Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Anhang 1: Risikogerechtes Zinssystem

Anhang 2: Finanzierungsbeispiel für eine Kleinstgründung

Anhang 3: Finanzierungsbeispiel für eine gewerbliche Unternehmensgründung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

2. Argumente für Gründungsförderung in Deutschland

3. Förderungsmöglichkeiten durch den Bund
3.1 Zinsvergünstigte Darlehen
3.1.1 Unternehmerkapital
3.1.2 ERP-Kapital für Gründung
3.1.3 Unternehmerkredit für Existenzgründer
3.1.4 KfW – Stargeld
3.1.5 Mikro - Darlehen
3.2 Zuschüsse des Bundes - KfW – Gründercoaching

4 Förderprogramme des Landes Baden – Württemberg
4.1 GuW – Darlehen für Gründung und Festigung
4.2 Beteiligung zur Existenzgründung

5 Fazit

1. Einleitung

Der Start in die Selbstständigkeit ist trotz einer guten Geschäftsidee mit immensen Schwierigkeiten verbunden, denn den meisten Jungunternehmern fehlt Startkapital. Kein Grund jedoch, dafür, ein gut durchdachtes Vorhaben aufzugeben, da der Staat und die Länder den Existenzgründern mit zahlreichen Förderprogrammen, in Form von öffentlichen Finanzhilfen, unter die Arme greifen. „Fördermittel sind finanzielle Mittel oder Bürgschaften, die Unternehmen von den Kommunen, den Ländern, dem Bund oder der Europäischen Union für bestimmte Zwecke zur Verfügung gestellt werden, z.B. für Unternehmensgründung…“[1]

In Deutschland existieren hunderte von Förderprogrammen, die sich der Unterstützung von Existenzgründern verschrieben haben. Unter Existenzgründung wird die Neugründung bzw. die Übernahme eines Unternehmens aber auch das eingehen einer tätigen Beteiligung ver-standen. Ziel der folgenden Arbeit soll es sein, die wichtigsten Programme, die Existenz-gründern im Rahmen einer Neugründung zur Verfügung stehen, zu erläutern. Nach einer kurzen Diskussion über die Motive, warum der Staat Gründer fördert, werden zunächst die Förderprogramme des Bundes vorgestellt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vergabe von zinsgünstigen Darlehen. Im Folgenden wird als weiteres Fördermittel noch die Gewährung von Zuschüssen behandelt. Im weitern Verlauf sollen zudem die Fördermöglich-keiten des Landes Baden – Württemberg vorgestellt werden. Auch hier liegt wiederum der Schwerpunkt der Arbeit auf dem Fördermittel des zinsvergünstigten Darlehens. Auf eine Beschreibung der Fördermöglichkeiten durch die Europäische Union wird verzichtet, da diese Programme für den durchschnittlichen Existenzgründer wenig geeignet sind. Zum einen sind Informationen zu den ausgeschriebenen Programmen schwer zugänglich und zum anderen ist das Antragsverfahren meist kompliziert und sehr zeitaufwendig[2]. Den Schluss bildet abschließend ein kurzes Fazit, worin unter anderem das Hausbankprinzip bei der Vergabe öffentlicher Finanzhilfen kritisch betrachtet werden soll.

2. Argumente für Gründungsförderung in Deutschland

Ein zentrales Element der Wirtschaftsordnung in Deutschland ist der Wettbewerb. Auf Grund von Existenzgründungen betreten neue Anbieter die bestehenden Märkte und verstärken somit den Wettbewerb auf eben diesen Märkten. Ohne Existenzgründungen würde dieser Wett-bewerb an Kraft und Dynamik verlieren. Oftmals werden durch Existenzgründungen neue und innovative Ideen verwirklicht. Sie sind somit für Fortschritt, Wachstum und Wett-bewerbsfähigkeit in unserer Wirtschaftsstruktur verantwortlich. Durch Existenzgründungen entstehen nicht zuletzt für den Gründer, sondern auch für potentielle Mitarbeiter neue Arbeitsplätze. Dies ist bei einer Arbeitslosenquote von 12,5%[3] aller zivilen Erwerbspersonen ein nicht unwesentlicher Grund für die staatliche Förderung von Existenzgründungen. Wie wichtig Existenzgründungen weiterhin sind, lässt sich an der Bedeutung mittelständischer Unternehmen insgesamt ablesen.[4] Auf mittelständische Unternehmen entfallen:

- 99,7% aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen
- 70% aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze
- 83% aller Ausbildungsplätze
- 41% aller Umsätze
- 49% der Bruttowertschöpfung aller Unternehmen.

In absoluten Zahlen bedeutet dass:

- 3,4 Mio. umsatzsteuerpflichtige Unternehmen
- 20 Mio. sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
- 1,25 Mio. Auszubildende
- 1.800 Mrd. Euro Umsatz.

3. Förderungsmöglichkeiten durch den Bund

Nach der Bundestagswahl im September 2002 wurden das bisherige Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und das bisherige Bundesministerium für Arbeit und Sozial-ordnung zu einem neuen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) zusammen-gelegt. Das BMWA ist somit der hauptsächliche Träger der Fördermaßnahmen, die wiederum von der KfW Mittelstandsbank verwaltet werden.[5] Mit ihrem Drei – Säulen – Konzept für die Bereiche „Fremdkapital“, „Mezzanine“ und „Beteiligungen“, soll die KfW Mittelstandsbank den Mittelständlern helfen, alternative und innovative Finanzierungsquellen zu erschließen.[6]

Das Hauptaugenmerk der staatlichen Förderung gilt den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Nach der Definition der Europäischen Union handelt es sich dabei um Betriebe, die nicht mehr als 250 Arbeitskräfte beschäftigen und entweder einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. € erzielen oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Mio. € er-reichen.[7] Diese Größenklassen sind für Start up Unternehmen zunächst von untergeordneter Bedeutung, allerdings müssen sie bei der Auswahl etwaiger Gesellschafter beachtet werden, um die Förderfähigkeit nicht zu verlieren.

Öffentliche Mittel sind zinsgünstiger als die herkömmlichen Kreditmittel der Banken und Sparkassen. Zur Anlaufkostenfinanzierung werden tilgungsfreie Jahre bis zu 5 Jahren eingeräumt, und vorzeitige Rückzahlungen sind möglich. Bei Beantragung öffentlicher Fördermittel ist grundsätzlich zu beachten, dass diese in der Regel über die Hausbank beantragt werden müssen, und zwar vor Beginn der Selbständigkeit. Dies wird als Hausbank-prinzip beschrieben.[8] Ein weiterer Vorteil der öffentlichen Mittel stellt die teilweise Haftungs-freistellung der Hausbank dar. Sie sorgt so für einen weiteren Finanzierungsanreiz der Hausbank. Zu beachten ist, dass kein Rechtsanspruch auf staatliche Unterstützung besteht. Um für die Erlangung von Fördermitteln in Betracht gezogen zu werden, muss der Existenz-gründer über ausreichende fachliche und kaufmännische Qualifikationen sowie über eine ausreichende unternehmerische Entscheidungsfreiheit (mindestens 10% Gesellschaftsanteil und Geschäftsführungsbefugnis) verfügen.[9] Darüber hinaus wird erwartet, dass im Falle einer Existenzgründung eine selbstständige und tragfähige „Vollexistenz“ als Haupterwerbs-grundlage entsteht. Eine Ausnahme bilden das Startgeld und das Mikrodarlehen. Laut den Richtlinien der KfW kann das Unternehmen hier zunächst auch im Nebenerwerb geführt werden.[10] Im Folgenden werden die wichtigsten Fördermöglichkeiten des Bundes für Existenzgründer vorgestellt.

3.1 Zinsvergünstigte Darlehen

Bei den nachfolgend aufgeführten Förderprogrammen handelt es sich ausschließlich um zins-vergünstigte Darlehen, die sich an Existenzgründer richten und vor Beginn des Vorhabens bei der Hausbank des Gründers beantragt werden müssen. Das Zahlenmaterial gilt der Einfach-heit halber für die alten Bundesländer, wobei für die neuen Länder günstigere Konditionen angeboten werden. Die folgende Abbildung 1 zeigt auf einen Blick die bestehenden Förder-möglichkeiten. Auf das ERP[11] – Kapital für Wachstum soll im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden, da sich dieses Fördermittel an Unternehmen richtet, deren Gründung vor 2 bis 5 Jahren erfolgte.

Abbildung 1: Förderung von Gründungen

( Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004e), S.3)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.1.1 Das Unternehmerkapital

Das Unternehmerkapital ist ein Förderprogramm, das die Vergabe von Nachrangdarlehen an Existenzgründer und bestehende Unternehmen ermöglicht. Nachrangdarlehen gehören zur Gruppe der mezzaninen Finanzierungsinstrumente.[12] Der Eigenmittelcharakter ist insbe-sondere durch den Verzicht auf Sicherheiten und durch die nachrangige Haftung gewähr-leistet.[13] Aus diesem Grund wird die Bonität des Unternehmens gegenüber weiteren Kapital-gebern verbessert und ermöglicht somit über diesen Weg die Aufnahme von weiterem Fremd-kapital. Das Unternehmerkapital gliedert sich in drei Bausteine.[14]

3.1.2 ERP-Kapital für Gründung

Mit Hilfe des ERP-Kapitals für Gründung werden Gründungs- und Festigungsvorhaben in Deutschland gefördert. Folgende Investitionen werden mitfinanziert, sofern sie betriebsnot-wendig sind und dem Finanzierungsanteil des Antragsstellers entsprechen:

- Grundstücke, Gebäude und Baunebenkosten
- Betriebs- und Geschäftsausstattung (Sachanlageinvestitionen)
- Kaufpreis eines Unternehmens oder –teiles
- Warenlager
- Branchenübliche Markterschließungsaufwendungen, z.B. Ausbildungsmaßnahmen für Handelsvertreter oder Aufwendungen für die Teilnahme an oder Besuch von Messen und Ausstellungen.

Der Antragsteller sollte mindestens 15% der Investitionssumme für das Vorhaben aus eigenen Mitteln erbringen können. Durch das Nachrangdarlehen lassen sich die Eigenmittel auf maximal 40% des Kapitalbedarfs anheben, wobei der absolute Höchstbetrag bei 500.000 € pro Antragsteller liegt.[15] Der restliche Betrag müsste durch die Hausbank finanziert werden. Die Laufzeit des Nachrangdarlehens beträgt maximal 15 Jahre. In den ersten 4 Jahren wird der Zinssatz um eine bestimmte Anzahl von Prozentpunkten verbilligt. Dementsprechend ist der jeweilige Zinssatz von der Entwicklung des Kapitalmarktes abhängig. Der aktuelle Zinssatz beträgt zur Zeit[16]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Mischkalkulationszinssatz[17] beträgt aktuell 5,98% p.a. für die Gesamtlaufzeit des Nachrangdarlehens. Dem Antragsteller werden 96% des Betrages ausbezahlt. Die Tilgung erfolgt nach maximal 7 tilgungsfreien Anfangsjahren in 16 gleich hohen halbjährlichen Raten. Eine vorzeitige ganze oder teilweise außerplanmäßige Rückzahlung ist möglich. Erfolgt diese allerdings innerhalb der ersten 10 Jahre, so müssen die vom ERP-Sondervermögen über-nommen Zinsen nachträglich entrichtet werden. Dies gilt nicht bei einer Tilgung, die im Zusammenhang mit der Aufgabe der selbstständigen Existenz steht. Die Hausbank, als durchleitendes Kreditinstitut, wird von der Haftung für das Nachrangdarlehen von der KfW freigestellt. Es besteht eine persönliche Haftung des Antragstellers. Die Kumulierung mit anderen Förderprogrammen ist möglich.[18]

[...]


[1] Vgl. Feucht, M. (2001), S.100f.

[2] Vgl. von Collrepp, F. (2000), S.321

[3] Vgl. Statistisches Bundesamt (URL).

[4] Vgl. Schmengler, K. / Kritikos, A. (2004), S.1.

[5] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004a), S.3.

[6] Vgl. Conzelmann, C (2004), S.46.

[7] Vgl. Europäische Union (URL).

[8] Vgl. Schefczyk, M. / Pankotsch, F. (2003), S.235f.

[9] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004b), S.4.

[10] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004c), S.55.

[11] European Recovery Program – Europäisches Wiederaufbauprogramm

[12] Vgl. Schulze, E. (2004), S14.

[13] Vgl. KfW Mittelstandsbank (2005a), S.1.

[14] ERP-Kapital für Gründung, ERP-Kapital für Wachstum und Kapital für Arbeit und Investition

[15] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004a), S. 12.

[16] Stand 03/2005

[17] gilt nur wen die maximal möglichen Laufzeitjahre ab dem30.12. des laufenden Kalenderjahres, die maximal mögliche Anzahl tilgungsfreier Anlaufjahre und der maximal mögliche Zinsbindungszeitraum in Anspruch genommen wurde.

[18] Vgl. KfW Mittelstandsbank (2005a), S.1.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen
Hochschule
Hochschule Pforzheim
Veranstaltung
Kapitalmarktfinanzierung
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V57623
ISBN (eBook)
9783638520140
ISBN (Buch)
9783638665452
Dateigröße
667 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Existenzgründungsfinanzierung, Berücksichtigung, Finanzhilfen, Kapitalmarktfinanzierung
Arbeit zitieren
Diplom-Betriebswirt Timo Werner (Autor:in), 2005, Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57623

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Existenzgründungsfinanzierung unter Berücksichtigung öffentlicher Finanzhilfen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden