„Das operative Geschäftsergebnis des Daimler-Benz Konzerns wurde 1995 [...] mit rd. DM 1,6 Mrd. als Folge eines unerwartet hohen DM-Kurses belastet“ - dieser sowie weitere spektakuläre Krisenfälle verdeutlichen, dass Unternehmen einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt sind, die ihren ökonomischen Erfolg und sogar ihre Existenz gefährden können. Das unternehmerische Risikomanagement (Corporate Risk Management, Corporate Hedging) stellt daher eine zentrale Determinante des Unternehmenserfolgs dar, der in der Praxis vor dem Hintergrund zunehmender Volatilität und Globalisierung der Märkte eine stetig wachsende Bedeutung beigemessen wird. Indes wird auf theoretischer Ebene bereits seit geraumer Zeit diskutiert, inwieweit Hedging mit der Fokussierung auf das Wohl der Aktionäre („Shareholder Value-Prinzip“) kompatibel ist. Überwiegend werden dabei positive Effekte des Corporate Risk Management auf den Shareholder Value (SHV) paradigmatisch unterstellt.2Ob und unter welchen Voraussetzungen dies tatsächlich der Fall ist, soll im Rahmen dieser Arbeit analysiert werden. Dazu werden in Kapitel 2 die Konzepte des Corporate Hedging und des SHV-Prinzips erörtert sowie der finanzierungstheoretische Rahmen dieser Analyse abgegrenzt. Insbesondere wird hier das kontextadäquate Risikomaß thematisiert (Abschnitt 2.2.3). Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die in der Literatur diskutierten Hedgingmotive dargestellt und auf ihre Modellkonsistenz untersucht. Diese leiten eine Berechtigung für unternehmerisches Risikomanagement im Aktionärsinteresse entweder aus subjektivistischen Risikovermeidungsmotiven (Abschnitt 3.2) oder aus der Existenz von Marktunvollkommenheiten her. Letztere können einerseits in nicht-marktfähigen Vermögenspositionen (sog. „exogenen Friktionen“) wie Insolvenzkosten oder Steuern (Abschnitt 3.3) und andererseits in der asymmetrischen Informationsverteilung zwischen den am Unternehmensprozess beteiligten Aktionären, Managern und externen Financiers bestehen (Abschnitt 3.4). Zudem wird die Hypothese geprüft, das Aktionärsvermögen könne durch Kosteneinsparungseffekte aufgrund verbesserter Konditionen bei Verträgen mit Stakeholdern gesteigert werden (Abschnitt 3.5). Eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse in Kapitel 4 beschließt diese Abhandlung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Gegenstand dieser Arbeit
- 2. Begriffsdefinitionen und finanzierungstheoretischer Rahmen
- 2.1 Corporate Risk Management
- 2.1.1 Begriffsdefinition, Bedeutung, Aufgaben
- 2.1.2 Das Shareholder Value-Konzept
- 2.2.1 Finanzierungstheoretisches Fundament
- 2.2.2 Grundlegende Darstellung
- 2.2.3 Das kontextadäquate Risikomaẞ
- 2.2 Elemente, Instrumente, Methoden
- 3. Objektivistische Ansätze zum Corporate Hedging
- 3.1 Vorbemerkung: Risikomanagement versus Shareholder Value-Prinzip?
- 3.2 Erklärungsansätze für eine positive Rolle des Corporate Hedging
- 3.3.1 Vermeidung von Insolvenzkosten
- 3.3.2 Verminderung der unternehmerischen Steuerlast
- 3.3.3 Verminderung von Agency Costs
- 3.4 Subjektivistische Ansätze zum Corporate Hedging
- 3.4.1 Risikopräferenz der Manager
- 3.4.2 Asymmetrische Informationsverteilung
- 3.4.3 Koordinierung der Investitions- und Finanzierungspolitik
- 3.5 Der Stakeholder-Ansatz
- 4. Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Corporate Risk Management und Shareholder Value. Es wird untersucht, inwieweit das Risikomanagement der Unternehmung dazu beitragen kann, den Shareholder Value zu maximieren. Dabei werden sowohl objektivistische als auch subjektivistische Ansätze zum Corporate Hedging betrachtet. Außerdem werden die Implikationen des Stakeholder-Ansatzes auf die Risikomanagement-Strategien von Unternehmen diskutiert.
- Begriffsdefinitionen und finanzierungstheoretisches Fundament von Corporate Risk Management und Shareholder Value
- Objektivistische Ansätze zum Corporate Hedging und deren Auswirkungen auf den Shareholder Value
- Subjektivistische Ansätze zum Corporate Hedging und deren Einfluss auf die Risikopräferenzen der Manager
- Der Stakeholder-Ansatz und seine Relevanz für die Risikomanagement-Strategien von Unternehmen
- Zusammenhang zwischen Risikomanagement und Shareholder Value: Ergebnisse und Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Gegenstand dieser Arbeit definiert und der finanzierungstheoretische Rahmen erläutert. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition, Bedeutung und Aufgaben des Corporate Risk Managements sowie mit dem Shareholder Value-Konzept und dessen Finanzierungstheoretischen Fundament. Das dritte Kapitel analysiert objektivistische und subjektivistische Ansätze zum Corporate Hedging, wobei die Auswirkungen auf den Shareholder Value im Vordergrund stehen. Im vierten Kapitel wird der Stakeholder-Ansatz und seine Relevanz für die Risikomanagement-Strategien von Unternehmen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Corporate Risk Management, Shareholder Value, Corporate Hedging, Risikopräferenzen, Stakeholder-Ansatz, Insolvenzkosten, Steuerlast, Agency Costs, Informationsasymmetrie, Investitions- und Finanzierungspolitik.
- Arbeit zitieren
- Alexander Wittkopp (Autor:in), 2006, Corporate Risk Management und Shareholder Value: Ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57304