Zeitbewusstsein


Seminararbeit, 2002

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Bewusstsein?

3. Die zeitliche Struktur des Lesens
3.1 Das subjektive Empfinden beim Lesen
3.2 Aus eigener Erfahrung

4. Die zeitliche Struktur des Hörens
4.1 Die „Klick – Fusion“

5. Was geschieht bei Störungen der Gehirnfunktion?
5.1 Multiple Persönlichkeiten

6. Einfachreaktionen und Wahlreaktionen- zwei Arten von Reaktionszeiten
6.1 Wahlreaktion
6.2 Unterscheiden heißt Identifizieren
6.3 Ist die Zeit kontinuierlich?

7. Die serielle Ordnung des Erlebens und Verhaltens

8. Das Wahrnehmen von Bewegung(en) – Ursache – Wirkungszusammenhänge

9. Die Gegenwart oder das Jetzt – zwischen Vergangenheit und Zukunft

10. Der Neckersche Würfel

10.1Perspektivwechsel auf Zeit

11. Die Funktion des Gedächtnisses
11.1Amnesie – Gedächtnisverlust

12. Fazit

13. Zitate zum Thema Zeit und Raum

14. Literaturverzeichnis

Hausarbeit: Seminar „Raum & Zeit I“

Ernst Pöppel: „ Grenzen des Bewusstseins- Wie kommen wir zur Zeit und wie entsteht Wirklichkeit?“

1. Einleitung:

In meiner Hausarbeit zum Thema „Das Erleben der Zeit“ habe ich mich in erster Linie mit dem Buch „Grenzen des Bewusstseins- Wie kommen wir zur Zeit und wie entsteht Wirklichkeit?“ vom Autor Ernst Pöppel Seite 11 bis Seite 109 befasst.

Den Kapiteln 1. Grenzen der Selbstbeobachtung- oder: Wie wir lesen, 2. Fenster der Gleichzeitigkeit- oder Über zeitliche Spitzenleistungen beim Hören, 3. Wann ist ein Ereignis ein Ereignis- oder: Wenn das Gehirn zu langsam arbeitet, 5. Der zeitliche Rahmen für Entscheidungen- oder: Warum unsere Zeit in Quanten zerlegt ist, 6. Braucht das Gehirn eine Uhr? – oder: Wie zeitliche Ordnung geschaffen wird, 7. Die zeitliche Begrenztheit des Bewusstseins- oder: Wie das „Jetzt“ entsteht und 11. Gedächtnis und Gedächtnisstörung- oder: Wie Vergangenheit und Zukunft entstehen gelten meine besondere Aufmerksamkeit.

2. Was ist Bewusstsein?

Bevor ich mich dem eigentlichen Thema der Hausarbeit - dem Zeitbewusstsein – zuwende, erkläre ich vorab noch den Begriff des Bewusstseins bzw. wie Bewusstsein und somit die menschliche Wirklichkeit entsteht:

Bewusstsein gilt als ein geistiger oder mentaler Zustand.

Eine charakteristische Form des Bewusstseins betrifft die Ich – Identität:

Bei dem, was ich tue und erlebe, habe ich in aller Regel das Gefühl, dassiches bin, der etwas tut und erlebt und dass ich wach und „bei Bewusstseins“ bin. Ich fühle mich eins mit meinem Körper, ich empfinde mich als ein Wesen, das eine Vergangenheit, eine historische Identität hat.[1]

Es gibt nur ein paar Wege, mit denen wir mit der Außenwelt in Verbindung stehen, nämlich unsere fünf Sinne. Ohne Augen, Ohren und Nase gibt es für uns auch keine Farben, Klänge und Gerüche. Empfindungen nennen wir die Prozesse, welche uns durch unsere Sinne „zu Bewusstsein“ kommen. Es gibt kein Bewusstsein ohne Empfindungen und umgekehrt gibt e keine Empfindung ohne Bewusstsein.

Nur was uns bewusst ist, ist für uns konkret existent.

Somit existiert und entsteht Wirklichkeit auf der Basis unseres Bewusstseins. Bewusst werden uns die Dinge aber immer nur, insofern sie unsere Sinnesorgane auffassen können. Der Zustand eines jeden Dinges muss erst einen gewissen Grad der Größe erreicht haben, um von unseren Sinnen registriert werden zu können. Eine Wirkung der Außenwelt auf unsere Sinne existiert nicht, solange das Bewusstsein nicht durch das Überschreiten einer Reizschwelle geweckt worden ist.[2]

Für jedes subjektive Sinnesorgan, wie auch für jedes objektive Messgerät, existiert eine unterer Grenze der Ansprechbarkeit, unterhalb derer nichts mehr registriert wird, so dass wir ständig Instrumente wie Mikroskope, Teleskope, Tachometer oder/und Seismographen benutzen müssen, um die Vorgänge entdecken und aufzeichnen zu können, die unsere Sinne nicht unmittelbar wahrnehmen.

„Alles Objekt ist Erscheinung im Bewusstsein und damit Phänomen. Auch wenn es die objektive Realität gäbe, könnten wir sie nicht erkennen. In einer objektiven Welt dürften der besondere Zeitraum und der konkrete Ort, in und an welchem sich ein Geschehen abspielt, keine besondere Bedeutung haben, aber gerade das macht ein Ereignis irreal. Eine objektive Welt bleibt immer ein reines Gedankenprodukt [...]

[...] Bewusstsein heißt Eingrenzung, Formung und konzentrierte Bündelung der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand. Nur im Bewusstsein der Begrenztheit und Endlichkeit der Dinge sind wir bewusst und die Welt für uns ist wirklich. Information ist wahrnehmbarer Unterschied und jede geistige Tätigkeit wird durch Unterschiede ausgelöst, die uns aufgrund unseres Zeit- und Raumempfindens als solche auffallen. [...]“[3]

3. Die zeitliche Struktur des Lesens:

3.1 Das subjektive Empfinden beim Lesen

Es ist durchaus falsch zu glauben, dass wir gleichmäßig lesen, also dass unser Blick fließend von einer Zeile zur nächsten wandert; denn die Augen „springen“ von Zeile zu Zeile oder von Satzeinheit zu Satzeinheit, was bedeutet, dass der Lesende für eine gewisse Zeit einen bestimmten Punkt auf der Zeile fixiert. „Nach einer kurzen Zeit erfolgt dann ein weiterer Sprung, bis schließlich das Ende der Zeile erreicht ist. Dann erfolgt ein großer Sprung zurück zum Beginn der nächsten Zeile.“[4]

Je mehr Fixationen für eine bestimmte Länge eines Absatzes oder Textes nötig sind, desto anspruchsvoller ist er.

In einer längeren Lesezeit drückt sich somit eine größere gedankliche Herausforderung aus, die der jeweilige Text erfordert.

Hat der Leser einen Text in einer unbekannten Sprache und zusätzlich noch mit anderen Schriftzeichen vor sich liegen (z.B. Chinesisch, Japanisch, Griechisch,...), so erfordert es mehr Aufwand ergo mehr Zeit diesen Text zu erfassen - sofern man den Versuch startet, die einem fremde Sprache zu deuten - als man bei einem Text benötigen würde, dessen Sprache man sich bewusst ist. Das Lesenlernen und Verstehen einer fremden Sprache oder eines Schriftsystems drückt sich in der Abnahme der Zeit aus, die für einzelne Fixationen benötigt wird. Diese Abnahme der Zeit hat jedoch eine zeitliche Grenze, die nicht unterschritten werden kann.

Ergo: Der Schwierigkeitsgrad eines gelesenen Textes ist an der Anzahl und Dauer einzelner Fixationen und an der Anzahl der Blicksprünge sichtbar.

3.2 Aus eigener Erfahrung:

Je schneller man etwas liest, desto ungenauer kann die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen stattfinden, was daran liegt, dass man beim „Überfliegen“ der Zeilen nicht imstande ist alle Wörter einzeln zu erfassen. Meine Blicke können auch an den Zeilen entlang wandern, ohne dass mir der Inhalt des Textes bewusst wird/ist. Mein Bewusstsein befindet sich dann in einer ganz anderen Gedankenwelt.

Meine Konzentration ist somit auf andere Dinge gerichtet, die mich zu diesem Zeitpunkt oder in dieser Zeitspanne beschäftigen.

Aus eigener Erfahrung ist es mir möglich zu sagen, dass nicht nur zu schnelles Lesen zu einem Informationsverlust führt, sondern auch zu langsames Lesen oder das Verweilen an einer Textpassage zur Folge hat, dass es einem nicht möglich ist den Zusammenhang zu erfassen.

So kann ich einen ganzen Text oder auch einen ganzen Roman- je nachdem- lesen, ohne den Inhalt wirklich bewusst erfasst zu haben.

Will ich den Inhalt jedoch verstehen oder bewusst aufnehmen, so müsste ich an der Stelle wieder anfangen zu lesen, an der meine Gedanken abgeschweift sind.

Unsere Augen können nicht häufiger als fünfmal pro Sekunde zu neuen Blickzielen bewegt werden. Die Ursache für diese zeitliche Grenze liegt im Mechanismus des menschlichen Gehirns.

Was geschieht, wenn man sich selbst beim Lesen beobachtet?

Das wichtigste eines Textes ist- wie schon erwähnt- sein Inhalt, der dem Leser während des Lesevorgangs vermittelt wird.

Beschränkt sich die Aufmerksamkeit nun aber auf die Art und Weise des Lesens an sich, so verhält es sich gleichermaßen wie beim Abschweifen in eine andere gedankliche Sphäre: Es ist einem nicht möglich zur gleichen Zeit den Kontext zu erfassen, da es einem nicht möglich ist zu ein- und demselben Zeitpunkt mehrere Dinge im Bewusstsein zu haben.

4. Die zeitliche Struktur des Hörens:

Die Hierarchie des menschlichen Zeiterlebens setzt sich aus dem Erlebnis der Gleichzeitigkeit gegenüber Ungleichzeitigkeit, Erlebnis der Aufeinanderfolge oder der zeitlichen Ordnung, Erlebnis der Gegenwart oder des Jetzt und das Erleben der Dauer zusammen.

Im Folgenden möchte ich über die Gleichzeitigkeit beim Hören zu sprechen kommen:

4.1 Die „Klick – Fusion“:

Wenn das linke und das rechte Ohr gleichzeitig gereizt werden, dann hört man nur einen Ton, also „verschmelzen“ der „rechte“ und der „linke“ Ton zu einem einzigen Ton/Geräusch zusammen, was Ernst Pöppel hier als das Phänomen der „Klick – Fusion“ bezeichnet.

Treten diese Klicks nicht gleichzeitig auf, so hört man zwar immer noch einen Klick, aber an einer anderen Stelle im Kopf. Ernst Pöppel hebt dabei hervor, dass man bei diesen minimalen zeitlichen Differenzen – von 1 bis 2 tausendstel Sekunden – nur einen Ton hört.

Der objektive zeitliche Unterschied ist nicht hinreichend, damit subjektiv zwei Töne wahrgenommen werden.

Vergrößert man aber nun den zeitlichen Abstand beider Töne, so wird dann eine Grenze erreicht, an der man subjektiv ebenfalls zwei Klicks hört.

­ Außerhalb des Gleichzeitigkeisfensters hört man zwei Klicks und innerhalb einen!

Das Gleichzeitigkeitsfenster beim Seh – und/oder Tastsinn:

Was innerhalb der auditiven Modalität, also beim Hören, als ungleichzeitig bestimmt werden kann – wenn der Reizabstand etwa sechs tausendstel Sekunden beträgt - , wäre innerhalb des Tastsinns noch gleichzeitig.

In der visuellen Modalität erhält man wieder ein anderes Ergebnis.

Das Sehsystem ist, verglichen mit dem Hören und Tasten, sehr langsam.

- physikalische Gleichzeitigkeit ist etwas anderes als subjektive Gleichzeitigkeit
- Gleichzeitigkeit im subjektiven Bereich ist nichts Absolutes
- Gleichzeitigkeit ist ein relativer Begriff in unserem Zeiterleben

„Die subjektive Ungleichzeitigkeit von gehörten, gesehenen oder gefühlten Reizen ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung dafür, dass die zeitliche Folge von zwei Reizen angegeben werden kann.“[5]

4.2 Die Identifikation eines Ereignisses:

Ereignisse müssen zeitlich festgelegt werden können, also identifiziert werden können, damit es als eigenständiges Ereignis erlebt wird und auf andere Ereignisse bezogen werden kann.

Es wird bei der Identifikation von Ereignissen aber mehrmals unterschieden: bevor man, z.B. beim Hören, zu einem Ereignis gelangt, muss vorher noch zwischen Einheit und Zweiheit unterscheiden.

- „Man ist erst dann in der Lage eine korrekte Auskunft zu geben, wenn der zeitliche Abstand zwischen zwei Tönen etwa bei 30 bis 40 tausendstel Sekunden liegt.

Obwohl also zwei verschiedene Töne gehört werden können, muss von etwa zwei, drei oder vier tausendstel Sekunden an eine lange Zeit vergehen, bis Sicherheit darüber besteht, welches der erste und welches der zweite Ton war.“[6]

- Im Gegensatz zur Gleichzeitigkeit ist das zeitliche Intervall bei allen drei Sinnessystemen identisch!

Ab 30 bis 40 tausendstel Sekunden ist mit Sicherheit zu sagen, dass zwei Reize gleichzeitig sind. Ab diesem Zeitpunkt bekommen unspezifische Reize einen Eigenständigkeitswert. Die zeitliche Auflösung bei den drei Sinnessystemen ist unterschiedlich, weil die Eigenschaften der Sinnesorgane selbst auch unterschiedlich sind.

5. Was geschieht bei Störungen der Gehirnfunktion?

Bei Störungen bzw. Verletzungen des Gehirns können ganze Funktionen verlangsamen oder können sogar ganz zum Stillstand kommen.

Eine erhebliche Beeinträchtigung der Fähigkeit , z.B. die Abfolge von akustischen Ereignissen zu bestimmen, findet somit statt.

Sind Bereiche des Gehirns angegriffen oder gestört, die das Sprechen betreffen, so wird auch die Sprechgeschwindigkeit an die zeitlichen Möglichkeiten des geschädigten Gehirns angepasst.

[...]


[1]siehe auch Gerhard Roth, Kapitel 10, „Gehirn & Bewusstsein“

[2]Das Thema der Reizschwelle werde ich weiter unten noch genauer erläutern.

[3]siehe auch : www.mauthner-gesellschaft.de, Laurent Verycken- „Formen der Wirklichkeit- Bewusstsein II“

[4]siehe auch: Ernst Pöppel- „Grenzen des Bewusstseins- Wie kommen wir zur Zeit und wie entsteht Wirklichkeit?“ Seite 11

[5]siehe auch: Ernst Pöppel- „Grenzen des Bewusstseins,...“ Seite 29

[6]siehe auch: Ernst Pöppel- „Grenzen des Bewusstseins-...“ Seite 28

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Zeitbewusstsein
Hochschule
Universität Osnabrück  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Seminar: Raum und Zeit I
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V5757
ISBN (eBook)
9783638135443
ISBN (Buch)
9783638781312
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ernst Pöppel über das Problem des Zeitbewusstseins. 141 KB
Schlagworte
Zeit, Bewusstsein, Zeitbewusstsein, Ernst Pöppel, Raum und Zeit
Arbeit zitieren
Sabrina von der Heide (Autor:in), 2002, Zeitbewusstsein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5757

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Zeitbewusstsein



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden