Die grundsätzliche Motivation zu dieser Diplomarbeit entstand während der zwei Semester (August 2003 - Mai 2004), die ich aufgrund eines Stipendiums an der University of Texas zu Austin studieren durfte. Sehr eindringlich wurde ich auf einem vorangehenden Seminar für die Stipendiaten darauf hingewiesen, dass ich auch eine Art „Botschafter“ Deutschlands in den USA sein würde und deshalb sehr vorsichtig mit Kritik bezüglich der allgemeinen und besonders gegenwärtigen Politik der USA sein müsste. Tatsächlich ging die hauptsächliche Kritik an der Regierung dann aber nicht von mir, sondern von den Studenten aus, die ich während meines Aufenthaltes in Texas kennen lernte. Fast täglich konnte ich Diskussionen über politische und gesellschaftliche Problembereiche der USA führen; die Themen erstreckten sich dabei von der gegenwärtigen Umweltpolitik, über generelle Eigenheiten der amerikanischen Gesellschaft bis zum Krieg im Irak und seinen wirtschafts- und sicherheitspolitischen Implikationen. Diejenigen Studenten, die dem Establishment ablehnend gegenüber standen, vertraten dabei gegenüber George W. Bush eine recht feindselige Position, die sich am deutlichsten in einem Plakat widerspiegelt, das als offener Protest das Fenster eines Studentenhauses zierte. (siehe Anhang 9.3) Das Plakat ist der deutlichste Beweis für die polarisierende Wirkung des gegenwärtigen Präsidenten und hinterließ mehr Eindruck bei mir als manches Gespräch. Natürlich verlief auch manches Gespräch frustrierend, z.B. hinsichtlich der Motivation der Terroristen für den Anschlag am 11. September 2001. In dieser Hinsicht wurde ich mit überwiegend starren Positionen konfrontiert, die jedwede Mitverantwortung amerikanischer Politik für diese Ereignisse strikt ablehnten. Trotzdem waren die Gespräche, von solchen Ausnahmen abgesehen, äußerst konstruktiv - bis zu dem Punkt, an dem es um Lösungsstrategien für die derzeitigen politischen Probleme der USA ging. Die Lösungen, die diesbezüglich von meinen amerikanischen Kommilitonen vorgeschlagen wurden, waren in ihrem Charakter meist revolutionär - im ursprünglichen Sinn des Wortes. Meiner Meinung nach ging das Problem von der Spitze der Regierung aus; diese Position bildete sich auch im Rahmen meiner Studien der Geschichte als auch politischem System der USA heraus. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rahmenbedingungen: Die amerikanische Demokratie
- Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika
- Volkssouveränität und Gewaltenteilung
- Die Exekutive in der Verfassung der USA
- Executive Orders – Durchführungsanordnungen des Präsidenten
- Hintergrund
- Möglichkeiten des Kongresses zur Einflussnahme auf Executive Orders
- Die Position der Judikative zu Executive Orders
- Verschiedene Termini für unterschiedliche Zeiten und Anwendungsgebiete
- Kontroversen um Clintons Gebrauch der Executive Order: ein Beispiel
- Allgemeine Kontroversen um Executive Orders
- Auf dem Weg zur modernen Präsidentschaft
- Andrew Jackson (1829-1837)
- Abraham Lincoln (1861-1865)
- Theodore Roosevelt (1901-1909)
- Franklin Delano Roosevelt (1933-1945)
- Einflussfaktoren der modernen Präsidentschaft
- Das Executive Office of the President (EOP)
- Dwight D. Eisenhower und der Military-Industry Complex
- „Kanonen oder Butter“: Lyndon B. Johnson (1963-1969)
- Die Krise der Präsidentschaft: Der War Powers Resolution Act
- Ronald Reagan und die Iran-Kontra-Affäre
- Der Präsident als Oberster Befehlshaber
- Abraham Lincoln als Commander In Chief
- George W. Bush als Commander In Chief
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Entwicklung der amerikanischen Präsidentschaft im Kontext der demokratischen Strukturen der USA. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob die wachsende Macht des Präsidenten eine Gefahr für die Demokratie darstellt.
- Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika als Grundlage für die Gewaltenteilung und die Rolle der Exekutive
- Die Bedeutung von Executive Orders für die politische Praxis und die potenziellen Auswirkungen auf die Machtbalance
- Die Entwicklung der Präsidentschaft von der frühen Republik bis zur modernen Zeit, mit Fokus auf Schlüsselpersonen wie Andrew Jackson, Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt und Franklin Delano Roosevelt
- Einflussfaktoren der modernen Präsidentschaft, wie das Executive Office of the President (EOP) und der Military-Industry Complex
- Die Rolle des Präsidenten als Oberster Befehlshaber im Kontext von Kriegen und Konflikten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Einleitung und stellt die Motivation für die Arbeit sowie den Forschungsrahmen dar. Das zweite Kapitel beleuchtet die Rahmenbedingungen der amerikanischen Demokratie, mit Fokus auf die Verfassung der Vereinigten Staaten, die Gewaltenteilung und die Rolle der Exekutive. Im dritten Kapitel werden Executive Orders, Durchführungsanordnungen des Präsidenten, analysiert. Dabei werden die historischen Hintergründe, die Möglichkeiten des Kongresses zur Einflussnahme, die Position der Judikative sowie Kontroversen um den Gebrauch der Executive Order beleuchtet. Das vierte Kapitel zeichnet die Entwicklung der modernen Präsidentschaft nach, indem es die Amtszeiten wichtiger Präsidenten wie Andrew Jackson, Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt und Franklin Delano Roosevelt untersucht. Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf die Einflussfaktoren der modernen Präsidentschaft, wie das Executive Office of the President (EOP) und den Military-Industry Complex.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie die amerikanische Präsidentschaft, die Demokratie, die Verfassung der Vereinigten Staaten, Executive Orders, Gewaltenteilung, Einflussfaktoren der modernen Präsidentschaft, Military-Industry Complex, Commander In Chief und historische Analyse von Präsidentschaftsämtern.
- Arbeit zitieren
- Sven Christos Peschel (Autor:in), 2006, Die Entwicklung der amerikanischen Präsidentschaft - Eine Gefahr für die Demokratie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57449