Noch heute grüßt die Freiheitsstatue Neuankömmlinge an der amerikanischen Ostküste, wenn sie sich auf dem Seeweg dem Hafen von New York nähern. Die Geschehnisse und Ereignisse, die hinter diesem Geschenk des französischen Staates an das amerikanische Volk verborgen sind, weisen nicht unbedingt auf eine eher wechselhafte Geschichte in den Beziehungen der beiden Länder hin. In der Tat aber war ihr erstes Aufeinandertreffen von reichlich gutem Willen begleitet, nämlich der französischen Unterstützung im Unabhängigkeitskampf der Amerikaner gegen das britische Mutterland. Während aber die Bemühungen der amerikanischen Kolonisten mehr oder weniger auf der Hand lagen, rätselt man im ersten Moment über die Intentionen Frankreichs. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass die französische Regierung unter Ludwig XVI aus lauter Begeisterung für den Parlamentarismus das Streben der Amerikaner nach Freiheit von ihren englischen „Besatzern“ unterstützte. Stellte Frankreich doch genau die Staatsform dar, die die Amerikaner abzuschütteln versuchten. Wo sind aber dann die Gründe für Frankreichs Intervention zu suchen? Aufschluss könnten eine Betrachtung der europäischen Mächtekonstellation aus der Sicht Frankreichs und ein kurzer Blick auf die amerikanischen Anfänge außenpolitischen Handelns geben. In einem zweiten Schritt bedarf es dann einer genauen Untersuchung der Maximen, die französische Außenpolitik zur damaligen Zeit ausmachten, um festzustellen, ob im Vorfeld des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges Zielsetzungen konstant blieben oder abgeändert wurden. Im dritten Kapitel soll die Untersuchung auf den eigentlichen Zeitraum zugespitzt werden und detailliert auf die wichtigsten Akteure, wie dem prägnanten Außenminister Vergennes, oder Ereignisse, wie dem amerikanischen Sieg bei Saratoga, eingehen. Dem vierten Kapitel ist die abschließende Diskussion der in der Forschung verbreiteten Thesen zum Kriegseintritt gewidmet. Da zwar das Quellenmaterial zur amerikanischen Diplomatie in ausreichendem Umfang zur Verfügung stand, französische Originalquellen aber eher schwer zu erhalten waren, musste größtenteils auf die in der amerikanischen Literatur zitierten und ins englische übersetzten Quellen zurückgegriffen werden. Dies stellte für die Arbeit eine Beeinträchtigung dar, sollte den Interessierten aber nicht davon abhalten sich dieser spannenden und aufschlussreichen Thematik zu widmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Vorentwicklungen in Europa und Amerika
- 1.1 Politische Großwetterlage in Europa von 1756 bis 1774
- 1.2 Frankreichs außenpolitische Positionierung bis 1774
- 1.3 Isolationismus in der amerikanischen Diplomatie
- 2. Maximen französischer Außenpolitik
- 2.1 Gleichgewicht der Mächte in Europa
- 2.2 Schutz der kolonialen Besitzungen
- 2.3 Bewahrung des monarchischen Prinzips
- 3. Frankreichs Diplomatie und die Allianz mit Amerika
- 3.1 Frankreichs Diplomatie bis zur geheimen Unterstützung
- 3.2 Zwei Fraktionen im Staatsrat (Conseil d'État)
- 3.3 Außenminister Vergennes
- 3.3.1 Persönlicher Hintergrund
- 3.3.2 Vergennes Considerations
- 3.4 Saratoga als entscheidendes Moment?
- 3.4 Freundschafts- und Handelsvertrag von 1778
- 4. Thesen zu den Kriegsgründen
- 4.1 Rache-These
- 4.2 Territoriums-These
- 4.3 Französische-Intellektuellen-These
- 4.4 Handelsthese
- 4.5 Prestige-und-Macht-These
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Hintergründe des französischen Engagements im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Sie analysiert die außenpolitischen Motive Frankreichs und die Entwicklung der französisch-amerikanischen Allianz bis zum Abschluss des Freundschafts- und Handelsvertrags von 1778. Die Arbeit berücksichtigt dabei die europäische Mächtekonstellation und die internen Debatten innerhalb der französischen Regierung.
- Französische Außenpolitik im 18. Jahrhundert
- Das europäische Mächtegleichgewicht und seine Auswirkungen auf Frankreich
- Die Rolle des Außenministers Vergennes
- Die strategischen Überlegungen Frankreichs bezüglich der Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung
- Analyse verschiedener Thesen zu den Kriegsgründen Frankreichs
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Motiven Frankreichs für seine Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die methodischen Herausforderungen, insbesondere den Mangel an leicht zugänglichen französischen Originalquellen. Die Autorin deutet bereits an, dass die reine Begeisterung für den Parlamentarismus unwahrscheinlich als Hauptmotiv zu sehen ist, und kündigt eine Untersuchung der europäischen Mächteverhältnisse und der französischen Außenpolitik an.
1. Vorentwicklungen in Europa und Amerika: Dieses Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte des französischen Engagements im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es beschreibt die instabile politische Lage in Europa nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg. Die Rivalität zwischen Großbritannien und Frankreich um koloniale Besitzungen wird herausgestellt, sowie Frankreichs geschwächte Position nach den Kriegen und dem Verlust von Territorien in Nordamerika und Indien. Das Kapitel betont den zunehmenden Antagonismus zwischen Großbritannien und Frankreich als Hintergrund für die spätere Allianz mit den amerikanischen Kolonien.
2. Maximen französischer Außenpolitik: Dieses Kapitel analysiert die Grundprinzipien der französischen Außenpolitik zur Zeit Ludwigs XV. Es thematisiert das Bestreben nach dem Gleichgewicht der Mächte in Europa, den Schutz der französischen Kolonien und die Wahrung des monarchischen Prinzips als zentrale Leitlinien. Es wird untersucht, inwieweit diese Maximen während der Vorbereitungen zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg konstant blieben oder sich veränderten, um den Kontext für Frankreichs spätere Entscheidungen zu liefern.
3. Frankreichs Diplomatie und die Allianz mit Amerika: Das Kapitel konzentriert sich auf die französische Diplomatie während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Es beschreibt die Entwicklung der französischen Unterstützung für die amerikanischen Kolonien, beginnend mit der geheimen Hilfe bis hin zum offiziellen Bündnis. Die Rolle wichtiger Akteure wie Außenminister Vergennes und die internen Auseinandersetzungen innerhalb der französischen Regierung werden ausführlich behandelt. Der Sieg der Amerikaner bei Saratoga wird als entscheidender Moment für den Abschluss des Freundschafts- und Handelsvertrags von 1778 analysiert.
Schlüsselwörter
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, Frankreich, Außenpolitik, Allianz, Vergennes, Mächtegleichgewicht, Kolonialismus, Saratoga, Freundschafts- und Handelsvertrag 1778, Diplomatie, Bourbonische Dynastie, Großbritannien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Frankreichs Engagement im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg"
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Hintergründe des französischen Engagements im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Sie analysiert die außenpolitischen Motive Frankreichs und die Entwicklung der französisch-amerikanischen Allianz bis zum Abschluss des Freundschafts- und Handelsvertrags von 1778. Berücksichtigt werden die europäische Mächtekonstellation und die internen Debatten innerhalb der französischen Regierung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die französische Außenpolitik im 18. Jahrhundert, das europäische Mächtegleichgewicht und dessen Auswirkungen auf Frankreich, die Rolle des Außenministers Vergennes, die strategischen Überlegungen Frankreichs zur Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und eine Analyse verschiedener Thesen zu den Kriegsgründen Frankreichs.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, vier Hauptkapitel und einen Schlussteil (Schlüsselwörter und Zusammenfassung). Die Kapitel befassen sich mit den Vorentwicklungen in Europa und Amerika, den Maximen französischer Außenpolitik, Frankreichs Diplomatie und der Allianz mit Amerika sowie Thesen zu den Kriegsgründen.
Was wird in der Einleitung dargestellt?
Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Motiven Frankreichs für seine Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die methodischen Herausforderungen, insbesondere den Mangel an leicht zugänglichen französischen Originalquellen. Es wird angedeutet, dass die reine Begeisterung für den Parlamentarismus unwahrscheinlich als Hauptmotiv zu sehen ist, und eine Untersuchung der europäischen Mächteverhältnisse und der französischen Außenpolitik angekündigt.
Worüber handelt Kapitel 1 "Vorentwicklungen in Europa und Amerika"?
Dieses Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte des französischen Engagements im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Es beschreibt die instabile politische Lage in Europa nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg und dem Siebenjährigen Krieg, die Rivalität zwischen Großbritannien und Frankreich um koloniale Besitzungen, Frankreichs geschwächte Position nach den Kriegen und den Verlust von Territorien in Nordamerika und Indien. Der zunehmende Antagonismus zwischen Großbritannien und Frankreich als Hintergrund für die spätere Allianz mit den amerikanischen Kolonien wird betont.
Worum geht es in Kapitel 2 "Maximen französischer Außenpolitik"?
Dieses Kapitel analysiert die Grundprinzipien der französischen Außenpolitik zur Zeit Ludwigs XV. Es thematisiert das Bestreben nach dem Gleichgewicht der Mächte in Europa, den Schutz der französischen Kolonien und die Wahrung des monarchischen Prinzips als zentrale Leitlinien. Es wird untersucht, inwieweit diese Maximen während der Vorbereitungen zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg konstant blieben oder sich veränderten.
Was ist der Inhalt von Kapitel 3 "Frankreichs Diplomatie und die Allianz mit Amerika"?
Das Kapitel konzentriert sich auf die französische Diplomatie während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Es beschreibt die Entwicklung der französischen Unterstützung für die amerikanischen Kolonien, beginnend mit der geheimen Hilfe bis hin zum offiziellen Bündnis. Die Rolle wichtiger Akteure wie Außenminister Vergennes und die internen Auseinandersetzungen innerhalb der französischen Regierung werden ausführlich behandelt. Der Sieg der Amerikaner bei Saratoga wird als entscheidender Moment für den Abschluss des Freundschafts- und Handelsvertrags von 1778 analysiert.
Welche Thesen zu den Kriegsgründen werden in Kapitel 4 behandelt?
Kapitel 4 analysiert verschiedene Thesen zu den Kriegsgründen Frankreichs, darunter die Rache-These, die Territoriums-These, die Französische-Intellektuellen-These, die Handelsthese und die Prestige-und-Macht-These.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, Frankreich, Außenpolitik, Allianz, Vergennes, Mächtegleichgewicht, Kolonialismus, Saratoga, Freundschafts- und Handelsvertrag 1778, Diplomatie, Bourbonische Dynastie, Großbritannien.
- Arbeit zitieren
- M.A. Frank Walzel (Autor:in), 2004, Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg und die französische Allianz - Frankreichs Weg zum Freundschafts- und Handelsvertrag von 1778, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57276