PISA - Chancen und Missverständnisse


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ziele und Aufgaben von PISA

3. Missverständnisse
3.1 Grundlegendes
3.2 PISA - eine Allgemeinbildungsstudie?
3.2.1 Das Literacy – Konzept
3.2.2 Das PISA Programm unter dem Gesichtspunkt der Allgemeinbildung
3.2.3 Exkurs: zur derzeitigen Bildungsdebatte
3.2.4 Fehler bei der Interpretation der Kennzahlen
3.2.5 Was könnten die Ursachen für die unterschiedlichen Schülerleistungen sein?
3.2.6 Weitere Kritikpunkte

4. Chancen
4.1 Ein Ruck
4.2 Chance: Von PISA zu IGLU
4.3 Globalisierung schulischer Bildung
4.3.1 Weltcurriculum als große Chance?
4.3.2 Das 3-Ebenen-Modell der Bildungsstandards.

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

PISA. Das Selbstbewusstsein einer Nation, das normal durch Injektionen vom Mark der Monarchie stabilisierbar ist, erlitt einen schweren Schock: Da ist jemand vielleicht besser als wir. Und wir sind ja wir. Dazu kam noch der Umstand, dass die Schule nicht unter den Teppich gekehrt werden kann. Normalerweise berichten die Medien ja nur von Skifahren und ähnlichem, wo Österreicher die Weltspitze darstellen und nicht von anderen populären Sportarten, wo zufällig keine Österreicher von den Siegerphotos lächeln. Nur eben die Schule lässt sich nicht so leicht verdrängen, und das ist gut so. Also erkannte der Österreicher, dass wohl irgendetwas zu tun sein müsste.

“Österreich sackte im Vergleich zu PISA 2000, als das Abschneiden noch im oberen Mittelfeld lag, im Rahmen der PISA 2003 Studie um 10 Plätze ab und befindet sich nunmehr im untersten Drittel der getesteten Länder.“ „vom 10. auf den 19. Platz, von 507 auf 491 Punkte…“ [1]

Aufgrund der (Reduktionssucht der) Medien ist in Österreich (wie in vielen anderen Ländern auch) das Wort "PISA" zum Inbegriff aller Probleme des Bildungswesens geworden.[2]

In dieser Seminararbeit sollen deshalb einige der populärsten Missverständnisse angesprochen werden. Dazu soll zunächst geklärt werden, was die primäre Aufgabe der PISA-Studie ist, was sie erreichen wollte und sollte, und was sie im Gegensatz dazu erreicht hat! Des weiteren, was sie wirklich messen wollte und was sie im Endeffekt gemessen hat. Auch wollen wir darauf eingehen inwiefern die Ergebnisse falsch interpretiert wurden, welche Folgerungen man wirklich aus dem Ergebnis schließen könnte und welche Chancen PISA eröffnet.

2. Ziele und Aufgaben von PISA

Ziel von Schulleistungsvergleichsstudien ist das systematische Aufzeigen von Unterschieden, die Analyse der Unterschiede und damit verbunden sollen Schulleistungsvergleichsstudien Anlass zum Überdenken der eigenen Zielsetzung geben und Grundlage für Qualitätsverbesserung sein.

PISA hat die „primäre Aufgabe, den Regierungen der teilnehmenden Länder auf periodischer Grundlage Prozess- und Ertragsindikatoren der teilnehmenden Länder zur Verfügung zu stellen, die für politisch-administrative Entscheidungen zur Verbesserung der nationalen Bildungssysteme brauchbar sind.“[3]

3. Missverständnisse

3.1 Grundlegendes

Was wollte PISA messen – Was hat PISA gemessen?

PISA-Aufgaben sind bewusst nicht als curriculare Prüfung angelegt. Das begrenzt ihre Aussagekraft hinsichtlich curricularen Lernens.[4] Anliegen von PISA ist nämlich, Aussagen darüber zu treffen, wie gut Schülerinnen und Schüler darauf vorbereitet sind, den Herausforderungen der Realität zu begegnen.[5]

Grundsätzlich ruht die PISA-Studie, vor allem deren Ergebnis, auf 2 Säulen:

Das Grundbildungskonzept ist funktionalistisch, instrumentell und kompetenzorientiert. An erster Stelle steht die Methodenkompetenz[6].

Auf die Aufgaben und Funktionen der Schule wird nur implizit eingegangen; im Vordergrund steht allein die Qualifikationsfunktion, also die rein wissensbasierte Problemlösungskompetenz.

Schon daraus ist zu erkennen, dass PISA ausdrücklich nicht dazu dient, Informationen, die in eine konkrete Verbesserung der Unterrichtsgestaltung der einzelnen Schulen münden könnten, zu geben. Ziel ist ein „system monitoring“, mit dem Daten (nicht Informationen, nicht Wissen[7] ) über Teilbereiche nationaler Bildungssysteme erhoben werden. So betont schon der Abschlussbericht der PISA-Studie, dass die Aussagefähigkeit der erhobenen Daten ihre Grenze findet „wenn es um kausale Schlussfolgerungen geht. Aufgrund der querschnittlichen Anlage von PISA sind belastbare kausale Aussagen in der Regel nicht möglich“[8]. PISA testet also eine Alters-, nicht eine Klassenstufe. Denn PISA misst nicht den Zuwachs kognitiver Fähigkeiten im Verlauf der Schulzeit, sondern allein den Ist-Zustand in einer bestimmten Altersgruppe. Aus den Leistungsdaten von PISA ist nicht zu erschließen, inwieweit die Leistungsfähigkeit der schulischen Ausbildung zu verdanken ist und inwieweit sie auf unterschiedliche Anlagen und Umwelteinflüsse zurückgeht. Jedoch erlaubt PISA, Leistungsdaten mit sozialen Kenndaten zu vergleichen.

Die Studie kann also nur unter der Prämisse international gültiger Kompetenzanforderungen gesehen werden. „Sowohl die kompetenzorientierte, funktionalistische Definition von Grundbildung als auch der Verzicht auf nationale curriculare Validierung sind zentrale Elemente der Konzeption von PISA.

3.2 PISA - eine Allgemeinbildungsstudie?

Ein weiteres weit verbreitetes Missverständnis ist, dass die PISA-Studie als eine Studie verstanden wird, welche Aufschluss über die Allgemeinbildung der Schüler gibt und somit Urteile über das kgV der Bildungsinhalte der Schulen zulässt.

Aber warum fasst die Weltöffentlichkeit PISA als eine Studie auf, die in der Lage ist Allgemeinbildung zu messen? Hier können zwei Gründe unterschieden werden:

Die Studie wird zu Gunsten von parteipolitischen Überlegungen absichtlich missinterpretiert, um die eigenen Standpunkte zu stützen. Bestes Beispiel dafür ist die aktuell laufende Diskussion über die Ganztagsschule, bei der der Bildungsbegriff ebenfalls absolut willkürlich eingesetzt wird.

Die Fehlinterpretation liegt an der (willentlich) mangelnden Kenntnis der PISA-Studie, da nur einige Experten und die Schüler, die an der Untersuchung teilgenommen haben, die Originaltestaufgaben kennen. Dem Rest wurden nur Beispielaufgaben zugänglich gemacht, die den Originalaufgaben ähnlich sind.

3.2.1 Das Literacy – Konzept

Das Literacy – Konzept[9], welches wörtlich übersetzt soviel heißt wie Fähigkeiten, wird aufgrund mangelnder Recherche sehr oft mit Allgemeinbildung verwechselt.

Literacy im bildungsrelevanten Sinn meint, dass Schulinhalte so gelehrt werden, dass sie für Bürger in deren Lebens- und Berufswelt einen Gebrauchswert haben. So können die Aufgaben, wie im wirklichen Leben, nur gelöst werden, indem sich die Schüler selbst Konzepte zum jeweiligen Sachproblem aus der „Reading Literacy“, Mathematical Literacy“ und „Scientific Literacy“ basteln, mit deren Hilfe sie dann, in weiterer Folge, das Problem zu lösen im Stande sind.

Jedoch ist der Bildungsanspruch von PISA mit einer gewissen Ambivalenz behaftet. Auf der einen Seite stellt PISA eindeutig klar, dass die vorliegende Studie keine generellen Aussagen über die Allgemeinbildung von Schülern und die Gesamtqualität von Schulen erlaubt, auf der anderen Seite jedoch wird die revolutionäre Universalität der gemessenen Basiskompetenzen betont.

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien

[2] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien

[3] http://www.math.uni-potsdam.de/prof/o_didaktik/mita/me/Veroe

[4] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien

[5] Vgl. http://pisa.ipn.uni-kiel.de

[5] Vgl. Fuchs, H. W. 2003

[7] „Daten sind messbare Größen, deren Codierung allgemein bekannt und lesbar ist. Zahlen und Texte können immer nur Daten sein. Informationen sind Daten, die an erste Relevanzkriterien gebunden sind, also individuell interpretiert werden. Wissen entsteht durch den Einbau von Informationen in Erfahrungskontexte.“ Gekürzt und vereinfacht nach: Willke, H.: Das intelligente Unternehmen. In: Kasper (Hrsg.): Strategien realisieren – Organisationen mobilisieren. 2002, S. 222 bis 224

[8] Baumert, J.; Stanat, P.; Demmrich, A. 2001, S. 33

[9] Vgl. Messner, R. 2003, S. 402 ff

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
PISA - Chancen und Missverständnisse
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien  (Institut für allgemeine Pädagogik)
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V57555
ISBN (eBook)
9783638519984
ISBN (Buch)
9783656775508
Dateigröße
568 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Grundlagen zur Methode von PISA und IGLU, Analyse eines Weltcurriculums
Schlagworte
PISA, Chancen, Missverständnisse
Arbeit zitieren
Ewald Bechtloff (Autor:in), 2005, PISA - Chancen und Missverständnisse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57555

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