. Die jeweiligen Quellenlagen und die damit verbundenen Herausforderungen werden ebenfalls diskutiert (z.B. spärliche Quellenlage bei den Katharern, Fokus auf Sekundärliteratur bei den Geißlern).
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit folgt einer systematischen Vorgehensweise: Zuerst werden die zentralen Begriffe definiert. Anschließend werden die drei Gruppen anhand von Kriterien wie Ursprung, soziale Zusammensetzung, Organisation und Lehren analysiert. Die begrenzte Quellenlage und die methodischen Herausforderungen (z.B. Übersetzung lateinischer Quellen) werden explizit angesprochen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel mit Begriffsdefinitionen (Häresie und religiöse Bewegung), ein Kapitel über die geistlichen Strömungen (Katharer, Geißler, Dominikaner) und Schlussbetrachtungen. Jedes Kapitel liefert detaillierte Informationen und Analysen zu den jeweiligen Aspekten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Primär- und Sekundärquellen. Dabei wird die jeweilige Quellenlage für jede Gruppe explizit beschrieben und die Herausforderungen der Quellenarbeit (z.B. Übersetzung lateinischer Texte, spärliche Quellen bei den Katharern) thematisiert. Die Arbeit nennt explizit genutzte Autoren wie Thomas von Aquin, Rahner, Hinnebusch, Vicair, Grundmann und Wehrli-Johns.
Was ist das Fazit der Arbeit (ohne Spoiler)?
Das Fazit bewertet die untersuchten geistlichen Strömungen im Hinblick auf die Frage, ob sie als häretische Massenphänomene oder religiöse Bewegungen zu klassifizieren sind. Die Arbeit kommt zu einer fundierten Schlussfolgerung basierend auf den vorhergehenden Analysen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Häresie, religiöse Bewegung, Katharer, Geißler, Dominikaner, Hochmittelalter, Inquisition, Glaubensabweichung, soziale Bewegungen, religiöse Ideologien, katholische Kirche, Sekten, Irrlehren.
- Arbeit zitieren
- Jennifer Heider (Autor:in), 2002, Geißler - Katharer - Dominikaner. Religiöse Bewegungen oder häretische Massenphänomene?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57178