Wirft man einen Blick in die gängige Literatur zu postmodernen Gesellschaften, so scheinen sich die meisten Autoren doch relativ einig darüber zu sein, dass die Zeiten der Normalbiografie vorüber sind. Traditionelle Gemeinschaften, wie Familie oder Kirche, verlieren zunehmend an Bedeutung, wenn es darum geht, gesellschaftliche Rollen oder Lebenspläne anzubieten. Mit den traditionellen Gemeinschaftsformen zerfallen auch traditionelle Wertmaßstäbe und werden ersetzt durch eine Vielfalt von Sinnangeboten. Eine der häufigsten Gesellschaftsdiagnosen soziologischer Natur lautet „Individualisierung“ und macht den Menschen in der postmodernen Gesellschaft zumindest prinzipiell zum „Bastler“ seines eigenen Lebens. Es kann nach Belieben gewählt werden bezüglich Beruf, Partei, Form des Zusammenlebens oder Mitgliedschaft in einem der zahlreichen Vereine verschiedenster Art. Doch die individuelle Freiheit schafft nicht nur neue Möglichkeiten für die individuelle Lebensplanung, sondern überlässt es dem einzelnen Bürger der postmodernen Gesellschaft, nach Alternativen zu zerfallenen traditionellen Vorgaben zu suchen, sofern er danach verlangt. Der Prozess der Differenzierung und Pluralisierung hat mittlerweile auch die Phase der Jugend und somit die Jugendlichen selbst erfasst und zwingt auch sie dazu, frühzeitig Verantwortung für die eigene Entwicklung und das eigene Leben zu übernehmen. Doch wer glaubt, der Prozess der Enttraditionalisierung und Individualisierung bildet das Ende jeglicher Form (jugendlicher) Gemeinschaft, der irrt, wie die zunehmende und mittlerweile kaum noch überschaubare Vielzahl an jugendlichen beweist. Jugendliche Formen postmoderner Gemeinschaften Vergemeinschaftung, liefern die Hilfestellungen zur Lebensführung, dienen als Orte der Sinngebung und prägen Verhalten, Werte und Normen der Jugendlichen. Doch diese Formen freiwilliger Vergemeinschaftungen beschränken sich längst nicht mehr auf den realen Raum, sondern nutzen die neuesten technologischen Entwicklungen, bspw. das Internet und den modernen Computer, um sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. Dabei bildet der virtuelle Raum zunehmend den Raum, in dem nahezu alle Interessen bedient werden, wie das explosionsartige Wachstum der Chat Communities, Online Foren und Newsgroups beweist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die virtuelle Gesellschaft.
- 1.1. Das Modell der virtuellen Gesellschaft.
- 1.2. Das Modell der „konzentrischen Kreise“
- 1.3. Der Begriff des Virtuellen
- 1.4. Virtualisierung
- 2. Die Technologie der virtuellen Gesellschaft..
- 2.1. Computer
- 2.1.1 Digitalisierung.
- 2.2. Multimedia......
- 2.3. Internet
- 2.3.1. Definition des Internets.
- 2.3.2. Verbreitung und Nutzung des Internets in Deutschland
- 2.4. Computervermittelte Kommunikation
- 3. Gemeinschaft in der virtuellen Gesellschaft.
- 3.1. Begriffsklärung Gemeinschaft und Gesellschaft
- 3.2. Virtuelle Gemeinschaften?
- 4. Virtuelle Spielgemeinschaften: Counter Strike-Clans
- 4.1. Verbreitung von Counter Strike...
- 4.2. Inhalt des Spiels.........
- 4.3. Kommunikation im Spiel
- 5. Eigene Datenerhebung: Eine qualitative Untersuchung zu den Counter Strike Clans ......
- 5.1. Wissenschaftliche Zielstellung
- 5.2. Forschungsmethode .....
- 5.3. Theoretische Überlegungen zur Auswahl der Experten.
- 5.4. Der Leitfaden
- 5.5. Gewinnung der Interviewpartner
- 5.6. Durchführung der Interviews..
- 5.7. Auswertungsmethode
- 6. Auswertung.....
- 6.1. Die Entstehung von Clans..
- 6.2. Aufbau der Clans .......
- 6.4. Entscheidungen
- 6.3. Die Bedeutung der Sponsoren.
- 6.5. Regeln
- 6.6. Beständigkeit
- 6.7. Kriterien für die Mitgliedschaft...
- 6.8. Soziale Beziehungen zwischen den Mitgliedern
- 6.9. Bedeutung der LANs....
- 6.10. Die Faszination an CS
- 6.11. Bedeutung des Clans...
- 6.12. Zusammenfassung
- 7. Bedeutung der Counter Strike-Clans.
- 7.1. Clan: Ort der Sozialisation und des Kompetenzerwerbs.
- 7.2. Der Clan als (virtuelle) Gemeinschaft
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Counter Strike-Clans als jugendliche Gemeinschaften in der virtuellen Gesellschaft. Sie beleuchtet die Entwicklung und Funktionsweise dieser Clans im Kontext des gesellschaftlichen Wandels und der Individualisierung. Die Arbeit analysiert die sozialen Beziehungen innerhalb der Clans und untersucht, wie diese Gemeinschaften jungen Menschen bei der Entwicklung ihrer Identität und ihrer Kompetenzen helfen können.
- Die virtuelle Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf junge Menschen
- Der Einfluss von Computer- und Internettechnologien auf soziale Beziehungen
- Die Bedeutung von virtuellen Gemeinschaften als Ersatz für traditionelle Formen der Sozialisation
- Die Rolle von Counter Strike-Clans als Ort der Sozialisation und des Kompetenzerwerbs
- Die Dynamik und Strukturen innerhalb von Counter Strike-Clans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas jugendlicher Gemeinschaften in der virtuellen Gesellschaft dar und skizziert die wissenschaftliche Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 1 beleuchtet das Konzept der virtuellen Gesellschaft und analysiert die wichtigsten Modelle und Begrifflichkeiten. Kapitel 2 widmet sich der Technologie der virtuellen Gesellschaft und untersucht die Rolle von Computern, Multimedia und dem Internet. In Kapitel 3 wird der Begriff der Gemeinschaft im Kontext der virtuellen Gesellschaft näher beleuchtet. Kapitel 4 fokussiert auf virtuelle Spielgemeinschaften, insbesondere Counter Strike-Clans, und analysiert deren Verbreitung, Inhalte und Kommunikationsformen. Kapitel 5 beschreibt die eigene qualitative Untersuchung zu den Counter Strike Clans und erläutert die Forschungsmethodik. Kapitel 6 präsentiert die Ergebnisse der Auswertung der Interviews mit Clanmitgliedern. Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung, den Aufbau, die Entscheidungsstrukturen, die Regeln, die Kriterien der Mitgliedschaft, die sozialen Beziehungen sowie die Bedeutung von LANs und die Faszination an Counter Strike innerhalb der Clans. Kapitel 7 schlussfolgert mit der Bedeutung der Counter Strike-Clans als Ort der Sozialisation und des Kompetenzerwerbs sowie als (virtuelle) Gemeinschaft.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Diplomarbeit sind: virtuelle Gesellschaft, Counter Strike-Clans, jugendliche Gemeinschaften, Sozialisation, Kompetenzentwicklung, virtuelle Gemeinschaft, Internet, Computer, Kommunikation, qualitative Untersuchung, Interviews, Enttraditionalisierung, Individualisierung, postmoderne Gesellschaft.
- Quote paper
- Tino Engel (Author), 2006, Jugendliche Gemeinschaften in der virtuellen Gemeinschaft - Eine qualitative untersuchung der Counter Strike Clans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57510