Das Spanische in den USA: geschichtlicher Hintergrund und aktuelle Situation


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die “zweite Stimme” der USA

2. Das Spanische in den USA
2.1 Geschichtlicher Hintergrund
2.2 Aktuelle Situation
2.2.1 Herkunft und territoriale Verteilung
2.2.2 Sprache als Identität
2.2.3 Der Einfluss des Spanischen in den USA
2.2.4 Der Einfluss des Englischen auf das Spanische

3. Zusammenfassung und Ausblick

Bibliographie

1. Die “ zweite Stimme” der USA

Heute bilden die Hispanos (engl. Hispanics) mit einem Bevölkerungsanteil von 13,7 % die größte Minderheit der USA und haben damit die Afroamerikaner hinter sich gelassen. In der Bevölkerungsstärke haben sie mit 39,9 Millionen, wenn wir die etwa 3,9 Millionen Puertoricaner noch hinzurechnen, sogar Spanien[1] überflügelt und sind eine der größten hispanophonen Gemeinschaften der Welt. Die über hundert spanischsprachigen Fernsehsender und Radiostationen in den Vereinigten Staaten sowie Schilder in Läden von Los Angeles bis New York mit “Aquí se habla español” zeugen davon, dass Spanisch längst zur zweiten Sprache der USA aufgestiegen ist. Immer mehr Unternehmen und Politiker erkennen die Bedeutung der Hispanos als Markt bzw. Wählerschaft. Das sollten sie auch, denn aufgrund hoher Geburtenrate und anhaltender Immigration sind die Hispanos die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten. Experten schätzen, dass ihre Zahl bis 2050 auf etwa 102,6 Millionen ansteigt (Bevölkerungsanteil von 24 %).[2] Diese Gemeinschaft ist jedoch keineswegs einheitlich. Sie setzt sich vielmehr aus Einwanderern unterschiedlicher Herkunftsländer zusammen. Die Bezeichnung Hispanos ist folglich ein Sammelbegriff für diejenigen US-Amerikaner, welche Spanisch als Muttersprache gemeinsam haben.

Aber wie hat sich diese Sprachgemeinschaft im Lauf der Geschichte geformt und was läßt sich über ihre Herkunft sagen? Wie sind ihre Sprecher über die USA verteilt? Auf welche Weise zeigt sich heute das Spanische in den Vereinigten Staaten und wie wird es vom Englischen beeinflusst?

Einen ersten, ausschnittshaften Überblick erhält man mit Noll Das amerikanische Spanisch. Hervorragende Informationen zur Beantwortung dieser Fragen erhält man in “Tendencias de la lengua española en los Estados Unidos” von Morales oder in “La situación del español en los Estados Unidos” von Silva-Corvalán, wobei letztere auch einen sehr guten sprachgeschichtlichen Überblick bietet. Eine sehr detaillierte Darstellung über die Geschichte der Einwanderung der Hispanos findet sich in Dinnerstein/Reimers Ethnic Americans - A History of Immigration. Die wohl fundierteste Arbeit für die sprachlichen Varianten des Spanischen in den USA ist El español de los Estados Unidos von Ramírez. Zu guter Letzt ist für die Suche nach aktuellem Zahlenmaterial und Statistiken ein Besuch auf der Homepage des U.S. Census Bureau (http://www.census.gov) fast unentbehrlich.

2. Das Spanische in den USA

2.1 Geschichtlicher Hintergrund

Die Verbreitung der spanischen Sprache und die ersten spanischen Siedlungen sind schon wesentlich älter als die Vereinigten Staaten selbst. Schon im 16. Jh. noch lange bevor andere Europäer ihren Fuß auf nordamerikanischen Boden setzten, hatte die spanische Expansion in weite Gebiete begonnen, die heute zu den USA gehören. Juan Ponce de León entdeckte 1513 Florida und die erste dauerhafte Kolonie in Nordamerika, San Augustín, wurde 1565 gegründet.[3] Schritt für Schritt besetzten die conquistadores das Gebiet, welches man als Spanish Borderlands bezeichnete und den Südwesten, Louisiana sowie Florida umfasste. Bis Mitte des 19. Jh. bildete hier das Spanische die alleinig tonangebende Sprache.[4] Die allmähliche Besiedlung wurde ermöglicht durch Entdeckungsreisen von beispielsweise Francisco Vázquez de Coronado, welcher im Südwesten 1540 über das Gebiet des heutigen Mexikos bis zum Grand Canyon vordrang, oder Hernando de Soto, der 1541 von Florida ausgehend den Mississippi erreichte.[5] Erste Siedlungen in Neu-Mexiko (1598) und in Texas (1659) hatten weitere Ansiedlungen in Arizona oder Colorado zu Folge und trugen die spanische Sprache Ende des 17. Jh. immer weiter nach Norden.[6]

Als letztes begannen die Spanier mit der Besiedlung von Kalifornien. Im 18. Jh. errichteten Franziskanische Mönche Missionen an der Küste entlang von San Diego im Süden bis San Francisco im Norden. Viele dieser Missionsstationen hatten jedoch noch einen anderen Zweck: “[...] sirvieron como centros lingüísticos y culturales, asegurando de este modo la persistencia del idioma y de la cultura española.“ [7] Spanien erweiterte seine Kolonien in Nordamerika durch den Kauf des Louisiana-Territoriums (1763) und es ließ sich dort eine kleine Gruppe von Siedlern der Kanarischen Inseln (isleños) nieder, welche bis heute fortbesteht.[8]

Im 19. Jh. machte die Ausdehnung der USA im Zuge des westward movement auch vor dem spanischen Kolonialreich nicht halt, welches seinen Zenit schon weit überschritten hatte (siehe auch Karte). Französisch-Louisiana[9] wurde 1803 von den Vereinigten Staaten erworben, gefolgt von Florida 1819[10]. Mexiko erklärte seine Unabhängigkeit von Spanien 1821 und umfasste damit sämtliche Gebiete des Südwestens, welche ehemals Teil des Vize-Königtums Neu-Spaniens waren. Den Auftakt für weitere Gebietserweiterungen bildete 1845 die Eingliederung von Texas als Bundesstaat der USA, welches sich schon 1836 von Mexiko unabhängig erklärte. Ein Jahr später brach der Mexikanisch-Amerikanische Krieg (1846-1848) aus, welcher die Landkarte Nordamerikas entscheidend verändern sollte. Im Frieden von Guadalupe Hidalgo verlor Mexiko mehr als die Hälfte seines Territoriums nördlich des Río Grande an die USA. Es sind die heutigen Staaten Kalifornien, Arizona, Neu-Mexiko, Oklahoma, Kansas, Colorado, Utah, Wyoming und Nevada.[11] Die allmähliche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eingliederung der neuen Gebiete als Bundesstaaten hatte zur Folge, dass Englisch als einzige Sprache in Schulen, Ämtern und Gerichten zugelassen war. So könnte beispielsweise eine erst späte Zulassung zur Union von Arizona und Neu-Mexiko (1912) damit zusammenhängen, dass der große Anteil an hispanophoner Bevölkerung eine Implementierung des Englischen erschwerte.[12] Die letzte Ausdehnung in spanischsprachige Gebiete erfolgte 1898 im Spanisch-Amerikanisch Krieg, in welchem vorübergehend Kuba, Hawaii, Guam, die Philippinen und Puerto Rico unter die Kontrolle der USA fielen.[13]

[...]


[1] Laut INE (Instituto Nacional de Estadística) beträgt die Gesamtbevölkerung Spaniens in 2003 etwa 42,7 Millionen. Vgl. http://www.ine.es, Abruf: 23.9.2004.

[2] Vgl. Daten für 2003 des U.S. Census Bureau: “Hispanic Facts: 2004”, http://www.census.gov/Press-Release/www/releases/archives/facts_for_features_special_editions/002270.html, Abruf: 23.9.2004.

Allerdings muss auch bei weiteren statistischen Zahlen darauf hingewiesen werden, dass sich gegenwärtig in den USA eine nur schwer schätzbare Zahl von illegalen Einwanderern aufhält.

[3] Vgl. Ramírez, Arnulfo G. (1992): El español de los Estados Unidos: El lenguaje de los hispanos. Madrid: MAPFRE, 17.

[4] Vgl. Silva-Corvalán, Carmen (2000): “La situación del español en los Estados Unidos”, in: El español en el mundo. Anuario del Instituto Cervantes. Barcelona: Plaza & Janés, 76.

[5] Vgl. Noll, Volker (2001): Das amerikanische Spanisch. Ein regionaler und historischer Überblick. Tübingen: Max Niemeyer, 99.

[6] Vgl. Silva-Corvalán (2000: 76).

[7] Vgl. Ramírez (1992: 17).

[8] Vgl. Noll (2001: 99).

[9] Das Gebiet war zwischenzeitlich im Zuge der napoleonischen Kriege wieder an Frankreich gefallen. Vgl. Sautter, Udo (19986): Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Stuttgart: Kröner, 127.

[10] Vgl. Noll (2001: 99).

[11] Vgl. Ramírez (1992: 18).

Der Gadsen-Kauf von 1853, mit welchem die USA einen schmalen Landstreifen in Neu-Mexiko und Arizona erwarben, vervollständigte die territoriale Einverleibung von etwa 1 ¼ Millionen Quadratkilometern. Vgl. Sautter (1998: 197).

[12] Vgl. Silva-Corvalán (2000: 77).

[13] Vgl. Ramírez (1992: 18).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Spanische in den USA: geschichtlicher Hintergrund und aktuelle Situation
Hochschule
Universität Passau  (Philosophische Fakultät - Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V57233
ISBN (eBook)
9783638517416
ISBN (Buch)
9783656786610
Dateigröße
765 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spanische, Hintergrund, Situation
Arbeit zitieren
Oliver Zürn (Autor:in), 2005, Das Spanische in den USA: geschichtlicher Hintergrund und aktuelle Situation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57233

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