Aristoteles (384-322 v. Chr.), der oft als der wichtigste Philosoph des Abendlandes bezeichnet wird, sieht in dem Staat die höchste Form der menschlichen Gemeinschaft. Das Gemeinwohl ist der alles durchdringende Zweck, der im moralischen und glückseligen, dem eudämonischen Leben, aller im Staat lebenden Menschen liegt. Er wollte untersuchen, wie Ideale, Bräuche und ökonomische Verhältnisse in den verschiedenen Staaten in Beziehung stehen. Hierfür vergleicht er die institutionellen Formen, politischen Prozesse und den Inhalt politischer Entscheidungen. Auch heute, über 2300 Jahre später, erweist sich das antike Modell Aristoteles’ als außerordentlich leistungsstark, viele Politikwissenschaftler zehren immer noch von der umfangreichen Bibliothek des Lykeion, in welcher er Dokumente der verschiedenen Verfassungen griechischer Polis’ und anderer Staaten anlegte. Über zweitausend Jahre nach Aristoteles „Politik“ gelingt es Montesquieu, mit seinem Werk„De L’Esprit des Lois“,zu einem Vordenker großer weltgeschichtlicher Umbrüche zu werden. Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu, war einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller und Staatsphilosophen seiner Zeit. Mit seinem Hauptwerk „Vom Geist der Gesetze“, aus dem Jahre 1748, gelang es Montesquieu, die klassische Staatswissenschaft in den Rang einer umfangreichen Kulturphilosophie zu erheben. Seine Vorstellungen basieren auf der antiken Lehre von den drei Staatsformen, Demokratie, Monarchie und Despotie. Nun untersucht er jede dieser Formen anhand ihrer Abhängigkeit von natürlichen, besonderen geographischen und klimatischen Bedingungen. Montesquieus besondere Verdienst liegt darin, dass er die Nationen im Zusammenhang mit allen sozialen, moralischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Besonderheiten eines Staates betrachtet und zudem die organischen Beziehungen untereinander, wie auch ihre gemeinsame Prägung durch die jeweilig wirkenden Naturkräfte erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Forschungsstand
- Ethik und Politik
- Aristotelischer ,,êthos"
- Die Tugend im Bürgerstaat
- Die politische Wissenschaft
- Die Aufgabe der Staatswissenschaft
- Montesquieus politische Philosophie
- Menschenbild und Formen menschlicher Gemeinschaft
- Der Mensch als „,zoon politikon”
- Menschenbild und Klimatheorie im ,,De L'Esprit des Lois”
- Naturrecht und positives Recht
- Politisches Recht und Naturrecht in Aristoteles',,Politik”
- Gesetze der Natur und positive Gesetze
- Verfassungsformen und Gewaltenteilung
- Die Teilung der Macht in der Verfassung
- Die aristotelische Trias und die Mischverfassung
- Die drei verschiedenen Regierungen im „Geist der Gesetze“
- Über die Natur der Regierungsformen
- Die sich aus der Natur ergebenden Prinzipien
- Die gewaltenteilige Mischverfassung
- Die Teilung der Macht in der Verfassung
- Schlussbetrachtung: Gibt es einen Idealstaat?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die staatstheoretischen Modelle von Aristoteles und Montesquieu und beleuchtet deren Gemeinsamkeiten und Differenzen. Insbesondere wird analysiert, wie sich die antiken Vorstellungen Aristoteles von einem Staat bis zu den modernen Ansichten Montesquieus über moderne Volksgemeinschaften verändert haben. Dabei steht das Hauptwerk Montesquieus, „Vom Geist der Gesetze“, im Zentrum der Betrachtung.
- Entwicklung der Staatsauffassung von der Antike bis zur Moderne
- Vergleich der politischen Philosophie von Aristoteles und Montesquieu
- Bedeutung der Tugend in der Staatslehre beider Denker
- Wissenschaftliche Methode und Zielsetzung der Untersuchungen von Aristoteles und Montesquieu
- Das Menschenbild und die Rolle des Individuums in den Staatsformen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung und Forschungsstand: Die Arbeit stellt die Bedeutung von Aristoteles und Montesquieu als bedeutende Staatsdenker heraus und erläutert die Problematik der sich verändernden Staatsauffassung von der Antike bis zur Moderne.
- Ethik und Politik: Dieses Kapitel befasst sich mit der aristotelischen Tugendlehre und deren Bedeutung für den Bürgerstaat. Es wird die Frage gestellt, ob Montesquieus Tugendbegriff auf einem ähnlichen Ausgangspunkt basiert.
- Die politische Wissenschaft: Dieser Abschnitt analysiert die wissenschaftliche Methode und Zielsetzung der staatstheoretischen Untersuchungen von Aristoteles und Montesquieu. Die Frage nach der Aufgabe der Staatswissenschaft wird behandelt.
- Menschenbild und Formen menschlicher Gemeinschaft: Der Mensch als „zoon politikon“ und die Rolle des Individuums in verschiedenen Gesellschaften und politischen Systemen stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels. Die Klimatheorie Montesquieus wird in diesem Zusammenhang beleuchtet.
- Naturrecht und positives Recht: Hier werden die Definitionen von Naturrecht und positivem Recht bei Aristoteles und Montesquieu verglichen und die Unterschiede in ihren Weltansichten herausgestellt.
- Verfassungsformen und Gewaltenteilung: Das Kapitel präsentiert die Staatsformenmodelle von Aristoteles und Montesquieu, insbesondere die aristotelische Trias und die Montesquieusche Gewaltenteilungslehre.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die staatstheoretischen Modelle von Aristoteles und Montesquieu, untersucht die Entwicklung der Staatsauffassung von der Antike bis zur Moderne und beleuchtet die Bedeutung von Naturrecht, positivem Recht, Tugend, Gewaltenteilung und Menschenbild in der politischen Philosophie beider Denker. Weitere wichtige Begriffe sind „zoon politikon“, ,,êthos”, Bürgerstaat, ,,De L'Esprit des Lois” und „Vom Geist der Gesetze”.
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- Jana Emkow (Author), 2006, Über den Wandel der Auffassung von Staat und Politik am Modell von Aristoteles und Montesquieu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57319