Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Grundschullehrerin, die eine multikulturelle Klasse unterrichtete, in der viele Kinder sehr unterschiedliche, zum Teil geringe Deutschkenntnisse hatten. Die Lehrerin meinte, sie könnte unter diesen Umständen nicht vernünftig arbeiten. Ich fand, dass diese Aussage eine falsche Einstellung zu ihrer Aufgabe und zum Kind verriet, verstand aber andererseits, dass sie sich in dieser Situation überfordert fühlte und ihren Ansprüchen an ihren Unterricht nicht gerecht werden konnte. Sie plädierte dafür, die Kinder so lange auszusondern, bis sie vernünftig Deutsch sprachen, und berief sich dabei auf ein nicht näher bezeichnetes kanadisches Modell. Mir reichte das nicht aus.
Da ich selbst mit einem türkischen Muttersprachler verheiratet bin und unsere Kinder zwei- oder mehrsprachig aufwachsen sollen, fühle ich mich von der Thematik direkt betroffen. Als angehende Sonderschullehrerin werde ich auch im Beruf mit mehrsprachigen Kindern konfrontiert werden, die unterschiedliche Deutschkenntnisse, aber andere Kompetenzen haben. Die Aufgabe der Schulkinder ist nicht, mir oder anderen Lehrern einen Arbeitsplatz zu schaffen oder das Arbeiten leicht zu machen. Unsere Aufgabe als Pädagogen ist es, allen Kindern das Lernen zu ermöglichen. Es ist notwendig, nach einer Unterrichtsmethode zu suchen, die den Bedürfnissen der Kinder entspricht, anstatt die Kinder der Schule anpassen zu wollen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kinder unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit
- Mehrsprachigkeit - Begriffsklärung
- Modelle zum Erst- und Zweitspracherwerb
- Spracherwerbsansätze
- Der Kognitive Sprachenverbsansatz und die Entwicklung des Wortschatzes
- Formen von Mehrsprachigkeit
- Interdependenzhypothese
- Psychosoziale Faktoren gelumgener Mehrsprachigkeit
- Relevanz der Beachtung won Mehrsprachigkeit umd Mehrkulturalität
- Exkurs: Kulturimperialismus: Kultureller und Kulturller hiterpopulismus
- Statistis& Informationetl
- Fazit Mehrsprachigkeit
- Offener Unterricht
- Begriffk_lämng
- Bausteine der Methode
- Gesprächskrelse
- Wochenplanarbelt
- Freie Arbeit
- Ziele der Methode
- Entdeckendes Lemen und die Erziehung zur Eigenverantwortung
- Beachtung der kindlichen Persönlichkeit und Einbeziehung der Lertl- und Lebenswelten
- Die Aufgaben der Lehrkraft
- Planen von Lernsituationen und Zulassen von eigenen
- Analysierende Begleitung - Zur Frage der Diagnostik
- Der Klassenraum
- Fazit Cm•ner Untenicht
- Schulpolitische Rahmenbedingungen
- Richtlinien der Gmndschulen
- Vorgaben des Lehrplans
- Die Beschulung von Kindern unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit
- Fazit schulpolitische Rahmenbedingungen
- Offener Unterricht in Klassen mit Kindem unter der Bedmgumg von Mehrsprachigkeit
- Der Gesprächskreis mit mehrsprachigen Schülerlmlen
- Die Wochenplanarbeit mit mehßprachigen SchülerInnet1
- Die Freie Arbeit mit mehlspmchigen SchülerInnet1
- Vorüberlegungen der Lehrkraft - persönliche Grundeinstellung und Möglichkeiten
- Unterricht mit Kindem Lmter der Bedingung von Mehrsprachigkeit anhand der fi_ktiven Grundschulklasse X
- Vorstellung der Klasse
- Klassenstmktur
- Vorstellung der mehrsprachigen Kinder
- Das Thema "Farmlie" im offenen Sachunten-icht
- Einfihn_ang des Projektülemas 'Fmnilie"
- Das Thema 'Familie" im offenen Sachunten-icht der Klasse X
- Relevanz der Muttersprache fijr den Unterricht
- Mögliche muttersprachliche Lernhilfetl
- Einsatz muttersprachlicher Lemhilfen im Offenen Untayicln der Klasse X
- Förderung der Bedeutungserfiv1ck1Lmg im Offenen Unterncln
- Sprachliche Handlung+higkeit
- Kulturelle Aspekte im Untenicht - Nutzung der Mehrkulturalität
- Wir feiern das Opferfest (Kurban Bayraml)
- F azit, Beantvvortung der Fragestellung und Ausblick der vorgelegten
- Literatulverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Möglichkeit, mehrsprachige Kinder in der Grundschule mithilfe des Offenen Unterrichts effektiver zu fördern. Die Arbeit argumentiert, dass der Offene Unterricht aufgrund seiner Flexibilität und Schülerzentrierung besonders geeignet ist, um die individuellen Bedürfnisse und Kompetenzen mehrsprachiger Kinder zu berücksichtigen, ohne sie auszugrenzen.
- Die Bedeutung der Muttersprache für den Zweitspracherwerb
- Die Interdependenz von Erst- und Zweitspracherwerb
- Die Möglichkeiten des Offenen Unterrichts zur Förderung der sprachlichen und kognitiven Entwicklung mehrsprachiger Kinder
- Die Einbeziehung der kulturellen Vielfalt im Unterricht
- Die Rolle der Lehrkraft in der Gestaltung eines inklusiven und wertschätzenden Lernumfelds
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik des Umgangs mit mehrsprachigen Kindern in der Schule und stellt die These auf, dass der Offene Unterricht eine geeignete Methode für die Förderung dieser Kinder darstellt.
Das Kapitel "Kinder unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit" beleuchtet das Phänomen der Mehrsprachigkeit aus verschiedenen Perspektiven, insbesondere der Linguistik, Psychologie und Pädagogik. Es werden verschiedene Modelle des Erst- und Zweitspracherwerbs dargestellt, die Interdependenzhypothese erläutert und die Bedeutung psychosozialer Faktoren für die gelungene Mehrsprachigkeit hervorgehoben.
Das Kapitel "Offener Unterricht" analysiert die Methode des Offenen Unterrichts als ein Konzept, das auf verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen basiert. Es werden die Bausteine des Offenen Unterrichts, wie z.B. Gesprächskreise, Wochenplanarbeit und Freie Arbeit, vorgestellt und die Ziele der Methode, wie z.B. entdeckendes Lernen und die Erziehung zur Eigenverantwortung, erläutert.
Das Kapitel "Schulpolitische Rahmenbedingungen" untersucht die Richtlinien und Lehrpläne der Hamburger Grundschulen und zeigt, dass die Ziele des Offenen Unterrichts mit den bildungspolitischen Vorgaben im Einklang stehen.
Das Kapitel "Offener Unterricht in Klassen mit Kindern unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit" argumentiert, dass der Offene Unterricht die Möglichkeit bietet, mehrsprachige Schüler in ihrer sprachlichen und kognitiven Entwicklung zu fördern. Es werden die Bausteine des Offenen Unterrichts im Hinblick auf die Mehrsprachigkeit der Schüler untersucht und anhand einer fiktiven Grundschulklasse exemplarisch dargestellt, wie die Methode in der Praxis umgesetzt werden kann.
Das Kapitel "Unterricht mit Kindern unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit anhand der fiktiven Grundschulklasse X" stellt die fiktive Klasse X und ihre Schüler mit ihren unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Hintergründen vor. Es wird das Thema "Familie" als Projektthema gewählt und exemplarisch dargestellt, wie die Lehrkraft den Offenen Unterricht gestalten kann, um die Muttersprache der Kinder zu berücksichtigen und die kulturelle Vielfalt in den Unterricht einzubeziehen.
Das Kapitel "Relevanz der Muttersprache für den Unterricht" beleuchtet die Bedeutung der Muttersprache für den Zweitspracherwerb und die kognitive Entwicklung. Es werden verschiedene Möglichkeiten zur muttersprachlichen Unterstützung des Unterrichts diskutiert und anhand der fiktiven Klasse X exemplarisch dargestellt, wie die Lehrkraft muttersprachliche Lernhilfen im Offenen Unterricht einsetzen kann.
Das Kapitel "Förderung der Bedeutungsentwicklung im Offenen Unterricht" analysiert die Bedeutung der Bedeutungsentwicklung für den Wortschatz mehrsprachiger Kinder und zeigt, wie die Lehrkraft die Bedeutungsentwicklung im Offenen Unterricht fördern kann.
Das Kapitel "Sprachliche Handlungsßhigkeit" thematisiert die Bedeutung der sprachlichen Handlungsßhigkeit für die Gestaltung des Lebens mehrsprachiger Kinder und zeigt, wie die Lehrkraft die sprachliche Handlungsßhigkeit der Kinder im Unterricht fördern kann.
Das Kapitel "Kulturelle Aspekte im Unterricht - Nutzung der Mehrkulturalität" argumentiert, dass die Einbeziehung der kulturellen Vielfalt im Unterricht wichtig ist, um die Identität der Kinder zu stärken und Ausgrenzung zu vermeiden. Es wird das Beispiel des islamischen Opferfestes (Kurban Bayrami) exemplarisch dargestellt, wie die Lehrkraft verschiedene kulturelle Traditionen in den Unterricht einbringen kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Offenen Unterricht, die Mehrsprachigkeit, die Mehrkulturalität, die Förderung von Kindern unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit, die Bedeutung der Muttersprache für den Zweitspracherwerb, die Interdependenzhypothese, die Gestaltung eines inklusiven Lernumfelds, die Rolle der Lehrkraft in der Förderung mehrsprachiger Kinder und die Einbeziehung der kulturellen Vielfalt im Unterricht. Die Arbeit analysiert die Möglichkeiten und Herausforderungen des Offenen Unterrichts als Methode zur Förderung der sprachlichen und kognitiven Entwicklung von Kindern, die unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit aufwachsen.
- Quote paper
- Stefanie Lembcke-Kartal (Author), 2000, Offener Unterricht als Methode in Klassen mit mehrsprachigen Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5741
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